Alterung von elektr. Hausleitungen

Hallo,

ich wohne in einem Haus von 1961. Kürzlich wurde mir gesagt, daß die elektrischen Leitungen in einem Haus eine Lebensdauer von etwa 50 Jahren haben.
Wie sind denn da die Erfahrungen? Muß ich jetzt für die Leitungen die Mauern aufreißen und das Haus neu renovieren?

Gruß
Tobias

Hallo !

Ein „echtes“ Verfallsdatum gibt es da nicht,es kann länger halten oder leider bereits viel früher ein Fehler auftreten.

Das kann man nur mit einer Überprüfung durch den Elektrofachmann herausfinden. Der macht eine Besichtigung der Anlage(Sicherungskasten,Hausanschlußkasten,Schalter,Steckdosen usw.) und wichtig, eine Isolationsmessung aller Leitungen(vom Si-Kasten aus meistens).
Dabei zeigt sich der Zustand der Leitungen und Verbindungsstellen.

Eine solche Überprüfung ist bei diesem Alter angeraten,eigentlich bereits überfällig.
Es kann dabei durchaus herauskommen,eine teilweise Instandsetzung der Anlage ist unwirtschaftlich,man wird dann eine Komplettsanierung der verlegten Leitungen empfehlen.

Nicht gerade billig und mit reichlich Schmutz und Staub verbunden,aber dabei kann dann auch gleich die Anlage an heutige Nutzung und Bedürfnisse angepaßt werden.
Die Sicherheit ist dann auf dem neuesten Stand der Technik und schützt Mensch und Haus.

MfG
duck313

ich wohne in einem Haus von 1961. Kürzlich wurde mir gesagt,
daß die elektrischen Leitungen in einem Haus eine Lebensdauer
von etwa 50 Jahren haben.

Pauschal gesagt - und wie vieles, was pauschalisiert wird, ist es falsch.

Leitungen bestehen im Westen Deutschlands fast durchgehend aus Kupfer, das im Alter durch Umkristallisierung härter und spröder werden soll.

Aber eine unbewegte (!) Leitung nimmt das nicht krumm.

Alu sollte man häufiger im Osten antreffen. Wie sich das im Alter verhält, entzieht sich meiner Kenntniss.

Was zu beachten ist:

  1. (und zwar absolut an erster Stelle!): Klemmen altern. Du wirst vermutlich an fast allen Abzweigdosen die Klemmen ohne nennenswerten Kraftaufwand abziehen können. Schraubklemmen haben keine Federwirkung wie moderne Steckklemmen und mit der Zeit werden die immer lockerer, zumal Kupfer gegenüber dem Material der Klemme weich ist. Und wo die Klemme locker ist, ist der Kontaktwiderstand höher. Fließt da ein größerer Strom, wird die Stelle heiß. Dabei verschlechtert sich der Widerstand an dieser Stelle noch mehr. Das nächste Mal wird es da noch heißer, bis es dann schmort.

  2. Die Isolierungen altern. In den 60ern Jahren wurde wahrscheinlich noch „NGA“ verlegt, das sind Kupferadern mit Bröckelmasse und Stoffummmantelung. Da gilt: Wer dieses Konstrukt bewegt zu feste anschaut, der hat schon verloren, da sich Isolierung und Ummantelung in Staub auflösen. Reparaturen sind da weder sinnvoll noch möglich. Auch hier gilt aber: Starr verlegt bleiben auch NGA Adern friedlich.

  3. Die Kontakte der Steckdosen und Schalter altern. Auch hier entsteht Hitze und Gefahr durch z.B. schlechten Widerstand des Schutzleiters.

  4. Oft gibt es viel zu wenige Stromkreise und Dosen. Die vorhandenen werden dadurch regelmäßig stark belastet und an jeder Ecke befinden sich wilde Konstrukte aus hintereinander gesteckten Mehrfachsteckdosen.

  5. Schutz vor elektrischem Schlag.
    Schutzleiter? FI-Schalter? Das war in den 60ern exotischer Luxus.
    Hier zählte „klassische Nullung“ -wird schon gut gehen. Hat ja auch meistens geklappt.

Wie sind denn da die Erfahrungen? Muß ich jetzt für die
Leitungen die Mauern aufreißen und das Haus neu renovieren?

Nein - die Renovierung war meines Erachtens nämlich schon länger fällig.
Du solltest JETZT mal einen Elektriker die Anlage prüfen lassen.
Je nach Gesichtsfarbe des Kollegen entscheidet man dann, was man sofort und was man irgendwann mal wechseln sollte.

Grundsätzlich sind die Anforderungen an die Installation auf Grund der vielen Haushaltsgeräte enorm gestiegen.
Hier sollte man sich nicht auf eine Installation von vor 50 Jahren verlassen.

hi,

dem Artikel von xstrom ist nichts mehr hinzuzufügen (ausser die Grussformeln wie üblich)

Dein Bekannter hat Recht und Unrecht:
Die Leitungen selbst sind nicht das Problem, die halten länger als 50 Jahre. Messungen machen und gut isses
Die Leitungen sind aber zu wenig (nicht nur vielleicht sondern sicher), weil damals nur für ein Radio und eine Tischlampe ausgelegt. Mehr gab es damals noch nicht
In der Küche fliesst da heute ein enormer Strom, für den die Leitungen nicht ausgelegt wurden.
Das eigentliche Problem sind alle Klemmverbindungen! Wenn die noch aus der Gründerzeit sind und niemals erneuert wurden, dann ist es höchste Eisenbahn! Da hat dein Bekannter RECHT! Deren Haltbarkeit ist nach 50 Jahren ÜBERSCHRITTEN!!!

Gruss