Alter Kämpfer

Hallo ich hab grad ein Problem mit diesem Terminus. Bisher kannte ich ihn nur von so alten ZAuseln, die mindestens den 2. manchmal auch den 1. Wk mitmachten und heutzutage immer noch im gestern schwelgen und sich bei Kriegsgräberfürsorge, Ostpreussenvereinigungen oä den alten Zeiten hinterherjammern, aber auch immer noch rechte Tendenzen durchblicken lassen.
Also ziemlich negativ besetzt. Aber nun ist mir der BEgriff bei Aktenrecherchen begegnet, wo es:

  • um einen noch einigermassen jungen Menschen geht (35Jahre)
  • der zudem nicht wirklich großartige KAmpferfahrung aus dem 1. WK hatte (gerade mal Wehrpflicht passt zeitlich auf den Krieg, und die hat er eher im Hintergrund verbracht, in der Schreibstube)
  • und es definitiv vor dem 2. Wk ist 1935-38

Was macht so einen um 1935 zum „alten Kämpfer“? War der Terminus damals anders gebräuchlich als für Veteranen, die sich aus ihrer Jugend die dollsten Schwänke erzählen (wie sie mindestens täglich eine Kameraden retteten oder so…) und nicht kapieren dass heute anders ist. Oder machte das PArteibuch einen mit dazu? Sind die altenKämpfer von heute wie die alten Kämpfer von damals, nur dass sie einen anderen Krieg mitmachten und daher ausgiebig rechts geimpft wurden, was man bei den damaligen nicht automatisch mitannehmen kann (sprich gab es auch alte Kämpfer die nicht braun waren?)

Fragen über Fragen…und dabei ist es doch nur ein Wort…ok zwei
Gruß Susanne

Ich bin da etwas verwirrt diesbezüglich.

Hallo!
http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_K%C3%A4mpfer
„Alter Kämpfer“ ist in diesem Sinne also jemand, der eine NSDAP-Mitgliedsnummer unter 300 000 hatte und vor 1930 in die Partei eingetreten war.

Moin,

ganz ursprünglich ist „alter Kämpfer“ eine Bezeichnung die wenigen Menschen, die 1923 beim Marsch auf die Feldherrnhalle dabei waren.

Gruß - Rolf

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Verehrte Susanne!

[…]von so alten ZAuseln,

Nennt dich jemand eine alte ZOtt?

die mindestens den 2.
manchmal auch den 1. Wk mitmachten und heutzutage immer noch
im gestern schwelgen und sich bei Kriegsgräberfürsorge[…]
alten Zeiten hinterherjammern,[…]
Also ziemlich negativ besetzt.

Ich wüsste nicht, was da „negativ besetzt“ ist, wenn Leute, deren Vorfahren in den Kämpfen um Stalingrad (meinethalben auch wo im Ersten Weltkrieg, obwohl das durch Zeitablauf inzwischen ziemlich unwahrscheinlich geworden ist) oder sonstwo umgekommen sind, sich dafür interessieren, dass ihr Vater oder Großvater oderoderoder endlich aufgefunden wird, auf einem Friedhof ein ordentliches Grab und seinen Namen darauf geschrieben bekommt.

Ich bin da etwas verwirrt diesbezüglich.

Auch ich.
Schöne Grüße!
Hannes

Schönen Dank, Hannes -

nicht immer suchen sich die Leute aus, wo und in wie viele Teile sie zerfetzt werden. Es ist durchaus keine Schande, wenn sich da jemand um ein Grab kümmert.

Mein Vater hätte seinem Schulfreund, der ein paar Meter neben ihm gefallen ist, sicher gern noch wenigstens ein Grab bereitet. Aber das ging ganz schlecht, weil die Granate, die den auseinandergenommen hat, auch noch ein paar ordentliche Splitter für ihn übrig gehabt hatte. Die Kameraden haben dann von dem Gefallenen nicht mehr alles gefunden, er war zu weit im Sand verteilt.

Aber so etwas kommt am Bildschirm in den entsprechenden „Games“ wohl nicht so gut heraus…

Achja, und für die jüngeren Leser: Das mit der Postkarte ans Kreiswehrersatzamt war 1942 noch nicht vorgesehen.

Schöne Grüße

MM

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Verehrte Susanne!

[…]von so alten ZAuseln,

Nennt dich jemand eine alte ZOtt?

Später vielleicht schon :wink:

die mindestens den 2.
manchmal auch den 1. Wk mitmachten und heutzutage immer noch
im gestern schwelgen und sich bei Kriegsgräberfürsorge[…]
alten Zeiten hinterherjammern,[…]
Also ziemlich negativ besetzt.

Ich wüsste nicht, was da „negativ besetzt“ ist,

Ich schrieb davon dass der BEgriff für mich negativ besetzt ist, denn mir als nachfolgender Generation wird eben ein wenig anders, wenn ich höre wie sich solche Herren (Zausel war als Bildliche Beschreibung gedacht eines bestimmten Typs älterer Herren, es gibt durchaus auch andere aus ähnlichen Jahrgängen) ihre Kriegsheldentaten erzählen. DIe dabei gewählten Worte für die Opfer der anderen Seite sind auch nicht immer nett.

wenn Leute,
deren Vorfahren in den Kämpfen um Stalingrad (meinethalben
auch wo im Ersten Weltkrieg, obwohl das durch Zeitablauf
inzwischen ziemlich unwahrscheinlich geworden ist) oder
sonstwo umgekommen sind, sich dafür interessieren, dass ihr
Vater oder Großvater oderoderoder endlich aufgefunden wird,
auf einem Friedhof ein ordentliches Grab und seinen Namen
darauf geschrieben bekommt.

