Versuch einer Antwort…
Hallo Alexander,
das Wichtigste vorneweg: ja, man kann ohne generative Grammatik, Chomsky, X-bar durchs Leben kommen und dennoch seine Muttersprache meistern. Man kann das sogar ohne je einen Fachbegriff aus der Linguistik gehört oder Analyse erlernt zu haben.
Tatsache ist allerdings, dass der Fragesteller hier eine klare Aufgabe hat mit welcher er nicht alleine zurechtkommt. Zugegeben die angesprochene Theorie ist eigen und schwer, ich seh aber in Deinem Beitrag wenig, das zur Lösung beiträgt, es sei denn eine etwas diffuse Kritik in Richtung Sprachwissenschaft loszuwerden, die wie ich denke auf einer falschen Annahme beruht.
Linguistik befasst sich mit formalen Vorgängen der Sprache, jeder Sprache. Sie kann Stile analysieren, sie dient der Kommunikationsverbesserung und dem besseren Verständnis einer dem Menschen ganz eigenen Fähigkeit: dem Ausdruck.
Hiermit: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, es wäre sinnvoller gutes Deutsch zu lernen als formale Analyse-Schemata.“ hat sie nur bedingt etwas zu tun. Gutes Deutsch ist genauso wandelbar wie das Wetter: abhängig von Gesellschaft, Norm und Ideal. Linguistik siedelt sich hierauf bezogen auf einer übergeordneten Ebene an.
Man bedenke einfach vor jeder Kritik (die wohmöglich aus Missverstandem oder absolut verständlichem Nicht-Wissen entsteht), was man genau kritisieren möchte. Just my 2 cents.
Nun vielleicht zur eigentlichen Erklärung:
Bei der Theorie von X-bar (oder X’-Theory) handelt es sich um eine schematische Satzanalyse, welche von Noam Chomsky in den Achziger Jahren im Essay On Governement and Binding dargestellt wurde und sich innerhalb einer viel grösser angesiedelten Theorie der generativen Grammatik ansiedelt. Kurz gesagt: Chomsky - als reiner Theoretiker, d.h. seine Arbeit basiert nicht auf empirischen Erhebungen - geht davon aus, dass gewisse Merkmale der menschlichen Sprache und Grammatik dem Menschen (neurologisch) angeboren sind. Ein Beispiel: Chomsky geht in der GG (gen. Grammatik) davon aus, dass Neugeborene grundsätzlich alle Sprachen erlernen können. Durch die Prägung der Umgebung (Eltern etc.) allerdings setzen sich gewisse ‚Schalter‘ für grammatische, aber auch phonetische Grundregeln, welche es im späteren erschweren Sprachen, die diesen Grundregeln nicht entsprechen zu erlernen. [Ich fasse hier wirklich nur lose zusammen und es ist bei mir auch schon ein Weilchen her. Korrekturen sind immer willkommen.]
Geht man nun davon aus, dass beispielweise die Satzstruktur in diese Grundregeln gehört, dann stellt man fest, dass unter den kleinsten Einheiten eines Satzes immer Verbindungen bestehen: zwischen Verb und Sujekt, Subjekt und Objekt etc. Diese Verbindungen wiederum folgen auch Regeln und zu deren Darstellung dient das Ausgangsschema.
Zu Chomsky und X-bar: http://www2.let.uu.nl/UiL-OTS/Lexicon/zoek.pl?lemma=…
http://w3.u-grenoble3.fr/lebarbe/Linguistic_Lexicon/…
http://www.uni-trier.de/uni/fb2/ldv/ldv_wiki/index.p…
Was nun Schlumpfs Analyse angeht, liegt meine letzte X-Bar Analyse schon einige Jahre zurück und für mich machen die Nummern „er2“ etc. nicht viel Sinn. Kann es sein, dass sich bereits wieder was an der Notierung geändert hat ? Ansonsten seh ich hier das Problem nicht ganz, Schlumpf. In einer Lesart (a in Alexanders Beispielen) ist das Teleskop Komplement zum Objekt und in der anderen (b) komplementär zum Verb. Vielleicht kann jemand anderes ja noch weiterhelfen ?
Grüsse
Y.-