Alternativer Umgang mit dem Tod

Ein naher Verwandter stirbt.

Die Standardthese ist: Ein Mensch muß trauern. Nicht nur wird es erwartet von anderen sondern es soll auch Teil der Biologie sein.

Trauer sind Gefühle von Verlust. Es ist ein kalter Entzug ohne Ersatzdroge.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in das Tief der Trauer zu fallen?

Ich frage, weil mir auffällt, daß viele Menschen sich immer wieder an die gestorbene Person bewußt erinnern. Kein Wunder, daß dann wieder Traurigkeit aufkommt.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in das Tief der Trauer zu fallen?

Niemand kann einem vorschreiben, wie stark oder wieviel man trauert. Sicher wird „von der westlichen Gesellschaft“ ein Maß an Trauer erwartet. Ob man diesen gesellschaftlichen oder religiösen Konventionen folgt, muss jeder für sich selber entscheiden.
Ich denke, dass mit dem Tod eines Menschen Gefühle freigesetzt werden, diese sind zu einem großen Teil hormonell bedingt. An dieser Stelle kann der Mensch wohl kaum eingreifen. Eine Maßnahme ist es therapeutische Trauerarbeit zu leisten.
Die andere Sache ist der Versuch sich den Tod bewußt zu machen: Der Tod ist genauso wie die Geburt ein Teil unseres Lebens. In einigen Religionen wird er äußerlich als eine Art „Befreiung“ gefeuert. Oder ein anderes Beispiel: Die Farbigen zogen in New Orleans mit Trauermusik hinter dem Sarg her. Nachdem der in der Erde versenkt war, zog man mit freudigen Klängen swingend wieder nach Hause.
Das Leben geht weiter, egal wer stirbt oder wie viele sterben.
Also: wenn einen die Gefühle überwältigen und es hormonell gesteuert ist kann man wohl nichts machen. Auf der „bewußten Ebene“ kann man versuchen sich klar zu machen, dass das Leben (irgendwie) weitergeht. Und dann stellt sich wie immer die Frage: Was fange ich mit meinem Leben an, wie gestalte ich es? Das muss jeder selber entscheiden, an der Stelle kann man keine entgültigen Tipps geben.
Das „drüber“ reden kann helfen, suchen Sie sich Gesprächspartner, so wie Sie es ja hier auch schon begonnen haben. Ich wünsche Ihnen viel Kraft, das durchzustehen.

Antwort 1: Man „muss“ nicht trauern, weder wegen gesellschaftlicher Regeln noch zum Wohl von sich selbst. Aber Trauern ist sehr häufig und deshalb „normal“.

Antwort 2: „Erfolgreiches“ Trauern läuft in Phasen ab: a) Schmerz um die verlorene Person und Schmerz der persönlichen Entbehrung der verlorenen Person; b) sich aufmachen zur weiteren Gestaltung des eigenen Lebens. Die Phase a kann einige Tage bis mehrere Monate dauern. Die Phase b kann immer wieder mal durch eine kurze Wiederholung der Phase a abgelöst werden, am besten in einer bestimmten „Ordnung“, z. B. am Jahrestag des Todes.

Nachsatz: Ich selbst betrachte mich als religiös, aber Trauern hat damit wenig bis nichts zu tun.

Gruß, Gantrisch

Hallo donatus

Ein naher Verwandter stirbt.

Die Standardthese ist: Ein Mensch muß trauern. Nicht nur wird
es erwartet von anderen sondern es soll auch Teil der Biologie
sein.

Trauer sind Gefühle von Verlust. Es ist ein kalter Entzug ohne
Ersatzdroge.

Richtig. Trauer beinhaltet immer einen Verlust - sei es eine Person, ein Haustier oder auch das Heim oder der Beruf.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang
mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in
das Tief der Trauer zu fallen?

Ich persönlich denke, dass das Trauern ein normaler Verarbeitungsprozess von Menschen ist, um mit einer Verlustsituation fertig zu werden. Daher ist es auch normal und - wenn man will - durchaus gesund zu trauern und in das „Tief der Trauer zu fallen“.