Auch darum ging es nicht, die ARbeit der Kriegsgräberfürsorge ist durchaus sinnvoll, aber warst du schon mal auf einer Veranstaltung (zB. Mitgliederversammlung)von denen? Ich schon, aber mir persönlich war da noch zuviel Schöngerede dabei, betreffend einzelner Kriegsereignisse, bei denen die aktuellen Funde (oder wie man es bezeichnen mag) gefallen sind und eben dass auf diesen VEranstaltungen noch immer den ehemals deutschen GEbieten nachgejammert wird (von nachtrauern kann man da nicht reden, denn das würde ein langsames Bewältigen und Ankommen im Jetztzustand bedeuten).

Wie gesagt, deshalb ist dieser BEgriff für mich eben negativ besetzt und deshalb hab ich mich nicht weiter damit befasst, ob dieser BEgriff eine andere Bedeutung hat als „Soldat des 2. WK, der viel mitgemacht hat“.

Nun bin ich auf die Bezeichnung gestoßen in Personalunterlagen aus dem Jahre 1935 in denen dies als Empfehlung gedacht ist, gestern noch auf weitere, wo es noch weiter ausgeführt wurde „alter Kämpfer der Bewegung“, demnach scheint sich meine Vermutung zu bestätigen, dass sich die Bezeichnung eher auf die längere Zugehörigkeit (bis zu diesem Zeitpunkt) zur NSDAP oder SA bezieht und der „Kämpfer“ sich nicht direkt auf einen Krieg bezieht.
Lieg ich damit richtig?

Das würde sich dann durchaus auch mit meinen eher privaten Beobachtungen decken, dass mir unwohl wird (meist weil ich aus Höflichkeit vor dem Alter demjenigen nicht ins Wort falle mit „Kapier es doch endlich, was weg ist ist weg,“ oder auch „was hindert dich jetzt noch, wo eh alles Europa ist, daran nach Polen auszuwandern“), wenn ich einen überlebenden „alten Kämpfer“ reden höre…

Schön Grüße
Susanne

Hallo, danke schön das hilft mir weiter…
Gruß Susanne

Das würde sich dann durchaus auch mit meinen eher privaten
Beobachtungen decken, dass mir unwohl wird (meist weil ich aus
Höflichkeit vor dem Alter demjenigen nicht ins Wort falle mit
„Kapier es doch endlich, was weg ist ist weg,“

Da wäre einmal die Reaktion interessant gewesen, wenn man das zu den Juden und ehemaligen Zwangsarbeitern auch gesagt hätte.
Außerdem stimmt die Aussage ja so nicht, es kommt eben immer auf die gegenwärtigen Machtverhältnisse an.

RV

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„Kapier es doch endlich, was weg ist ist weg,“

Da wäre einmal die Reaktion interessant gewesen, wenn man das
zu den Juden und ehemaligen Zwangsarbeitern auch gesagt hätte.

Dir ist schon klar dass du hier Äpfel mit Birnen vergleichst, mir ging es um einige Quadratkilometer Landschaft (Den Ausblick auf die Masurener Seenplatte oder so), Häuser (wo duchaus auch Emotionen, da Kindheitserinnerungen dranhängen), die aber sicher auch nicht mehr das sind, was sie mal waren nach so vielen Jahren und politische GEgebenheiten, wie Grenzverlauf, Landes-Sprache, etc. und zwar um das HEUTE. So wie früher wirds heute und in Zukunft nie wieder sein.
Mit der Vernichtung oder Quälerei von Menschen lässt sich das kaum vergleichen.
Und ich denke mal diejenigen, die es überlebt haben, haben nichts dagegen, dass es nicht mehr so ist wie früher.

Aber was hat das eigentlich mit meiner Frage zu tun , was ich denn nun unter einem „alten Kämpfer“ zu verstehen hab?
Alles was ich mit dem Vorgeschwafel bezwecken wollte war deutlich zu machen, dass ich bisher mir meinen eigenen Reim auf den Begriff gemacht hatte (extrem unwissenschaftlich eben, da schon bevor ich Historikerin wurde, deshalb war es mir wichtig dies vorrauszuschicken, dass meine Erklärung eher auf Alltagserfahrungen beruht) und ich daher irritiert war, wenn ein Begriff, den mit unangenehm wirkende Leute NACH dem Krieg verwenden, bereits VOR dem Krieg auftaucht.
Doch nachdem ich denn darauf gestossen wurde, dass es offensichtlich nichts gibt was Wiki nicht ausspuckt (sorry danach dort zu suchen wär mir im Traum nicht eigefallen), muss ich feststellen, dass mich mein Gefühl bei diesen anderen Begegnungen wohl nicht täuschte (auch wenn die mit meinen derzeitigen Thema nicht das geringste zu tun haben). Das geht da nicht nur um entwurzelte Kindheitserinnerungen und Kriegserlebnisse, sondern um ziemlich braune Sehnsüchte nach einem Großdeutschland.
Und DAS finde ICH nicht zeitgemäß.

Gruß Susanne