An den Fingern pulen - wie aufhören?

Wissenschaft Psychologie
#1

Hallo.

Ich habe folgendes Problem, dass ich an den Fingernägeln und der Haut drumherum pule und knabbere. Derzeit sehen sechs Fingernägel (und zwar nur die Nägel) ok aus. Ein Finger blutet und der Daumennagel musste eben ganz schön leiden, als ich diesen Text verfasste. Es steigert sich immer mehr. Mittlerweile merke ich nicht, ob es blutet. Das ganze hat folgenden Hintergrund. Ich schaue meine Finger an und sehe, dass ein Stück Haut absteht. Dieses reiße ich ab. Was zur Folge hat, dass noch mehr zum abreißen da ist. Es ist ein wenig so, als würde man mit Augenmaß einen Kreis aus einem Stück Papier reißen wollen.

Es ist ein Zwang. Sobald meine Finger nichts zu tun haben, geht es wieder los. selbst, wenn ich ein Buch lese und dieses mir beiden Händen festhalte, fange ich nach spätestens 5 min an. selbst beim Auto fahren. Sobald ich an einer Ampel stehe, geht es los. Nun sehen dadurch die Finger nicht gerade schön aus. Und eigentlich möchte ich auch schon damit aufhören, zumal mein Freund das auch nicht schön findet und versucht, mich davon abzuhalten. Aber ich weiß einfach nicht, wie.

Ich habe schon folgende Sachen gemacht:
in der S - Bahn lesen. s.o.
in der S-Bahn Handarbeit: geht auch nicht immer und überall, wo ich knabbern kann.
Pflaster auf die Finger kleben: Hilft teilweise, aber sieht unschön aus und an allen 10 Fingern geht das wirklich nicht in der Öffentlichkeit.
Das bitter schmeckende Zeug: Ich mach es mir nicht rauf und mein Freund ist nicht so oft da. Außerdem sört mich das nicht, wenn ich das mit den Fingern mache.
Nagellack, den ich statt dessen abgepult habe: Passt einfach nicht zu mir.
Ich hab mir auch einmal Holzleim auf die Hände geschmiert. Wenn der trocken ist, ist der wie eine zweite Haut, die man abpulen kann. Das war aber mehr just for fun.

Hat wer noch andere Ideen?

Abends creme ich mir immer die Hände ein, dann geht das auch. Die Hände sind durch das Einreiben der Creme beschäftigt. Sieht auch besser aus und die Angriffsflächen sind weg. Jedoch nur während ich creme und ein paar Minuten später. Nach einer Stunde ist der Effekt verflogen. Außerdem muss ich morgens auf Arbeit und ich kann hier nicht mit cremeverschmierten Händen auf der Tastatur rumhauen.

Gruß Claudia.

#2

Hi!

Gibt es einen bestimmten Zeitpunkt zu dem du angefangen hast zu pulen? Manchmal wird soetwas zu psychisch negative Erlebnisse ausgelöst. Dann könnte eine Psychotherapie helfen.

Ansonsten würde ich es mit Bepanthencreme und Pflastern noch mal probieren. Sieht zwar doof aus, aber wenn die Finger abgeheilt sind gibt es erst einmal nichts mehr zum pulen.

So wie du es schreibst pulst du immer dann, wenn du gerade „nichts“ machst ( lesen, in der UBahn sitzen ) oder wenn du Dinge tust, die dir unangenehm sind ( diesen Beitrag zu schreiben ).

Dazu könntest du versuchen deine Hände in typischen Pulmomenten mit anderen Dingen zu beschäftigen. Pentrix sind zum Beispiel recht lustig und können süchtig machen http://www.pentrix.com/

Bye

Tara, die einen pulenden Freund hat und der das auch tierisch auf die Nerven geht…

#3

Hai, Claudia,

drei Dinge brauchst Du:

  • ein kleines Creme-Töpchen
  • eine Polierfeile
  • eine Übersprung-Handlung

Erwischst Du Dich beim Knabbern-Wollen, leitest Du den Drang ab
Wenn Du gerade kannst, schnappst Du Dir die Creme, tupfst eine winzige Menge auf einen Nagel und massierst ein
Du kannst grad nicht cremen? Dann schnapp Dir die Polierfeile (notfalls in der Mitte auseinanderbrechen, damit sie in die Hosentasche passt) und polier Deine Nägel
Geht auch gerade nicht? Dann die Übersprung-Handlung - meine Nichte „knackt“ an Jeansstoff - dazu nimmt man eine kleine Falte der Jeans zwischen zwei Fingerspitzen und zieht leicht schräg-verdreht, so daß die Falte mit einer Art Ruck zwischen den Fingern wieder hervorspringt… das Gefühl/Geräusch, daß dabei entsteht, ist dem, das beim Abbeißen von Hautfitzeln entsteht, erstaunlich ähnlich und fast ebenso befriedigend.

Die Tips hatte ich meiner Nichte auch gegeben, als sie noch an ihren Fingern knabberte - die Jeans als Übersprung zu nutzen, war ihre eigene Idee und ihre Hände sind inzwischen richtig schön

Gruß
Sibylle

#4

Hi!

Gibt es einen bestimmten Zeitpunkt zu dem du angefangen hast
zu pulen? Manchmal wird soetwas zu psychisch negative
Erlebnisse ausgelöst. Dann könnte eine Psychotherapie helfen.

Das ist schon so lange her… Irgendwann in der Schulzeit.

Ansonsten würde ich es mit Bepanthencreme und Pflastern noch
mal probieren. Sieht zwar doof aus, aber wenn die Finger
abgeheilt sind gibt es erst einmal nichts mehr zum pulen.

So wie du es schreibst pulst du immer dann, wenn du gerade
„nichts“ machst ( lesen, in der UBahn sitzen ) oder wenn du
Dinge tust, die dir unangenehm sind ( diesen Beitrag zu
schreiben ).

Jap. Wobei dieser Beitrag eher zum Nichtstun zählt (sobald ich Nachdenke mache ich nichts mit den Fingern und sie sich selbstständig)

Dazu könntest du versuchen deine Hände in typischen
Pulmomenten mit anderen Dingen zu beschäftigen. Pentrix sind
zum Beispiel recht lustig und können süchtig machen
http://www.pentrix.com/

Da schau ich mal rein.

Bye

Tara, die einen pulenden Freund hat und der das auch tierisch
auf die Nerven geht…

Bye und Danke, ich werde es mal probieren.

#5

Die gleiche „Sucht“ hatte ich auch noch vor ein paar Jahren, bis zum Blut.
Mir persönlich haben zwei Sitzungen bei einem NLP-Therapeuten geholfen. Danach hab ich´s irgendwie einfach „vergessen“.
Vielleicht wäre das der schnellste Weg, sowas loszuwerden. Ich kenne auch einige weitere Fälle, wo das zum Erfolg führte.

btw:
Ein paar Reste des alten Verhaltens sind noch da, wenn z.B. im Winter die Nagelhaut trocken wird und einreißt… dann neige ich schon noch dazu, rumzuzüppeln. Da hilft allerdings sanfte Hautcreme oder Melkfett - das zieht recht vernünftig ein, wenig genügt (um die Nagelhaut).
Genial finde ich da auch Sibylles Idee mit der Jeans! Werde ich auch ausprobieren, wenns mal wieder soweit ist :o)

Viel Erfolg!

#6

Hatte das Problem auch.
Meine Frau hat mir dann irgendwann eine Nagel-/Hautschere und eine kleine Handcremetube für die Arbeit und unterwegs geschenkt. Statt überstehende Haut dann mit Fingern oder Zähnen immer weiter einzureißen, habe ich dann mit der Schere schon vorsichtig gerade abgeschnitten. Und immer viel gecremt.
Ferner habe ich damit gearbeitet, mir zu sagen: „ich will damit aufhören, weil es nicht gut aussieht, meine Frau und auch mich stört etc. - und was ich will, das kann ich auch, und jedesmal, wenn ich es wieder tue, versage ich.“. Und wenn dann die Hand wieder auf dem Weg zum Mund war, habe ich gedacht: „Nein, nicht versagen!“ und mit der Hand ans Kinn gefaßt und sie dann irgendwann wieder runtergenommen.
Es war dann irgendwann ausgeheilt. Seither ist Ruhe.

