Anahltende Beschwerden nach neuer Krone

Hallo,

ich habe im OK den 6er mit einer Vollkeramikkrone überkront bekommen. Aber ich habe noch immer Beschwerden.

Am Anfang war die Krone wohl zu lang - vermutlich die Grundursache jetzt. Als ich dann nach ein paar Tagen Beschwerden bekam, bin ich hin und man hat sie abgeschliffen.
Dann war ich nch einmal dort, weil die Beschwerden (beim draufbeißen/-kauen und heiß/kalt) nicht weggehen. Er meinte, es sei eine Zahnfleischentzündung an der Innenseite und hat mir was draufgeschmiert.

Aber, es geht nicht weg - weder das kälteempflindliche noch der „Schmerz“ beim draufbeißen.

Der nächste Termin ist erst am 11.11. - kann ich solange arten oder sollte ich vorher wieder hin. Und dann - was?
Soll ich auf röntgen bestehen, um zu sehen, ob der Zahn beschädigt ist?

Oder was kann und sollte ich tun, um nichts zu verschleppen und/oder verschlimmern?

Danke, Maren

Servus Maren

Als ich dann nach ein paar Tagen
Beschwerden bekam, bin ich hin und man hat sie abgeschliffen.
Dann war ich noch einmal dort, weil die Beschwerden (beim
draufbeißen/-kauen und heiß/kalt) nicht weggehen. Er meinte,
es sei eine Zahnfleischentzündung an der Innenseite und hat
mir was draufgeschmiert.

Es mag ja sein, dass Du eine Zahnfleichentzündung hast/hattest. Nur:

  • wenn die an einem Zahn mit einer nagelneuen Krone auftritt, muss die Ursache dafür nach der Überkronung erst aufgetreten sein. Zahnärzte sind verpflichtet vor einer Überkronung dafür zu sorgen, daß keine pathologischen parodontalen Verhältnisse vorliegen. Von allen denkbaren Ereignissen, die nach der Eingliederung einer Vollkeramikkrone zu einer Zahnfleischentzündung führen könnten, ist das wahrscheinlichste IMO das Zurücklassen von Resten des Befestigungszements oder -composites.

Was meinen die Kollegen dazu?

  • weiter ist eine lokale akute Gingivitis nicht als Ursache für die geschilderten Beschwerden (Temperatur- und Aufbeißempfindlichkeit) anzunehmen. Insofern hatte das ‚Draufschmieren‘ von Irgendetwas in Hinblick auf Deine Beschwerden keine Indikation.

Aber, es geht nicht weg - weder das kälteempflindliche noch
der „Schmerz“ beim draufbeißen.

Der nächste Termin ist erst am 11.11. - kann ich solange arten
oder sollte ich vorher wieder hin. Und dann - was?
Soll ich auf röntgen bestehen, um zu sehen, ob der Zahn
beschädigt ist?

Worauf du (schon vor dem 11.11.) ‚bestehen‘ kannst und solltest, sind nicht irgendwelche konkreten Handlungen. (Du bist ja beim Fachmann, weil Fachleute auf ihrem Gebiet mehr wissen und können sollen als Laien.) Nein, Du hast Beschwerden, die Du wohl vorher nicht hattest. Gib Deinem ZA noch einmal die Chance gegen diese Beschwerden etwas Zielgerichtetes zu unternehmen und sage ihm, daß dann Schluss ist mit nebulösen Aktionen. Er schuldet Dir Aufklärung für die Gründe und die Art seines Vorgehens. Die ‚Behandlung‘ der Zahnfleischentzündung war wohl schon etwas, das wir Weißkittel eine Maßnahme ‚Ut aliquid fieri videatur‘ nennen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phra…

Nach einer Frist, Dir Dir als zumutbar erscheint, (IMHO 2 Wochen) wende Dich an die örtliche Zahnärztekammer

http://www.recall-magazin.de/service/zahnaerztekammern

Oder was kann und sollte ich tun, um nichts zu verschleppen
und/oder verschlimmern?

