Alpträume - wie wegbekommen?

Hallo!

Vorweg: es geht um keine Traumdeutung :wink:

Studiumsbedingt durfte ich über die letzten Semester mehrere längere Referate/Vorträge halten (3 x je 45 Min, 2x je 30 Min).
Die sind soweit auch ganz gut gelaufen und gut bis sehr gut ausgefallen.
Jetzt habe ich glücklicherweise keine Vorträge mehr vor mir (gut, die mündliche Prüfung kommt noch, aber das ist ja was anderes).

Nun werde ich seit einiger Zeit von Alpträumen geplagt.
Es geht immer darum, dass ich in wenigen Minuten ein Referat halten oder irgendeine wichtige Arbeit vorstellen soll.
Ich bin dann immer ganz entsetzt, weil ich noch lange nicht soweit bin. Entweder ich habe vergessen die Präsentation zu erstellen oder der Vortrag selbst ist noch nicht fertig. Ich habe vergessen ein Manuskript/Karteikarten mitzunehmen (die ich in echt zwar immer dabei habe, aber nie brauche) und habe so keinen blassen Schimmer was ich eigentlich sagen soll, weil ich den kompletten Text (bzw. sogar das komplette Thema!) vergessen habe… etc. etc.

Mit der Zeit werden die Träume schlimmer.
Die Fehler meinerseits werden zum einen immer größer (z.B. anfangs hatte ich „nur“ vergessen, die Präsentation zu erstellen, konnte aber wenigstens den Text und die Materie, mittlerweile fehlt aber meist sogar der Vortrag selbst und die Materie ist mir völlig unbekannt), zum anderen gehen die Träume auch immer weiter. Anfangs wurde mir nur mitgeteilt, dass ich gleich dran bin, worauf ich noch verzweifelt (und vergebens) versuchte, etwas zu retten. Mittlerweile geht der Traum noch dahingehend weiter, dass ich tatsächlich den Vortrag halten soll, vor meinen Zuhörern stehe, hilflos irgendwelchen Unsinn stotterte, bis mich schließlich der Professor unterbricht; meinen Stuss könne ja nun wirklich niemand ertragen und ich würde sicher verstehen, dass er mich dafür nur durchfallen lassen könne.

Was ich nun nicht verstehe:
diese Alpträume begannen vereinzelt kurz vor meinem letzten Vortrag.
Erst seitdem ich alle Vorträge hinter mir habe, haben diese Alpträume so richtig angefangen.
Ich verstehe das nicht.
Ich würde es ja verstehen, wenn ich VOR Vorträgen solche Träume hätte, aber warum denn danach? Und warum werden die immer schlimmer?
Der letzte Vortrag ist übrigens schon über 1/2 Jahr her und, wie gesagt, es kommt keiner mehr.

Hätte irgendwer irgendeinen Tipp, wie ich diesen Träumen vorbeugen könnte?

LG

Hallo!

Was ich nun nicht verstehe:
diese Alpträume begannen vereinzelt kurz vor meinem letzten
Vortrag.
Erst seitdem ich alle Vorträge hinter mir habe, haben diese
Alpträume so richtig angefangen.
Ich verstehe das nicht.
Ich würde es ja verstehen, wenn ich VOR Vorträgen solche
Träume hätte, aber warum denn danach?

Es ist, auch außerhalb von Träumen, ganz und gar nichts Ungewöhnliches, dass man Stress-Situation erst mit zeitlichem Abstand verarbeiten kann.
In deiner Erinnerung wird die Zeit der Vorträge ja bestimmt noch sehr lebendig und aktuell sein.
Zu dieser Frage auch im „P.S.“ noch ein Anmerkung.

Und warum werden die
immer schlimmer?

Möglicherweise, weil sich der Traum immer weiter vortasten kann, da deine Grenzen der Erträglichen größer werden.
Das klingt jetzt mystifizierter als es gemeint ist … ein Traum ist ja immer eine unentwirrbare Einheit von „geträumtem Traum“ und „erinnertem Traum“.
Diese „Traumerinnerung“ ist eine Art der Erzählung einer Geschichte (dir selbst gegenüber). Dass Erzählungen fortschreiten und sich intensivieren ist ja etwas völlig normales.

Das erlebe ich übrigens auch in therapeutischen Tagtraum-Sitzungen, dass bestimmte Elemente des Tagtraums erst eine Zeitlang schrecklicher werden (weil der Patient in seiner Phantasieproduktion immer mehr zulassen kann) bevor sie dann nach und nach wieder harmloser werden, weil der Patient gelernt hat, damit umzugehen.

Hätte irgendwer irgendeinen Tipp, wie ich diesen Träumen
vorbeugen könnte?

Wenn du mit dem Problem als Patient zu mir gekommen wärst, dann würde ich dir nun vorschlagen, den Traum als Tagtraum (das funktioniert in einem leicht hypnoiden Zustand) einzstellen und ihn dann entsprechend zu bearbeiten, sprich: ihn weiterzuführen und zu variieren, zum Beispiel mal den Kontakt mit dieser Traumfigur des „Professors“ zu suchen. So etwas bringt stets gute Effekte hervor.

Da du aber auf dich angewiesen bist: versuch doch mal, den Traum im Wachzustand auf verschiedene Weisen selbst gezielt aufzunehmen (als Zeichnung, als Erzählung, auch als Tagträumerei) und gib ihm ein anderes und besseres Ende als er es nächstens erhält, oder gib ihm überhaupt einen ganz anderen Fortgang. Binde ihn eine größere Geschichte ein, mach ein Vielzahl von unterschiedlichen Nebengeschichten aus ihm usw.

Ein andersartiges Mittel als dieses „Umschreiben“ ist das „Einschließen“:
Du schreibst dir den Traum detailliert auf (oder objektivierst ihn auf irgendeine andere Weise: als Bild, als Figur, was auch immer), und sperrst dieses Objekt vor dem Bettgehen mit möglichst vielen Ritualen verbunden in irgendeine Schublade ein.
Das klingt vielleicht arg nach kindlichem ‚magischen Denken‘ (wird übrigens als Technik auch in Kindertherapien etwa zur Angstbekämpfung eingesetzt) … da Träume aber eben kindlich-magisch funktionieren genau das richtige :wink:

Gruß
E.T.

P.S.: Wenn ich zu einer Deutung dieses wiederkehrenden Traums ansetzen wollte, dann würde ich an der Figur des Professors ansetzen. Oft, in den hypnoiden Tagträumen fast immer, sind solche Figuren Verdichtungen mehrerer Personen der Vergangenheit in eine einzelne Traumfigur.
Das erklärt auch, warum der Traum mit der Vortragssituation selbst nicht unbedingt etwas zu tun haben muss, und warum es deshalb nichts ungewöhnliches ist, wenn er erst jetzt so richtig aufkommt.
Beispielsweise (nur um das Gesagte zu illustrieren) geht es „eigentlich“ ja gar nicht um den Professor und den Vortrag, sondern um ein längst vergessenes Erlebnis in der Schule bei einem bestimmten Lehrer, der vielleicht irgendeine kleine Ähnlichkeit mit dem Professor hat, was die Erinnerung daran nun hervorgerufen hat.

Danke
Danke für die ausführliche Antwort! :smile:
Ich werde mal deine Vorschläge ausprobieren, vielleicht hilft es ja auch bei mir :smile: