Hallo,
Zitat Hermann Usener
Götternamen
Versuch einer Lehre von der religiösen Begriffsbildung
Klostermann, Frankfurt 2000 (4. unveränderte Auflage)
ISBN 3465031148 Buch anschauen
S. 140f
(Unterstreichung von mir)
„Die nicht zweifelhafte etymologie des wortes wird uns davor behüten von der nachträglichen gestaltung aus das verständnis der ursprünglichen zu suchen. Der stamm des nomen agentis ist έρεχ- brechen, zerteilen: so in der wendung des Theophrast έρεξαμενων τάς χριϑάς, und in έρεχϑειν zerreißen, zermalmen; daneben έριχ- in έρεϊχειν. Erechtheus ist somit der schollen-‚brecher‘, ein griechischer Vervactor. Verschiedene bildung, nicht bedeutung, hat Erichthonios. Die alten erklärten das wort aus der sage, indem sie den ersten bestandteil teils auf έρις tels auf έριον, womit Athena den von Hephaistos vergossenen samen abgewischt haben sollte, zurückführten; neuere heben eine zusammensetzung des adverbiums έρι- mit χϑών angenommen, also ‚gutlandig‘. Es ist dasselbe verbum darin enthalten wie in Erechtheus: έριχ-χϑον-ιο mit Erleichterung der dreifachen konsonanz; das ί der zweiten silbe kann sehr wohl erst unter dem einfluß der folgenden schweren konsonantenverbindung aus e entwickelt sein. Das Wort bedeutet also den ‚erdaufreißer‘. Daß der schollenbrecher und der erdaufreißer als begrifflich identisch durcheinader liefen, war unvermeidlich; aber es ist zu beachten, daß nur Erechtheion dem kultus, Erichthonios der sage angehört, und daß nicht Erichthonios sondern Erechtheus zu Poseidon wurde. Der ‚brecher‘ kann so gut den erdschollen wie den meereswellen gelten …“ usw. usf.
Freundliche Grüße,
Ralf