Hallo,
ich versuch’s dann jetzt mal, Deine weiteren Nachfragen zu beantworten…
a.) Abendmahl - wer spendet das, wer darf es empfangen?
Der Pfarrer spendet es, alle getauften (auch anderer
Konfessionen) dürfen es empfangen
==> aber man muss getauft sein? Und: „wirkt“ die
Sündenvergebung dann überhaupt bei den anders-konfessionellen
aus Sicht der evangelischen?
Erst einmal zur Taufe: Sie ist das einzig ökumenische bei den Christen, d.h. es gibt keine Wiedertaufe (so ‚richtig‘ getauft wurde, auf den dreieinigen Gott und mit fließenden Wasser. Nach dem 3.Reich mußte man einige erneut taufen, da auch auf den Führer getauft wurde!). Die Frage, wie Sündenvergebung „wirkt“, wird sicherlich unterschiedlich beantwortet. Da aber für einen Evangelen mit der Taufe sozusagen alles geklärt ist, geht er nicht davon aus, daß ein anderer Christ die Sündenvergebung weniger erreicht hat.
Zum Abendmahl: Tatsächlich setzt Abendmahl Taufe voraus und in der Praxis auch Konfirmation. BArbara hat schon erklärt, daß Konfirmation die Bestätigung der Taufe als „Erwachsener“ ist (allerdings teilen einige Gemeinden auch an Kinder das Abendmahl aus…). Mit der Konfirmation ist man mündiges Mitglied der Gemeinde (Wahlrecht, Patenamt). Diese Regelung besteht, weil zum Empfang des Abendmahls der Glaube notwendig ist, erst durch den Glauben des Empfangenen werden Brot und Wein (nach der Wiederholung der Abendmahlsworte Jesu durch den Liturgen "Dies ist mein Leib…, dies ist mein Blut…) zum gnadenspendenen Sakrament. Ein Ungetaufter oder auch Ungläubiger oder aber Unwürdiger (das zu entscheiden liegt wieder in Gottes Hand) kann durchaus am Abendmahl teilnehmen, ißt sich dann aber „zum Gericht“, d.h. das ist nicht gerade gut für sein Seelenheil.
Bei den Katholiken ändern dagegen Brot und Wein real ihre Substanz. Unabhängig vom Glauben des Einzelnen, dessen Würdigkeit etc. handelt es sich dann tatsächlich um Leib und Blut Christi. Deswegen ist es auch ein Sakrileg, wenn man meint, einfach so zur Eucharistie gehen zu müssen.
c.) was hat es mit dem Gottesdienst- und Eheverständnis und
dem Pfarramtes auf sich?
- ? Meinst Du, warum es keinen Zölibat gibt und auch Frauen
zum Priestertum zugelassen sind?
==> ich bezog mich da auf die Aussage meines Vorredners. Es
gibt kein Zölibat? und Frauen dürfen echt Priesterinnen
werden?
Ein Zölibat gibt es nicht, jedoch durften bis in 70er Jahre Pfarrerinnen in der Evangelischen Kirche Bayerns nicht heiraten! Es gibt aber auch kein Priestertum. Evangelische Pfarrer werden nicht wie katholische Priester geweiht (vielleicht kennst Du Bilder aus dem Fernseheh, wo die zukünftigen Priester in ‚Kreuzform‘ auf dem Boden liegen?), sondern ordiniert. D.h. sie werden in ihr Amt durch die Gemeinde eingeführt. Zum ev. Pfarrer wird man durch das Gebet der Gemeinde und den Bitten um den Segen Gottes. Ein Pfarrer steht auch nicht über der Gemeinde, sondern als Gleicher ihr gegenüber. Während die katholische Kirche bei ihren Priestern von einer ununterbrochenen Reihe ausgeht, bei der die Weihe seit Petrus von einem auf den nächsten übertragen wurde, ist es in der evangelischen Kirche die Bibel und ihre alleinige Gültigkeit, die die ‚apostolische‘ Nachfolge sichert. Dieses ganz andere Amtsverständnis ist das Hauptproblem zwischen rk und ev, denn weil der ev. Pfarrer nicht geweiht ist, erkennt man auch sein Abendmahl nicht an…
Gottesdienst: Im Zentrum des Evangelischen Gottesdienstes steht die Predigt (was sich aus dem sola scriptura-Prinzip ergibt). Erkennbar an alten lutherischen Kirchenbauten, wo die Kanzel über (!) dem Altar ist, nicht im Kirchenschiff. Im Zentrum einer katholischen Messe steht die Eucharistie. Evangelen feiern das Abendmahl eher selten.
