Amerikaner und knigge

Hallo liebes Forum, ich hätte eine Frage die mir hoffentlich einer beantworten kann.
und zwar: Mein Großcousin aus Amerika, welcher von Beruf SalesManager eines 5-Sterne Hotels in Los Angeles ist, macht gerade einen kurzen Aufenthalt bei uns.
Ich frage mich gerade ob er Manieren hat oder nicht. Ich habe auch schon recherchiert, aber bin nicht eindeutig auf Antworten gestoßen.
Vielleicht weiß einer mit mehr Erfahrung bescheid.
Also wiegesagt, im Business tätig und daher unterstellt ihm meine Mutter gute Manieren, ich hingegen finde sein Verhalten oft „typisch amerikanisch“, soll heißen, verschwenderisch.
also bei jeder Mahlzeit zu Hause bei uns lässt er grundsätzlich etwas auf dem Teller, auch wenn es sich nicht um Eintellerportionen handelt, sondern er ihn sich aus einer Schüssel vollgeladen hat. Bei Salat, Hauptgericht und einen Getränkerest. Das selbe hat er getan als wir im Restaurant essen waren, er hat Teile der Bruschetta, sowei die Hälfte eines sieben-euro Salates und gut 1/3 der Spaghetti Carbonara übriggelassen, der Kellnerin jedoch beteuert dass das Essen hervorragend sei. Er hat uns (drei) allerdings eingeladen, jedoch kein Trinkgeld gegeben. Erst als meine Schwester etwas auf den Tisch gelegt hatte meinte er, er habe es vergessen und wollte noch etwas daraufzahlen.
Auf der anderen Seite reagiert er bei allem übertrieben höflich, zum beispiel wenn wir uns auf dem Flur begegnen, der ohne weiteres platz für zwei bietet, entschuldigt er sich und presst sich an die Wand, so dass man ungehindert vorbeigehen kann. Auch erkundigt er sich alle halbe stunde nach dem Befinden und fragt einen ständig ob man wasimmer man gemacht hat auch spaß hatte (were you havin’ a good time? Was it fun there) zb. in der Schule.

So, mich würde jetzt interessieren ob man das im amiland als gute manieren eines business menschen werten soll oder als schlicht und einfach die amerikanische art, die dort allgemein so ist.

ps. vll klingt der Text ein wenig negativ, aber ich mag ihn und er ist schon sehr sympathisch.

Danke für antworten!

Aus meinen Erfahrungen in der Hotellerie muss ich Dir sagen, nimm ihn so wie er ist. Bei AMerikanern ist nicht alles immer erklärbar, dennoch verstehe ich seine Art beim Trinkgeld nicht, da es in Amerika üblich ist, recht üppiges Trinkgeld zu geben, da Servicekräfte einen sehr geringen Lohn haben und sich vom Trinkgeld ernähren.

Werde mal schauen, habe den amerikanischen / bzw. Weltknigge noch irgendwo und werde da mal schauen und dir was per Email zukommen lassen wenn Du magst ( und ich es finde :wink: )

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Moin,

also bei jeder Mahlzeit zu Hause bei uns lässt er
grundsätzlich etwas auf dem Teller,

Vielleicht hat er in irgend einem schlechten Reiseführer gelesen, dass man in „Europa“ immer was auf dem Teller lässt, weil man sonst für verfressen gehalten wird.

Er hat uns (drei) allerdings eingeladen,
jedoch kein Trinkgeld gegeben. Erst als meine Schwester etwas
auf den Tisch gelegt hatte meinte er, er habe es vergessen und
wollte noch etwas daraufzahlen.

Vielleicht hat er in irgend einem schlechten Reiseführer gelesen, dass in „Europa“ die Bedienung im Preis immer eingschlossen ist und daraus gefolgert, dass es unüblich ist, ein Trinkgeld zu geben, oder hat einfach nicht gewusst, wie man ein Trinkgeld gibt.

Auf der anderen Seite reagiert er bei allem übertrieben
höflich, zum beispiel wenn wir uns auf dem Flur begegnen, der
ohne weiteres platz für zwei bietet, entschuldigt er sich und
presst sich an die Wand, so dass man ungehindert vorbeigehen
kann.

Vermutlich eine „Berufskrankheit“ von Hotelmanagern :smile:

Auch erkundigt er sich alle halbe stunde nach dem
Befinden

In den USA ist „How are you?“ ingefähr das gleiche wie hier „hallo“. Man will nicht wirklich eine Antwort, sondern will hören „Fine, how are you?“. Das kann man beliebig oft wiederholen :smile:

und fragt einen ständig ob man wasimmer man gemacht
hat auch spaß hatte (were you havin’ a good time? Was it fun
there) zb. in der Schule.

Vielleicht einfach Interesse für das was du da machst oder der Versuch, ein Gespräch anzuknüpfen?

ps. vll klingt der Text ein wenig negativ, aber ich mag ihn
und er ist schon sehr sympathisch.

Er scheint mir auch recht sympathisch. Ansonsten, falls dir was auffällt: frag doch einfach ihn , warum er irgendwas macht :smile:

Gruß
Marion

Hallo Marion und mrittsche, danke für die antwroten! Nunja, also ein salesmanager arbeitet garnicht im hotel, er hat mir erzählt dass er fast ausschließlich auf geschäftsreisen ist, nämlich um neue firmenkunden für das hotel zu gewinnen, hat also mit der eigentlichen hotelieraufgabe nichts zu tun. ich meine mich stört es ja nicht, hätte mich nurmla interessiert ob das da „normal“ ist.
und das mit dem gesprächen ist es ja, wenn ich ein gespräch mit jemandem beginne oder ihn sehe, dann frage ich ja einmal am anfang „wie gehts, wie war die schule?“ zb. aber er macht das ja währenddessen und klopft dafür auch extra an mein zimmer während ich hausaufgaben mache… das ist für deutsche verhältnisse doch recht eigenartig…
und das mit dem reiseführer kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, kommt er doch schon seit er 16 ist regelmäßig seine tante besuchen und hat außerdem eine deutsche mutter. dennoch in la aufgewachsen, deswegen sind für mich die verhaltensregeln vor allem zu tisch DORT interessant

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amerikaner verstehen
hallo Clikker, amerikaner sind anders, um sie zu verstehen habe ich
auch erst einiges lesen müssen; ein sehr gutes Buch dazu:http://
www.amazon.de/Gebrauchsanweisung-für-Amerika-Paul-Wa…
3492275168/ref=pd_bbs_sr_1/303-1808261-6343423?
ie=UTF8&s=books&qid=1192575364&sr=8-1
…ich hoffe der link klappt.

@pendragon: „frag doch ihn“ halte ich für ein totschlagargument.
natürlich kann man ihn fragen, das ist banal, aber clikker wird schon
gründe dafür haben sich erst mal hier in diesem brett einige
hintergrundinformationen zu holen.

viele grüße nashorn

so sind sie,die amis–nur das mit dem essen habe ich so nicht erlebt.
ich war mehrfach aufm platten lande in amerikanischen familien,hauptsächlich farmer.
was mir besonders aufgefallen war,dass dauernd gebetet wurde vorm essen,auch im restaurant.
und überall bei den dienstleistern der hinweis,man nehme sebstverständlich auch trinkgeld.

Hi,

also aus Amis werd ich auch manchmal nicht schlau…

Aber das mit Reste übrig lassen hört sich für mich eher nach Asiatischen gepflogenheiten an (wenn er viel in der Welt unterwegs ist hat ers vielleicht dort aufgeschneppt). Dort ist das z.B. in China üblich, mehr zu bestellen als gegessen wir. Das zeigt das man es sich „leisten“ kann, und kein armer Schlucker ist…

Ansonsten scheint er sich ja ganz ordentlich zu benehmen (da hab ich bei Amerikanern auch schon gaaaaaanz anderes erlebt). Immerhin isst er Bruscetta mit Rand :smile: unsere letzte Austauschschülerin hat von allem was Brotartig war grundsätzlich den Rand abgeschnitten (ja auch bei Bruscetta und besonders lustig wurds bei Semmeln und Brezen *ggg*).

Das mit dem Nachfragen wie es geht oder wie es war ist, wie die Anderen schon gesagt haben, eigentlich auch üblich, vielleicht will er ja nur ein Gespräch mit Dir anfangen und weiß nicht so recht wie ers anstellen soll.

Babel

Hi

Immerhin isst er Bruscetta mit Rand :smile: unsere letzte
Austauschschülerin hat von allem was Brotartig war
grundsätzlich den Rand abgeschnitten (ja auch bei Bruscetta
und besonders lustig wurds bei Semmeln und Brezen *ggg*).

das ist sicherlich keine typisch amerikanische Eigenheit… seh ich andauernd bei ganz normal anmutenden Einheimischen
JS

…wer nicht fragt bleibt dumm…
hiho.

Ich greife nochmal Pendragons Ansatz auf.
Wenn Du die Chance hast, anstelle von Vermutungen klare Informationen zu bekommen, dann nutze sie! Will heissen: frag den Mann!
Im Normalfall ist der Befragte froh darüber, dass Du etwas über ihn und seine Kultur erfahren willst und er vielleicht im Gegenzug von Dir etwas über Dich und deine Kultur erfahren kann.
Gebe Dich nicht mit Mutmassungen zufrieden sondern frag nach! Und zwar nicht nur in dem geschilderten Fall, sondern so oft wie möglich, wenn Du etwas wissen möchtest!

Das ist nicht „Neugierde“ (als Begriff oftmals negativ belegt)sondern „Interesse“. Du kommst dann als interessierter, junger Mann rüber, das kann nicht verkehrt sein!

Gerade wenn der Cousin im Vertrieb ist wird er damit umgehen können, eine goldene Regel im Vertrieb lautet „Don´t Assume!“

Trau Dich!

Gruß

zaph
(der es generell nicht versteht, warum man Person B fragt, wieso Person A etwas gesagt/getan/gemeint haben könnte)

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Nachtrag…wer nicht fragt bleibt dumm…
…was Dich auch noch ermutigen sollte nachzufragen:

Mir scheint es aufgrund deiner Schilderungen klar zu sein, das hinter seinem Verhalten ein System steckt. Er macht das also aus irgendeinem Grund absichtlich, denkt sich was dabei und handelt nicht aus Nachlässigkeit. Das sind alles keine Anzeichen dafür, dass er keine Manieren hat, sondern das es einfach ein kultureller Unterschied ist.

Mir ist auch schon aufgefallen, das viele Amis gerne erst alle Nahrung (Steak zB) in Stücke zerschneiden, dann das Messer ablegen und mit der Gabel in der rechten Hand weiter essen. Das lernen die oftmals so, ist für uns auch ungewöhnlich.

Andere legen aber Wert auf „europäische“ Tischsitten, wobei die wiederum oft ans englische angelehnt sind, und nochmals etwas anders.

Gruß

zaph

Hi,

Immerhin isst er Bruscetta mit Rand :smile: unsere letzte
Austauschschülerin hat von allem was Brotartig war
grundsätzlich den Rand abgeschnitten (ja auch bei Bruscetta
und besonders lustig wurds bei Semmeln und Brezen *ggg*).

das ist sicherlich keine typisch amerikanische Eigenheit…
seh ich andauernd bei ganz normal anmutenden Einheimischen

Wie??? due siehst einheimische Leute die von Brezen den Rand abschnibbeln??? Wo gibts denn sowas?? selbst Zahlose Kleinstkinder nuckeln sich doch ihre Brezen incl. Rand weich.

Also bei gaaanz hartem Brot mit weichem inneren und einer Zahnanzahl

1 Like

Hi

Also Brotrand abschneiden kenne ich, mache ich ab und an sogar selbst. Ich kenn das aber auch nur von dunklen, stark gerösteten Broten wo die Rinde dann leicht bitter/röstig ist und das mag nicht jeder.

Finde alles andere seltsam, vor allem bei Brezen …

Sonst kenne ich nur Amis die total wild auf deutsches Brot sind, weil in Amiland gibts ja nur Pappmilchbrötchen (so wie in China auch… gott bin ich froh wieder hier zu sein)

lg
Kate

Hallo Clikker,

mein Senf auch noch.

Ich frage mich gerade ob er Manieren hat oder nicht.

Haben tut er sicherlich, die Frage ist nur, was für welche!

ich hingegen finde sein Verhalten
oft „typisch amerikanisch“, soll heißen, verschwenderisch.
also bei jeder Mahlzeit zu Hause bei uns lässt er
grundsätzlich etwas auf dem Teller,

Das ist nicht weiter ungewöhnlich.

Er hat uns (drei) allerdings eingeladen,
jedoch kein Trinkgeld gegeben. Erst als meine Schwester etwas
auf den Tisch gelegt hatte meinte er, er habe es vergessen und
wollte noch etwas daraufzahlen.

das allerdings ist seeehr ungewöhnlich. Zum Zwecke des besseren Zusammenlebens akzptieren wir seine Ausrede bis zum nächsten Zwischenfall dieser Art. Dann kann man ihm vorsichtig nahelegen, daß auch in D ein Trinkgeld durchaus üblich ist, wenn auch nicht in derselben Höhe wie in den U Ess A.

Auf der anderen Seite reagiert er bei allem übertrieben
höflich, zum beispiel wenn wir uns auf dem Flur begegnen, der
ohne weiteres platz für zwei bietet, entschuldigt er sich und
presst sich an die Wand, so dass man ungehindert vorbeigehen
kann.

Auch hier: Grüner Bereich

Auch erkundigt er sich alle halbe stunde nach dem
Befinden und fragt einen ständig ob man wasimmer man gemacht
hat auch spaß hatte (were you havin’ a good time? Was it fun
there) zb. in der Schule.

Dito. Das ist eine reine Höflichkeitsfloskel. Man sollte nicht darauf setzen, daß es ihn wirklich interessiert.

So, mich würde jetzt interessieren ob man das im amiland als
gute manieren eines business menschen werten soll oder als
schlicht und einfach die amerikanische art, die dort allgemein
so ist.

Im Großen und Ganzen ist das einfach amerikanisch. Du weisst ja, andere Länder, andere Sitten.

Ralph

Trinkgeld
Hallo,

Aus meinen Erfahrungen in der Hotellerie muss ich Dir sagen,
nimm ihn so wie er ist. Bei AMerikanern ist nicht alles immer
erklärbar, dennoch verstehe ich seine Art beim Trinkgeld
nicht, da es in Amerika üblich ist, recht üppiges Trinkgeld zu
geben, da Servicekräfte einen sehr geringen Lohn haben und
sich vom Trinkgeld ernähren.

Ich kenne es von „meinen“ Amis (Colorado-Hinterland)so, dass der Eingeladene dort üblicherweise den Tip (das Trinkgeld) übernimmt. Kleine Beteiligung an den Essenskosten als Dank an den Gastgeber sozusagen. Ich fand diese Erklärung recht logisch. Als wir -für Deutsche selbstverständlich- als Einladende auch das Trinkgeld übernehmen wollten, kam es fast zu einem freundschaftlichen Streit…
Von unserer Ostküstenverwandschaft kenne ich das allerdings nicht. Es scheint da regionale Unterschiede zu geben.

Gruß
kate_

Genauso verabscheuenswürdig sind Pizza-Randabschneider :smile: täglich in den Pizzerien der Republik anzutreffen…

Also herzlichen Dank an alle! Eure Antworten haben mir tatsächlich geholfen ihn besser zu verstehen und wir haben mittlerweile auch daüber geredet.

Hallo Clikker,

ich habe die Antworten hier mal überflogen und hoffe, dass meine Antwort hier noch nicht vorgekommen ist (habe jedenfalls nicht gesehen).

Zu dem Trinkgeld:
Der Tip in den USA ist eigentlich nicht als Trinkgeld, sondern mehr als Bedienungsgeld anzusehen. Die Bedienungen in den USA erhalten nur ein ganz kleinen Stundenlohn (um die $3, wenn ich mich nicht irre) und leben vom Tip. In den Touristenbüchern der USA wird dann auch immer hingewiesen, dass das Bedienungsgeld hier in Deutschland schon enthalten ist, was ja auch stimmt. Von den üblichen Trinkgeldern wird dort meines wissens nichts erwähnt.

Mit dem aus dem Weg gehen:
Das mit an die Wand drücken scheint mir so eine „Marotte“ zu sein, wie ich sie schon mal bei einem Deutschen (auch „bessergestellten“) gesehen habe. Aber das „excuse me“ verfolgt Dich in den USA auf Schritt und Tritt, selbst wenn es, wie von Dir geschildert, viel Platz gibt. Schön beschrieben hat es mal Volker auf seiner Homepage:
http://www.lalasreisen.de/amerika/html/tt.html

Mit dem übriglassen beim Essen ist mir das eigentlich noch nicht so aufgefallen, außer in diesem Jahr bei den Buffets in Las Vegas. Ich werde aber beim nächsten USA-Trip mal darauf achten.

Amerikaner sind in der Regel übertrieben höflich, was aber nicht selten auch nur eine Floskel ist und nicht ernsthaft eine längere Antwort erwartet wird.

Gruß Frank

Habe gerade folgenden Link bei Volker entdeckt:
http://www.serve.com/shea/habits.htm

Dort heißt es unter RESTAURANT:

Notice on the menu if the tip is included

Gruß Frank