Hi,
Z.B. werden sehr viele Adjektive attributiv verwendet (der
schöne Mann). Das sagt mir z.B., dass der Stil nominal
dominiert wird, da sich „schöne“ auf das Substantiv „Mann“
bezieht. „Schön“ beschreibt also Nomen, was im Gegensatz zur
adverbialer Verwendungsweise „Er zieht sich schön an“ steht.
Hier bezieht sich das Adjektiv auf ein Verb. Das macht den
Stil dynamischer, weil es Handlung beschreibt.
Das mit dem Nominalstil scheint mir zu stimmen, ein prädikatives Adjektiv ist aber eher etwas anderes. Im Falle von „er sieht schön“ aus bin ich nicht sicher, was genau „schön“ hier ist — zwar auch ein Adjektiv, aber nicht prototypisch prädikativ (auch wenn’s Bestandteil des Prädikats ist). Typische prädikative Verwendungen von Adjektiven sind z.B. „Der Mann ist schön.“ und Co.
Bei näherer Überlegung denke ich mir aber, dass auch „sieht schön aus“ sowas sein könnte, nur dass da die Kopula „sein“ durch das Verb „aussehen“ ersetzt wird.
Was kann ich jedoch über den Stil des Autors sagen, wenn der
Autor überwiegend Adjektive in schwacher Deklination (=hier
befindet sich ja immer ein bestimmter Artikel vor dem Adjektiv
wie z.B. DER schöne Mann) verwendet???
Das kann ich dir leider auch nicht sagen, ABER… du müsstest das vielleicht belegen. Schwache Adjektive haben im Deutschen generell eine gewisse Häufigkeit, sowohl im Lexikon an sich, als auch in ihrer Verwendung. Leider weiß ich nicht genau, was für eine Häufigkeit, aber sagen wir mal, in der Verwendung kommen durchschnittlich zu 65% schwache Adjektive vor (vllt. ist’s ja genau andersrum).
Wenn in deinem Text jetzt auch 65% davon vorkommen, kannst du zwar sagen, er verwendet vor Allem diese, aber dann bedeutet das nichts, denn die Verteilung ist noch völlig normal. Erst wenn die Verwendung über einem bestimmten Wert liegt (vllt. 95%) oder unter einem Wert (vllt. unter 30%), dann „ist da was los“.
Also kurz gesagt: Die Begründung für eine bestimmte Häufigkeit von irgendwas kann einfach sein, dass dieses Irgendwas in der Sprache allgemein häufiger vorkommt als anderes. Das muss man untersuchen, mit statistischen Verfahren… ist kompliziert, in der Linguistik aber notwendig. Weiß aber nicht, ob das auf deinen Bereich auch zutrifft.
Oder Andersrum gefragt, was sagt mir das über den Stil des
Autors, wenn er nur sehr wenige Adjekttive in gemischter u
starker Deklination verwendet???
Ich selbst würde urteilen: gar nichts. Denn ich kann mir kaum vorstellen, als Autor auf so etwas explizit zu achten. Es könnte auch woanders herrühren: Manche Autoren mögen seltenere oder ältere Wörter oder Neologismen. Diese sind häufig schwache Adjektive (starke Flexion betrifft, denke ich, v.A. häufigere Wörter → ein Frequenzeffekt), vielleicht lässt sich irgendwie überprüfen, wie „alltäglich“ oder „modern“ die Adjektive sind.
Und was kann man in einer Analyse schreiben, wenn der zu
analysierende Text fast nur komparierbare Adjektive im Positiv
benutzt (z.B. schnell, ängstlich) jedoch kaum im Komparativ
oder Superlativ???
Das heißt meiner Meinung nach auch nichts, denn Komparative und Superlative kommen in der gesprochenen und geschriebenen Sprache viel viel seltener vor als positive Adjektive. Das ist auch ein Frequenzeffekt. Du kannst es als Beobachtung mit dazuschreiben, denke ich, aber etwas schließen kann man daraus wohl nicht.
Eine Idee wäre vielleicht noch, „positive“ Adjektive (gut, schön, interessant, reich, fleißig) vs. „negative“ (schlecht, hässlich, langweilig, arm, faul) vs. „neutrale“ (offen, rot, flach, rund) zu vergleichen. Damit könntest du vllt. auf den Ton allgemein schließen. Ob der Autor vllt. eher negativ oder pessimistisch schreibt, und so weiter.
Kennt sich hier jemand mit aus??? Komme damit einfach nicht
weiter…
Ich kenne mich mit dem Thema Textanalyse allerdings gar nicht aus… ich mochte das in Deutsch damals nie, weil ich nicht glauben konnte, dass Autoren sich über viele dieser Dinge Gedanken machen und dass alles, was man findet immer etwas bedeuten müsse.
Praktisch wär’s, wenn du irgendwo so 'ne Art Statistik finden könntest, wie häufig die-und-die Arten von Adjektiven im Text so sind. Ausgehend davon könntest du vielleicht sagen, wenn etwas mehr oder weniger häufig ist.
Grüße,
André