Altenpflege

Liebe/-r Experte/-in,
in der Ambulanten Betreuung arbeite ich bei einer älteren Dame. Sie konfabuliert sehr stark. In ihrem Wohnzimmer sieht sie Figuren, fremde Männer etc. Dadurch ist sie logischerweise arg verängstigt. Im Team wurde mir gesagt, ihr in solchen Situationen zu sagen, dass ihre Augen ihr einen „Streich spielen“. (Sie leidet an degenerative Makkular)Natürlich ein wenig anders formuliert. Was meinen Sie dazu? Man soll die Trugbilder ja nicht durch Bestätigung verstärken bzw. bestärken. Dennoch frage ich mich, ob nicht bessere Möglichkeiten genuzt werden könnten. Sie wird dann oft aggressiv und fühlt sich missverstanden, wenn man ihr das vermeintlich gesehene abspricht.
Meinen Dank jetzt schon für Ihre Antwort.
Frohe Festtage wünscht Ihnen consulina

Hallo consulina,

du arbeitest mit einer sehr schwierigen Person, mir würde es schwer fallen mit ihr ohne Probleme zu arbeiten.

Dass die Dame durch eine degenerative Makula solche Symptome an den Tag legt macht mich doch ein wenig nachdenklich.

Bitte lies mal diesen Link „ http://www.neuhann.de/medinfo/makuladegeneration.html

Nur weil jemand schlecht sieht muss dieser nicht gleich aggressiv werden. Ich habe selber auf einem Auge nur 5% Sehkraft mit Kontaktlinse und die trage ich nicht. Konnte wochenlang selber nicht sehen. Nun sieht die Dame etwas anderes als die Wirklichkeit. Nun gut, ausreden kann man das nicht man sollte es so gelten lassen. Beispiel Eine Person sagt: „Da liegt jemand in meinem Bett.“ Kann man das ausreden? Die Person ist davon überzeugt da liegt jemand im Bett. Wenn ich das abstreite, macht das bei alten Leuten aggressiv. Man könnte sich in diesem Fall selber ins Bett legen und bekommt die Antwort: „Sehen sie, da liegt doch einer“ Nicht ganz so ernst nehmen, das Beispiel wurde mir in meiner Ausbildung erzählt.

Ich glaube, da steckt mehr hinter als nur schlechtes sehen. Ich glaube an einer Verwirrtheit, die in die Richtung von Hallos (Dinge sehen die es nicht gibt) geht. Ich meine eine psychische Krankheit. Das spricht auch dafür, dass die Dame aggressiv wird. Wer sich Dinge einbildet oder anders sieht als ein normaler Mensch ist auffällig. Wer wie deine Dame eine schlechte Sehkraft hat, erkennt zuerst nicht mehr die Farben. Dann folgt Schleiersehen bis Nebel sehen. Das kann bis zur Blindheit führen. Es kann aber auch sein, die Dame will nicht zugeben, dass sie alt und krank ist und somit auf Angriff geht. Um das herauszubekommen müsste ich die Dame kennen.

Ich halte mich nach deinen Äußerungen erst mal an eine psychische Erkrankung. Um das hauszubekommen muss man die Situation dem Arzt klar machen. Manche Ärzte gehen da nicht auf die Pflegekräfte ein. Da muss man hartnäckig sein, dazu gehört aber auch Kompetenz um Dinge klarzustellen.

Symptome klarstellen
warum können die falschen Bilder nicht von der Sehkraft herkommen
warum wird die Dame aggressiv
was kann man machen, dass die Dame nicht aggressiv wird
sind Medikamente angebracht (Haldol, Eunerpan, Diazepan) das sind nur leichte Medikamente die Dosierung macht die Wirkung

Über Medikamente sollte der Arzt entscheiden. Sind diese angebracht dann kann man sehr gut mit guten netten Ärzten darüber reden. Einen Versuch einer kleinen Dosierung wurde ich mit Hilfe des Arztes wagen.

Mansche-viele Pflegekräfte machen sich über Probleme die ihre Patienten haben keine Gedanken und Pflegen nur. Sie denken wohl, sollen sich doch die Ärzte darum bekümmern. Oder das ist Arztsache. Ist es aber nicht: Das ist Sache der Pflegekräfte. Manchmal kennen die Ärzte aber nicht das Problem oder greifen erst ein, wenn man das Problem anspricht.

Du hast dir wenigstens Gedanken gemacht. Wenn die Dame Glück hat und eine richtige Behandlung bekommt kann man sicher besser mit ihr umgehen.

Bevor du aber in die Bresche gehst, schau dir die Medikamente an die die Dame bekommt. Das ist immer der erste Schritt. Der zweite Schritt sind die Diagnosen. Irgendwo müssen die stehen.

Wünsch frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.

