Anarchie?

N`Abend,

Hatte vor kurzem ein Gespräch mit meinem alten Philosophielehrer über Anarchie und welche Entwicklungen der Mensch zunächst aufbringen müsste (hinsichtlich des Indivualismus und Egoismus), damit sie funktionieren kann.
Er war der Meinung es wäre gar nicht so abwägig, aber ich hab da noch so meine Zweifel.
Was glaubt ihr: wäre Anarchie eine Bereicherung, oder doch eher ein Rückschritt in der menschlichen Entwicklung?
Welche Entwicklung müsste der Mensch tatsächlich vorweisen, damit das Ganze nicht im Chaos endet?
Freu mich auf Antworten!

MfG
Green_Pepper

Moin Green_Pepper,

Er war der Meinung es wäre gar nicht so abwägig, aber ich hab
da noch so meine Zweifel.

kennst Du den Anarchosyndikalismus?
http://de.wikipedia.org/wiki/Anarchosyndikalismus#Ge…

Ein, wie ich finde, gelungenes Experiment.
Ob es auf Dauer auch erfolgreich geblieben wäre - ?

Was glaubt ihr: wäre Anarchie eine Bereicherung, oder doch
eher ein Rückschritt in der menschlichen Entwicklung?

M.E. wäre es ein Vortschritt, aber leider wird es langfristig so gehen, wie dem Sozialismus, Kommunismus aber auch christlichen Idealen.
Lokal im kleinen klappt es, wird es grßer, wirds problematisch.

Welche Entwicklung müsste der Mensch tatsächlich vorweisen,
damit das Ganze nicht im Chaos endet?

Wenn Kant konsequent verinnerlicht wäre, könnte es mit dem Anarchismus wohl klappen.

Gandalf

Anarchie ist logisch unmöglich
Hi Green Pepper.

Anarchie kann nie funktionieren, auch in drei Milliarden Jahren nicht, weil sie der conditio humana (Grundbedingungen des Menschseins) einfach widerspricht. Einige Gründe dafür:

Wenn schon Anarchie, dann konsequent. In der Sozialisation des Menschen aber läuft nichts ohne Autorität von Eltern und Lehrern usw. Der Mensch wächst nur durch autoritären Druck in ein soziales System hinein, freiwillig macht er das nicht, und durch Argumente lässt sich ein Kind bekanntlich auch nicht immer hundertprozentig überzeugen, schon gar nicht im Vorschulalter. Wenn also schon die Urzelle der Gesellschaft (Familie) auf Autorität beruht, wie soll dann das Ganze reibungslos ohne Herrschaft funktionieren?

Noch gravierenderes Argument gegen Anarchie: sie wäre schlicht eine verkappte Diktatur, also ihr eigenes Gegenteil. Eine Gesellschaft, auch eine anarchische, kann nur durch ein Gesetz oder durch Zwang überhaupt etabliert werden.

Der Übergang von einer Herrschaftsform zur Herrschaftslosigkeit kann nur geschehen, wenn eine Gruppe von Mächtigen dies erzwingt und kontinuierlich auch kontrolliert.

D.h. eine Anarchie bräuchte ein Überwachungssystem, das fein säuberlich alle anti-anarchischen Regungen registriert. Darüber hinaus bräuchte sie eine Exekutive, die anti-anarchische „Elemente“ autoritär zurechtbiegt.

Wie anders sollte eine anarchische Gesellschaft Kontinuität haben, wenn nicht dadurch, dass Herrschaftlosigkeit durch Machtinstanzen stabilisiert wird, die hinter dem Rücken der vermeintlich Herrschaftslosen die Strippen ziehen?

Ohne dieses Paradox (welches die Anarchie ja ad absurdum führt) würde sich eine anarchische Gesellschaft im Nu in eine Herrschaftsstruktur verwandeln, da es sehr schnell Personen gäbe, die ihre eigenen Ideen von Gesellschaft durchsetzen und andere Menschen dafür begeistern würden. Da eine Anarchie aber (wäre sie unkontrolliert) keine Schutzinstanzen hat (Polizei, Militar), wäre es ein leichtes, eine Herrschaftsform einzuführen.

Man kann es also wenden, wie man will: Anarchie ist eine Utopie.

Horst

Tach,

Was glaubt ihr: wäre Anarchie eine Bereicherung, oder doch
eher ein Rückschritt in der menschlichen Entwicklung?