Ich frage, weil mir auffällt, daß viele Menschen sich immer
wieder an die gestorbene Person bewußt erinnern. Kein Wunder,
daß dann wieder Traurigkeit aufkommt.

Das liegt - finde ich - in der Natur der Sache: Menschen denken ganz automatisch an das, was sie verloren haben. Der Versuch an etwas bewusst nicht zu denken ist zum Scheitern verurteilt, denn sobald man sich bewusst sagt, dass man an etwas nicht denken möchte hat man es bereits getan. Somit sind das fast automatisch auftretende Gedanken, die es gilt „auszuhalten“, zu trauern und den Verlust in sein gegenwärtiges Leben zu integrieren.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang
mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in
das Tief der Trauer zu fallen?

Wie gesagt: Trauer ist etwas natürliches, normales und ein notwendigder, menschlicher Prozess, um mit einem Verlust umzugehen. Trauer zu abstrahieren oder auzublenden funktioniert nicht und würde in meinen Augen auch eher für ein problematisches Bewältigungsverhalten sprechen.

Grüße
TAndrija

Hallo,

viele konstruktive Anregungen zum Umgang mit dem Tod sind z.B. in den Büchern von Roland Kachler zu finden (u.a. „Damit aus meiner Trauer Liebe wird“, „Meine Trauer wird Dich finden“)

Gruß, Klarinia

Hallo Donatus Orth,

ganz pragmatisch gesehen ist Trauer ein „Abschied nehmen“. Das ist schlichtweg eine Typ-Frage. Es gibt Menschen, die verabschieden sich, wenn sie sich 2 Tage nicht sehen so, als ob sie sich nie wieder sehen. Dann gibt es Menschen (Seefahrt, Soldaten), bei denen gehört Verabschiedung zum Beruf. Es gibt auch Menschen, die sagen „tschö mit ö“, drehen sich um und sind weg.

Es gibt auch Menschen, die hängen so an einem Menschen, dass sie diese nicht gehen lassen wollen, da entstehen dann Schreine und Bilderwände.

Wenn jemand traurig ist, dann ist das erstmal so. Verena Kast beschreibt den Trauerprozess in 4 Phasen. Nicht jeder durchlebt alle, die Phasen lassen sich auch nicht unbedingt trennen - sie können helfen zu verstehen wie Trauer „funktioniert“.

Aus der Praxis kann ich sagen, dass viele, die versuchen ihre Trauer „nur“ zu verdrängen, um den Schmerz nicht zu spüren, irgendwann eben von diesem Schmerz eingeholt werden. Das kann auch nach Jahren sein.

Gestern noch ist es mir passiert, dass eine Frau, die im Beruf sehr stark sein muss, dann doch weinend zusammengebrochen ist, weil sie den Tod ihres Vaters „nur“ weggedrückt hat.

Die entscheidene Frage finde ich nicht, ob ich in das Tief der Trauer falle (wenn ich einen geliebten Menschen verabschiede, dann bleibt das gar nicht aus). Es ist die Frage, wie lange ich drin bleibe und wie ich wieder herauskomme.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die mir einfallen, keine Trauer zu erleben: wenn ich diesen Menschen a) nicht geliebt habe oder er mir b) egal war.
Dann verabschiede ich ihn/sie aber auch zu Lebzeiten nicht.

Ich wünsche Dir eine für Dich passende Verabschiedung.

Viele Grüße
colaiuta

Lieber Donatus, ich weiss nicht ob ich dir Antworten habe auf deine Gedanken. Willst du Antworten, ja sonst würdest du hier nicht schreiben, nehme ich an. Ich selbst bin aus der Kirche ausgetreten, ob ich desshalb nicht glaube…jeder glaubt…irgendwas.
Jeder muss selber herausfinden wie er mit Verlust umgeht, umgehen kann oder will.
Ganz jung habe ich einmal beschlossen meine Mutter nicht mehr zu mögen weil, wenn sie sterben würde wäre ich nicht traurig. Sie hätte ja keine Bedeutung mehr für mich.
Nein man „muss“ nicht trauern. Du hast dir die Antwort bereits gegeben. Wenn man an jemanden denkt den man verloren hat dann wird man über den Verlust erst traurig, später kann es trösten und noch später kann es ein schönes Gefühl (Erinnerung) sein.
Sich damit auseinandersetzen, sich kümmern, sich interessieren für den Menschen der geht. Nicht nur der Verlust eines Menschen kann Angst machen oder traurig. Auch im Wissen zu sterben kann die Auseinandersetzung mit den nahenstehenden Menschen helfen(tröstlich sein).
Ich habe kürzlich meinen Partner fast verloren. Plötzlich, ohne Vorzeichen war er nicht mehr ansprechbar, nicht mehr erreichbar. Meine Freundschaften haben mir sehr, sehr geholfen. Zu reden, zu weinen, eben, mich mit der Situation zu beschäftigen, das war gut. Jetzt ist eine Freundin schwer krank und ich hoffe sie überwindet die Krankheit. Die ganze Familie kümmert sich, jeder auf seine Art.
Den Gefühlen von Verlust kann man nicht ausweichen, niemand kann sie einem abnehmen.
Menschen die einem wichtig sind, sind keine Drogen, es gibt also auch keinen Ersatz. Warum auch? Lebendiges oder wie du sagst Biologisches ist einmalig in seiner Form.
Neues darf kommen.
Übrigens spreche ich mit meiner Mutter sooft sie möchte über das sterben. Es gehört zum Leben. Ich freue mich auch dass sie soviel Vertrauen zu ihrer Familie hat, ist doch der Tod das Persönlichste was es gibt.
Mit Religion hat der Tod nichts am Hut, nicht für mich.
Ich spreche mit Menschen die ich verloren habe. Mein Gefühl ist dass die Energie die Menschen zu Lebzeiten verbreitet haben auch danach noch da ist. Also weit ab von der Religion.
Aber was erzähl ich dir?
Du wirst deine eigenen Erfahrungen machen. Ich wünsche dir Kraft, viel Mut und viel Liebe zu dir.
Trauer ist die heilsame Antwort eines lebendigen Herzens auf Abschiede und Trennungen (ein Spruch den ich dir mitgeben möchte)

Ich denke nicht, dass es eine Standdardthese ist, dass ein Mensch trauern muss. Ein naher Verwandter kann auch erlöst werden nach langem Leiden und man kann das schon vorab quasi bewaltigt haben. Auch kann es Verhaltnisse geben, wo nahe Verwandte nicht nahe stehen oder sogar verabscheut werden, je stärker dies vorliegt, desto geringer ist die Trauer, ganz im Gegenteil kann sogar eine Freude aufkommen, dass ein bestimmter Mensch endlich tot ist.

Der Unterschied, ob Trauer ins Gewicht fällt, ist dabei die Liebe. Oder das Mitleid, oder das Teilen von Erlebnissen, das Miterleben einer Krankheit, die zum Tod führte, die persönliche Betroffenheit über einen Suizid, die Frage „hätte ich etwas tun können, habe ich nicht hingehört?“ Vielleicht, dass man den Menschen gut kannte oder sogar liebte.

Außerhalb der Religionen gibt es also oft rationalen Umgang mit dem Tod. Z. B. wenn eine 90 jährige Mutter verstirbt. Verlust von eng verbundenen Menschen ohne Trauer, obwohl mir nichts bekannt ist, was einer „Schule“ gleichkommt im Sinne einer wissenschaftlichen oder weltanschaulichen Theorie, die dies propagiert und Trauer ablehnt. Suchen Sie so etwas?

Ich als Psychologin, also wissenschaftlich ausgebildet und auch tätig, ohne jede persönliche Hinwendung zu irgendeiner Religion, sehe Trauer nicht als kalten Entzug einer Droge, denn der verlorene Mensch kommt ja nicht einem Schadstoff gleich, nach dem man süchtig war. Das wäre doch sehr menschenverachtend, Freundschaft/Liebe/Mitleid/Nähe mit Koksen oder Heroin spritzen oder Alkoholabusus, Glücksspiel gleichzusetzen, also mit einer Krankheit.

Ihre Wortwahl ist schon in der Formulierung der Frage sehr technisch und persönlich unbeteiligt, „mir ist aufgefallen“ anstatt, „ich habe erlebt, erfahren, miterlebt. Menschlich ist es, die neue Situation (einen Tod/Verlust) erst einmal auf sich wirken zu lassen, das Neue daran nach einiger Zeit zu akzeptieren und nach einiger Zeit wieder ins Leben zurück zu gehen. Da gibt es viele Facetten, von der Nachbarin bis zum eigenen Kind, das stirbt. Trauer lässt sich auch nicht einsetzen und abstellen, weil man es willentlich steuert, so wie Sie es zu überlegen scheinen.
Haben sie schon einmal das Wort „Asperger“, Autismus“ gehört?, Ich, beruflich bedingt mit einem immer angeschalteten diagnostischen Ohr ausgestattet, frage mich, ob bei Ihnen störungsbedingt ein Wunsch nach Rationalisierung von negativen und schmerzhaften bzw. unverständlichen Gefühlen vorliegen könnte. Vielleicht sind sie auch in ihrer Kindheit, wenn diese Art Störungsbild nicht vorliegt, stark von ihren engsten Bezugspersonen traumatisiert, vernachlässigt oder mißhandelt worden und haben so einen Teil ihrer Persönlichkeit abgespalten und verdrängt, nämlich die Gefühlswelt. Alles Weiche, Sanfte, Liebevolle, Hilflose, Bedürftige, Traurige wird rationalisiert und zurückgewiesen, da es damals keinen Raum fand oder zu Lebensgefahr führte.
Ich kann mir tatsächlich nicht vorstellen, dass es für irgendwen von Vorteil sein könnte, emotional nicht mit Schock und Trauer zu reagieren, wenn ein naher Mensch stirbt. Vielleicht könnte das bei Menschen vorkommen, die berufsbedingt mit vielen sehr schrecklichen und schockierenden Dingen konfrontiert werden (z. B. Feuerwehrleute, die zerfleischte Tote von den Schienen kratzen und eintüten etc.) Hier könnte es dann zu einer emotionalen Verhärtung kommen, weil sie einen Weg gefunden haben „dicht zu machen“, weil sie sonst ihre Arbeit nicht mehr machen könnten. Auch dies wieder ein Störungsbild, aber kein normales Verhalten.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen bis hierher.

ndardthese ist: Ein Mensch muß trauern. Nicht nur wird

es erwartet von anderen sondern es soll auch Teil der Biologie
sein.

Trauer sind Gefühle von Verlust. Es ist ein kalter Entzug ohne
Ersatzdroge.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang
mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in
das Tief der Trauer zu fallen?

Ich frage, weil mir auffällt, daß viele Menschen sich immer
wieder an die gestorbene Person bewußt erinnern. Kein Wunder,
daß dann wieder Traurigkeit aufkommt.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang
mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in
das Tief der Trauer zu fallen?

Hallo,
oh das ist eine wirkliche Aufgabe. Geben Sie mir bitte ein bisschen Zeit um darueber nachzudenken.
Spontan faellt mir die Auffassung eines Freundes von mir ein, er ist Physiker und nicht religioes. Ich werde mir Gedanken machen und dann nochmal antworten. Bis bald.

Sie fragen mich nach einem alternativen, pragmatischen Umgang mit Trauer und Tod.
Das ist ein Thema, das mit Leichtigkeit ein oder zwei Semester im Studium fuellen koennte. Und sie fragen mich um Rat. Ich gebe mein Bestes. Vielleicht helfen ja meine Anregungen damit Sie dann ihren Weg in die richtige „IHRE“ Richtung finden.
Glauben Sie denn gar nicht? Nicht an Gott, Buddah, oder egal welchen Namen ich jetzt nenne? Nicht mal an eine hoehere Macht? Glauben Sie nicht, dass es irgendetwas da draussen gibt, dass all die Komplexitaet und das Miteinanderverwobensein erschaffen hat. Waren das alles Zufaelle, zwangslaeufige Entwicklungen nach dem Motto *der Staerkere setzt sich durch*?
Sehen Sie mal im Internet nach / da gibt es jede Menge Portale die sich mit dem Tod aus atheistischer Sicht und auch der Trauerarbeit auseinander setzen. Schlagworte: Pragmatischer Umgang mit Tod, Trauerportal - Sterben und Tod aus atheistischer Sicht.

Wie wird man damit fertig, wenn ein Mensch, den man kannte und liebte (?) stirbt und einen alleine laesst - wenn man nicht religioes ist?
Klar. Man trauert, weil der Tod eine Luecke in einen selbst hineingerissen hat. Das schmerzt, man muss heilen, sich wieder alleine zurecht finden.
Dass man sich aber trotzdem an den Menschen immer wieder erinnert, obwohl es schmerzt, ist doch klar! Er war einem wertvoll, man hat ihn geliebt, viel mit ihm geteilt, viel Zeit mit ihm verbracht.
Menschen sind doch keine Einzelgaenger.
Ich habe mal eine Aussage gelesen, dass der Mensch „ein soziales Maengelwesen“ sei. Diese Maengel suchen wir auszugleichen…durch andere. Wir brauchen einander.
Uebrigens faellt mir gerade ein, dass Tiere auch trauern. Und Tiere haben bekanntlich kein Bewusstsein ueber den Tod und ihre Sterblichkeit. Auch sie trauern und brauchen ihre Zeit bis sie sich wieder zurechtfinden, manche kommen ueber einen Verlust nie hinweg.
Ein Freund, der Physiker ist und auch nicht glaeubig ist meinte mal, dass das was einen Menschen antreibt (Seele?) eine Art von Energie ist. Energie GEHT NIE VERLOREN / nur transformiert. Zu was und wie, wissen wir nicht.
Wenn Sie interesse haben, dann schauen Sie doch nach Buechern zu dem Thema „Nahtoderfahrungen“. Ich habe einige amerikanische Buecher zu diesem Thema gelesen, die wirklich sehr sehr interessant waren. Wenn Sie Interesse haben, dann schicke ich Ihnen gerne die Buchtitel und Namen der Autoren.
Das ist wirklich ein sehr schwieriges Thema und ich weiss nicht ob ich mit meinen Gedanken irgendwie weiterhelfen konnte.

Zu

Bei mir ist niemand gestorben. Ich dachte darüber nach, wie es ist, wenn meine Eltern sterben und ich habe gemerkt, daß ich damit nicht klarkäme. Auch deshalb nicht, weil ich von ihnen finanziell abhängig bin.

Aber Gefühle hinzunehmen, weil sie eben da sind sehe ich als falsch an. Ich glaube, Trauergefühle wären halb so schlimm wenn ich sie nach Belieben deaktivieren könnte. Letztlich bringt Trauer Menschen nicht zurück. Man verabschiedet sich für immer.

Was ich brauche ist emotionale Autarkie. Mein Wunsch danach liegt auch darin begründet, daß ich ein Mann bin.

In diesem Sinne.

Bei mir ist niemand gestorben. Ich dachte darüber nach, wie es ist, wenn meine Eltern sterben und ich habe gemerkt, daß ich damit nicht klarkäme. Auch deshalb nicht, weil ich von ihnen finanziell abhängig bin.

Aber Gefühle hinzunehmen, weil sie eben da sind sehe ich als falsch an. Ich glaube, Trauergefühle wären halb so schlimm wenn ich sie nach Belieben deaktivieren könnte. Letztlich bringt Trauer Menschen nicht zurück. Man verabschiedet sich für immer.

Was ich brauche ist emotionale Autarkie. Mein Wunsch danach liegt aber auch darin begründet, daß ich ein Mann bin.

In diesem Sinne.

Bei mir ist niemand gestorben. Ich dachte darüber nach, wie es
ist, wenn meine Eltern sterben und ich habe gemerkt, daß ich
damit nicht klarkäme. Auch deshalb nicht, weil ich von ihnen
finanziell abhängig bin.

Da setzt ja mein Punkt an, dass jeder Mensch dafür verantwortlich ist, sein Leben selber zu gestalten. Ich gebe zu, dass das in wenigen Fällen, z.B. bei körperlicher oder geistiger Behinderung nicht möglich ist.

Aber Gefühle hinzunehmen, weil sie eben da sind sehe ich als
falsch an. Ich glaube, Trauergefühle wären halb so schlimm
wenn ich sie nach Belieben deaktivieren könnte. Letztlich
bringt Trauer Menschen nicht zurück. Man verabschiedet sich
für immer.

Gefühle sind ein Teil des Menschen und m.M. sogar der Tiere. Sie gehören zu uns, sie machen aus uns, das was wir sind. Wir lernen im Laufe unseres Lebens mit ihnen umzugehen. Und sie formen unseren Charakter, unser Auftreten, unseren sozialen Umgang.

Was ich brauche ist emotionale Autarkie. Mein Wunsch danach
liegt aber auch darin begründet, daß ich ein Mann bin.

Wahrscheinlich haben Männer und Frauen ein leicht differenziertes Gefühlsleben, aber gibt es Männer „ohne“ Gefühle? Emotionale Autarkie, wie soll das funktionieren? Sind Sie nicht auch wie alle von Männern und Frauen „erzogen“ worden, beeinfusst worden? So wie Ihre Gene eine uralte Mischung sind, ist wahrscheinlich ihre Gefühlswelt vergleichbar ein Mix aus allem Möglichen.
Ich weiß für Ihr Problem - so wie ich es verstehe - keine allgemeingültige Lösung. Wenn es sie gäbe, davon bin ich überzeugt, wären alle Psychiater, Psychologen usw. von heute auf morgen arbeitslos.

In diesem Sinne.

Ich bedaure, wenn ich Ihnen gar nicht weiterhelfen konnte. Bitte bedenken Sie, dass dieses Medium für die Bewältigung solcher Probleme m.M. extrem ungeeignet ist.
Ich hoffe, Sie finden eine befriedigende Lösung.

Liebe® Schreiber(in),

zunächst möchte ich mich entschuldigen, da ich in Urlaub war und deshalb nicht antworten konnte bisher.

Ein naher Verwandter stirbt.

Die Standardthese ist: Ein Mensch muß trauern. Nicht nur wird
es erwartet von anderen sondern es soll auch Teil der Biologie
sein.

Ich weiss nicht, ob Trauer ‚Teil der Biologie‘ ist. Es hängt ja von der Beziehung ab, die man zu einer sterbenden Person hat, welche Gefühle man empfindet. Nur als Beispiel: es könnte ja sein, ass jemand schwer krank war, viel gelitten hat, dass es eine ‚Erleichterung‘ sein kann, wenn die Person dann ‚sterben kann‘.
Oder man hat eine erfüllte Beziehung zu der sterbenden Person (gehabt), kann sich verabschieden und sie „gehen lassen“.

Trauer sind Gefühle von Verlust. Es ist ein kalter Entzug ohne
Ersatzdroge.

Dass es für die Person, die stirbt, keinen Ersatz gibt, das sehe ich auch so. Aber manchmal geht es, innerlich in sich etwas an Erinnerung und Gefühlen zu dieser Person in sich zu behalten, etwas das einen weiter im Leben begleiten kann. Ein Verlust ist es trotzdem.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang
mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in
das Tief der Trauer zu fallen?

Ich frage, weil mir auffällt, daß viele Menschen sich immer
wieder an die gestorbene Person bewußt erinnern. Kein Wunder,
daß dann wieder Traurigkeit aufkommt.

Entfernt von der Religion gibt es welchen pragmatischen Umgang
mit dem Tod, der es einem ermöglicht, weiterzuleben ohne in
das Tief der Trauer zu fallen?

