Alzheimer-Krankheit!?

Liebe Experten,

meine Großtante weist die klassischen Anzeichen für den Beginn der Alzheimer-Krankheit auf. Da ihre Ärztin auch meine ist, habe ich sie bereits darauf angesprochen. Sie kann jedoch nichts tun, wenn meine Großtante nicht von allein zu ihr kommt. Sie ist depressiv, paranoid, vergesslich, verwirrt, hat Vokabularprobleme und wiederholt dieselbe Geschichte jeden Tag. Sogar das klassische Alzheimer-Anzeichen, eine Frage zu beantworten, indem sie die Frage nochmal stellt und Wortfindungsprobleme (Antenne für Patrone, Regal für Bauzaun, sie weiß nicht mal mehr, wie ihre Mutter hieß) hat sie. Meine Oma und ich haben bereits eindringliche Gespräche mit ihr geführt, das hat sie jedoch bereits vergessen. Nun war sie bei einer Psychologin, ohne uns davon zu erzählen (sonst wäre einer von uns mitgegangen) und hat bei ihr über Einsamkeit und Bauchweh geklagt. Auf unsere Frage, warum sie ihr nichts von ihren Gedächtnislücken, Depressionen und Verwirrtheit erzählt hat, sagte sie, das hätte ihr ja noch nie einer gesagt. -.-

Das Problem ist hauptsächlich auch noch die Paranoia. Alzheimer-Patienten neigen dazu, andere zu verdächtigen, ihnen Böses zu wollen. Und da meine andere Großtante von ihr gepflegt werden möchte, redet sie ihr ein, sie sei gesund und wir wollen ihr nur Böses, wenn wir erzählen, sie sei krank.

Ich habe es noch nie in ihrer Gegenwart ausgesprochen, dass sie sich mal auf Alzheimer testen lassen soll. Was meint ihr? Habt ihr damit Erfahrungen? Wie reagiert sie? Doch bestimmt mit Unverständnis oder? Ja, ich weiß, ich kann es ausprobieren, aber ich möchte nicht, dass sie dann „zumacht“ und sich von mir abkapselt. Ich mache mir Sorgen, sie fährt noch immer Auto (hupt an der Ampel die Autos hinter sich an und brüllt, sie sollen nicht so dicht auffahren…) und lebt allein.

Habt ihr schon Erfahrung mit „Alzheimer-Sprechstunde“ gemacht? Das ist nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Angehörigen. Aber erstmal muss ja getestet werden, ob sie die Krankheit auch tatsächlich hat.

Ich bin noch jung und überfordert mit der Situation. Hilfe!?

Hallo Daffi,

die Situation mit einem Angehörigen, der eine (beginnende) Demenz hat, ist für alle Beteiligten schwer.

Der Kranke verdrängt alle Anzeichen so lange wie möglich, weil das für ihn / sie beschämend ist. Deswegen wird sie vermutlich auch auf den Vorschlag, sich auf Alzheimer untersuchen zu lassen nicht eingehen. Vielleicht gibt es einen anderen Grund, sie zu veranlassen zum Neurologen zu gehen. Solange sie nicht unter Betreuung steht, könnt Ihr gar nichts machen, wenn sie nicht will.

Überall im deutschsprachigen Raum gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige. Dort findest Du Hilfe und Unterstützung.
Um Kontakt zu einer solchen Gruppe zu bekommen, kannst Du Dich hier erkundigen:
http://www.alzheimerforum.de/

Alles Gute und viele Grüße

Iris

Vielen Dank, Iris! Aber wie bekomme ich sie zum Neurologen!? Ich habe ja die Hausärztin gebeten, sie hinzuschicken und dann, was wir Normalsterblichen ja nicht verstehen, in Medizinerdeutsch bzw. Abkürzungen auf die Überweisung zu schreiben, dass der Neurologe auf Alzheimer testen soll. Aber das war vor einem Jahr und es ist nichts passiert.