Anarchie ist schon längst eine Bereicherung.
siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Machnowschtschina

Welche Entwicklung müsste der Mensch tatsächlich vorweisen,
damit das Ganze nicht im Chaos endet?

Chaos ist doch ok, solange es nicht in Anarchie endet. scnr

Ob ein „real existierender“ Anarchismus so sinnvoll wäre wage ich zu bezweifeln, alle ismen neigen ja zur Perversion wenn sie an die Macht kommen. Die Clownarmee fängt den Krieg mit Torten Attentaten auf den Schwarzen Block an - die Humorbefreiten wissen sich nur mit Mollis zu wehren … das übliche eben. Außerdem gibt es unzählige Strömungen des Anarchismus, vom Bombenlegerich bis zum pazifistischen Anarchismus.

Mir persönlich ist der schwarze Block extrem unsympathisch, aber ich liebe Erich Mühsam und die meisten seiner Ideen, Diskordianismus und DADA.

An eine Entwicklung des Menschen glaube ich nicht, allerhöchstens in Richtung http://de.wikipedia.org/wiki/Idiocracy .

Gruß

@mod
btw Humorbefreiung ist kein Vorrecht des schwarzen Blockes.

Hi,

Der Mensch wächst nur durch autoritären Druck in
ein soziales System hinein, freiwillig macht er das nicht, und
durch Argumente lässt sich ein Kind bekanntlich auch nicht
immer hundertprozentig überzeugen, schon gar nicht im
Vorschulalter.

Eine „liberale“ Erziehung käme doch auch OHNE gezwungene Autorität aus, aber mit Liebe. Wenn Eltern ihre Kinder lieben, akzeptieren die Kinder ihre Eltern als Rollenmodell / Vorbild. Jedes Kind braucht diese Wegweiser und wird sie sich deswegen suchen, in der Familie oder woanders. Warum soll das also nicht auf freiwilliger Basis funktionieren? Tut es meiner Meinung auch, jedenfalls wenn die Eltern fähig zur Liebe sind. Sind die meisten nicht, kann man aber lernen. Theoretisch müsste dieses Modelllernen auch im großen Stil funktionieren. Wenn dies umgesetzt würde, auf Grundlage eines humanistischen Menschenbildes, müsste eine Gesellschaft auch auf diese Art und Weise, und zwar besser, funktionieren.

Was passiert, wenn die Gesetze wegfallen und die Gesellschaft / der Staat nicht mehr auf „Macht“ aufgebaut ist? Vielen Menschen wird die Orientierung fehlen, sie werden wieder versuchen, sich irgendeiner Macht (Vater, Priester, Lehrer o.ä.) zu unterwerfen und somit diese Person zum Machthaber verhelfen. Da Machthabende sich stark fühlen, werden so neue, kleine „Reiche“ aufgebaut, die nichts mit Anarchie zu tun haben.

Wenn die Menschen hierzulande aber nicht so autoritär geprägte Charaktere hätten oder den Mut zur Veränderung hätten, sollte jede andere Gesellschaftsform möglich sein. Die Frage ist nur, wie man dahin kommen soll.

Damit die Menschen in Frieden leben können, müssen sie sich Freiheit zutrauen und Verantwortung übernehmen. Dafür kann man sicherlich Richtlinien entwerfen und Diskussionsgruppen gründen, ich wäre dabei.

Wenn jemand autoritär geprägt ist und, also in dem autoritären Denken
(nicht auf einer Ebene) seine Sicherheit findet, sieht er keine andere Lösung als diese. Er meint oft, diese Sicherheit zu brauchen.

Literatur: Erich Fromm!
„Die Furcht vor der Freiheit“
und mehr- wüßte auch gern wo

An Green Pepper: Melde Dich doch nochmal mit Deinem und evtl. dem Wissen Deines Lehrers, mich würde Deine Meinung interessieren!

Horst

Anwärter

2 Like

Bedingungslose Liebe genauso utopisch wie Anarchie
Hi Anwärter.

Eine „liberale“ Erziehung käme doch auch OHNE gezwungene Autorität aus, aber mit Liebe.

