Hallo Sybille!
Wenn solche Überraschungen auftauchen, hege ich Zweifel, ob überhaupt zuvor untersucht und sichergestellt wurde, daß der Einsatz einer Wärmepumpe wirtschaftlich sinnvoll möglich ist. Man kann zwar überall eine Wärmepumpe einsetzen, aber nur unter den geeigneten Voraussetzungen hinsichtlich Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit, bzw. Grundwasserpegel kommt man auf akzeptable Betriebskosten.
Weil ich die Hintergründe, die zur Entscheidung für eine Wärmepumpe führten, die Ergebnisse vorangegangener Untersuchungen, die Größe des Hauses und seinen Energiebedarf nicht kenne, kann ich nicht abschließend beurteilen, ob die Entscheidung vernünftig war oder ob es sinnvoller ist, neu nachzudenken.
Ungeachtet dessen beginnen alle Überlegungen für ein bestimmtes Heizungssystem beim Energiebedarf des Hauses, den man in kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr ausdrückt. KWh ist die Einheit für Energie, ganz gleich, woher die Energie kommt. Ein modernes Haus hat einen Energiebedarf von etwa 50 kWh pro qm und Jahr. Beispiel: Bei einer Wohnfläche von z. B. 120 qm kommt man auf einen Energiebedarf von 50 kWh/(m² x a) x 120 m² = 6.000 kWh per anno. Über den dicken Daumen gepeilt kann man bei Heizöl mit 10 kWh pro Liter und bei Erdgas mit 10 kWh/m³ rechnen. Heizöl kostet derzeit 60 Cent pro Liter, also 6 Cent pro kWh. Bei Erdgas liegt man in ungefähr gleicher Größenordnung pro kWh. Damit entstehen für das im Beispiel genannte Haus mit seinem Energiebedarf von 6.000 kWh jährliche Heizkosten von 6.000 kWh x 0,06 €/kWh = 360 €.
Um mit solchen sehr niedrigen jährlichen Heizkosten über die Runden zu kommen, reicht eine vergleichsweise billige Gastherme oder ein Mini-Brennerchen mit Minitank für Öl. Du wirst vorhersehbar niemals auf einen grünen Zweig kommen, wenn Du statt dessen alleine 4.000 € für die Erdarbeiten zum Verbuddeln von Wärmetauschern einer Wärmepumpe ausgibst. Das Geld würde ich sparen oder verwenden, um ein paar qm einer Photovoltaikanlage zu finanzieren. Dabei hat man die Chance, angesichts des niedrigen Energiebedarfs eines modernen Hauses im Jahresmittel sogar eine positive Energiebilanz zustande zu bringen und mit dem Verkauf von Energie Geld zu verdienen, statt sauer Verdientes dafür auszugeben.
Nun zur E-Heizung: Elektrischer Strom kostet ca. 20 Cent pro kWh und ist damit rund dreimal so teuer wie Öl und Gas. Mit einem Nachtstromtarif kann man die Kosten halbieren, solange man nur nachts heizt, ist aber immer teurer als Öl oder Gas. Außerdem wird Dir kein Energieversorger den Nachttarif für die Lebensdauer Deiner Heizung garantieren. Eine E-Heizung ist die Billiglösung für Vermietobjekte, bei denen die stolzen Betriebskosten vom ahnungslosen Mieter bezahlt werden; eine E-Heizung ist aber keine akzeptable Lösung für das selbstgenutzte eigene Haus.
Das alles sind Überlegungen, die zur Planung eines Hauses gehören. Dann kann man auch überlegen, ob und wie sich allein durch geeignete Ausrichtung und Bauweise des Hauses der Bedarf für Heizenergie möglichst nahe an Null bringen läßt. Dann kommen noch Gedanken über konstruktiven Schutz vor Witterungseinflüssen dazu, mit Bedacht gewählte Dachüberstände, geeignete Beschattung bei sommerlichem Sonnenstand u. v. m. - dabei wird nur durch Nachdenken viel Geld für den Bau und für die laufenden Betriebskosten gespart, aber Bauträger … grmff … ein sachkundiger Architekt oder Statiker oder wenigstens ein Mensch mit Kenntnis der Grundrechenarten war wohl nie dabei? Oder hatten die bloß Innenarchitekten für die farbliche Gestaltung der Bodenbeläge
? Entschuldige bitte die Spitze, aber was ich mit Bauträgern im Laufe der Jahre erlebte, läßt mich an der Daseinsberechtigung dieser überwiegend aus Verkäufern, Finanzierungsfritzen, Bauphysikdilettanten und berufsfremden Laien bestehenden Kaste zweifeln.
Gruß
Wolfgang