Alltag eines Ermittlers

Hallo Leute,

wie sieht die Arbeit eines Polizisten in einer Mordkommission aus? Und muss man sich darunter einen ‚normalen‘ Arbeitsablauf vorstellen? Etwa von 8 bis 17.00 Arbeit - und dann Feierabend? Und in der Freizeit beschäftigt man sich nicht sonderlich mit dem Mordfall?

Und arbeiten sie die Punkte ab? Spurensicherung, Zeugenbefragungen, Obduktion, usw?

Würde mich über Auskünfte sehr freuen!

Grüße

Hallo,

ich habe zwar schon Mörder gejagt und auch gefangen, aber noch nie in einer Mordkommission gearbeitet. Diese Jagd kostet natürlich mehr als die 8 Stunden täglich. Ansonsten gibt es auch für die Beamten in derartigen Kommissionen die Arbeitszeitverordnung, gegen die nur in Ausnahmefällen (z.B. Entführungsfälle) zuwidergehandelt werden darf.

Nur in Film und Fernsehen haben die Polizisten keinen Feierabend, sie sind allerdings auch meilenweit von der Realität entfernt.

In jedem Fall wird zunächst eine kriminalistische Beurteilung der Lage gemacht, danach richtet sich das weitere Vorgehen.

Einen Maßnahmenkatalog oder eine Checkliste könnte man zwar aufstellen, aber da jeder Fall unterschiedlich ist, muss bei jedem Fall neu entschieden werden.

Gruss

Iru

Servus, Quiddy,

Insiderinfos dürfte man sowieso nicht herausgeben.
Aber das in der heißen Phase mehr als Dienst nach Vorschrift verlangt wird und auch erwartet werden kann, ist ja wohl klar. Da kannst du nicht sagen: Feierabend, ich gehe nach Hause.
Da hängt sich jeder rein, und deshalb haben wir in Deutschland bei Mord bzw. tötungsdelikten insgesamt eine Aufklärungsquote von über 95 % (laß mich lügen, ich glaube sogar, 97 %).

Und leider nimmt man bestimmte Fälle, obwohl man es nicht sollte, gedanklich doch mit nach Hause (deshalb haben Polizisten eine sehr hohe Scheidungsquote).

Und natürlich werden die von dir beschriebenen Aufgaben als erstes abgearbeitet.

Aber die gerade in amerikanischen Serien gezeigten Methoden sind meilenweit von der Wirklichkeit entfernt und wären bei uns z.T. absolut illegal (Bei den Amis bin ich mir da allerdings nicht so sicher. Seit dem Patriot Act gibt es dort keine Privatsphäre mehr).

Gruß manu

Hallo,

zunächst einmal gibt es Mordkommissionen
nur aus besonderem Anlaß…schwere Kapitalverbrechen oder
Tötungs/Entführungsdelikte mit großem öffentlichem Druck
(Mirko).

Im normalen Dienstbetrieb werden Tötungs-oder sonstige Delikte
wie schwere Körperverletzung etc. von der

  • Kriminalpolizei oder in einigen Bundesländern auch von der
  • Schutzpolizei
    ermittelt.
    Im Normalfall ahndelt es sich immer um ein Ermittlungsteam
    das heisst 2 Beamte. Dieses geschieht sowohl aus Gründen der Eigensicherung als auch zur Beweissicherung,weil 2 Beamte sich
    vor Gericht viel besser als Zeugen machen …denn in der Regel
    sind die Beschuldigten alleine und dank der Ermittlungsakten können sich die Beamten auch noch nach Jahren sooo genau erinnern…

In Großstädten ist die Kripo in der Regel im 3- Schicht-System besetzt,während in kleineeren Städten oder auf dem Lande entweder ein
Bereitsschaftsdienst der Kripo besteht oder in einigen Bundesländern die Schutzpolizei dieses im Rahmen ihres Wachdienstes ( 3 Schicht-Streifen) übernimmt.
Außerdem gibt es noch bei den Landeskriminalämtern und beim BKA
eine sogenannten Dauerdienst,der bei bestimmten Lagen von der örtlichen Polizei hinzugezogen werden kann (Stichworte OK,Terror).

