Schon sehr früh sind die Alpen mit Kutschen überquert worden, zumeist zum Zwecke des Posttransportes. Wie das überall üblich war, hat die Post auch gleich Passagiere mitgenommen. Anfang des 20. Jahrhunderts fing man an diese Postkutschenlinien auf motorisierte Omnibuslinien umzustellen. In den 30er Jahren gab es dann die erste Blüte der touristischen Busfahrten durch die Alpen.
Diese Entwicklung kann ich problemlos für Deutschland, Österreich und insbesondere die Schweiz nachvollziehen. Nur für Frankreich finde ich keinerlei Belege. Ich habe es mittlerweile mit allen mir wahrscheinlich erscheinenden Suchbegriffen versucht, ich finde aber nichts. Es gibt zwar heute die CarPostal France, aber das ist eine erst 2004 gegründete Tochtergesellschaft der Schweizer Post.
Da ich mir nicht denken kann, dass es eine entsprechende Entwicklung zwischen 1930 und 1939 in Frankreich nicht gegeben hat, ist die Frage, wonach ich suchen soll um fündig zu werden.
Busse der PLM auf Alpenrouten
Hallo Negrodamus,
es gibt mehr Länder in Europa, in denen es nie Postbus- oder Postautonetze gegeben hat, als solche, in denen das der Fall war.
Die Autobuslinien der 1920er Jahre auf den neuen Hochalpenstraßen („Route des Grandes Alpes“, 1913 eröffnet, und andere) in Frankreich wurden teils durch die Eisenbahngesellschaft PLM betrieben, teils durch private Konzessionäre; das entspricht dem, wie heute noch der regionale Busverkehr durch die conseils régionaux finanziert, aber teils durch Private, teils durch die SNCF betrieben wird.
Die technisch recht fortschrittliche PLM (André Chapelon, der König der Dampflok-Konstrukteure, erlebte den Höhepunkt seines Schaffens zwar bei der P.O.-Midi, aber man erkennt an seinen Konstruktionen den Stallgeruch der PLM, bei der er seine ersten Sporen verdient hat), richtete entlang ihrer Strecken auch Busverbindungen von den Bahnstationen ins Hinterland ein. Für die Alpenroute lieferte Berliet 1923 sogar zwei Cabrio-Busse des Typs „CBO découvrable“ (18 Sitzplätze) an die PLM.
Das sehr frühe Ende des Diligencen-Monopols der Postpächter geht in Frankreich auf die Epoche zurück, als gegen Ende des ancien régime Anne Robert Jacques Turgot Generalkontrolleur der Finanzen war: Turgot war einer der frühen Theoretiker und als Politiker engagierter Verfechter des Freihandels. Seine Prinzipien „kein Bankrott, keine Steuererhöhung, keine Verschuldung“ vertragen sich nicht gut mit staatlichen Monopolen im Transportwesen.
Bonus track: Mein Bruder, von der Bundesbahn großzügig mit Freifahrten auch für europäische Nachbarländer ausgestattet, fragte mal den Fahrer eines Busses irgendwo im Zentralmassiv, ob er auf den Freifahrschein der SNCF eine Ermäßigung für den Bus bekommen könnte. Der Fahrer winkte ab - nein, er könne gratis mitfahren: „Mais c’est un chemin de fer, ce car!“
Schöne Grüße
Dä Blumepeder