Vielen Dank, Iris! Aber wie bekomme ich sie zum Neurologen!?
Ich habe ja die Hausärztin gebeten, sie hinzuschicken und
dann, was wir Normalsterblichen ja nicht verstehen, in
Medizinerdeutsch bzw. Abkürzungen auf die Überweisung zu
schreiben, dass der Neurologe auf Alzheimer testen soll. Aber
das war vor einem Jahr und es ist nichts passiert.

Hallo Daffi,

das geht so sowieso nicht: einen Test auf Alzheimer gibt es nicht, sichere Diagnose ist nach wie vor erst nach dem Tod per Obduktion möglich (und nützt dann nichts mehr). Deine Beschreibung ist schon so, dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, aber mehr als die Aussagen der nächsten Verwandten auszuwerten, kann der Arzt eigentlich auch nicht machen, nach der Natur der Erkrankung sind Befragungen des Patienten selbst nur bedingt möglich - man kann natürlich fragen „wie heisst Ihre Tochter“, aber da muss die Krankheit schon weit fortgeschritten sein.

Unsere Mutter hatte alle klassischen Symptome, aber die behandelnden Ärzte waren sich trotzdem nicht absolut sicher, ob es Alzheimer wäre, und es geht ihr jetzt wieder um einiges besser, nachdem sie Medikamente gegen Parkinson bekommt. Insofern ist die Diagnose immer bloss vorläufig.

Mein wichtigster Tipp: geh zum Sozialdienst deiner Gemeinde. Für die ist der Umgang mit Demenzkranken Routine und wir wurden sehr gut beraten, was wir im weiteren Verlauf zu erwarten hatten, es hilft sehr, wenn man da wenigstens vorbereitet ist, auch wenn das an den Tatsachen nichts ändert.

Gruss Reinhard

1 Like

Sonstiges Ausgeschlossen
Guten Tag,

wie sieht es mit ausreichend Versorgung mit Flüssigkeit und Salzen aus? Verwirrtheit kann auch daher kommen. Und bei älteren Menschen ist oft das Durstgefühl nicht mehr so ausgeprägt. Leider kontrolliert das niemand, da sie ja alleine lebt.

Gruß

Stefan

Hallo Reinhard, das ist eine gute Idee, vielen Dank und *

1 Like

Guten Morgen,

wie schaut es denn mit dem sonstigen Gesundheitszustand aus? Wenn die alte Dame wegen einer körperlichen Erkrankung ins Krankenhaus oder in eine Reha o. ä. müsste, könnte man mit den dortigen Ärzten und Schwestern reden. Erst einmal wegen irgendwas in Behandlung, ist es viel leichter, die alte Dame zu neurologischen oder psychiatrischen Untersuchungen zu überreden.

Kommt es ganz schlimm, dass sich nämlich herausstellt, dass eine Betreuung notwendig ist, müssen ohnehin ärztliche Gutachten vorgelegt werden. Betreuungsrichter und andere Behörden arbeiten viel schneller (mussten etliche Leute aus meinem Bekanntenkreis erfahren) wenn die „richtigen“ Personen/Instiutionen die Anträge stellen.

Ich weiß, das ist alles miese, aber ihr solltet euch darüber mal Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Eine Demenz schreitet manchmal schneller fort, als Ärzte, Betreuungsrichter u. ä. arbeiten können.

Liebe Grüße
Hagazussa

Hallo Daffi,
neben einer Alzheimer-Erkrankung oder einer anderen Form der Demenz könnte es sich auch um eine Wahnerkrankung oder eine Psychose handeln… Die allerdings kann man - im gegensatz zu Alzheimer - gut diagnostizieren. Also Neurologe / Psychiater wäre schon ganz gut.

Vielleicht schaffst Du es ja, Deine Tante zu „überlisten“. Gute Tipps findest Du z. B. auch im Elternpflegeforum:
http://elternpflege-forum.de/wbb/index.php?page=Portal

Oder Du kannst Dich auch an die Alzheimer Angehörigen Initiative wenden. Die haben auch ein kostenloses Beratungstelefon. Vielleicht hilft Dir auch dieses Verzeichnis mit nach PLZ geordneten Beratungsstellen:
http://alzheimerforum.de/2/9/1/291inh.html
Viel Erfolg!