Alte Weine

Hallo,

ich habe schon weiter unten den Thread über die alten Weine gelesen.

Schon entstehen weitere Fragen.

  1. Kann man die Qualität eines Weines tatsächlich vor der Öffnung des
    Weines bestimmen ? Also kauf ich 50 Jahre alten Wein oder Essig ?
  2. Was macht man eigentlich, wenn man sich Wein einlagern möchte und stellt fest, das der Korken nicht die Qualität hat.
  3. Ist es irgendwie möglich diesen zu wechseln ?

Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen, aber wer zahlt denn tatsächlich so einen Haufen Geld, ohne sicher zu sein, dass die Qualität erstklassig ist.
andererseits, wer schmeisst einen hochwertigen Wein weg, wenn er mitbekommt, dass der Korken nicht der gleichen Qualität entspricht

Ein hoch interessierter
Theo

Hallo Theo,

Schon entstehen weitere Fragen.

Da will ich doch mal versuchen mit meinen bescheidenen Mitteln etwas zur Klärung beizutragen.

  1. Kann man die Qualität eines Weines tatsächlich vor der
    Öffnung des
    Weines bestimmen ? Also kauf ich 50 Jahre alten Wein oder
    Essig ?

Das ist schwierig, weil Du nur auf der Basis „50 Jahre alter Wein“ nicht über genügend Informationen verfügst um sowas beantworten zu können.
Du musst schon ein bißchen mehr wissen.
Es ist z.B. wichtig von welchem Erzeuger dieser Wein ist. Es gibt nicht so sagenhaft viele Weingüter auf dieser Welt, die Weine produzieren, die eine Genußfähigkeit von 50 oder mehr Jahren haben.
Über diese Weingüter ist aber i.d.R. in der Fachliteratur genügend geschrieben worden, so daß man das nötigenfalls nachlesen kann.
Ausserdem musst Du, wenn Du einen so alten Wein kaufen möchtest, die Historie der zu erwerbenden Flasche möglichst genau nachvollziehen können. Also brauchst Du antworten auf folgende Fragen:

  • Wer war der Ersterwerber, oder kommt der Wein direkt vom Weingut (unwahrscheinlich)?
  • wie waren die Lagerbedingungen?
  • wie oft ist der Wein transportiert worden?
  • ist der Wein einmal oder öfters neu verkorkt worden?

Da das alles recht schwierig zu eruieren sein kann, ist es sehr hilfreich, wenn man sich bei dem Erwerb solch alter Flaschen entweder an einen auf Raritäten spezialisierten Fachhändler wendet, oder in seinem allerengsten Freundeskreis einen ambitionierten Sammler hat. Zweiteres hat den Vorteil, daß man den Menschen, seinen Weinkeller und seinen Umgang mit den Bouteillen besser einschätzen kann und daß der Preis vielleicht niedriger ist, als beim Händler.
Grundsätzlich kann aber auch dann der Wein schon kaputt sein, das kannst Du von aussen meistens nicht erkennen.
Ein Indiz ist der Füllstand der Flasche z.B.
Bei so alten Weinen kann der Zustand und die Qualität von Flasche zu Flasche stark variieren.

  1. Was macht man eigentlich, wenn man sich Wein einlagern
    möchte und stellt fest, das der Korken nicht die Qualität hat.

Du siehst im Regelfall bei einer geschlossenen Flasche, die überdies auch noch über eine Kapsel verfügt nicht, ob der Korken was taugt.
Verallgemeinernd kannst Du aber davon ausgehen, daß Weingüter die Weine erzeugen, die sich für eine derart lange Lagerung überhaupt eignen, auch qualitativ gute Korken verwenden bzw. verwendet haben.
Wenn Du bei einer Probeflasche siehst, daß der Korken nichts taugt, würde ich von dem Vorhaben diesen Wein einlagern zu wollen, Abstand nehmen.

  1. Ist es irgendwie möglich diesen zu wechseln ?

Prinzipiell ja. Du kannst Dir natürlich im Fachhandel Korken besorgen. Dann kannst Du mit einem Korkenzieher Deiner Wahl der ursprünglichen Korken entfernen und den neuen mittels eines geeigneten Werkzeuges reinstöpseln.
Bei sehr teuren und raren Weinen würde ich aber von diesem Unterfangen ernsthaft abraten. Erstens ist so eine Aktion immer mit Sauerstoffkontakt verbunden, was schonmal schlecht ist. Zum zweiten würde ich eine Flasche z.B. eines 1er Cru aus Bordeaux mit dubiosem Korken nicht mit der Kneifzange anfassen, geschweige denn kaufen.
Wird bei diesen besonderen Weinen eine Neuverkorkung notwendig, sollte man dies vom Weingut erledigen lassen. Diese Neuverkorkung (und ggf. Auffüllung) würde dann vom Weingut zertifiziert und dieses Zertifikat gehört zwingend und unbedingt zu der entsprechenden Flasche.

Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen, aber wer zahlt
denn tatsächlich so einen Haufen Geld, ohne sicher zu sein,
dass die Qualität erstklassig ist.

