Alternative oder Variante ?

Hallo
Eine Auswahl unter mehreren Möglichkeiten wird oft als „Alternative“ bezeichnet. Ich empfinde das als falsch, da die Alternative doch einfach die andere Möglichkeit von zweien bedeutet. Bei mehreren Wahlangeboten würde ich Variante sagen.
Stutzig gemacht hat mich der Autor von FAQ:180, Fritz Rupprecht, der es doch bestimmt richtig weiss.
Wie ist das nun?
möchte Erich wissen

Hallo, Erich,

„Alternative“ heißt zunächst nicht mehr oder weniger als „weitere Möglichkeit“. Da es für viele Dinge mehr als nur zwei Möglichkeiten gibt, ist auch deren Zahl nicht auf zwei begrenzt.

Es gibt mehrere Alternativen.

Gruß
Eckard

Hallo Erich,

wie bereits geschrieben, sind für mich Alternativen verschiedene Möglichkeiten, Varianten aber verschiedene Ausführungen.

Beispiel 1:

Ich habe die Alternative, zum Chinesen, zum bayrischen Wirtshaus oder zum Imbiss um die Ecke zu gehen.

Das Schweinefleisch kriege ich dann jeweils in nur einer Variante:

  • süß-sauer
  • Haxn
  • Leberkässemmel

Beispiel 2:

Ich will einen zweitürigen VW Golf. Diese Variante wird aber nicht mehr gebaut. Also habe ich die Alternativen:

  • Ich kaufe die viertürige Variante
  • Ich kaufe einen Opel
  • ich kaufe einen Mitsubishi

Wie gesagt, nur mein Sprachgefühl.

Cheers, Felix

Hallo
Eine Auswahl unter mehreren Möglichkeiten wird oft als
„Alternative“ bezeichnet. Ich empfinde das als falsch, da die
Alternative doch einfach die andere
Möglichkeit von zweien bedeutet. Bei mehreren Wahlangeboten
würde ich Variante sagen.

Hallo Erich,

zumindest im technischen Umfeld ist Alternative und Variante nicht gleichwertig: eine Variante ist auf kleine Änderungen beschränkt - du kannst eine Auto in den Varianten 2 oder 4türig kaufen, Alternative kann dagegen ein Fahrrad sein. Das könnte man sogar als Gegensatz sehen: eine Variante ist keine echte Alternative!

Natürlich gibt es oft mehr als 2 Alternativen, sonst hätte der Ausdruck „die einzige Alternative“ ja keinen Sinn. Falls du bei Alternative an Scylla und Charybdis denkst, auch da kann man sich ohne weiteres ein drittes Ungeheuer dazudenken.

Gruss Reinhard

Hallo Eckard,

Erstmal danke ich für die Antwort!

„Alternative“ heißt zunächst nicht mehr oder weniger als
„weitere Möglichkeit“. Da es für viele Dinge mehr als nur zwei
Möglichkeiten gibt, ist auch deren Zahl nicht auf zwei
begrenzt.

Genau das ist eben falsch. Alternative kommt aus dem Latein und heisst ganz eindeutig „das andere von zwei“. In der Technik wird der Wortstamm ganz klar in dieser Bedeutung benutzt: alternierend heisst zwischen zwei Zuständen hin- und herschalten. Im Englischen auch z.B. alternating current für Wechselstrom, der zwischen zwei Polaritäten wechselt.

Ich habe keine Antwort „nach Gefühl“ erwartet, sondern eine „offizielle“, sei es nach Duden oder … von Fritz Ruppricht, der sich vielleicht meldet, da ich seinen Namen nun richtig geschrieben habe!

Erich

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Hallo Reinhard,

zumindest im technischen Umfeld ist Alternative und Variante
nicht gleichwertig: eine Variante ist auf kleine Änderungen
beschränkt

Nein, das ist eine „private“ Auslegung oder ein Gefühl von dir. Ich habe in einem Weltkonzern gearbeitet und da war bei Projekten die Vorschrift, Varianten vorzulegen (z.B. Projekt gar nicht machen, Folgen?, anderer Standort (Fernost?) etc., das sind nicht kleine Unterschiede, sondern ist die korrekte Anwendung der Begriffe.

Natürlich gibt es oft mehr als 2 Alternativen, sonst hätte der
Ausdruck „die einzige Alternative“ ja keinen Sinn.

Jetzt kommen wir uns näher: Dieser Aussdruck ist sinnlos, auch wenn er oft gebraucht wird, besser wäre „die einzige andere Möglichkeit“
Entschuldige meine Beharrlichkeit, ich möchte es nun einfach ganz genau nehmen!
Danke
Erich

Hallo Erich,

streng genommen hast Du Recht:

Aus: WAHRIG Rechtschreibung
* Al|ter|na|ti|ve [-və] f. 11 Wahl zwischen zwei Möglichkeiten

Aus: BERTELSMANN Wörterbuch
* Al|ter|na|ti|ve [f. 11] Wahl zwischen zwei Möglichkeiten, andere Möglichkeit; vor der A. stehen, dies oder das zu tun; kannst du mir eine A. nennen?; die A. dazu wäre: … [

hi,

„Alternative“ heißt zunächst nicht mehr oder weniger als
„weitere Möglichkeit“. Da es für viele Dinge mehr als nur zwei
Möglichkeiten gibt, ist auch deren Zahl nicht auf zwei
begrenzt.

