An was glauben die Evangelen?

hallo,

ich wollte mich mal schlau machen, was die Lehre der evangelischen Kirche beinhaltet. Im Internet hab ich noch keine passende Zusammenfassung gefunden. Auf der Seite www.ekd.de bin ich erstaunlicherweise auch nicht fündig geworden. Vielleicht kann das einEr von euch mal sagen oder einen guten Link nennen. Kurz: woran glauben die Evangelen?

MfG

ajo

Hallo Ajo,

ich hab hier im Forum mal ziemlich ausführlich über „evangelisch/katholisch“ geschrieben, vielleicht bringts dich weiter: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Gruß,
Peter

mein ehemaliger Religionslehrer hat uns als Unterschied gesagt:
die Katholen sagen: dies ist der Leib Christi,
die Evangelen sagen: dies sein der Leib Christi.
Dann haben die Evangelen keine Heiligen, kein Fegefeuer, keine Seeligen, weitaus weniger Pomp, keine Papst (obwohl der Oberbischof eigentlich auch nichts anderes ist.), keine Unfehlbarkeit des Oberbosses, kein Stuhlfest (Sackprüfung ob´s ein Mann ist),eine zeitlich begrenzte „Regierung“ des Oberbischifs, keine Beichte im Beichtstuhl (nur allegmein Sündenbekennen),… war noch was… Sch*** schon wieder raus aus dem Hirn! BSE!
Na, reicht ja auch!
Grüße
Raimund

Hallo Ajo!

Vielleicht hilft Dir dieser Link weiter:
http://www.religiononline.de/

Grüße,
Ilse

Literatur
Hallo,

woran glauben die Evangelen?

das Standardwerk
Konrad Algermissen: Konfessionskunde
(8. Aufl. neu bearb. v. H. Fries 1969)
http://sbbweb1.sbb.spk-berlin.de:8080/DB=1/FKT=1016/…
hat 6 Teile mit insgesamt ca. 900 Seiten behandelt neben dem Urchristentum (1. Teil) die katholische Kirche (2. Teil), die Ostkirche (3. Teil) und den Freikirchen und Sekten (5. Teil) auch „die evangischen Volkskirchen“ (4. Teil) und zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es zwar die Unterschiede klar hervorhebt, aber die Gemeinsamkeiten nie außer Acht lässt. Die Erstauflage von 1924 trug noch den etwas seltsamen Titel „Christliche Sekten und Kirche Christi“, der aber dann bei der Umarbeitung fallen gelassen wurde.

Hallo,

das war zwar sehr interessant, hat mir aber nicht sehr viel weitergeholfen, weil alles nur angerissen war. Außerdem suche ich ja keinen Unterschied zur katholischen Kirche. Es scheint mehrere evangelische Richtungen zu geben… Welche? Und was beinhalten sie?

Ajo

ich hab hier im Forum mal ziemlich ausführlich über
„evangelisch/katholisch“ geschrieben, vielleicht bringts dich
weiter:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Ich suchte, wie ich Peter auch schon schrieb, keinen Unterschied zu einer anderen Religion, sondern den Kern-Inhalt der evangelischen Lehre.

Ajo

Nein, schade - ist interessant die Seite, aber in den FAQs wird meine Frage nicht beantwortet und im Forum muss ich ja auch nicht gleich schreiben - mal abwarten, was hier so an Antworten kommt.

Ajo

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Danke - aber ein dickes Buch will ich mir grad nicht zulegen

Ajo

Hallo,

Danke - aber ein dickes Buch will ich mir grad nicht zulegen

musst du ja auch nicht, weil das Buch in der Bibliothek steht.

Wenn man es auf einen Punkt bringen möchte, dann muss man schon - auch wenn du das nicht möchtest - den Unterschied zur katholischen Lehre berücksichtigen und dieser Unterschied geht letztlich auf Martin Luther und sein 95 Thesen zurück: http://www.gutenberg2000.de/luther/misc/thesen.htm

Wesentlich scheint mir vor allem die Ab erkennung der päpstlichen Autorität, außerdem die Art der Bibelauslegung, die ihre Wurzeln im mittelalterlichen Nominalismus hat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Hermeneutik

Die anderen Unterschiede hängen m. E. weitgehend mit diesen zusammen, wobei es regionale Besonderheiten (Calvinismus etc.) gibt, die aber nicht das Wesentliche betreffen.

Nicht im eigentlichen Sinne evanglisch ist die evangelikale Deutung der Bibel als wörtliches Dokument. Bei dieser Deutung wird das für den Protestantismus wesentliche Element der Bibelkritik eliminiert.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

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Hallo,
das wichtigste zuerst, das Glaubensbekenntnis:
http://www.amen-online.de/c_aposto.htm
(und die „Evangelen“ beten natürlich „christliche“ Kirche)

Sicherlich eine Interpretation des Glaubensbekenntnisses, aber grundlegend ist zumindest für Lutheraner („Evangelisch“-Sein ist ein weites Feld:wink: ) die Rechtfertigungslehre.
Sie besagt, daß der Mensch Sünder und Gerechter zugleich ist. D.h. vorfindlich ist er Sünder, jedoch ist er durch Gott gerecht gesprochen. Evangelisch (bzw. Lutheraner) sein bedeutet somit tiefes Vertrauen (= Glauben) in die Liebe Gottes zu haben, trotz vorfindlicher Unzulänglichkeiten.

Grüße,
Taju

Hallo,
das wichtigste zuerst, das Glaubensbekenntnis:
http://www.amen-online.de/c_aposto.htm
(und die „Evangelen“ beten natürlich „christliche“ Kirche)

OK - dann wär klar, was geglaubt wird - aber wo sind dann die unterschiede zu anderen religionen, die das auch glauben. welche merkmale gibt es noch?

ajo

Hallo,

OK - dann wär klar, was geglaubt wird - aber wo sind dann die
unterschiede zu anderen religionen, die das auch glauben.
welche merkmale gibt es noch?

Ich nehme an, Du meinst, was der Unterschied zu anderen christlichen Konfessionen ist, die dasselbe Glaubenbekenntnis beten?!
Zunächst eine Einschränkung, denn was ich schreibe, gilt für Evangelisch-lutherische.
Auch da kann man an verschiedenen Stellen ansetzen, also z.B. die Abendmahlslehre, Sakramente, Gottesdienstverständnis (ev.: Predigt als Zentrum, rk: Eucharistie), Eheverständnis, das Verständnis des Pfarramtes oder z.B. das berühmte sola scriptura, wonach für einen evangelischen Christen nur die Schrift bindend ist, nicht auch Tradition und päpstliches Lehramt (wie bei rk). Luther hat die Bibel übersetzt, damit sie auch jeder Christ lesen kann und so in seinem Glauben nur seinem Gewissen unterworfen ist. Daher auch ein anderes Amtsveständnis als z.B. bei den römisch-katholischen.
Grundlegend ist aber m.E. die Rechtfertigungslehre. Ich hatte sie schon erwähnt. Danach also ist der Mensch vorfindlich Sünder, aber von Gott gerecht gesprochen. Dieses Gerecht-gesprochen werden durch Gott ist ein einmaliges Urteil, in dem die Liebe Gottes ihren höchsten Ausdruck findet. Daher hat der Mensch, was sein ‚Verhältnis‘ zu Gott angeht auch keinen freien Willen. Es ist Gottes Wille, daß wir gerecht gesprochen sind, daran kann man nichts ändern (und deswegen kann man auch hier auf Erden niemanden die Gültigkeit der Taufe absprechen, denn die Taufe macht uns zu Kindern Gottes. Ob wir das sind oder nicht - also auch bei einem ‚Kirchenaustritt‘ obliegt keiner menschlichen Institution zu entscheiden). Evangelisch-Sein heißt unter diesem Aspekt, sein ganzes Vertrauen in die Liebe GOttes zu setzen. D.h. übrigens nicht, daß andere Konfessionen das nicht auch tun, aber es hat halt bei allen unterschiedliche Nuancen.
Frag’ mich nicht, wieviel evangelisch-lutherische Kirchenmitglieder das wissen (es gibt ja auch welche, die wegen des Papstes austreten wollen:wink: ). Aber in der Praxis kannst Du das gut an Beerdigungen sehen. Bei einer katholischen Beerdigung, besonders bei einer Messe, wird für die Seele des Verstorbenen gebetet, dann gibt es ja noch die Seelenämter. Bei einer evangelischen Beerdigung wird des Verstorbenen gedacht, aber nicht für ihn gebetet, das wäre sozusagen eine EInmischung in das Urteil Gottes (bzw. die Manifestation mangelnden Vertrauens, d.h. aber nicht, daß Katholiken kein Vertrauen in Gott haben, sie leben es nur anders).

