Jetzt…
beantworte ich meine Fragen schon selber *gg*
Die Texte habe ich gefunden bei:
http://members.tripod.de/Grammofon/
Bevor du sterbst
Verschiedene Regeln, vor dem Tode zu befolgen.
von Otto Reutter
Bevor du sterbst und einziehst in die Fremde
Rasier dich noch und nimm ein reines Hemde.
Mußt dir 'ne saubere Krawatte drechseln,
Du kannst nachher die Wäsche nicht mehr wechseln.
Leg dich bequem, befreit von jedem Zwange,
Du liegst in dieser Lage ziemlich lange.
Nimm 'n Kissen untern Kopf mit weißen Bündchen
Und mit der Aufschrift „Nur ein Viertelstündchen“.
Bevor du sterbst, schau nach dem Wärmemesser,
Dreh Heizung ab, für dich ist Kälte besser.
Bestell den Milchmann ab, und auch den Bäcker,
Zieh deine Uhr auf, aber nicht den Wecker.
Und dann stirb pünktlich, Frauen wollen zum Schneider,
Sie können nicht trauern ohne Trauerkleider.
Ja, manche, die bestellen 's schon vor dem Tode,
Wenn du dann wartest, ist es aus der Mode.
Bevor du sterbst, mußt du dir 'n Abschied leisten,
Denn man betrauert meist sich selbst am meisten.
Spiel ‚n Trauermarsch auf deinem Klimperkasten,
Doch spiele ernst, nur auf den schwarzen Tasten.
Bist du verheirat‘ mit 'nem gift’gen Drachen,
Dann schimpf nochmal, daß alle Wände krachen,
Doch dann stirb schnell, sollt sie dann weiterbrüllen,
Dann hörst du nichts, und hast den letzten Willen.
Bevor du sterbst, besuch noch die Bekannten,
Die sich mit Recht einst deine Freunde nannten.
Sag nicht warum du kommst, beim Weitergehen,
Schau sie nur an, sag kurz „Auf Wiedersehen“.
Doch hat dich jemand schwer gekränkt mitunter,
Mit letzter Kraft hau dem noch eine runter.
Kriegst du Gefängnis dann von läng’rer Dauer,
Schreib kurz „Ich kann nicht kommen, ich habe Trauer.“
Bevor du sterbst, da kannst du die bedenken,
Die dich geliebt, die kannst du reich beschenken.
Doch gibt’s Verwandte, die auf 's Ende lauern.
Wenn die was erben, da können sie nicht trauern.
Die geh’n vom Grab direkt zum Weinlokale,
Dort weint man nicht, man lacht beim Weinpokale.
Sie trinken auf dein Wohl, beim Saft der Reben.
Erst wenn du tot bist, lassen sie dich leben!
Drum eh du stirbst, mußt du noch einmal lachen,
Nicht denen, dir mußt du 'ne Freude machen.
Ruf diese Bande. Kommen sie dann in Masse,
Und können nicht weinen, zeig ihnen die leere Kasse.
Wenn sie die sehen, da kränken sie sich tüchtig,
Da werden sie traurig, und dann weinen sie richtig.
Und wenn sie weinen, zeig ihnen deine Lende
Und lach dich tot. Das ist das schönste Ende!
*********Mit der Uhr in der Hand
Wir lebn in 'ner eiligen, hastigen Zeit
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Der eine, der schiebt heut den andern beiseit
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir drängn alle vorwärts, ob Hinz oder Kunz,
Sind stets außer uns, und wir komm’n nie zu uns,
Denn wir werden mit uns ja nur flüchtig bekannt
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Der Tag, der beginnt schon in eiligem Lauf
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Der Wecker, der weckt uns, wir stehen schon auf
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Schnell ziehn wir uns an, und wir schlingn unsern Schmaus,
Der ist noch nicht runter, da treten wir aus
Und sitzen selbst dort, an der hinteren Wand
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir turn’n, wir trainiern, zum Masseur gehn wir hin
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Wir mensen uns „dieck“, und wir mensen uns dünn
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir gehn nie, wir sind auf dem Laufenden stets,
Wenn wir mal wen treffen, dann fragn wir: „Wie geht’s?“
Und eh der’s uns sagt, sind wir weitergerannt
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir machen 'ne Reise im Automobil
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Wir reisen nicht mehr, nein, wir rasen zum Ziel
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Fragt man uns: >„Die Gegend, die war wohl sehr schön?“
Dann sagen wir „ja“ – und wir habn nichts gesehn,
Denn wir fuhrn bloß vorbei ohne Sinn und Verstand
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir sind auf dem Ball, im Theater zu sehn
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Zum Rendezvous gehn wir um vierzehn Uhr zehn
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Um fünfzehn Uhr dreizehn erscheint „sie“ am Ott,
Um fünfzehn Uhr sechzehn, da müssen wir fort,
Und sie denkt: ~Du Rindvieh, du Riesenpedant
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir fahrn in die Ferien und sitzen am Strand
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Erwarten die Post, den geschäftlichen Stand
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Ein Buch mal zu lesen, das wär ein Genuß
Wir lesen den Anfang und schaun nach dem Schluß,
Durchblättern den Heine, durchfliegen den Kant
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir schätzen 'ne Leistung von heute nur ein
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Die Ozeanflieger empfangn wir mit Schrein,
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Dann werdn sie gefeiert, sie halten’s kaum aus.
Wir feiern sie rein, und wir feiern sie raus,
Denn’s fliegt gleich ein andrer noch schneller ans Land
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Wir wetten beim Rennen und schaun wie gebannt
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Denn wir habn ja den richtigen Pferdeverstand
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Der Stall des Herrn Weinberg stellt Pferde en gros.
Beim Verlieren weint Weinberg, beim Gewinn’n ist er froh.
Dann wird er „der fröhliche Weinberg“ genannt,
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Die Liebe, die Ehe betreibn wir als Sport
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand -
Wir findn uns, verbindn uns und - pflanzen uns fort
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Will sie ihn mal küssen, dann stellt er sich froh -
Und denkt sich: „Nu mach schon, ich muß ins Büro!“
Und er drückt sie ans Herze und küßt sie galant
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
So eiln wir durchs Lebn ohne Freud und Pläsier
Mit der Uhr in der Hand, mit der Uhr in der Hand.
Da, plötzlich, steht einer, ist mächt’ger als wir
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
Der sagt: ~Du brauchst nicht auf die Uhr mehr zu sehn,
Denn meine geht weiter, und deine bleibt stehn -
Und er winkt uns hinüber ins andere Land
Mit der Uhr, mit der Uhr in der Hand.
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Wenn man bedenkt, daß die Texte aus den „goldenen Zwanzigern“ sind… aktuell wie eh und jeh…
Zauberm@us