Hallo,

Da hängt sich jeder rein, und deshalb haben wir in Deutschland
bei Mord bzw. tötungsdelikten insgesamt eine Aufklärungsquote
von über 95 % (laß mich lügen, ich glaube sogar, 97 %).

Interessant ist die schöne Dunkelziffer, denn die Polizei will natürlich nicht gerne zugeben, dass viele Morde gar nicht als Morde erkannt werden. Leider fehlt das Geld und das Personal jeden Toten gründlich zu untersuchen.

Grüße Roman

Hallo,

Interessant ist die schöne Dunkelziffer, denn die Polizei will natürlich nicht gerne zugeben, dass viele Morde gar nicht als Morde erkannt werden.

das gibt sie durchaus zu, denn sie würde ja die Morde aufklären - wenn man sie ließe.

Leider fehlt das Geld und das Personal jeden Toten gründlich zu untersuchen.

Hier wäre der Coroner nach US-Amerikanischem Vorbild durchaus eine Möglichkeit. Dazu müsste neben dem Geld aber auch erstmal das Gesetz geschaffen werden, das ermöglicht, jede Leiche auf bloßen Verdacht hin zu obduzieren.

„…Wenn für jeden Ermordeten auf den Friedhöfen ein Lichtlein brennen würde, die Friedhöfe wären hell erleuchtet…“

Gruss

Iru

Hallo,

der Coroner ist keine US-Erfindung,sondern kommt aus dem guten altem Europa…

Der Leichenbeschauer ist auch bei uns in den ehemaligen Fürstentümern bzw. im heiligen Deutschen Reich seit etwa 1200 nach Chr.
eine feste gesetzliche Einrichtung gewesen.Wenn es damals auch weniger um den einfachen Bürger als vielmehr um die Adligen Grundbesitzer ging…

Im Bereich des heutigen GB nannte er sich Coroner…

Es handelte sich immer um einen staatlichen Angestellten, dessen vordringlichste Aufgabe es war,zunächst einmal das Erbe zu sichern
(nach Möglichkeit für den Staat…*grinz* ).

Jeder Todesfall musste untersucht und wenn der Verdacht auf ein Verbrechen bestand zur Anklage gebracht werden.

Während in D die Leichenbeschau ab dem 17.Jahrhundert langsam
verging…konnte sich in GB der Coroner nach den Revolutionen und der
Bill of Rights als feste Institution installieren.

Servus Roman und Iru,

zumindest in meinem Bundesland bleibt die Leichenschau trotz eindeutiger gesetzlicher Regelungen sehr, sehr oft an den Kriminalbeamten hängen (wobei viele aus den Fachkommissariaten z.T. mehr Ahnung haben als manche Ärzte vor Ort, die z.T. Scheu haben, Leichen großartig anzufassen)(da wird z.B. bei voll ausgebildeter Leichenstarre eine Wiederbelebung versucht, oder erklärt, ein Toter sei erst kürzlich verstorben - weil noch warm -, während sich nach dem Umdrehen herausstellt, daß Teile mumifiziert sind).

Aber sie wird meist gewissenhaft durchgeführt, und etwas unerfahrenere Beamte haben i.d.R. kein Problem damit, einen erfahrenen Kollegen um eine zweite Leichenschau zu bitten.
Aber natürlich wäre eine Leichenschau durch einen erfahrenen Mediziner auf jeden Fall vorzuziehen.

Gruß Manu

Ständige Mordkommissionen

zunächst einmal gibt es Mordkommissionen
nur aus besonderem Anlaß …

München besitzt 5 ständige Mordkommissionen, von denen immer eine Bereitschaft hat.

Gruß,
Max

Hallo,

da irrst du dich…:smile:

Bayern kann halt nicht vom Freistaat (und König Ludwig )
lassen…*grinz*…

Was sich da „hochtrabend“ Mordkommision nennt,ist in anderen Bundesländern schlicht und ergreifend das Fachkommisariat
für Tötungsdelikte.

In Großstädten waren das schon immer seit Kaisers`s Zeiten eine oder mehrere Abteilungen so wie auch bei Raub/Diebstahl und Prostitution.

Hallo,

… und wie würdest du in München eine nach Maßstäben der anderen 15 Bundesländern eingerichtete „Mordkommission“ nennen?

Gruss

Iru

Re^2: nein…‚Etiketten-Schwindel‘…:smile:

Bayern kann halt nicht vom Freistaat (und König Ludwig )
lassen…

Und Berlin nicht von Kaiser Wilhelm. Oder wie soll ich das sonst verstehen, daß auch in Berlin die Abteilungen des Fachkommisariats für Tötungsdelikte (K11) von den Ermittlern als Mordkommissionen bezeichnet werden?

http://www.berlin.de/suche/index.php?q=mordkommission

Was sich da „hochtrabend“ Mordkommision nennt,ist in anderen
Bundesländern schlicht und ergreifend das Fachkommisariat
für Tötungsdelikte.

Ich sehe keinen großen Unterschied zwischwen der Organisation und den Bezeichnungen in Berlin und München.

M.

Gruß,
Max

Re^3: wenn schon,dann richtig…:smile:
Hallo,

wenn schon…dann richtig…:smile:

Von einer _ Mordkommision _ könnte man höchsten beim
LKA Berlin sprechen…siehe dazu:
http://www.berlin.de/polizei/wir-ueber-uns/struktur/lka

Auszug:

Im Gegensatz zu den meisten Landeskriminalämtern in Deutschland ist
das Berliner LKA ein „Ermittlungs-LKA“.

http://www.berlin.de/polizei/wir-ueber-uns/struktur/…

Abteilung 1
Tötungsdelikte, Entführungen, erpresserischer Menschenraub und
ärztliche Kunstfehler mit Todesfolge

Bei den einzelnen Berliner Polizeidirektionen bestehen Inspektionen

Bei der von dir verlinkten Pressemeldung handelt es sich um die

Kriminalinspektion Dir 5 VB I
Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich der sogenannte :Kriminaldauerdienst. Diese Dienststelle ist wie auch die Abschnitte :rund um die Uhr besetzt. Gemeinsam mit den Abschnitten werden alle :unaufschiebbaren Maßnahmen von kriminalpolizeilichem Belang, z.B. :Tatortarbeit, Vernehmungen, Festnahmen und Durchsuchungen getroffen

Von einer _ Mordkommision _ könnte man höchsten beim
LKA Berlin sprechen …

Richtig. So zum Beispiel in der Liste, die ich verlinkt hatte.

Bei der von dir verlinkten Pressemeldung

Ich habe keine Pressemitteilung verllinkt, sondern eine Liste von Suchergebnissen.

M.

Hallo,

Iru hat (mal wieder :wink: Recht, ich glaube, dass es primäre Aufgabe des Gesetzgebers ist, hier etwas zu verändern/verbessern. Die Kriminalpolizei wird sich nicht weigern mehr Morde aufzuklären, im Gegenteil.

Mit einer äußeren Leichenschau ist es allerdings oft nicht getan (und zwar insbesondere dann nicht, wenn sie jeder x-beliebige Arzt vornehmen kann und das ist die Regel). Eine richtige Obduktion sprich Leichenöffnung wäre hier natürlich sinnvoller. Das dauert aber Zeit und kostet Geld, zudem braucht man hier die entsprechend ausgebildeten Ärzte. Der Orthopäde oder HNO ist zur Leichenschau eher ungeeignet.

Gruß
who_knows