Ich bin mir leider nicht ganz sicher, ob es das war, was Du wolltest…
Grüße,
Taju
Übrigens sind Beerdigungen, so eigenartig das klingt, sicherlich auch aufgrund der emotionalen Komponente, für viele eine Neuentdeckung ihrer konfessionell besimmten Spiritualität. Die einen können nicht damit leben, daß ihnen das Gebet für die Verstorbenen ‚verwehrt‘ wird, die anderen finden es eigenartig, eben das zu tun.

2 Like

hallo,

das war schon ein interessanter Einblick, aber ich hab da noch einige Fragen:

  1. Ich hab da noch ein paar Fragen zu den heiligen Handlungen:
    (bezogen auf den evangelischen Glauben)
    a.) Abendmahl - wer spendet das, wer darf es empfangen?
    b.) welche Sakramente gibt es? Gehört das Abendmahl dazu?
    c.) was hat es mit dem Gottesdienst- und Eheverständnis und dem Pfarramtes auf sich?
  2. was ist Tradition, von der du schreibst?
  3. hat die ev. Kirche ein Oberhaupt? wie werden die Gemeinden verwaltet/betreut, um Einheit und Nicht-Abweichung von der Lehre zu wahren
  4. Welche Ämter gibt es?
  5. inwiefern wird an den jüngsten Tag / Wiederkunft Christi geglaubt
  6. Taufe
    – ist es auch ein Sakrament?
    – muss man ein bestimmtes Alter haben, um getauft zu werden?
  7. wieviele evangelische Richtungen und welche gebt es denn?
  8. was ist das päpstliche Lehramt?

viele Fragen - ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir diese beantworten könntest.

Hi,

das war schon ein interessanter Einblick, aber ich hab da noch
einige Fragen:

wenn ich mich auch an einer Antwort versuchen darf:

  1. Ich hab da noch ein paar Fragen zu den heiligen Handlungen:
    (bezogen auf den evangelischen Glauben)
    a.) Abendmahl - wer spendet das, wer darf es empfangen?

Der Pfarrer spendet es, alle getauften (auch anderer Konfessionen) dürfen es empfangen

b.) welche Sakramente gibt es? Gehört das Abendmahl dazu?

nur Taufe und Abendmahl, im gegensatz dazu sieben Sakramente in der kath. Kirche

c.) was hat es mit dem Gottesdienst- und Eheverständnis und
dem Pfarramtes auf sich?

  • ? Meinst Du, warum es keinen Zölibat gibt und auch Frauen zum Priestertum zugelassen sind?
  1. was ist Tradition, von der du schreibst?

in der kath. Kirche hat die Tradition ("was immer, überall und von allen geglaubt wurde) eine Autorität, die in der ev. Kirche nur der Bibel zukommt

  1. hat die ev. Kirche ein Oberhaupt? wie werden die Gemeinden
    verwaltet/betreut, um Einheit und Nicht-Abweichung von der
    Lehre zu wahren

nicht in dem Sinn wie das Papstamt der kath. Kirche. Man kann es aber auch positiv ausdrücken: die Evangelischen haben ein durchgehendes synodales Prinzip, das dafür zuständig ist

  1. Welche Ämter gibt es?

„Ämter“ bedeuten in der kath. und ev. Kirche ganz unterschiedliche Dinge, daher kann man das nicht so vergleichen

  1. inwiefern wird an den jüngsten Tag / Wiederkunft Christi
    geglaubt

Im Vollsinn, wie in der kath. Kirche

  1. Taufe
    – ist es auch ein Sakrament?

ja

– muss man ein bestimmtes Alter haben, um getauft zu
werden?

nein. Siehe aber auch Konfirmation

  1. wieviele evangelische Richtungen und welche gebt es denn?

Hunderte. Die größten in Europa sind die Lutheraner, die Reformierten und die Calvinisten. Bes. im angelsächsischen Raum sind Methodisten und Baptisten wichtig.

  1. was ist das päpstliche Lehramt?

… eine komplizierte Frage. Der Papst, wenn er in Glaubensdingen und im Übereinstimmung mit der Kirche und ihrer Tradition die Lehre auslegt, kann nach kath. Verständnis nicht irren. Am ehesten ist das zu verstehen als Bekenntnis zur Verheissung, das der Geist die Kirche führen wird und sich in diesen Akten ausdrückt. Deswegen bedarf es auch nicht der „Zustimmung“ der Gläubigen - wie in einer Abstimmung - , es ist aber undenkbar, das der Papst gegen den Glauben der Kirche handelt. Wenn doch? Dann haben die Katholiken ein Problem …

lg

Täubchen

wenn ich mich auch an einer Antwort versuchen darf:

==> aber immer, Täubchen :smile:

a.) Abendmahl - wer spendet das, wer darf es empfangen?

Der Pfarrer spendet es, alle getauften (auch anderer
Konfessionen) dürfen es empfangen

==> aber man muss getauft sein? Und: „wirkt“ die Sündenvergebung dann überhaupt bei den anders-konfessionellen aus Sicht der evangelischen?

c.) was hat es mit dem Gottesdienst- und Eheverständnis und
dem Pfarramtes auf sich?

  • ? Meinst Du, warum es keinen Zölibat gibt und auch Frauen
    zum Priestertum zugelassen sind?

==> ich bezog mich da auf die Aussage meines Vorredners. Es gibt kein Zölibat? und Frauen dürfen echt Priesterinnen werden?

  1. was ist Tradition, von der du schreibst?

in der kath. Kirche hat die Tradition ("was immer, überall und
von allen geglaubt wurde) eine Autorität, die in der ev.
Kirche nur der Bibel zukommt

==> das heißt, wenn man seit früher an was geglaubt hat, was nicht in der Bibel steht, dann ist das also gültig für die Lehre, wo man auf Tradition baut?

  1. hat die ev. Kirche ein Oberhaupt? wie werden die Gemeinden
    verwaltet/betreut, um Einheit und Nicht-Abweichung von der
    Lehre zu wahren

nicht in dem Sinn wie das Papstamt der kath. Kirche. Man kann
es aber auch positiv ausdrücken: die Evangelischen haben ein
durchgehendes synodales Prinzip, das dafür zuständig ist

==> dieses Prinzip heißt doch quasi, dass sich die Gemeinden (oder wer?) regelmäßig treffen und Dinge wie die Einheitswahrung besprechen (oder was bespricht man noch?). Das ganze ist doch Stufen basiert - wer macht die obere - also höchste, autoritärste - Stufe aus?

  1. Welche Ämter gibt es?

„Ämter“ bedeuten in der kath. und ev. Kirche ganz
unterschiedliche Dinge, daher kann man das nicht so
vergleichen

==> will ich ja gar nicht vergleichen, weil ich die Ämter der kath. Kirche ja auch nicht kenne…

  1. inwiefern wird an den jüngsten Tag / Wiederkunft Christi
    geglaubt

Im Vollsinn, wie in der kath. Kirche

==> wie vorherige Frage - wie das die Katholiken (heißt das so?) handhaben, weiß ich auch nicht

– muss man ein bestimmtes Alter haben, um getauft zu
werden?

nein. Siehe aber auch Konfirmation

==> was ist mit der Konfirmation?

Nochmals vielen Dank - würde mich auf weitere Antworten freuen :smile:

ich dann auch noch:

a.) Abendmahl - wer spendet das, wer darf es empfangen?

Der Pfarrer spendet es, alle getauften (auch anderer
Konfessionen) dürfen es empfangen

==> aber man muss getauft sein? Und: „wirkt“ die
Sündenvergebung dann überhaupt bei den anders-konfessionellen
aus Sicht der evangelischen?

Ja, man muss getauft sein.
Sündenvergebung ist ein Gnadenakt. Taufe ist Taufe, nicht evangelische oder katholische Taufe. Oder was meinst du mit, ob es „wirkt“?

==> ich bezog mich da auf die Aussage meines Vorredners. Es
gibt kein Zölibat? und Frauen dürfen echt Priesterinnen
werden?

Beidesmal Ja.

  1. was ist Tradition, von der du schreibst?

in der kath. Kirche hat die Tradition ("was immer, überall und
von allen geglaubt wurde) eine Autorität, die in der ev.
Kirche nur der Bibel zukommt

==> das heißt, wenn man seit früher an was geglaubt hat,
was nicht in der Bibel steht, dann ist das also gültig für die
Lehre, wo man auf Tradition baut?