Ich weiß nicht, ob das ausreicht, um heranwachsende Menschen in soziale Rollen und Schemata hinein zu führen. Ich bezweifle es sogar sehr. Natürlich ist „Liebe“ (meinst du damit Zuneigung?) ein wünschenswerter Faktor bei der Erziehung, aber leider nicht immer gegeben. Und „erzwingen“ kann man Liebe auch nicht – d.h. ob ein Elternteil sein Kind liebt (bzw. lieben kann) oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, die sowohl im Elternteil wie im Kind liegen. Entweder es ist so oder es ist nicht so.

Und Liebe zu heucheln, ist ja wohl auch nicht das, was dir vorschwebt – was mit zunehmendem Alter des Kindes auch schwieriger würde, da das Kind immer mehr Individualität zeigt, die man entweder lieben – oder „hassen“ kann. Schließlich prägen noch mehr Faktoren den Charakter und die Ausstrahlung eines Menschen (bzw. Kindes) als nur der elterliche Einfluss – nämlich die Faktoren, die das Kind vom Start weg mit sich führt – also die Gene, die sowohl seine Psyche wie seine Physis (mit-) determinieren.

Ein soziales System kann also nicht allein auf „Liebe“ als Basismotiv der Sozialisation gründen. Autorität muss einfach hinzukommen – so sehr ich das bedauere. Ganz klar ist das im Kleinkindalter – hier muss der Mensch lernen, gewisse Verhaltensschemata zu verinnerlichen, die ganz und gar nicht seinem eigentlichen Begehren entsprechen (Realitätsprinzip vs. Lustprinzip, siehe Freud).

Die Eltern agieren hier also als Autoritätsfiguren. Die Kinder identifizieren sich mit ihnen und lernen so auch, autoritäres Verhalten zu übernehmen. Eine Kette ohne Ende.

Wenn Eltern ihre Kinder lieben, akzeptieren die Kinder ihre Eltern als Rollenmodell / Vorbild.

Wer sagt das? Kinder haben ihren eigenen Kopf. Wenn in einem Kind der künftige Nobelpreisträger oder exzentrische Künstler steckt, wird es wohl kaum einen angepassten Postboten als Vorbild nehmen, auch wenn sein Postboten-Vater es liebt.

Jedes Kind braucht diese Wegweiser und wird sie sich deswegen suchen, in der Familie oder woanders.

„Wegweiser“ - das klingt aber ein bisschen nach Autorität, nicht wahr? Was ist, wenn es den Wegweiser „woanders“ sucht, die Eltern aber dagegen sind? Konflikt vorprogrammiert.

… jedenfalls wenn die Eltern fähig zur Liebe sind. Sind die meisten nicht, kann man aber lernen.

Lieben lernen? Wie lernt man das denn so effektiv, dass man, sobald die Kinder da sind, das perfekt „drauf“ hat? Die meisten Kleinkind-Eltern sind zwischen 20 und 30 und sind hineingepresst in Abhängigkeitsverhältnisse (Arbeit, Studium), die meisten Männer haben das Militär hinter sich (wo nicht gerade Liebe gelehrt wird), und da ist man noch nicht ausgereift und hat zu wenig Gelegenheit gehabt, Lebenserfahrung zu sammeln, was aber zum echten Liebenkönnen (in deinem idealistischen Sinn) dazu gehört. Das Leben ist voller Enttäuschungen, an jeder Ecke wartet eine neue. Wie kannst du da erwarten, dass alle von Liebe erfüllt sind?

Theoretisch müsste dieses Modelllernen auch im großen Stil funktionieren.

Da schon gar nicht, siehe auch mein anderes Argument (Anarchie braucht autoritäre Kontrolle).

Was passiert, wenn die Gesetze wegfallen und die Gesellschaft / der Staat nicht mehr auf „Macht“ aufgebaut ist? … Da Machthabende sich stark fühlen, werden so neue, kleine „Reiche“ aufgebaut, die nichts mit Anarchie zu tun haben.

Was ja auch ich sagte.

Wenn die Menschen hierzulande aber nicht so autoritär geprägte Charaktere hätten oder den Mut zur Veränderung hätten, sollte jede andere Gesellschaftsform möglich sein.

Wenn… ja wenn. Aber jeder Charakter ist aufgrund seiner Sozialisation autoritär geprägt. Das lässt sich nicht vermeiden.

Die Frage ist nur, wie man dahin kommen soll.