- was ist Tradition, von der du schreibst?
in der kath. Kirche hat die Tradition ("was immer, überall und
von allen geglaubt wurde) eine Autorität, die in der ev.
Kirche nur der Bibel zukommt
==> das heißt, wenn man seit früher an was geglaubt hat,
was nicht in der Bibel steht, dann ist das also gültig für die
Lehre, wo man auf Tradition baut?
Naja, verkürzt kann man das für die rk Kirche sagen. Aber hier würde ich die Frage lieber an einen katholischen Theologen weitergeben…
- hat die ev. Kirche ein Oberhaupt? wie werden die Gemeinden
verwaltet/betreut, um Einheit und Nicht-Abweichung von der
Lehre zu wahren
nicht in dem Sinn wie das Papstamt der kath. Kirche. Man kann
es aber auch positiv ausdrücken: die Evangelischen haben ein
durchgehendes synodales Prinzip, das dafür zuständig ist
==> dieses Prinzip heißt doch quasi, dass sich die
Gemeinden (oder wer?) regelmäßig treffen und Dinge wie die
Einheitswahrung besprechen (oder was bespricht man noch?). Das
ganze ist doch Stufen basiert - wer macht die obere - also
höchste, autoritärste - Stufe aus?
Die ‚höchste‘ Stufe ist die Synode. Barbara hat Dich auf die EKD-Seite verwiesen, bei der Du einen Überblick über die Landeskirchen erhältst. In der Synode sitzen Vertreter der Bezirkssynoden, dort wiederum Vertreter der einzelnen Presbyterien. Ähnlich wie den Bundespräsidenten gibt es dann, je nach Landeskirche, Bischöfe, Präses oder auch Präsidenten von Landeskirchen. Sie sind Repräsentanten ihrer Kirchen, ihre einzelnen Befugnisse hängen meistens von der Geschichte ihrer Kirchen ab (man kann es so sagen: Bischöfe sind mächstiger als Präses, die mächtiger als Präsidenten sind…).
Die höchste Stufe ist ‚dogmtisch‘ die Schrift. Unter Berufung auf die Schrift ist eine große Pluralität möglich, Grundkonsens ist dabei das Glaubensbekenntnis.
- Welche Ämter gibt es?
„Ämter“ bedeuten in der kath. und ev. Kirche ganz
unterschiedliche Dinge, daher kann man das nicht so
vergleichen
==> will ich ja gar nicht vergleichen, weil ich die Ämter
der kath. Kirche ja auch nicht kenne…
Ich hoffe, meine Ausführungen oben zum Pfarramt reichen für das Amtsverständnis? IM Prinzip gilt das auch für alle anderen Ämter, Ämter in der evangelischen Kirche sind Funktionen auf Zeit, die deren Inhaber aber nicht über die anderen erhebt. Es gibt u.a. Diakone (in der Regel die Praktiker, sind z.B. in therapeutischen Einrichtungen tätig), Pfarrer, Vikare (= Referendare), Presbyter (Mitglieder des Kirchenvorstandes), Küster (Hausmeister der Kirche).
Mh… und mir fällt mal wieder auf, daß ich die inklusive Sprache vergessen habe…
- inwiefern wird an den jüngsten Tag / Wiederkunft Christi
geglaubt
Im Vollsinn, wie in der kath. Kirche
==> wie vorherige Frage - wie das die Katholiken (heißt das
so?) handhaben, weiß ich auch nicht
Es wird daran geglaubt, aber wie das aussieht, weiß eigentlich keiner. Evangelische Theologen halten sich gerne in diesem Thema zurück. Einerseits, weil sie nicht antiquiert gelten wollen, andererseits, weil ja nun wirklich keiner Wissen kann, was dann geschieht. Selbst wenn man im Glaubensbekenntnis vom Gericht spricht, was soll das heißen? Welche Art von Recht wird dort gesprochen? Schließlich verstehen wir ja in dieser Welt schon nicht die Gerechtigkeit Gottes (siehe Thread unten). Dies ist eine gemeinsame Hoffnung, daß dann die Wege Gottes begreifbar sind.
So, ich hoffe, daß das hier nicht zu lang geworden ist…
Grüße,
Taju