Das ist die katholische Sicht, in der Tat.

  1. hat die ev. Kirche ein Oberhaupt? wie werden die Gemeinden
    verwaltet/betreut, um Einheit und Nicht-Abweichung von der
    Lehre zu wahren

nicht in dem Sinn wie das Papstamt der kath. Kirche. Man kann
es aber auch positiv ausdrücken: die Evangelischen haben ein
durchgehendes synodales Prinzip, das dafür zuständig ist

==> dieses Prinzip heißt doch quasi, dass sich die
Gemeinden (oder wer?) regelmäßig treffen und Dinge wie die
Einheitswahrung besprechen (oder was bespricht man noch?). Das
ganze ist doch Stufen basiert - wer macht die obere - also
höchste, autoritärste - Stufe aus?

Es gibt kein Äquivalent zum Papst. Zum organisatorischen Aufbaue der Evangelischen Kirche in Deutschland: http://www.ekd.de/ekd_kirchen/2967.html

– muss man ein bestimmtes Alter haben, um getauft zu
werden?

nein. Siehe aber auch Konfirmation

==> was ist mit der Konfirmation?

Die Konfirmation ist sozusagen das „JA“ zu Taufe, die in der Kindheit vollzogen wurde. Es gibt evangelische Kirche (Baptisten), in denen es nur eine Erwachsenentaufe gibt.

Hallo,
ich versuch’s dann jetzt mal, Deine weiteren Nachfragen zu beantworten…

a.) Abendmahl - wer spendet das, wer darf es empfangen?

Der Pfarrer spendet es, alle getauften (auch anderer
Konfessionen) dürfen es empfangen

==> aber man muss getauft sein? Und: „wirkt“ die
Sündenvergebung dann überhaupt bei den anders-konfessionellen
aus Sicht der evangelischen?

Erst einmal zur Taufe: Sie ist das einzig ökumenische bei den Christen, d.h. es gibt keine Wiedertaufe (so ‚richtig‘ getauft wurde, auf den dreieinigen Gott und mit fließenden Wasser. Nach dem 3.Reich mußte man einige erneut taufen, da auch auf den Führer getauft wurde!). Die Frage, wie Sündenvergebung „wirkt“, wird sicherlich unterschiedlich beantwortet. Da aber für einen Evangelen mit der Taufe sozusagen alles geklärt ist, geht er nicht davon aus, daß ein anderer Christ die Sündenvergebung weniger erreicht hat.
Zum Abendmahl: Tatsächlich setzt Abendmahl Taufe voraus und in der Praxis auch Konfirmation. BArbara hat schon erklärt, daß Konfirmation die Bestätigung der Taufe als „Erwachsener“ ist (allerdings teilen einige Gemeinden auch an Kinder das Abendmahl aus…). Mit der Konfirmation ist man mündiges Mitglied der Gemeinde (Wahlrecht, Patenamt). Diese Regelung besteht, weil zum Empfang des Abendmahls der Glaube notwendig ist, erst durch den Glauben des Empfangenen werden Brot und Wein (nach der Wiederholung der Abendmahlsworte Jesu durch den Liturgen "Dies ist mein Leib…, dies ist mein Blut…) zum gnadenspendenen Sakrament. Ein Ungetaufter oder auch Ungläubiger oder aber Unwürdiger (das zu entscheiden liegt wieder in Gottes Hand) kann durchaus am Abendmahl teilnehmen, ißt sich dann aber „zum Gericht“, d.h. das ist nicht gerade gut für sein Seelenheil.
Bei den Katholiken ändern dagegen Brot und Wein real ihre Substanz. Unabhängig vom Glauben des Einzelnen, dessen Würdigkeit etc. handelt es sich dann tatsächlich um Leib und Blut Christi. Deswegen ist es auch ein Sakrileg, wenn man meint, einfach so zur Eucharistie gehen zu müssen.

c.) was hat es mit dem Gottesdienst- und Eheverständnis und
dem Pfarramtes auf sich?

  • ? Meinst Du, warum es keinen Zölibat gibt und auch Frauen
    zum Priestertum zugelassen sind?

==> ich bezog mich da auf die Aussage meines Vorredners. Es
gibt kein Zölibat? und Frauen dürfen echt Priesterinnen
werden?

Ein Zölibat gibt es nicht, jedoch durften bis in 70er Jahre Pfarrerinnen in der Evangelischen Kirche Bayerns nicht heiraten! Es gibt aber auch kein Priestertum. Evangelische Pfarrer werden nicht wie katholische Priester geweiht (vielleicht kennst Du Bilder aus dem Fernseheh, wo die zukünftigen Priester in ‚Kreuzform‘ auf dem Boden liegen?), sondern ordiniert. D.h. sie werden in ihr Amt durch die Gemeinde eingeführt. Zum ev. Pfarrer wird man durch das Gebet der Gemeinde und den Bitten um den Segen Gottes. Ein Pfarrer steht auch nicht über der Gemeinde, sondern als Gleicher ihr gegenüber. Während die katholische Kirche bei ihren Priestern von einer ununterbrochenen Reihe ausgeht, bei der die Weihe seit Petrus von einem auf den nächsten übertragen wurde, ist es in der evangelischen Kirche die Bibel und ihre alleinige Gültigkeit, die die ‚apostolische‘ Nachfolge sichert. Dieses ganz andere Amtsverständnis ist das Hauptproblem zwischen rk und ev, denn weil der ev. Pfarrer nicht geweiht ist, erkennt man auch sein Abendmahl nicht an…
Gottesdienst: Im Zentrum des Evangelischen Gottesdienstes steht die Predigt (was sich aus dem sola scriptura-Prinzip ergibt). Erkennbar an alten lutherischen Kirchenbauten, wo die Kanzel über (!) dem Altar ist, nicht im Kirchenschiff. Im Zentrum einer katholischen Messe steht die Eucharistie. Evangelen feiern das Abendmahl eher selten.

  1. was ist Tradition, von der du schreibst?

in der kath. Kirche hat die Tradition ("was immer, überall und
von allen geglaubt wurde) eine Autorität, die in der ev.
Kirche nur der Bibel zukommt

==> das heißt, wenn man seit früher an was geglaubt hat,
was nicht in der Bibel steht, dann ist das also gültig für die
Lehre, wo man auf Tradition baut?

Naja, verkürzt kann man das für die rk Kirche sagen. Aber hier würde ich die Frage lieber an einen katholischen Theologen weitergeben…

  1. hat die ev. Kirche ein Oberhaupt? wie werden die Gemeinden
    verwaltet/betreut, um Einheit und Nicht-Abweichung von der
    Lehre zu wahren

nicht in dem Sinn wie das Papstamt der kath. Kirche. Man kann
es aber auch positiv ausdrücken: die Evangelischen haben ein
durchgehendes synodales Prinzip, das dafür zuständig ist

==> dieses Prinzip heißt doch quasi, dass sich die
Gemeinden (oder wer?) regelmäßig treffen und Dinge wie die
Einheitswahrung besprechen (oder was bespricht man noch?). Das
ganze ist doch Stufen basiert - wer macht die obere - also
höchste, autoritärste - Stufe aus?

Die ‚höchste‘ Stufe ist die Synode. Barbara hat Dich auf die EKD-Seite verwiesen, bei der Du einen Überblick über die Landeskirchen erhältst. In der Synode sitzen Vertreter der Bezirkssynoden, dort wiederum Vertreter der einzelnen Presbyterien. Ähnlich wie den Bundespräsidenten gibt es dann, je nach Landeskirche, Bischöfe, Präses oder auch Präsidenten von Landeskirchen. Sie sind Repräsentanten ihrer Kirchen, ihre einzelnen Befugnisse hängen meistens von der Geschichte ihrer Kirchen ab (man kann es so sagen: Bischöfe sind mächstiger als Präses, die mächtiger als Präsidenten sind…).
Die höchste Stufe ist ‚dogmtisch‘ die Schrift. Unter Berufung auf die Schrift ist eine große Pluralität möglich, Grundkonsens ist dabei das Glaubensbekenntnis.