Kommt auf den Wein drauf an, aber manchmal: ich.

andererseits, wer schmeisst einen hochwertigen Wein weg, wenn
er mitbekommt, dass der Korken nicht der gleichen Qualität
entspricht

Macht niemand, weil niemand mit Sinn und Verstand einen recht teuren Wein kauft, wenn er weiß, das der Wein mit irgendwelchen Abfallprodukten verstöpselt ist. Aber andererseits wird auch kein Weinerzeuger dieser Welt Weine, die er vielleicht für 200 Euro/Flasche in der Subskription verkauft, mit erkennbar minderwertigen Korkqualität verschliessen.

Bei weiteren Fragen: nur zu :smile:

Grüße

mhg

http://www.ich-brauche-keine-homepage.de

Hallo Martin,

für diese ausführliche und ausgezeichnete Antwort möchte ich ausdrücklich danken.

Gruß
Theo

  1. Ist es irgendwie möglich diesen zu wechseln ?

Prinzipiell ja. Du kannst Dir natürlich im Fachhandel Korken
besorgen. Dann kannst Du mit einem Korkenzieher Deiner Wahl
der ursprünglichen Korken entfernen und den neuen mittels
eines geeigneten Werkzeuges reinstöpseln.
Bei sehr teuren und raren Weinen würde ich aber von diesem
Unterfangen ernsthaft abraten. Erstens ist so eine Aktion
immer mit Sauerstoffkontakt verbunden, was schonmal schlecht
ist. Zum zweiten würde ich eine Flasche z.B. eines 1er Cru aus
Bordeaux mit dubiosem Korken nicht mit der Kneifzange
anfassen, geschweige denn kaufen.
Wird bei diesen besonderen Weinen eine Neuverkorkung
notwendig, sollte man dies vom Weingut erledigen lassen. Diese
Neuverkorkung (und ggf. Auffüllung) würde dann vom Weingut
zertifiziert und dieses Zertifikat gehört zwingend und
unbedingt zu der entsprechenden Flasche.

Selbst auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, will ich mich trotzdem äussern. Vor einigen Jahren las ich in einer Zeitschrift einen Artikel über gute (und teure) Weine. Darin tat man so, als sollte ein Wein auf jeden Fall alle 50(?) Jahre neu verkorkt werden, da der Korken spröde und damit luftdurchlässig werden würde.
Was ist da dran?

MfG
Pierre

Hallo Pierre,

Selbst auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, will ich
mich trotzdem äussern. Vor einigen Jahren las ich in einer
Zeitschrift einen Artikel über gute (und teure) Weine. Darin
tat man so, als sollte ein Wein auf jeden Fall alle 50(?)
Jahre neu verkorkt werden, da der Korken spröde und damit
luftdurchlässig werden würde.
Was ist da dran?

Das stimmt schon, wobei 50 Jahre etwas hochgegriffen ist. Allgemein kann man davon ausgehen, daß ein Korken ab ca. 25 bis 30 Jahren gewechselt werden sollte.
Aber: Diese Neuverkorkungen von sehr seltenen und wertvollen Weinen sind eine ziemlich aufwändige Aktion. Auch deshalb, weil genau dokumentiert werden muss, wer diese Neuverkorkung vorgenommen hat und wie dabei vorgegangen wurde. Schliesslich muss sichergestellt werden, daß da wirklich seriös vorgegangen wird und nicht in eine leere Flasche eines sehr alten Weines einfach irgendwas eingefüllt und neuverkorkt wird. Letztlich geht es da um hohe Werte und insofern muss jeglicher Betrug ausgeschlossen werden.
Ausserdem wird bei den Neuverkorkungen auch oft der Füllstand korrigiert, z.B. nach der „Methode“ 12 für 11. Dann wird aus einer OHK eine Flasche quasi geopfert und mit dem Inhalt dieser Flasche werden die anderen 11 Flaschen wieder auf ein normales Füllmaß gebracht.
Wiederum gilt: solche Aktionen müssen sehr sorgfältig dokumentiert werden und die Dokumentation gehört zu den so behandelten Flaschen.

Viele Grüße

mhg

http://www.ich-brauche-keine-homepage.de

´n Abend!

50 Jahr alten Wein, der nie von einem Profi umgekort worden ist, würde ich nur kaufen, wenn ich einfach nur die Pulle sammeln möchte.
Möchtest Du einen alten trinkbaren Wein, laß Dir vom Händler eine Regelmäßige umkorkung (alle 5-10Jahre) bestätigen.

Mein Weintipp heute:

97er Dornfelder, Weingut Dr.Bürklin-Wolf, Pfalz
leider nur noch mit GANZ viel Glück zu bekommen…

Marcus

Trockenbeerenauslese
Hallo,

ich möchte die Gelegenheit nutzen und mal schnell eine Lanze für den Deutschen Wein brechen. Es hängt von vielen Faktoren ab, ob ein alter Wein geniessbar ist oder nicht.

Ein Faktor, auf den man sich recht gut verlassen kann, sind die Prädikate „Trockenbeerenauslese“, manchmal auch „Eiswein“ auf dem Etikett. Hierbei handelt es sich um hochwertige, stark konzentrierte und sehr süsse Weine, die man durchaus 50 Jahre (fachgerecht) lagern kann und die dadurch sogar besser, als schlechter werden können.

Sollte man also zB bei Ebay oder im Anzeigenteil des heimischen Käseblättchens auf entsprechende Annoncen stossen, kann ein Zuschlag durchaus lohnenswert sein.

Gruss,
Klaus