Genau das ist eben falsch. Alternative kommt aus dem Latein
und heisst ganz eindeutig „das andere von zwei“.

das ist die verwechslung von wortherkunft (etymologie) und wortbedeutung (semantik).
ich weiß: „alter / altera / alterum“ hieß „der / die / das andere (von zweien)“. aber dieses „von zweien“ ist als bedeutungselement schon lange verloren gegangen. (wann genau weiß ich nicht; ich habe humanismus / renaissance im verdacht.)

aber auch in einem binären denken tun sich in der verschachtelung mehrere „alternativen“ auf:

er ist nicht da ...
ist er krank oder gesund?
wenn er gesund ist: ist er faul oder verhindert?

insgesamt: ist er krank, faul oder verhindert? 

ich nehme an, dass solche gedankengänge dazu geführt haben, dass das element „von zweien“ verschwunden ist.

In der
Technik wird der Wortstamm ganz klar in dieser Bedeutung
benutzt: alternierend heisst zwischen zwei Zuständen hin- und
herschalten. Im Englischen auch z.B. alternating current für
Wechselstrom, der zwischen zwei Polaritäten wechselt.

fachsprachen verwenden begriffe sehr oft enger als die umgangssprache. das widerlegt nicht die umgangssprache.

so weit ich mich als sprachwissenschaftler sehe (und in einem gewissen sinn darf ich das vielleicht tun), sehe ich mich - wie das die meisten der zunft tun - als „deskriptivist“. richtig ist in diesem sinn, was von der großen mehrheit der sprachteilhaberInnen so und so verwendet und verstanden wird. das sprachliche zeichen ist „arbiträr“; seine bedeutung eine sache des „sich-ausmachens“.
wenn menschen die bedeutung einer sache „anders“ ausmachen als die mehrheit, gehen sie damit entweder kommunikativ unter oder sie setzen sich durch und ändern damit die semantik. für beides gibt es zahlreiche beispiele.

zur „variante“: die alternative ist das element des sich gegenseitig ausschließenden anhängig. da ist ein logisches „entweder - oder“ im hintergrund. die „variante“ enthält bloß ein „oder“.

hth
m.

das sind nicht kleine Unterschiede, sondern ist die korrekte Anwendung der Begriffe.

Es ist keine wirklich neue Frage, aber offensichtlich eine, die an Aktualität nie verliert: Was ist korrekt?

Du versuchst, einiges über die Etymologie herzuleiten. Es ist sachlich richtig, dass ›Alternative‹ von lat. ›alter‹ für ›der andere [von zweien]‹ kommt – aber wie aussagekräftig? Bei einer Unzahl an Begriffen, die heute nur in einer von ihrem Ursprung abstrahierten Bedeutung gebraucht werden, kann man schwerlich auf nachlässigen Sprachgebrauch erkennen. Vorausgesetzt, dass ›Sprachschlamperei‹ eine sinnvolle Kategorie ist: Was gibt dir die Sicherheit, dass es sich bei dem Gebrauch des Wortes ›Variante‹ in deinem Weltkonzern nicht genau darum handelt? Mit der Wortherkunft kommst du hier nicht weit: Das lateinische ›varius‹ für ›verschiedenartig; bunt‹ legt weder auf eine tiefgreifende noch auf eine oberflächliche Änderung fest. Ein Blick in das DUDEN-Bedeutungswörterbuch scheint Reinhard zu bestätigen:

_ Va|ri|an|te […]: etwas, was von etwas in kleineren Einzelheiten abweicht_
(Hervorhebung von mir)

Im Fall von ›Alternative‹ kann man Folgendes lesen:

_ Al|ter|na|ti|ve […]: 1. andere Möglichkeit […]. 2. Wahl zwischen zwei Möglichkeiten_

Das Entweder-oder, das etymologisch begründbar ist, wird hier nur als sekundäre Bedeutung aufgeführt. Über die Kriterien der Auswahl und Reihenfolge in Wörterbüchern zu diskutieren, führt dabei auch nicht weiter: Der DUDEN übernimmt in seine Wörterbücher, was von der Sprechergemeinschaft mehrheitlich für akzeptabel gehalten wird, ist aber gleichzeitig ein Maßstab in Sachen sprachlicher Akzeptabilität. Fest steht: Zu leugnen, es gebe die Bedeutung ›eine von mehreren Möglichkeiten‹ für ›Alternative‹, ist keine Alternative.

