Hallo zusammen,
seit mehr als drei Wochen befinde ich (55 J.) mich in einer Anschlussheilbehandlung (Kurklinik) nach meiner Hüftoperation.
Der Altersdurchschnitt beträgt hier 67 Jahre. Interessant, was man so an Gesprächen mitbekommt und welche Erfahrungen man machen kann.
Die jeweiligen Altersgruppen entwickeln eine eigenartige Tendenz, unter sich zu bleiben. Da fühlen sich die knapp über 50-jährigen wie Jugendliche. Die 80-jährigen werden mitleidig als Kompostis angesehen. („Lohnt sich der finanzielle Aufwand für die eigentlich noch?“)
Interessant ist aber, wer die Leute sind, die sich zu bestimmten Freizeitaktivitäten einfinden. Kürzlich war hier eine Dame, die Kurzgeschichten bedeutender Autoren vorlas. Die Zuhörerschaft war ein Mix durch alle Altersgruppen hindurch. Wenn man in die Gesichter schaute: alle gleich jung. Offen für Neues. In der Lage, sich auf spannende Überraschungen einzulassen.
Nein, alt sein ist keine Frage des biologischen Alters. Alt sein ist eine Sache des Kopfes. Und da sind manche schon mit 18 vergreist, während andere mit 90 noch in der Blüte ihrer Jugend stehen. Aus diesem Grunde ist wohl auch die Diskussion über ein „Senioren“-Programm in irgendwelchen Medien so sinnlos.
Es gibt sie eben nicht, die Senioren. Unsere Gesellschaft ist in diagonale Gruppierungen aufgeteilt, und nur sehr selten in vertikale. Das hindert uns aber nicht daran, in diesem 50±Forum zu posten. Denn hier hat ja bereits eine Vorauswahl stattgefunden. Wer schon nicht mehr in der Lage oder willens ist, sich mit dem Internet zu beschäftigen, tritt hier logischerweise gar nicht in Erscheinung.
Selbst die Thematik des körperlichen Alterns eignet sich nicht besonders gut für eine trennscharfe Definition der Zielgruppen. Was unterscheidet schon eine Altersarthrose von einem angeborenen oder durch Unfall herbeigeführten Knorpel- oder Knochenschaden?
Also: Jung sein heißt, sich mit den Sichtweisen anderer Menschen auseinanderzusetzen, sich zu interessieren für andere Perspektiven, bereit zu sein, eigene Standpunkte zu überdenken, neugierig auf Überraschungen und offen für neue Erfahrungen zu sein.
Da könnten wir 50-Plussis hier im Brett ein gutes Vorbild abgeben.
Gute Zeit wünscht
Euer
Burkhard