Viel Erfolg.

#7

geschafft!!!
Hoi Claudia!

bei mir war es ein blauer Nagel… der zu einer grundsätzlichen Änderung beigetragen hat…
Im Netz hatte ich den Tipp bekommen, dass man den schwarzen Nagel im Nagelstudio „ankleben“ lassen kann, damit der darunter neu wachsende ihn weiterschiebt und nicht abheben lässt.

Schweren Herzens bin ich also in ein Nagelstudio.

Irgendwie war es aber dort so nett, dass ich irgendwann mit meinen anderen Nägeln rausgerückt bin… und die wurden dann professionell und ohne grossen Tadel „mal eben“ in Form gebracht!

Die Lady schickte mich heim mit den Worten: „und nicht wieder knibbeln, sonst habe ich demnächst wieder soviel Arbeit“

Seltsam… irgendwie hat mich alleine die Sympathie zu der Frau - und die Liebe zu meinen „neuen“ Nägeln tatsächlich davon abgehalten!

Eine Zeitlang bin ich noch alle zwei Wochen dort vorbeigegangen… der schwarze Nagel wurde verklebt, die anderen gestylt!

Mir haben meine neuen Finger einfach viel zu gut gefallen, um weiterhin daran rumzuknibbeln…

Eine Erfahrung, die das Leben schrieb :smile:

viel Erfolg!
Ulli

#8

Hat wer noch andere Ideen?

Lackier die Nägel und mach deine Hände schön. Das hält dich davon ab, deine Finger zu verunstalten. Außerdem schmeckt Nagellack grausam. Alternativ fällt mir nur eine Bißschiene u.ä. ein, dann knabberst du garantiert an nichts mehr. :open_mouth:

Gruß
dataf0x

#9

Hallo Claudia,

bist Du willensstark?
Dann versuch es mal so:

Jedesmal , wenn Dir aufällt, dass Du gerade pulst, hör sofort auf.

Das ist am Anfang sehr schwer. Vielleicht gelingt Dir das nur sekundenweise und Du fängst gleich wieder an zu pulen. Aber auch dann: sobald Dir wieder bewußt wird, „ich pule!“ hör sofort damit auf.

Du kannst Dir damit helfen, z.B. Sekunden zu zählen.
Also: Du hörst auf zu pulen und fängst an zu zählen.
Anfangs schaffst Du vielleicht 5 Sekunden, dann 10, 20, …

Wenn das zu schwer ist, dann setz Dir jeden Tag ein Ziel, dass Du Dir zutraust:
z.B. Bis heute Mittag, 12 Uhr, höre ich dreimal für 15 Sekunden auf zu pulen.
Ähnlich am Nachmittag und am Abend.

Wenn Du willst, kannst Du Deinen Erfolg notieren.

Vielleicht funktioniert das ein, zwei Tage später schon mit links und Du kannst die Anzahl der Pulunterbrechungen oder deren Dauer steigern.

Wichtig: Du mußt es wirklich durchziehen, sonst bringt es nichts!

Wenn Du es anfangs allein nicht schaffst:
Nimm Deinen Freund, einen Kollegen… als „Coach“. Der soll Dir jedesmal, wenn er sieht, dass Du pulst Dich darauf hinweisen. Er kann auch die ersten 15 Sekunden zählen und mit aufpassen, dass die Finger nicht pulen. Dann geht er weiter seiner Beschäftigung nach und Du bleibst solange allein pulfrei, wie es eben geht.

Wenn Du wirklich dran bleibst, dann hast Du Dir das Pulen bald abgewöhnt.

Solltest Du einen Rückfall haben, geh sofort und konsequent genauso vor. Das erneute Abgewöhnen wird Dir leichter fallen als beim ersten Mal.

Auf ähnliche Weise habe ich mir abgewöhnt, nicht mehr ewig zu prüfen, ob der Herd aus ist.

Gutes Gelingen wünscht
(auch) Claudia