In Fällen, wo jeder dazu neigt anzunehmen, dass die Behandlungsvorgänge oder die Krone ursächlich für die Beschwerden sind, steht man mit Ratschlägen auf unsicherem Grund. ‚Telemedizinische‘ Diagnoseversuche haben ihre engen Grenzen, Dein Zahnarzt, der nichts findet, ist ja auch kein Depp :wink:

Es ist möglich, daß Du eine Hyperämie der Zahnpulpa, oder schon eine reversible pulpitis serosa partialis hast

http://www.wendels.de/spezialgebiete_endodontie.htm

(unter „therapeutisch-iatrogene Ursachen“ nachschauen)

Wenn man an einen partiell entzündeten Nerv herankommen will, muß entweder die Krone runter oder ein ausreichend großes Loch hinein. Das ist bei Zirkonoxidkeramik (eine mögliche Form der Vollkeramik) teuflisch mühsam, und am Ende steht möglicherweise eine neue teure Krone über deren Bezahlung man sich möglicherweise streiten muss. In solchen Fällen ist eine unparteiische Zweitmeinung, wie die Kammern sie zur Verfügung stellen oft auch für den Behandler eine Erleichterung.

Es klappt nicht immer alles in der (Zahn)medizin - die Frage ist lediglich, wie man mit den Misserfolgen umgeht.

Alles Gute!

Kai Müller

Hallo,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Wie kann man bzw. der Zahnarzt denn feststellen, welche Form der Endotonie vorliegt? Ich werde dann morgen einen Termin machen und dann auf direkt Aufklärung „drängen“ - damit es nicht wieder ein „Ut aliquid fieri videatur“ bleibt. :wink:

Sollte ich dann im Anschluss daran, vor einem weiteren möglichen Eingriff, eine Zweitmeinung der Kammer einholen? Ich bin jetzt etwas vorsichtig - auch wegen der möglichen Kosten.

Die ganzen Behandlungen hören sich ja nicht so prickelnd an. Macht jeder Zahnarzt einen „Kofferdam“ oder sollte ich gezielt danach fragen?

Empfindlich ist es übrigens mehr bei Kälte und bei Druck.

VG Maren

Hallo,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Wie kann man bzw.
der Zahnarzt denn feststellen, welche Form der Endotonie
vorliegt?

Mit fließenden Grenzen:

  • Kälteempfindlichkeit: Schmerz überdauert den Kältereiz nur kurz - Hyperämie

Die H. ist reversibel, es kommt zu Spontanheilung. Wenn man die Reize minimieren kann, ist die Prognose gut. Dilemma: ein Kunststoffprovisorium isoliert besser gegen thermische Reize als eine Keramikkrone, Deshalb wünscht man sich als Zahnarzt in solchen Fällen, dass man die Krone einfach wieder abnehmen könnte.

Schmerz hält an, auch wenn der Kältereiz nicht mehr besteht - Pulpitis serosa partialis

mit lokal aufgebrachten Corticoiden
http://www.pharmazie.com/graphic/A/56/0-12356.pdf

unter Umständen umkehrbar, Mikro-Gewebeschäden in der Pulpa

Spontanschmerz, mit Analgetika vorübergehend beherrschbar: Pulpitis serosa totalis, Wurzelbehandlung unausweichlich

Ich werde dann morgen einen Termin machen und dann
auf direkt Aufklärung „drängen“ - damit es nicht wieder ein
„Ut aliquid fieri videatur“ bleibt. :wink:

Sollte ich dann im Anschluss daran, vor einem weiteren
möglichen Eingriff, eine Zweitmeinung der Kammer einholen? Ich
bin jetzt etwas vorsichtig - auch wegen der möglichen Kosten.

Die Zweitmeinung würde ich dann einholen, wenn Dein Bauch Dir sagt, dass es mit dem ‚ut aliquid‘ weitergeht. Dann ist das Vertrauen sowieso weg, ist aber unabdingbar für ein Arzt-Patientin-Verhältnis.

Die ganzen Behandlungen hören sich ja nicht so prickelnd an.
Macht jeder Zahnarzt einen „Kofferdam“ oder sollte ich gezielt
danach fragen?

Nachdem Wurzelbehandlungen (wenn es denn nötig wäre) ohnehin in Lokalanästhesie stattfinden, besteht das Unprickelnde vor allem darin, dass man verdammt lange den Mund aufmachen muss. Die Kofferdam-Frage ist mehr ein Hinweis darauf, dass Du Dich (im WWW?) informiert hast, essentiell ist sie nicht.

Gruß

Kai Müller