Gruß Günter

Hallo Günter,
danke für deine ausführliche Antwort.
Ich schrieb nicht, dass sie aufgrund ihrer schwachen Sehkraft aggressiv wird. Dass sie verwirrt, bzw. dement ist, liegt nahe. Geht auch daraus hervor, dass sie,ich schrieb,konfabuliert.
Die Frage war, welche Möglichkeiten der Kommunikation bestehen, ihr diese Ängst zu nehmen. Ob eine Bestätigung ihrer Halluzinationen fachlich günstig ist oder nicht. Die medikamentöse Gabe ist eines und wird selbstverständlich ärztlich durchgeführt.
Grüße consulina

Hallo consulina,

es hat keinen Sinn jemanden etwas auszureden, das würde nur Konflikte hervorrufen. Ich würde Ihre Behauptungen bestätigen, oder ignorieren, aber nicht näher drauf eingehen. Wie gesagt, wenn sie sagt die Wand ist schwarz, sollte sie auch schwarz bleiben. Zu behaupten, das ihre Augen ihr einen Streich spielen halte ich für ein Lüge die auch ein Verwirrter Mensch, wenn diesen die Antwort immer wieder vorgehalten wird bemerkt und ärgerlich wird. Alles bestätigen macht einen Verwirrten keine Probleme. Ein Verwirrter sieht Dinge immer wieder neu und anders als wir sie sehen. Die Dame lebt in ihrer Welt warum soll ich sie immer wieder sagen, dass ich andere Dinge sehe.

Doch möchte ich anmerken, „In ihrem Wohnzimmer sieht sie Figuren, fremde Männer etc.“
Sind alle Ressourcen ausgeschöpft?
Ist die Dame Medikamentös richtig eingestellt?
Wenn die Dame noch keine Psychopharmaka bekommt würde ich den Arzt fragen ob dieser ihr kein leichtes Mittel geben kann, dass ihre Wahnvorstellungen ein wenig weniger werden, oder sogar verschwinden.
Bekommt sie schon Medikamente, kann man die Medikamente erhöhen, ohne dass sie fallsüchtig wird?

Im Sinn habe ich in dem ersten Schreiben nichts anderes gemeint, nur unglücklicher ausgedrückt. Das Problem welches die Dame hat (Dinge sehen andere Männer) kann ich nur zum Teil mit Gesprächen verringern. Was ich durch angemessene Gespräche erreiche ist den Verwirrten keinen Stress zu machen. Als Pflegekraft würde ich erst auf die Medikamente sehen und mit dem Arzt darüber reden.

Schöne Weihnachte und ein gutes neues Jahr.

Gruß Günni

Hallo,
ok, ich versuche mal im Team das anzusprechen. Das Problem ist auch, dass ich von mir aus nicht so einfach mit dem Arzt sprechen kann. Ist ja nicht im Krankenhaus sondern Ambulante Pflege. Ich finde nämlich auch, dass die Versuche ihr das auszureden, das abzustreiten, erst die Aggressionen hervorrufen, deshalb wollte ich hier bei -werweiß- was mal nachfragen.
Sie bekommt jetzt Bedarfsmedikation ca. 1/2 Meßbecher (1EL) Dipiperon, das natürlich sehr müde macht und die Sturzgfahr erhöht. Sie geht eh sehr wackelig und lehnt Hilfsmittel ab. Rollstuhl, Rollator sind ihr aus Peinlichkeit ein Graus. So hockt sie in ihrer Villa. Mangels frischer Luft ist sie wohl noch verwirrter. Übrigens sie ist kurz vor ihrem 91. Geburtstag!
Es ist auch so, wenn das Team sich auf eine „Argumentation“ festlegt, sollte man sich daran halten. Wenn jeder was anderes sagt, wird es wohl noch schwieriger. Vielleicht kan ich im Team was anregen.
Nochmals danke und alles Gute für die Festtage und für das kommende Jahr 2010.
consulina

Hallo consulina,

Eines damit du nicht bei deinen Kollegen aufläufst!
Dipiperon ist Eunerpan. Eine Bedarfsmedikation halte ich bei Patienten die einen Wahn haben nicht für angebracht. Dipiperon baut bei einer regelmäßigen Gabe einen Spiegel auf. Das ist sehr gut so und auch so gewollt. Bei einer Bedarfsmedikation die alle paar Tage mal gegeben wird, wirkt das Medikament nur für ein paar Stunden, wenn überhaupt.
1 Esslöffel ist nicht viel, aber bei einer 91 jährigen Frau kann das auch sehr hoch sein. Eine Dauermedikation dreimal täglich, dann aber die Gabe herabsetzten ist sinnvoller. 5ml ist 1 Esslöffel. Ich würde den Arzt 2 bis 3ml dreimal am Tag vorschlagen (morgens, mittags, und abends) Dann ist sie mit Sicherheit nicht überdosiert und normalerweise nicht fallsüchtig. Ich schlage abends auch vor damit der Spiegel nicht unterbrochen wird. Normalerweise wird von den Ärzten erst eine höhere Dosierung angesetzt um erst einen Spiegel aufzubauen. Der Spiegel sollte so hoch sein, dass die Wahnvorstellungen weniger werden und die Aggressivität herabgesetzt ist. Keinesfalls sollte die Medikation so hoch sein, dass der Patient auf Grund der Medikamente schneller fällt. Ein guter Arzt stellt die Medikation mit Hilfe der Pflegekräfte über Wochen auf einer angemessen Dosierung ein. Die kann bei der Dame bei 2ml und höher liegen keinesfalls nach deinen Angaben über 3 x Täglich bei 5ml oder höher liegen.

