Warum gibt es in Spanien ein Amnestiegesetz für Anhänger von Francisco Franco?
Gegen dieses Gesetz soll der Spanischer Untersuchungsrichter Baltasar Garzón verstoßen haben weil er den Spanischen Bürgerkrieg untersuchte.
Für Anhänger von Adolf Hitler gibt es so ein Gesetz doch auch nicht!
Hi,
Warum gibt es in Spanien ein Amnestiegesetz für Anhänger von Francisco Franco?
Für Anhänger von Adolf Hitler gibt es so ein Gesetz doch auch nicht!
Der größte Unterschied zwischen Deutschland und Spanien dürfte die Art des Übergangs von Diktatur zu Demokratie gewesen sein.
Der langjährige Diktator Franco starb und sein designierter Erbe war Juan Carlos (der jetztige König).
Dieser wollte nun den spanischen Staat in eine Demokratie umformen. Im Gegensatz zu Deutschland waren aber die restlichen faschistischen Organde der Macht noch voll in Amt und Würden.
Juan Carlos stand also zwischen der Linken, die einen sofortigen Bruch mit allem Faschistischem forderten und der „Alten Garde“ (bestehend immerhin aus nicht ganz unwichtigen Elementen wie Militär und Guardia Civil) die am liebsten alles so gelassen hätte ausser ein paar Kleinigkeiten um das Volk zu beruhigen.
Gegen Militär, Polizei und Movimiento Nacional(quasi die SED Spaniens unter Franco) konnte der keine Reformen durchsetzen, bzw hätte den Versuch wahrscheinlich nicht mal überlebt.
Also musste er Wege finden die Regimezahnrädchen dazu zu kriegen nach seiner Pfeife zu tanzen. Unter anderem sorgte er dafür, daß der erste Premierminister unter ihm ein (eigentlich) extrem Rechter wurde, der von Militär und Funktionären akzeptiert wurde, der aber voll hinter seinem Reformkurs stand. Das wäre einfach nicht möglich gewesen wenn die Verfolgung der Missetaten des Regimes und seiner Anhänger, wie in Deutschland, als erstes auf der Agenda gestanden hätte.
Wie „wackelig“ die Herrschaft Juan Carlos’ die ersten Jahre war sieht man auch daran, daß noch 5 Jahre nach Franco’s Tod Alt-Franquisten einen Militärputsch versuchten.
Gegen dieses Gesetz soll der Spanischer Untersuchungsrichter Baltasar Garzón verstoßen haben weil er den Spanischen Bürgerkrieg untersuchte.
Erst seit den 90er zeigt gerade dir jüngere Generation der Spanier erstmals auch öffentlich Interesse an der Aufarbeitung der Franco-Ära.
Es gibt auch heute noch genug Leute die das am Liebsten einfach „ruhen lassen wollen“.
Diese Art der Vergangenheitsbewältigung sollte für uns Deutsche aber nichts allzu Neues sein.
Gruß
Nick H
Hallo Nick,
das hast Du sehr gut erklärt. Und man kann dem König, aber auch dem ganzen spanischen Volk gar nicht genug Komplimente machen, wie sie ohne Krieg oder Druck von außen den Übergang von Diktatur zu einer völlig sattelsicheren Demokratie bewältigt haben.
Ich möchte noch anfügen, dass das „Deckel drauf“-Prinzip auch für die Zeit des Bürgerkriegs galt, in dem sich wie bei Bürgerkriegen üblich beide Seiten nichts geschenkt haben. Wären diese alten Geschichten unmittelbar danach wieder hochgekocht, wäre auch ein neuer Bürgerkrieg nicht ausgeschlossen gewesen.
Ich glaube nicht, dass ein irgendwie anderer Weg möglich gewesen wäre, genauso wie das Land nun reif für die objektive Aufarbeitung ist.
Gruß,
Andreas