Ich sagte: das geht nur durch autoritären Druck und durch ständige Kontrolle. Was aber dem Anarchiegedanken widerspricht. Also ist Anarchie unmöglich.

Literatur: Erich Fromm! „Die Furcht vor der Freiheit“

Fromm hat aber keineswegs Anarchie propagiert, es ging ihm darum, dass ein Individuum innerhalb der demokratischen Ordnung ein Leben führt, das von authentischem Sinn erfüllt ist (statt von seelischen Abhängigkeiten, die das kapitalistische System in den Bürgern etabliert).

Mit Anarchie hat das nichts zu tun. Nur mit geistiger Mündigkeit innerhalb einer bestimmten Herrschaftsordnung – nämlich der Demokratie.

Gruß Horst

Hi Horst.

Eine „liberale“ Erziehung käme doch auch OHNE gezwungene Autorität

aus, aber mit Liebe.

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt- ich denke schon. Ein gewisses Maß an Autorität- produktiver Autorität- halte ich für sinnvoll. In UNSERER Gesellschaft „herrscht“ laut Fromm der autoritäre Charakter (neben dem Marketingcharakter und dem nekrophilen Charakter) vor.

Warum nicht das durchschauen (analysieren) und im Sinne des Humanismus Verantwortung übernehmen? Dann könnte man dem destruktiven Humanismus anders begegnen, als ihn immer nur zu wiederholen- weil man meint, das Gesehene sei das „Wahre“.

Ich weiß nicht, ob das ausreicht, um heranwachsende Menschen
in soziale Rollen und Schemata hinein zu führen. Ich bezweifle
es sogar sehr. Natürlich ist „Liebe“ (meinst du damit
Zuneigung?) ein wünschenswerter Faktor bei der Erziehung, aber
leider nicht immer gegeben. Und „erzwingen“ kann man Liebe
auch nicht – d.h. ob ein Elternteil sein Kind liebt (bzw.
lieben kann) oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, die
sowohl im Elternteil wie im Kind liegen. Entweder es ist so
oder es ist nicht so.

Nein, ich meine nicht einen Ist-Zustand, sondern eine Handlung / Tätigkeit. Ein liebender Mensch hat dies gelernt, geht mit wachem, offenen Blick durch die Welt und handelt oft/meist produktiv. Erzwingen kann man das natürlich nicht. Etwas erzwingen zu wollen, ist an sich ein destruktiver Vorgang und gehört meist zum Handlungssprektrum des autoritären Charakters.

Ob ein Elternteil sein Kind liebt, hängt vor allem von der Verantwortungsübernahme (bzw. dem Bewusstsein der Verantwortung und dem Handeln danach) des Elternteils ab. Wenn das Elternteil in Probleme verstrickt ist und zu wenig Verantwortung trägt, reitet es sich schnell in Probleme hinein (zusammen mit dem Kind). Aber man kann ja die Dinge in die Hand nehmen und alles zum Guten wenden- wenn man will, der Weg ist das Ziel. Das Kind ist definitiv nicht „schuld“, da unmündig.

Und Liebe zu heucheln, ist ja wohl auch nicht das, was dir
vorschwebt – was mit zunehmendem Alter des Kindes auch
schwieriger würde, da das Kind immer mehr Individualität
zeigt, die man entweder lieben – oder „hassen“ kann.

Produktiv ist das dann wohl nicht mehr. Haß auf Andere geht aber auch mit Selbsthaß einher. Wenn man loslassen kann, braucht man keinen Haß. Liebe ist dann natürlich nicht mehr im Spiel- sondern seine Kehrseite.

Schließlich prägen noch mehr Faktoren den Charakter und die
Ausstrahlung eines Menschen (bzw. Kindes) als nur der
elterliche Einfluss – nämlich die Faktoren, die das Kind vom
Start weg mit sich führt – also die Gene, die sowohl seine
Psyche wie seine Physis (mit-) determinieren.

Jeder Mensch hat eine helle und eine „dunkle“ Seite. Determiniert ist garnichts, alles ist veränderbar. Oder in welchem Sinn sollen hier die Gene ihren schädlichen Einfluss entwickeln?

Ein soziales System kann also nicht allein auf „Liebe“ als
Basismotiv der Sozialisation gründen.

Doch, aber die Struktur, das Dahin kommen und zustandserhaltene Maßnahmen, müssen dazu kommen. Durch eine Art Humanismus-Schulung.

