An was glauben die Evangelen?

Hallo wieder mal :wink:

eine Frage wäre da noch…

  1. inwiefern wird an den jüngsten Tag / Wiederkunft Christi
    geglaubt

Im Vollsinn, wie in der kath. Kirche

==> wie vorherige Frage - wie das die Katholiken (heißt das
so?) handhaben, weiß ich auch nicht

Es wird daran geglaubt, aber wie das aussieht, weiß eigentlich
keiner. Evangelische Theologen halten sich gerne in diesem
Thema zurück. Einerseits, weil sie nicht antiquiert gelten
wollen, andererseits, weil ja nun wirklich keiner Wissen kann,
was dann geschieht. Selbst wenn man im Glaubensbekenntnis vom
Gericht spricht, was soll das heißen? Welche Art von Recht
wird dort gesprochen? Schließlich verstehen wir ja in dieser
Welt schon nicht die Gerechtigkeit Gottes (siehe Thread
unten). Dies ist eine gemeinsame Hoffnung, daß dann die Wege
Gottes begreifbar sind.

==> also in meiner Konfession glaubt man folgendes: Jesus wird wiederkommen und die, die würdig sind, zu sich nehmen - dann wird im Himmel Hochzeit gefeiert. Danach wird das 1000-jährige Friedensreich aufgerichtet, wo jeder, der noch nicht zur Schar Gottes gehört, die Gelegenheit, sich zu wandeln - danach wird eine neue Welt geschaffen und die alte wird vergehen - die, die sich nicht bekannten, sind auf ewig gebunden. Quasi in den Fängen Satans. Oder Hölle, wenn man es so ausdrücken will.
Nun wüsste ich gern, an was die evangelischen Christen glauben?

Ajo

Hallo,

==> also in meiner Konfession glaubt man folgendes: Jesus
wird wiederkommen und die, die würdig sind, zu sich nehmen -
dann wird im Himmel Hochzeit gefeiert. Danach wird das
1000-jährige Friedensreich aufgerichtet, wo jeder, der noch
nicht zur Schar Gottes gehört, die Gelegenheit, sich zu
wandeln - danach wird eine neue Welt geschaffen und die alte
wird vergehen - die, die sich nicht bekannten, sind auf ewig
gebunden. Quasi in den Fängen Satans. Oder Hölle, wenn man es
so ausdrücken will.
Nun wüsste ich gern, an was die evangelischen Christen
glauben?

Meinen Dogmatikprofessor würde Deine Frage freuen, denn er beklagte, daß die protestantische Theologie sich zuendig mit dem Eschaton beschäftigt…
Ich versuche, Dir so etwas wie einen Grundkonsens der ev.-lutherischen Theologie zu geben.
Danach ist der Kern des Glaubens an das jüngste Gericht, daß mit dem Kommen Jesu als Retter und Richter das Echaton anbricht. Dieses Kommen des Reiches Gottes ist allein die Tat Gottes, der Mensch kann dazu nichts ausrichten. Der Mensch wird neugeschaffen, creatio ex creatione (nicht creatio ex nihilo, wie die Schöpfung). Im Kern besteht dieses Reich Gottes in der Gemeinschaft mit Christus. Dieses Reich Gottes ist sowohl futurisch als auch präsentisch. D.h. die Gemeinschaft mit Christus ist auch jetzt erfahrbar (Abendmahl). Jedoch mit dem jüngsten Tag werden alle Herzen und alle Strukturen verändert, so daß dieses Reich auch die Zeit umfaßt, der Mensch ist dann in ununterbrochener Gemeinschaft mit Gott.
Es gibt die Hoffnung, daß mit dem Kommen Jesu und der Verwandlung der Herzen in der Neuschöpfung alle Menschen gerettet werden. Ob aber alle gerettet werden, kann nur Gott entscheiden.
Ein evangelischer Christ vertraut darauf, daß mit dem jüngsten Tag das Reich Gottes in Freiheit, Frieden, Seligkeit anbricht.

Wie viele evangelische Christen das wissen, weiß ich auch nicht:wink:
Danke für Dein hartnäckiges Fragen, Du hast mich gelehrt, wie recht mein Professor hatte:wink:

Ach ja, darf ich fragen was Deine Konfession ist?

Grüße,
Taju

>Meinen Dogmatikprofessor würde Deine Frage freuen, denn er
>beklagte, daß die protestantische Theologie sich zuendig mit dem
>Eschaton beschäftigt…
==> er beklagt das? Wenn man sich zündig mit dem Eschaton (musste ich glatt nachschlagen…) beschäftigt, beschäftigt man sich doch ausgiebig mit der Lehre - oder habe ich deinen Satz falsch verstanden.

>Wie viele evangelische Christen das wissen, weiß ich auch
>nicht:wink:
==> warum wissen das so wenig ev. Christen?

>Ach ja, darf ich fragen was Deine Konfession ist?
==> ich bin Neuapostolisch (falls dir das nichts sagt, Infos unter www.nak.org)
Und du bist vermutlich Theologie-Student?

Ajo

Hallo,

>Meinen Dogmatikprofessor würde Deine Frage freuen, denn er
>beklagte, daß die protestantische Theologie sich zuendig
mit dem
>Eschaton beschäftigt…
==> er beklagt das? Wenn man sich zündig mit dem Eschaton
(musste ich glatt nachschlagen…) beschäftigt, beschäftigt
man sich doch ausgiebig mit der Lehre - oder habe ich deinen
Satz falsch verstanden.

Nein, aber ich habe einen Tippfehler gemacht, nicht „zuendig“, sondern „zu wenig“ hätte es heißen müssen:wink:

>Wie viele evangelische Christen das wissen, weiß ich auch
>nicht:wink:
==> warum wissen das so wenig ev. Christen?

Das hat wohl zu tun mit der Klage meines Professors. Ich denke, die meisten können mit der Vorstellung des Eschatons ebensowenig anfangen wie mit den Wundererzählung des NT. Es paßt nicht so wirklich ins heutige Weltbild, man hat oft Sorge, sich bei anderen lächerlich zu machen etc. Jedoch ist lutherische Theologie allgemein wenig aussagefreudig hinsichtlich des Eschatons. Das hat etwas damit zu tun, daß man schon traditionell immer versucht hat, zu „menschlichen“ Vorstellungen zu wehren, also Gottes Gericht zu sehr menschlichen Vorstellungen gemäß darzustellen.
Der wohl einflußreichste evangelische Dogmatiker, Karl Barth (reformiert), hat uns zudem geradezu eingetrichtert, daß Gott ganz anders und der Herr ist. Somit auch eine Scheu, zu viel über Gott (und damit auch seine Gerechtigkeit im jüngsten Gericht) aussagen zu wollen. Der Gute Mann hat ein Bücherregal füllendes Werk namens „Kirchliche Dogmatik“ geschrieben, ist aber vor dem Teil über die Eschatologie gestorben…
Naja, und die meisten lutherischen oder reformierten Christen werden in ihre Kirche hineingeboren und recht wenig gefordert, anders als ich es von Neuapostolischen Gemeinden kenne, die durchaus dafür sorgen, daß ihre Kinder wissen, was dort geglaubt wird.
Ein Problem der Volkskirche, denke ich.

Und du bist vermutlich Theologie-Student?

Seit über drei Jahren nicht mehr! Ich bin aber noch an der Uni, Spezialgebiet Alte Kirchen- und Dogmengeschichte.

Grüße,
Taju