Ich selber verbinde Trauer nicht unbedingt mit einem „Tief“. Trauer ist eine Möglichkeit mit den Gefühlen des Verlusts einer Person umzugehen. Aber man kann sich ja auch an die schönen Zeiten erinnern, die man mit der Person erlebt hat, an die Bedeutung, die die Person für einen gehabt hat, man kann sich innerlich an der Beziehung orientieren…
Also nicht Erinnerung damit die Trauer am Leben bleibt, sondern weil die Beziehung zu dieser Person einem auch Kraft gegeben hat - zumindest klingt ds bei mir an in Ihrer Frage. Und das andere ist, dass es nach einem Verlust auch wieder eine Hinwendung zu anderen Menschen geben kann, mit denen man wieder einen Teil des Lebens gehen kann, wenn man das will.

Ich weiss nicht, ob Ihnen meine Worte nützen, Sie können auch gerne Fragen dazu stellen.
Mit reundlichen Grüßen

Die Perspektive ist mir zu weiblich, ich kann damit nichts anfangen.

Naja, liegt wohl an meinem Geschlecht. Ich hatte ja angeboten, dass Sie Fragen stellen, aber dann wenden Sie sich halt an einen Mann.

Die Perspektive ist mir zu weiblich, ich kann damit nichts
anfangen.

Hallo,

ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gerade in unserer Kultur so schwer ist, mit dem Tod umzugehen, weil das Thema regelrecht ausgeblendet wird.
Ein Patient sagte mal in einer Gruppe: Jeder muss sterben, ich vielleicht… Das trifft es ganz gut.
In Kulturen wie Mexiko gibt es einen ganz anderen Umgang mit dem Thema.

Für mich wäre es ein adäquater Umgang, dieses Thema ganz bewusst in das eigene Leben einzuladen. Manchmal kann ja das Bewusstsein der (eigenen) Endlichkeit Prozesse auslösen, die der eigenen Entwicklung dienen. Mit dem Hintergrund, dass irgendwann auch ich sterben werde, lässt sich nichts ins Unendliche aufschieben, was ich angehen will.

Tröstlich finde ich Rituale im Umgang mit Verstorbenen, z. B. einen Brief an den Verstorbenen zu schreiben mit all den Dingen, die noch „offen“ waren und diesen in einen Fluss zu übergeben oder zu verbrennen. Auch mit dem oder Toten weiter zu sprechen, sie/ihn in den Alltag mit einzubeziehen.
So kann aus dem empfundenen „kalten Entzug“ etwas Lebendiges und Weiterlebendes werden. Die Gefühle von Traurigkeit und Hilflosigkeit wollen gelebt werden, damit sie dann in etwas Tröstlicheres gewandelt werden können.

Viele Grüße
Ginny

Mit dem Hintergrund, dass
irgendwann auch ich sterben werde, lässt sich nichts ins
Unendliche aufschieben, was ich angehen will.

Sehe ich so, daß nach dem Tod es auch egal ist, ob ich etwas erreicht habe oder nicht. Dein Argument kann ich nur bezogen auf das Älterwerden verwenden, weil ich als alter Mann etwa Dinge nicht mehr können werde, die ich tun kann, wenn ich jünger bin.

Tröstlich finde ich Rituale im Umgang mit Verstorbenen, z. B.
einen Brief an den Verstorbenen zu schreiben mit all den
Dingen, die noch „offen“ waren und diesen in einen Fluss zu
übergeben oder zu verbrennen. Auch mit dem oder Toten weiter
zu sprechen, sie/ihn in den Alltag mit einzubeziehen.
So kann aus dem empfundenen „kalten Entzug“ etwas Lebendiges
und Weiterlebendes werden.

Dafür mußt du eben auch glauben. Das ist nicht so meins.

Die Gefühle von Traurigkeit und
Hilflosigkeit wollen gelebt werden, damit sie dann in etwas
Tröstlicheres gewandelt werden können.

Sagt wer?