Alternative zu 'Neid'

Hallo,
schon oft habe ich mich gefragt, welchen Ausdruck ich wählen könnte, wenn ich ausdrücken möchte, das ich jemand etwas gönne, es ihm also nicht „neide“, es aber auch gerne hätte/ erleben/ machen würde.
Sprich:
Otto fährt in einen Traumurlaub, dort würde ich auch gern mal hin.
Dann passt doch nicht „neidisch“, oder?
Otto soll ja ruhig fahren, ich gönne es Otto wirklich von ganzem Herzen, ich möchte aber auch bitte dahin…
Und Neid hat für mich eine negative Bedeutung (etwa: jemandem etwas missgönnen) Oder liege ich da falsch, ist es ein neutraler Begriff?
Wer kann mir aus dieser „Notlage“ helfen?
Mit vorauseilendem Dank freut sich auf Antwort,
Finjen

Moin, Finjen,

mit dem Neid liegst Du aber ganz richtig. Da kannst ja den Nachbarn beneiden, das ist erstmal nichts Schlechtes. Dazu wird es erst mit der Mißgunst, wenn Du ihm seinen Urkaub nicht gönnst.

So oft benutze ich den Begriff ja nicht, aber zu einem Freund würde ich durchaus sagen: „Ich beneide Dich um Deine Frau!“.

Gruß Ralf

Hallo Finjen,

Ralf hat es schon angesprochen: Ich sehe den Unterschied zwischen den Wörtern „neidisch sein“ und „beneiden“.
Bei „neidisch“ sieht mein inneres Auge immer einen verschlagenen Blick um die Ecke, bei „beneiden“ ein bewunderndes Lächeln.
Soweit meine fundierten sprachwissenschaftlichen Ausführungen :smile:

Gruß,

Susanne

Danke
Hallo Ralf,
danke fürs schnelle antworten :smile:
Trotzdem bleibt ein negativer Beigeschmack, wenn ich mir das Wort durch den Kopf gehen lasse. Ist ja manchmal so, das man Worten etwas zuschreibt, was rein persönlich begründet ist.
Musste deshalb auch gleich ziemlich grinsen, als ich das las:

…aber zu einem Freund
würde ich durchaus sagen: „Ich beneide Dich um Deine Frau!“.

Sah den Freund vor mir, wie er grade die Ärmel hochrollte, um zu „antworten“…*gg*
Gruß Finjen

Danke
Hallo Susanne,
danke auch für Deine Antwort.
Schönen Tag noch wünscht
Finjen

mit dem Neid liegst Du aber ganz richtig. Da kannst ja den
Nachbarn beneiden, das ist erstmal nichts Schlechtes. Dazu wird
es erst mit der Mißgunst, wenn Du ihm seinen Urkaub nicht gönnst.

Das ist meines Erachtens eine dieser Bastian-Sick-Differenzierungen – benannt nach deren derzeit wohl prominentestem Vertreter – nach dem Motto »Wir suchen uns mal zwei Wörter und postulieren gut gelaunt einen Sinnunterschied«. Darunter fallen unter anderem »scheinbar/anscheinend«, »hinauf/herauf« und, seit deinem Posting, auch »Neid/Missgunst«. In der Theorie ist das alles sehr fein, aber jeder kann beobachten, dass dem weder von der Kompetenz (werden die Wörter als sinngleich empfunden?) noch der Performanz (werden die Wörter als sinngleich benutzt?) sogar durchaus gebildeter und sprachbewusster Menschen entsprochen wird. Bei »scheinbar/anscheinend« spielen die Lexikographen noch mit, aber dass »Neid« etwas prinzipiell Gutes ist und erst als »Missgunst« negativ zu betrachten ist, halte ich für eine sinnlose Phantomdifferenzierung. Schon im von vielen hier so geliebten Grimm’schen Wörterbuch ist zu lesen:

» Neid, […] heute, wie auch schon in der alten sprache, drückt neid besonders jene gehässige und innerlich quälende gesinnung, das misvergnügen aus, mit dem man die wohlfahrt und die vorzüge anderer wahrnimmt, sie ihnen misgönnt mit dem meist hinzutretenden wunsche, sie vernichten oder selbst besitzen zu können.«
(Quelle: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…; Hervorhebung von mir)

»Missgunst« (oder damals »misgunst«) hat gar keinen eigenen Eintrag, sondern ist bei »Neid« als sinnverwandt erwähnt. Der einzige Unterschied, den ich aktuellen Definitionen, die beispielsweise der DUDEN liefert, entnehmen kann, ist der, dass Neid eine Erweiterung der Missgunst darstellen soll: Der Missgünstige möchte dem anderen nicht zugestehen, dass der etwas Schönes hat; der Neidische möchte dieses Schöne, das er dem anderen nicht gönnt, zusätzlich für sich selbst haben – heißt es. Diese Differenzierung ohne Erklärung vorauszusetzen, dürfte zum Scheitern verurteilt sein.

Gruß
Christopher

1 Like

Moin, Christopher,

von mir aus mag sich an den Grimm (wann lebten die Herren noch?) halten, wer mag, letztlich ist, was „richtig“ ist, eine Mehrheitsentscheidung, die sich ändern kann, solange Sprache lebt.

Gruß Ralf

PS: Grüßen lernt man heute auch nicht mehr, oder?

Moin, Christopher,

von mir aus mag sich an den Grimm (wann lebten die Herren
noch?) halten, wer mag, letztlich ist, was „richtig“ ist, eine
Mehrheitsentscheidung, die sich ändern kann, solange Sprache
lebt.

Eben. Und die Mehrheit macht zumindest nach meiner Einschätzung keinen Unterschied zwischen „scheinbar“ und „anscheinend“. Ebenso schätze ich die Lage für „Neid“ ein — das hat wahrscheinlich bei einem Großteil der Germanophonen (sagt man so?) eine negative Konnotation, genau wie Missgunst.

Gruß Ralf

PS: Grüßen lernt man heute auch nicht mehr, oder?

Wenn einem die Argumnente ausgehen, einfach mal was anderes kritisieren, was? Im Übrigen lese ich unter des Christophers Posting ein sehr deutlich lesbares „Gruß“. :wink:

Gruß,

  • André

Hallo, Christopher,

Schon im
von vielen hier so geliebten Grimm’schen Wörterbuch ist
zu lesen:

[…]

»Missgunst« (oder damals »misgunst«) hat gar keinen eigenen
Eintrag, sondern ist bei »Neid« als sinnverwandt erwähnt.

ohne in der Sache widersprechen zu wollen, gestatte ich mir als eine von der o. g. Sorte eine kleine Berichtigung:

Ein solcher Eintrag existiert, Du findest ihn unter „Miszgunst“: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Gruß
Kreszenz

Moin, André,

Wenn einem die Argumnente ausgehen, einfach mal was anderes
kritisieren, was?

das ist zweimal dummes Zeug, wir müssen das aber nicht vertiefen, sonst wird’s noch esoterisch. Zu anscheinend und scheinbar habe ich übrigens gar nichts gesagt. Bist Du im falschen Film?

Im Übrigen lese ich unter des Christophers
Posting ein sehr deutlich lesbares „Gruß“. :wink:

Mit unter hast Du recht, ich hatte die Begrüßung oben vermisst und deshalb unten nichts mehr erwartet. So wie bei Dir :smile:

Gruß Ralf