Sollte jemand den Vorschlag machen ein anderes Medikament den Arzt vorzuschlagen würde ich als Pflegekraft davon Abstand nehmen. Mit alten Leuten im hohen Alter macht man keine Experimente mehr. Der Boss ist und sollte der Arzt sein dem fällt aber eine Entscheidung leichter, wenn er es mit guten aufmerksamen Pflegekräften zu tun hat.

Ganz wichtig: Du bist keine Pflegekraft, sei sehr vorsichtig mit deinen Argumenten bei deinen Kollegen. Manche nehmen dein Besserwissen dir übel.

Viel Glück ich halte dir die Daumen damit es auch im Sinne deiner Betreuten zu einer Besserung kommt.

Gruß Günni

Hallo,

tut mir leid , dass meine Antwort so lange gedauert hat.
Wir haben in unserem Pflegeheim im Moment echt Perso- Mangel und somit echt Stress auf Arbeit.
Dann ist man ja echt fertig und fällt abends total kaputt ins Bett.
Ich bin durch diese ganze Sache sehr selten im Internet, daher mein verspätetes Antworten.
Also: ganz einfach mitgehen , aber ablenken.
Ich handhabe das so: wenn mir jemand erzählt,dass da oder dort etwas oder jemand ist, reagiere ich mit einem „ach so“ oder „mmm“ oder „klar“ und lenke sofort davon ab, indem ich Denjenigen in ein Gepräch verwickel, oder er etwas mit anfassen soll um mir zu helfen usw.
Liebe/-r Experte/-in,

in der Ambulanten Betreuung arbeite ich bei einer älteren
Dame. Sie konfabuliert sehr stark. In ihrem Wohnzimmer sieht
sie Figuren, fremde Männer etc. Dadurch ist sie logischerweise
arg verängstigt. Im Team wurde mir gesagt, ihr in solchen
Situationen zu sagen, dass ihre Augen ihr einen „Streich
spielen“. (Sie leidet an degenerative Makkular)Natürlich ein
wenig anders formuliert. Was meinen Sie dazu? Man soll die
Trugbilder ja nicht durch Bestätigung verstärken bzw.
bestärken. Dennoch frage ich mich, ob nicht bessere
Möglichkeiten genuzt werden könnten. Sie wird dann oft
aggressiv und fühlt sich missverstanden, wenn man ihr das
vermeintlich gesehene abspricht.
Meinen Dank jetzt schon für Ihre Antwort.
Frohe Festtage wünscht Ihnen consulina

Hallo,
meinen Dank für die Antwort. Ich werde es mal versuchen, so wie Sie schrieben.
L:G. consulina

Hi

Hier mal eine andere sicht weise der Dinge…

Stelle dir mal vor du bist zuhause ganz gemütlich auf deinen Sofa fühlst dich geborgen trinkst deinen Kaffe schaust fern und plötzlich kommt ein Mann rein den du nicht kennst … er schaut dich an sagt vielleicht noch was zu dir und verschwindet. Du rufst jemanden zu dir herbei … und der sagt zu dir du hast halluziniert ok denkst du! glaubst dir aber mehr. Es passiert dir immer wieder du bekommst angst was will er hier vielleicht fasst du ihn an er fühlt sich echt an. Das kann keine Halluzination sein er fühlt sich echt an, wenn er geht macht er die Tür auf du hörst seine Schritte… es ist echt das weißt du… Du versucht dich jemanden mitzuteilen willst Hilfe, hast Panik vor dem Mann, weißt nicht wann er das nächste mal kommt und was er von dir will. Da kommt wieder jemand rein und sag zu dir mit etwas genervten Ton sie haben doch nur Halluziniert … würdest du nicht auch aggressiv werden?

Eine Methoden hier einzugreifen ist die Validation.
Ich habe damit immer die beste Erfahrung gemacht. Du unterstütz damit nicht die Wahrvorstellung sonder gibst ihr das Gefühl nicht allein zu sein. Der Mann ist eine Halluzination die Angst und Panik sind echt.
Durch die Validation holst sie sozusagen dort ab wo sie steht …
Spreche ihre jetzigen Gefühle an … geb ihr das Gehül das du sie verstehst.
Eine Angst die man teilt ist nur halb so schlimm.
Lieben Gruß Xonta