Autorität muss einfach hinzukommen – so sehr ich das bedauere. Ganz :klar ist das im Kleinkindalter – hier muss der Mensch lernen, gewisse
Verhaltensschemata zu verinnerlichen, die ganz und gar nicht
seinem eigentlichen Begehren entsprechen (Realitätsprinzip vs.
Lustprinzip, siehe Freud).

Ja klar. Im produktiven Sinn.

Die Eltern agieren hier also als Autoritätsfiguren. Die Kinder
identifizieren sich mit ihnen und lernen so auch, autoritäres
Verhalten zu übernehmen. Eine Kette ohne Ende.

Ja, allerdings oft auch die destruktiven Elemente, die z.B. bei den Kriegsüberlebenden (=absolut(es) autoritäres System) nicht verarbeitet, sondern weitergegeben wurden.

Wenn Eltern ihre Kinder lieben, akzeptieren die Kinder ihre Eltern als Rollenmodell / Vorbild.

Wer sagt das? Kinder haben ihren eigenen Kopf. Wenn in einem
Kind der künftige Nobelpreisträger oder exzentrische Künstler
steckt, wird es wohl kaum einen angepassten Postboten als
Vorbild nehmen, auch wenn sein Postboten-Vater es liebt.

Man kann je mehrere Rollenmodelle haben. Ein sehr angepasster Mensch ist nicht besonders produktiv, jedenfalls nicht der angepasste Postbote in deinem Beispiel. Liebende Eltern werden ganz bestimmt als Vorbild genommen, in ihnen wird immer etwas Gutes gesehen werden.

Jedes Kind braucht diese Wegweiser und wird sie sich deswegen suchen, in der Familie oder woanders.

„Wegweiser“ - das klingt aber ein bisschen nach Autorität,
nicht wahr? Was ist, wenn es den Wegweiser „woanders“ sucht,
die Eltern aber dagegen sind? Konflikt vorprogrammiert.

Wie gesagt, ein wichtiger, produktiver Aspekt an sich legitimen
autritären Verhaltens. Warum sollen die Eltern dagegen sein, wenn es dem Wesen des Kindes entspricht und daher gut für das Kind ist? Es wäre nicht gerade ein von Liebe geprägtes Verhalten, dagegen zu sein. Ein Konflikt kann das aber klären.

… jedenfalls wenn die Eltern fähig zur Liebe sind. Sind die meisten nicht, kann man aber lernen.

Lieben lernen? Wie lernt man das denn so effektiv, dass man,
sobald die Kinder da sind, das perfekt „drauf“ hat? Die
meisten Kleinkind-Eltern sind zwischen 20 und 30 und sind
hineingepresst in Abhängigkeitsverhältnisse (Arbeit, Studium),
die meisten Männer haben das Militär hinter sich (wo nicht
gerade Liebe gelehrt wird), und da ist man noch nicht
ausgereift und hat zu wenig Gelegenheit gehabt,
Lebenserfahrung zu sammeln, was aber zum echten Liebenkönnen
(in deinem idealistischen Sinn) dazu gehört.

Es gibt auch Menschen, die dazu „Gelegenheit“ hatten. Ich glaube aber, es geht nicht um Gelegenheiten. Entweder man tut es, lernt es aktiv, oder nicht. Wenn man keine Notwendigkeit sieht, hat man noch nicht viel verstanden. Die Notwendigkeit zur Liebe kennt aber ja jeder, aber die meisten wiederholen trotzdem „stumpfsinnig“ das ihnen vorgelebte. Ich ja auch, meistens bisher. In diesem Sinne bin ich Idealist, ja. (Aber nicht Ideologe.)

Das Leben ist voller Enttäuschungen, an jeder Ecke wartet eine neue. :Wie kannst du da erwarten, dass alle von Liebe erfüllt sind?

Achja? Aber gibt es nicht auch viele Glücksmomente und gute Erfahrungen? Die umgreifenden Depressionen und wohl oft nicht gesuchten guten, anderen Erfahrungen haben aber wohl mit unserer kapitalistischen Gesellschaft zu tun. Die Lösung liegt ja woanders, nicht „dort drinnen“.

Theoretisch müsste dieses Modelllernen auch im großen Stil ::funktionieren.

Doch, doch…

Da schon gar nicht, siehe auch mein anderes Argument (Anarchie
braucht autoritäre Kontrolle).