Gruß
Christopher

1 Like

Dank vor allem an Christopher und Michael, die wirklich Licht in meine Frage gebracht haben.
Erich

kleiner Trost?
Hallo, Erich

Vielleicht tröstet es Dich ein wenig, wenn Dir
wenigstens einer zur Seite steht:

Wissend, dass ich damit auf verlorenem Posten
stehe, verwende ich das Wort «Alternative» nur in
Deinem Sinn, den ich ebenso wie Du für ursprünglich
und immer noch richtig halte.

Freundliche Grüße
Rolf

Hallo Rolf,

Vielleicht tröstet es Dich ein wenig, wenn Dir
wenigstens einer zur Seite steht:

Wissend, dass ich damit auf verlorenem Posten
stehe,

aber zumindest nicht allein! Es gibt noch genug Sprecher, denen an der Sprache liegt und die nicht bereit sind, ein ohnehin nur begrenzt leistungsfähiges Kommunikationssystem durch beliebigen Wildwuchs an sorglos-leichtfertigen Änderungen noch weiter aufzuweichen.
Leider gibt es für die deutsche Sprache kein Institut, geschweige denn eine Institution, die sich um deren Pflege und Kontrolle kümmerte in dem Sinne, dass Absonderungen sprachbeschränkter Möchtegerne aus dem Kreis von Reportern, Marktschreiern und Geldschefflern in ihrer Wirkung auf deren dubios motivierten situativen Kontext beschränkt blieben.

verwende ich das Wort «Alternative» nur in
Deinem Sinn, den ich ebenso wie Du für ursprünglich
und immer noch richtig halte.

Ja, das ist gut und richtig. Nur in dieser Bedeutung kann das Wort „Alternative“ verwendet werden: eine von zwei Möglichkeiten.
Warum (zum Beispiel) sollte man ohne Not auf einen Bedeutungszusammenhang zu „alternieren“ verzichten? Mit einer Ausweitung wird auch der Zusammenhang zerstört, und das mit tiefreichenden Folgen, von denen die des Posters, der „sich in einem gewissen Sinn“ als Sprachwissenschaftler sehen darf, noch als eine der harmloseren darstellt, da er durch sein kurioses Verständnis von „arbiträr“ und „deskriptiv“ (im sprachwissenschaftlichen Zusammenhang) zumindest in den von ihm beanspruchten Bereichen keinen Schaden anrichten kann. Im Gegenteil, Lachen ist gesund!

Aber der DUDEN!!, schrie er von seinem Fernsehsessel aus. - Bis zur Zeit des Mauerfalls war der Duden ein vorwiegend präskriptives Instrument. Das wurde ihm, zu Recht, oft vorgeworfen. Ab dem Mauerfall nahm man lobenswerterweise auch das „ostdeutsche“ Wortgut auf. Behauptet der Duden. Wenn es nach ihm geht, bestand der Wortschatz der DDR-Bürger hauptsächlich aus Ortsnamen. Nun gut, sie mussten schnell arbeiten (und weitgehend ehrenamtlich, was die wenigsten wissen), und da ist die Versuchung, Seiten mit Müll zu füllen, menschlich verständlich. Doch scheint danach, nach der ersten „gesamtdeutschen“ Auflage, die inhaltliche und auch moralische Orientierung verlorengegangen zu sein.
Zeigte sich noch in der 1. Rechtschreibreform nebst Änderungen große Kompetenz (ob Dosdrowski da mal selbst mitgewirkt hat?), so brachen die Mannheimer Schattenkämpfer nach den ersten unbegründeten und halbseidenen Kritiken offenbar arbeitsloser Kritikaster zusammen, von denen viele mit den eingeladenen Gästen verglichen werden können, die nicht kommen, sich aber hinterher das Maul zerreißen über das Mahl. Was danach kam, ist an Erbärmlichkeit und Inkompetenz nicht zu überbieten. Die bloße Notwendigkeit, als Deutschlehrer, wenn sorgfaltsbeflissen, den Duden mittlerweile im Abo beziehen zu müssen, spricht Bände. Mittlerweile ist der Duden auch nicht mehr ein deskriptives Instrument, er ist ein Alles schluckender Müllcontainer! Und nicht nur formal nicht bindend. Der Zwiespalt von Redakteuren, Deutschlehrern, Übersetzern usw. bleibt davon unberührt.
Der langen Rede kurzer Sinn: Was Duden sagt, sagt, leider, nichts.

Also, nicht verunsichern lassen!

Abendliche Grüße
HB

Bin doch nicht ganz allein !
Hallo Rolf und HB,
Das war Balsam für meine Seele! Mein gutes altes Latein ist also doch immer noch eine gute Leitschnur.
Ich war schon drauf und dran, umzulernen, aber nach eurer Aufmunterung bleibe ich bei meiner ursprünglichen Meinung
Danke
Erich