Hi Malte,
Wieso kann man davon ausgehen? Einfach weil es die ältesten
sind, die man gefunden hat? Kann es nicht sein, daß die
Meteoriten viel viel älter sind als die Erde und erst dann
irgendwann auf ihr abstürzten, nachdem sie schon eine
Milliarde Jahre durch das Weltall streunten?
Bei den gaengigen Theorien der Entstehung von Sonnensystemen und somit auch der Entstehung der anderen Koerper wie Planeten, Meteoriten, Asteroiden,… geht man davon aus, dass waehrend der ersten 100 Mio Jahre des Sterns alle groesseren Himmelskoerper schon im wesentlichen entstehen indem sich an vorhandene Staubkoerner immer weiter welche anlagern bis draussen bei den Riesenplaneten diese „Staubkoerner“ dann auch 'mal gross genug sind auch groessere Mengen Gase auf Grund ihrer Schwerkraft zu halten. Aber nicht notwendigerweise fallen alle mehr oder minder grossen Gesteinsbrocken, die in dieser Phase sich zusammenklumpen, auf einen Planeten. Und diese Ueberreste sind dann das, was wir Meteoriten, Kometen oder Asteroiden nennen.
Die Planeten koennen aber nur dann entstehen, wenn noch genuegend Staub in der Gaswolke um den entstehenden Stern vorhanden ist - und diese selber vorhanden ist. Nach ca. 10 - 100 Mio Jahren nach zuenden der Kernfusion (bei sonnenaehnlichen Sternen) hat der Sonnenwind schon seine Wirkung getan und den groessten Teil des vorher noch vorhandenen Gases und Staubes aus dem Sonnensystem gepustet - vorausgesetzt es ist nicht gravitativ an einen Himmelskoerper gebunden, der somit vorher entstanden sein muss.
Und somit kann man mit guter Genauigkeit annehmen, dass Meteorite genau so alt sind wie die Erde.
Die Alterdatierung dieser chondrite erfolgt mit Rb-Sr, K-Ar
(Ar-Ar) und U-Pb Methoden, also über die Veränderung der
isotopischen Zusammensetzung dieser Elemente durch
radioaktivem Zerfall von Rubidium, Kalium und Uran
Die Methoden selbst sagen mir jetzt nichts. Aber bei solch
einem radioaktiven Zerfall muß ich ja schon wissen, wie es am
Anfang ausgesehen hat, welche Zusammensetzung das zu
untersuchende Material damals hatte. Wenn ich also
beispielsweise heute untersuche wieviel Kaliumisotope dieses
und jenes Types noch vorhanden sind, dann muß ich ja wissen,
wieviele anfangs (bei der Entstehung der Erde) da waren. Woher
weiß ich sowas, man kann doch sicherlich nicht davon ausgehen,
daß 100% des Kaliums aus diesem bestimmten Isotop bestand,
oder?
Doch. Gewisse Isotope *koennen* (nahezu) nur durch radioaktiven Zerfall entstehen. Dies gilt insbesondere fuer besonders neutronenreiche Elemente. Die schweren Elemente (> Fe) koennen nur waehrend einer Supernova-Explosion entstehen, da man Energie braucht, um sie durch Fusion herzustellen und nicht bekommt, wie es bei den leichteren Elementen der Fall ist.
In einer SN-Explosion stehen viele Neutronen zur Verfuegung, die an vorhandene schwere Elemente in rascher Folge angelagert werde bis das Element so instabil wird, dass die Halbwertszeit unterhalb der durchschnittlichen Zeit der Neutronenanlagerung liegt (Milli- oder Nano-Sekunden). An diese Zerfallsprodukte werden natuerlich weiter Neutronen angelagert und so kommt man bis zum Uran. Diesen Prozess nennt man den r-prozess („r“ fuer rapid, im Gegensatz zum s-Prozess (slow), der waehrend der normalen Brenndauer in Sternen ablaeuft). Es koennen also nur neutronenreiche Isotope entstehen. Von gewissen Isotopen kann man somit definitiv sagen, dass sie *nicht* zu Beginn des Sonnensystems vorhanden sein konnten, sondern nur durch Zerfall schwerer Elemente.
Gestützt wird diese Interpretation durch die Auffindung der
ältesten Gesteine auf der Erde (Knapp unter 4 Ga alt) und der
ältesten Mineralrelikte in diesen Gesteinen (~ 4,2 Ga)
Dese 4,2 Ga stellen das minimale Alter der Erde dar. (das
Hier das gleiche: woher kann man das sagen.
btw: Wo hat man diese Steine gefunden? Gibt es einen
bestimmten Ort, an dem man vor allem solch alte Steine finden
kann…die Pole z.B.?
Die Antarktis eignet sich gut dafuer. Es gibt da eine Gegend, wo man ziemlich klasse Meteorite finden kann, da das Eis nicht wirklich fest ist sondern gaaanz langsam im lauf der Jahr Mio. auch fliesst. Faellte ein Meteorit auf die Antarktis, so wird er langsam von Schnee begraben und wenn die unteren Schichten „wegfliessen“ (Festkoerperkriechen), muss dieses irgendwo hin gehen, somit auch irgendwo wieder an die Oberflaeche kommen. Und wenn dann da auch Meteorite waren… voila!
Selbst wenn das Chondritalter von 4,55 Ma als Bildungsalter
der Erde etwas zu alt wäre, so ist es doch nur unwesentlich
jünger.
Das ist also keine „Abschätzung“ sondern durchaus solide *g*
-)
Viele Gruesse
Ingo