  1. Welche Ämter gibt es?

„Ämter“ bedeuten in der kath. und ev. Kirche ganz
unterschiedliche Dinge, daher kann man das nicht so
vergleichen

==> will ich ja gar nicht vergleichen, weil ich die Ämter
der kath. Kirche ja auch nicht kenne…

Ich hoffe, meine Ausführungen oben zum Pfarramt reichen für das Amtsverständnis? IM Prinzip gilt das auch für alle anderen Ämter, Ämter in der evangelischen Kirche sind Funktionen auf Zeit, die deren Inhaber aber nicht über die anderen erhebt. Es gibt u.a. Diakone (in der Regel die Praktiker, sind z.B. in therapeutischen Einrichtungen tätig), Pfarrer, Vikare (= Referendare), Presbyter (Mitglieder des Kirchenvorstandes), Küster (Hausmeister der Kirche).
Mh… und mir fällt mal wieder auf, daß ich die inklusive Sprache vergessen habe…:wink:

  1. inwiefern wird an den jüngsten Tag / Wiederkunft Christi
    geglaubt

Im Vollsinn, wie in der kath. Kirche

==> wie vorherige Frage - wie das die Katholiken (heißt das
so?) handhaben, weiß ich auch nicht

Es wird daran geglaubt, aber wie das aussieht, weiß eigentlich keiner. Evangelische Theologen halten sich gerne in diesem Thema zurück. Einerseits, weil sie nicht antiquiert gelten wollen, andererseits, weil ja nun wirklich keiner Wissen kann, was dann geschieht. Selbst wenn man im Glaubensbekenntnis vom Gericht spricht, was soll das heißen? Welche Art von Recht wird dort gesprochen? Schließlich verstehen wir ja in dieser Welt schon nicht die Gerechtigkeit Gottes (siehe Thread unten). Dies ist eine gemeinsame Hoffnung, daß dann die Wege Gottes begreifbar sind.

So, ich hoffe, daß das hier nicht zu lang geworden ist…
Grüße,
Taju

Danke…

Sündenvergebung ist ein Gnadenakt. Taufe ist Taufe, nicht
evangelische oder katholische Taufe. Oder was meinst du mit,
ob es „wirkt“?

==> ja - das meinte ich - ich hab mich komisch ausgedrückt.

Es gibt kein Äquivalent zum Papst. Zum organisatorischen
Aufbaue der Evangelischen Kirche in Deutschland:
http://www.ekd.de/ekd_kirchen/2967.html

==> So wie ich es bisher festgestellt habe, hat jedes Land seine eigene ev. Kirchenverwaltung, die untereinander abweichen können? Weichen auch die Lehren ab?

Ajo

==> So wie ich es bisher festgestellt habe, hat jedes Land
seine eigene ev. Kirchenverwaltung, die untereinander
abweichen können? Weichen auch die Lehren ab?

teilweise, da es keinen Papst gibt, der sagt, was geglaubt werden soll, kann sich das schon unterscheiden, ist aber unwesentlich. Die Hauptunterschiede betreffen Lutheraner und Reformierte. Dann gibt es noch die evangelischen Freikirchen.
z.B. die Methodisten
http://www.emk.de/
und die Baptisten
http://www.baptisten.org/start/index.php
Die Baptisten unterscheiden sich von anderen (Landes-) Kirchen durch ihre Taufpraxis und ihr Gemeindeverständnis. Siehe die FAQs auf der dortigen Seite. "Die 1834 von dem Hamburger Kaufmann Johann Gerhard Oncken (1800 bis 1884) in Deutschland gegründeten Baptisten praktizieren die Taufe der Glaubenden und lehnen die Kindertaufe als unbiblisch ab. "

über Reformierte kann man sich hier informieren:
http://www.reformiert.de/Vorlage.php3?page[0]=Inform…

Ein Großteil der verfassten ev. Kirchen in Deutschland ist lutherisch uniert - da haben sich im 19. Jahrundert Lutheraner und Reformierte in einer Kirche vereint. „Reine“ Lutheraner und Reformierte gibt es dennoch. Äußerlich wirken die Lutheraner „katholischer“:smile:) - die Kirchen sind durchaus prachtvoll geschmückt, während die Reformierten da sehr puristisch sind.

Wenn dich das Thema verstärkt interessiert, empfehle ich, eine Weile Gottesdienste zu besuchen. Geh mal in einen katholischen und in einen evangelischen. Das ist schon was anderes. Auch mein erster rein reformierter Gottesdienst hat mir erst gezeigt, dass evangelisch nicht gleich evangelisch ist. Und sprich ruhig Pfarrer und Priester mit deinen Fragen an. In so einem Posting kann das nur sehr mager und wenig lebensnah beschrieben werden.

gruß,

barbara