Hat dieses Dreckszeug überhaupt irgendwelche Auswirkungen auf
ältere Betriebssysteme?
Leider ja.
Es gehört zu den vielen Fehleinschätzungen, dass es verhältnismäßig ungefährlich wäre, wenn das Betriebssystem nur alt genug wäre, dass die Virenprogrammierer es uninteressant fänden.
Doch das stimmt aus verschiedenen Gründen nicht:
1.) Alte Betriebssysteme sind noch sehr weit verbreitet:
Z.B. überall dort, wo das Geld knapp ist (außerhalb der hochindustriellen Welt) oder wo man Angst hat oder Probleme, laufende Systeme zu verändern, weil irgendwelche megateure Hard- oder Software dranhängt. Selbst in vielen Großkonzernen werden total veraltete Softwarekomponenten eingesetzt, weil niemand sich traut, solche Kartenhäuser anzurühren oder keine Million dafür bekommt, wenn das alte System immer noch tut, was der Kunde will.
Konsequenz: Es gibt noch hinreichend Acker für die böse Saat.
2.) Alte Betriebssysteme erfordern alte Programme.
Egal ob Betriebssystem, Browser, Java oder Acrobat Reader: Nur in den aktuelleren Versionen werden Fehler gepatcht. Und damit bedeutet die Entscheidung für ein nicht mehr supportetes Betriebssystem auch, dass man jede Menge nicht mehr supportete Softwarekomponenten einsetzen muss. Und hier haben viel stärkere Verbesserungen stattgefunden als in den Betriebssystemen. Oder umgekehrt: Die alten Programme haben viel mehr Schwachpunkte als Betriebssysteme, in denen man schon ein paar Jahre länger an Sicherheit gedacht hat.
Konsequenz: Die Gefahr potenziert sich durch alle alten Softwarekomponenten, die man noch einsetzt.
3.) Es sind genügend alte Viren unterwegs.
Es gibt immer wieder Phasen, in denen auch ältere Schadsoftware noch mal verstärkt auftritt. Auch weil früher die Schadsoftware stärker auf epidemische Verbreitung gesetzt hat.
4.) Es kostet nichts, alte Schwachstellen zu testen
So wie die Spammer wissen, dass die allermeisten ihrer Mails nicht gelesen werden, so sieht es mit der Schadsoftware auch aus: Beim ungezielten Verbreiten ist es egal, dass die Erfolgsquote gering ist, wenn nur das Probieren billig genug ist. Und entsprechend hat heutzutage eine gute Schadsoftware gleich eine ganz Bibliothek von alten Einbruchswerkzeugen dabei. Das Testen kostet ein paar Kilobyte mehr und ein paar Sekunden im Hintergrund.
Zudem verhält es sich wie bei Kombinationspräparaten in der Agrochemie: Die Mischung ist stärker als die Einzelmittel. So kann ein Eindringling, hat er erst mal die Festungsmauer durchbrochen, mit anderen Mitteln weitermachen, weil die dahinterstehenden System nicht so stark gehärtet sind.
Oder ist es umgekehrt, z.B wäre
Win2000 Sofort infiziert mangels Patches?
Sehr viele Windows-Schwachstellen der letzten zwölf Monaten betrafen nicht Vista und Windows 7 sondern XP und meist auch noch NT und 2000. Schließlich sind wesentliche Teile in Windows durch Weiterentwicklung entstanden. Und erben damit auch die Fehler.