Kontrolle, Kontrolle- ich HASSE Kontrolle. ; )

Was passiert, wenn die Gesetze wegfallen und die Gesellschaft / der ::Staat nicht mehr auf „Macht“ aufgebaut ist? … Da Machthabende sich ::stark fühlen, werden so neue, kleine „Reiche“ aufgebaut, die nichts ::mit Anarchie zu tun haben.

Was ja auch ich sagte.

Was geschieht, weil wir charakterlich so geprägt sind. Lässt sich aber ändern.

Wenn die Menschen hierzulande aber nicht so autoritär geprägte Charaktere hätten oder den Mut zur Veränderung hätten, sollte jede andere Gesellschaftsform möglich sein.

Wenn… ja wenn. Aber jeder Charakter ist aufgrund seiner
Sozialisation autoritär geprägt. Das lässt sich nicht
vermeiden.

Nicht unbedingt im negativen Sinn. Und dann kann man sich trotzdem dank Einsichtsfähigkeit verändern. Allerdings erscheint das vielen Menschen nicht notwendig, da sie ja auch im Kapitalismus zurechtkommen (durch ihre charakterliche Prägung), verhältnismäßig gut, auch wenn kaum jemand zufrieden ist. Aber man hat ja soooo viele andere Möglichkeiten: MECKERN, SICH BESCHWEREN, NACH UNTEN TRETEN z.B., PROTEST WÄHLEN… Seeehr effektiv.

Die Frage ist nur, wie man dahin kommen soll.

Ich sagte: das geht nur durch autoritären Druck und durch
ständige Kontrolle. Was aber dem Anarchiegedanken
widerspricht. Also ist Anarchie unmöglich.

Was durch meinen Beitrag hiermit widerlegt ist. Ich sage nicht, dass sie möglich ist, aber sie ist nicht aus diesem Grund unmöglich.

Literatur: Erich Fromm! „Die Furcht vor der Freiheit“

Fromm hat aber keineswegs Anarchie propagiert, es ging ihm
darum, dass ein Individuum innerhalb der demokratischen
Ordnung ein Leben führt, das von authentischem Sinn erfüllt
ist (statt von seelischen Abhängigkeiten, die das
kapitalistische System in den Bürgern etabliert).

Ja

Mit Anarchie hat das nichts zu tun. Nur mit geistiger
Mündigkeit innerhalb einer bestimmten Herrschaftsordnung –
nämlich der Demokratie.

Ok, mag sein. Menschliches Zusammenleben braucht eine Form, die Demokratie ist nach Fromm wohl die menschlichste. Eine andere kann ich mir auch nicht vorstellen, aber vielleicht treibt eine humanistische Gesellschaft noch ganz andere Blüten. Idealismus und Pessimismus=? Momentan sieht es nämlich nicht nach einer positiven Veränderung aus.

Gruß Horst

Gruß Anwärter

1 Like

Das Wort Anarchie kommt aus dem griech. Wort αν-αρχία/άνευ αρχής, was bedeutet keine bzw. ohne Macht, wobei αρχή/arxi in Griechisch auch als Anfang, Prinzip, oder Grundsatz übersetzt wirt, unformel auch als Gewalt im Sinne der Deutschen Verfassung. Nach ihren Namen, die erste These der Anarxie ist eher eine Machtfrage und derer definitionen. Was oder wer behauptet sich als Macht, wie funktionieren die Machtverhältnisse, und zum welchen Nutzen. Autorität als solche, kann bei einer aufgeklarte Anarxie nicht contraproduktiv sein, solange es um eine Selbbestimmung handelt, die manch leier zu einem reinen Individualismus treibt. Vor allem steht Anarxie, im gegensatz zum Chaos, für eine gewisse Kontrolle dieser Selbstbestimmung, welche nach J.P. Sartre’s existentielen begrundungen Verantwortung heissen soll. Auch unterscheidet Anarxie zwischen der Freiheit und der Gleichheit nicht, zuminderst im Sinne keiner ausseren Gewalt, im gegensatz zu Macht, die beide Begriffe rein Spekulativ einnimmt. Mikhail Bakunin sagte dazu, das Freicheit ohne Gleichheit ein Privilig und Unrecht sei, und andersum, Gleichheit ohne Freiheit ein totalitärer Unfug sei.