Ammoniaksynthese durch Frost?

Eine Gärtnerregel besagt:Scharfen(Hühner)-Mist im Herbst eingraben, damit er bis zum Frühjahr durch den Frost entschärft wird.
Mich würde mal interessieren, was da chemisch genau passiert? Kann Ammoniak durch Kälte „gespalten“ werden. So wie Stärke in Kartoffeln, bei Frost.
Bitte nur sachliche Antworten! :wink:

Blauezampel :sunglasses:

Hallo.

Ich denke, mit ruhigem Gewissen behaupten zu dürfen, Du hast in der Schule nicht aufgepasst. Das, was durch Frost im Mist entschärft wird, sind Belastungen durch Parasiten, die den Frost nicht überleben, wie zB. Bandwurm- Leberegeleier und Konsorten.
Chemisch?:
Datenblatt
Ammoniak (NH3)
Ammoniak wird als Kältemittel seit über 130 Jahren erfolgreich in Industriekälteanlagen
eingesetzt. Es ist ein farbloses, unter Druck verflüssigtes Gas mit stechendem Geruch. Als
Kältemittel ist Ammoniak unter der kältetechnischen Bezeichnung R 717 (R = Refrigerant)
bekannt und wird für die Verwendung in der Kältetechnik synthetisch hergestellt. Ammoniak
hat kein Ozonabbaupotenzial (ODP = 0) und keinen direkten Treibhauseffekt (GWP = 0).
Auf Grund der hohen Energieeffizienz ist auch der Beitrag zum indirekten Treibhauseffekt
gering. Ammoniak ist bedingt brennbar. Die erforderliche Zündenergie ist jedoch 50-mal
höher als die von Erdgas, und ohne Stützflamme brennt Ammoniak nicht weiter. In
Verbindung mit der hohen Affinität des Ammoniaks zur Luftfeuchtigkeit hat das zur
Einstufung als schwer entzündlich geführt. Ammoniak ist giftig, besitzt aber einen
charakteristischen, stechenden Geruch mit hoher Warnwirkung und ist bereits ab einer
Konzentration von 3 mg/m³ in der Luft w
ahrnehmbar, was bedeutet, dass die Warnwirkung
lange vor einer gesundheitsschädlichen Konzentration eintritt. Ammoniak ist des Weiteren
leichter als Luft und steigt deshalb schnell auf.
Sch

Hallo Sch
Kann es sein, dass Du meine Frage nicht verstanden hast? Es geht darum, dass frischer Hühner und Karnickelmist durch ihre Ammoniakkonzentration JEDE Jungpflanze umbringt, während man z.B. Pferdemist sofort verwenden könnte.
Das hat mit Parasiten übehaupt nix zu tun. Übrigens ist einer Planze jeder Bandwurm sowas von egal.

Servus,

der Frost macht da weniger, mehr die Winterniederschläge: Chemisch passiert da nicht so furchbar viel, die Harnsäure (die macht bei Hühnermist etwa 40 - 70 % des Gesamtstickstoffgehaltes aus) geht halt mit Wasser in Lösung, ebenso der Harnstoff (etwa 5 - 10% des Gesamtstickstoffgehaltes).

Ohne die Griffelspitzerei von schorsch: Tatsächlich liegt der Stickstoff in Hühnermist zu einem Anteil von etwa 10 - 20 % des Gesamtstickstoffgehaltes in Gestalt von Ammonium-Ionen vor, und auf deutlich basischen Böden gibt es deutliche Stickstoffverluste durch Ausgasen von Ammoniak auf dem Feld - es ist schorsch, der da nicht aufgepasst hat.

Das traditionelle Herumliegenlassen von Mist über Winter und, noch schlimmer, Gülle-/Jaucheausbringen auf Schnee, macht die ausgebrachten organischen Dünger vor allem dadurch weniger „scharf“, dass diese von den Winterniederschlägen in das Grundwasser ausgewaschen werden. Eines von vielen Elementen der Rettungsprogramme für die Seen und Teiche in den Grünlandgebieten des Voralpenraumes war das Einschränken/Unterbinden dieser gar nicht so hübschen Traditionen. Das ging auch relativ leicht, wenn man den Landwirten vorrechnete, wie viel Stickstoff, für den sie bei Raiffeisen und BayWa viel Geld bezahlen müssen, ihnen über das Grundwasser davonschwimmt, wenn sie Mist und Gülle nicht zur Wachstumszeit ausbringen.

Ganz unabhängig davon ist es im Gartenbau sinnvoll, jede Art von Mist oder Gülle nur auf dem Weg über den Kompost auszubringen, weil diese organischen Dünger im klassischen Wurmkompost (ich spreche nicht von den gruseligen Plastik-Faulkisten) bereits in ziemlichem Umfang von Regenwürmern in Ton-Humus-Komplexe eingebaut werden, die die Pflanzenverfügbarkeit nicht weiter stören, aber der Auswaschung von Stickstoff entgegenwirken.

Schöne Grüße

MM

Danke für die Info, sehr aufschlussreich! :thumbsup:

1 Like

Die Eierfarmer in Südoldenburg gießen ihre erzeugte Hühnergülle auf den Acker, ohne sie vorher eingegraben zu haben. Ohne sie vorher zu entschärfen.
Die im „Grünen Kaufhaus“ gekaufte Blumenerde liegt vorher auch nicht einen Winter über in der Erde.
So etwas ließe sich event. mit zwei Hühnern machen.

Gibt es einen bestimmten Grund dafür, warum die hier einen fremden Text reinkopierst, der dazu noch mit der Frage nichts zu tun hat?

Servus,

nein, sie gießen sie nicht.

Und vom „Eingraben“ von Gülle war keine Rede - obwohl das lange Zeit übliche Ausbringen von Gülle auf abgeerntetem Acker vor dem Grubbern oder Schälen durchaus dem Ausbringen von Mist (das ist keine Gülle!) im Garten vor dem Umgraben sehr ähnelt.

Und es ist in der Tat ein Problem bei intensiver Haltung von Geflügel und Schweinen (weniger bei Rindermast), dass es genau genommen überhaupt keinen richtigen Zeitpunkt zum Ausbringen der Gülle gibt: Man hat die Wahl zwischen Stickstoffverlusten und Schädigung der Kulturen; es gibt ein ganz kurzes Zeitfenster vor der Einsaat, wo man sich in einer Art Optimum befindet, das in Wirklichkeit kein Optimum, sondern ein ‚Minime Pessimum‘ ist.

Das führt dazu, dass bei intensiver Hühner- und Schweinehaltung Stickstoffverluste durch Ausgasen von Ammoniak in Kauf genommen werden, wenn man gleichzeitig durch Belüftung die Gülle etwas eher pflanzenverträglich machen kann: Die Gülle ist dabei nicht - wie das bei Mist seit jeher der Fall war - ein mehr oder weniger wertvoller Dünger, sondern ein lästiges Abfallprodukt, das loszuwerden einigen Aufwand wert ist.

Schöne Grüße

MM

Ach übrigens, falls es jemanden interessiert: Was man mit Gülle (nicht nur in NRW) machen darf und was nicht, ist hier ganz hübsch zusammengefasst. Außerdem gibt es da ein hübsches Bildchen, auf dem man sehen kann, wie es sich mit dem angeblichen „Gießen“ verhält: