Andere immer toppen wollen

Hallo zusammen,

woran könnte es liegen, wenn ein Mensch andere immer toppen möchte? Es gilt immer „höher, schneller, weiter“ bei dieser Person, irgendwie hat sie nie genug, kennt keine Grenzen. Es könnte immer „mehr“ sein. Die Person ist aber auch mit sich selbst selten zufrieden, auch da erwartet sie immer „mehr“. Ein Perfektionist ist dieser Mensch allerdings nicht.

Ich frage mich, welche Erlebnisse, Komplexe, Gefühle oder Erwartungen dieses Handeln auslösen? Habt ihr eine Idee?

Vielen Dank und schöne Grüße
Steffie

Moin!

woran könnte es liegen, wenn ein Mensch andere immer toppen
möchte? Es gilt immer „höher, schneller, weiter“ bei dieser
Person, irgendwie hat sie nie genug, kennt keine Grenzen. Es
könnte immer „mehr“ sein. Die Person ist aber auch mit sich
selbst selten zufrieden, auch da erwartet sie immer „mehr“.
Ein Perfektionist ist dieser Mensch allerdings nicht.

Ich frage mich, welche Erlebnisse, Komplexe, Gefühle oder
Erwartungen dieses Handeln auslösen? Habt ihr eine Idee?

Nun, ein Mensch wird in seiner Kindheit und Jugend nachhaltig geprägt, und wenn er erfahren hat, dass er nie genügt, dann wird er lernen, dass man bei Menschen immer auf deren Defizite zu achten hat.

Er hat gelernt, dass er sich immer anstrengen muss noch besser zu werden, um akzeptiert zu werden,d.h. diese vorgelebten Ideale hat er zu seinen eigenen gemacht und projiziert sie nun auch auf andere.

Es gelingt wohl nicht vielen Menschen, sich von den den Prägungen seiner Kindheit zu distanzieren, diese zu reflektieren und einen anderen Weg zu gehen.

Gruß, Noi

Hi,

danke für deine Antwort.

Ja, das kann zutreffen… dass man von den Eltern vielleicht vorgelebt bekommt, dass eine Klausur auch eine 3 statt einer 4 oder eine 1 statt einer 2 sein könnte und man dies dann irgendwann übernimmt.

Was aber auch bei dieser Person zutrifft und ich nicht so betont hatte, ist, dass es halt immer dieser Tick mehr sein muss:

Wenn die anderen 3 Mass schaffen, schafft diese Person halt 4. Wenn die anderen einen Bungee-Jump machen, macht sie halt einen Fallschirmsprung. Wenn alle zusammen vorglühen, dann auf die Party gehen, geht sie anschließend nochmal woanders hin. Wenn dann alle um 3 Uhr müde sind, muss sie am nächsten Tag erzählen, dass sie bis um 6 Uhr gefeiert hat usw… halt immer etwas mehr als die anderen, es reicht nie aus, die Grenzen werden immer verschoben, hauptsache „mehr“. Was muss diese Person kompensieren? Einen Minderwertigkeitskomplex, weil sie sonst nichts zu bieten hat und kein Selbstbewusstsein hat?

Danke und Gruß
Steffie

Ja, das kann zutreffen… dass man von den Eltern vielleicht
vorgelebt bekommt, dass eine Klausur auch eine 3 statt einer 4
oder eine 1 statt einer 2 sein könnte und man dies dann
irgendwann übernimmt.

Was aber auch bei dieser Person zutrifft und ich nicht so
betont hatte, ist, dass es halt immer dieser Tick mehr sein
muss:

Wenn die anderen 3 Mass schaffen, schafft diese Person halt 4.
Wenn die anderen einen Bungee-Jump machen, macht sie halt
einen Fallschirmsprung. Wenn alle zusammen vorglühen, dann auf
die Party gehen, geht sie anschließend nochmal woanders hin.
Wenn dann alle um 3 Uhr müde sind, muss sie am nächsten Tag
erzählen, dass sie bis um 6 Uhr gefeiert hat usw… halt immer
etwas mehr als die anderen, es reicht nie aus, die Grenzen
werden immer verschoben, hauptsache „mehr“. Was muss diese
Person kompensieren? Einen Minderwertigkeitskomplex, weil sie
sonst nichts zu bieten hat und kein Selbstbewusstsein hat?

Das alles ist kein Widerspruch zu dem von mir Beschriebenen:

Vermutlich hat er in der Kindheit so, wie er ist, nie genügt. Er hat ne 2 geschrieben und hat dafür kein Lob bekommen, sondern die Kritik, dass ne 1 besser gewesen wäre.

Das bedeutet, er ist nie mit seiner Leistung akzeptiert worden, sondern nur dann, wenn er der Beste war.

Deshalb kann er sich selbst nur akzeptieren, wenn er immer der Beste ist, länger feiern kann, mehr trinken kann etc. Er hat diese Haltung, dass er nur wertgeschätzt werden kann, wenn er der Beste ist, völlig internalisiert und lebt nun nach dieser Devise. Und überträgt das natürlich auch auf andere.

Mir tun solche Menschen leid, weil sie in einem Gefängnis sind, aus dem sie anscheinend nicht ausbrechen können. Sie können sich ihre Fehler nicht verzeihen (weil es nie einen Menschen in ihrem Umfeld gab, der das konnte) und deshalb verzeihen sie auch anderen nicht, wenn diese Fehler machen oder nur mittelmäßig sind.

Selbstbewusstsein beruht darauf, dass man sich selbst so annehmen und lieben kann, wie man ist, mit allen Fehlern und Schwächen, die man hat. Aber dafür muss es mal einen Menschen gegeben haben, der einem zeigt, dass man trotz seiner Fehler und Schwächen respektwürdig und liebenswert ist.

1 Like

Hallo Steffie.

Erziehungsfehler!

Grundsätzlich sehe ich drei Möglichkeiten.

  1. Diese Person, die wahrscheinlich Geschwister hat, bekam die so begehrte Anerkennung durch die Eltern nur, wenn sie deutlich besser als ihre Geschwister war. Möglicherweise wurden ihre Geschwister deutlich bevorzugt.

Dadurch wurde sie regelrecht darauf trainiert, immer etwas besser als die anderen sein zu müssen.

  1. Möglichkeit:

Die Person selbst war von allen die Beliebteste. Und wurde deshalb von allen bevorzugt und anerkannt, auch von den Geschwistern.
Dadurch, dass sie merkte, dass das im Leben nicht so läuft, bekam sie tatsächlich so etwas wie einen Minderwertigkeitskomplex, den sie jetzt ständig kompensieren muss.

  1. Möglichkeit:

Die Person stammt aus reichem Haus und war, weil sie eben viel Geld hatte, und sich alles leisten konnte, meistens die Nummer 1 in ihrer Clique. Die relativ sinnlosen Aktivitäten, die sie an den Tag legt, um besser zu sein, deuten eigentlich darauf hin.
Da heute aber andere Faktoren zählen, kann sie nicht mehr die Nummer 1 sein, höchstens noch auf bestimmten Teilgebieten, die sie aber selbst natürlich auch nicht befriedigen.

Natürlich kann auch eine Kombination aus allen drei Faktoren vorliegen.

Um zu sagen, was es tatsächlich ist, müsste man die Person und ihr Umfeld in Kindheit und Jugend besser kennen.
Kenntnis der Ursachen bringt aber eh nicht viel.
Die Person muss einfach lernen, dass sie nicht immer die größte sein kann und ist. In sich gehen, zurück stecken, ihre Interessen auf andere Gebiete verlagern, eben lernen, dass man nicht immer alles haben oder der Größte sein kann.

Gruß, Nemo.

Eine andere Perspektive
Hallo,

Was muss diese Person kompensieren?

Die fehlende Anerkennung durch die Gruppe? Das hieraus entstandene oder von Beginn an bestehende Misstrauen gegenüber dieser Gruppe?

Einen Minderwertigkeitskomplex, weil sie sonst nichts zu bieten hat und kein Selbstbewusstsein hat?

Du zeigst dich hier relativ überlegen gegenüber der betreffenden Person…

Manchmal genügt es, wenn man (insbesondere bei Gruppen) etwas mehr Zu- und Vertrauen dem anderen gewährt. Sie/ihn so nimmt, wie sie/er eben ist. Insbesondere nicht ständig Überlegenheit signalisiert.

weil sie sonst nichts zu bieten hat

ist für mich ein Kennzeichen für mögliches „Versagen und Mitverschulden“ der Gruppe oder einzelner daraus.

nasziv

3 Like

Es könnte auch sein, dass das mit Kindheitserfahrungen garnichts zu tun hat, sondern ein ganz natürlicher Trieb ist. So wie zum Beispiel der Selbsterhaltungstrieb oder der Fortpflanzungstrieb.
Bei vielen Rudeltieren ist es ja so, dass nur ein Männchen das Rudel anführt uns sich mit den ganzen Weibchen paart. Und irgendwann kommt ein jüngeres Männchen und fordert den Anführer heraus.
Gäbe es Menschenrudel, würde der Jüngere sich vielleicht überlegen: „Wenn ich den Anführer herausfordere und ihn besiege, dann bin ich der Chef und kann die ganzen Mädel durchnehmen.“ Bei Löwen gehe ich mal davon aus, dass es einfach nur ein Trieb ist den Leitlöwen herauszufordern. Jedenfalls wird dieser Herausforderung keine Überlegung vorausgehen. Der junge Löwe fordert den Leitlöwen heraus und „will besser sein als er“.
Und auch beim Überlebenstrieb geht es ja oft darum besser zu sein als andere. Man muss besser sein um überleben zu können. Man muss besser wissen wo man Nahrung finden kann bevor es die anderen wegessen. Und man muss größer und stärker sein als die Anderen damit man nicht von ihnen verkloppt wird.

Oder nimm mal die ganzen Sportler. Die wollen sich immer verbessern und Wettbewerbe gewinnen. Es liegt einfach in der (menschlichen) Natur sich zu messen. Und wenn jedes einzelne Individuum den Trieb hat sich zu verbessern, dann verbessert sich auch die ganze Spezies mit der Zeit.

andere Richtung?
Hallo,

kann es sein, dass er sowas wie ADHS/ADS hat?

So ähnlich ist mein Schwager mit seiner ADHS gestrickt.
Vielleich wirklich medizinisch untersuchen lassen und nicht nur alles auf die Kindheit schieben.

Grüße

Ayse, die weiss, dass vieles aus der Kindheit resultieren kann!

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Anregungen und Gedanken, sie haben mich zum Nachdenken gebracht. Ich werde noch ein wenig darüber grübeln… auf jeden Fall klingt alles sehr plausibel, was ihr als mögliche Gründe aufgezählt habt.

Viele Grüße
Steffie

Hi Steffie,

wie ist denn die Wahrnehmung anderer von dieser Person oder die eigene Wahrnehmung dieser Person?

Unabhängig von Anlagen in Verbindung mit (frühkindlichen) Prägungen kann es ebenso sein, dass manche Menschen einfach mehr Energie haben, und deshalb von vielem einfach mehr, länger, weiter machen.

Meistens dürfte es jedoch in der Tat an einer Kompensation liegen.

Mir scheint auch, dass hier ein freier Wille nicht mehr gegeben ist, sondern der Mensch dem inneren Zwang unterliegt, andere toppen zu müssen.

Die Frage ist, tut das der Mensch in allen Bereichen in die Du Einblick hast oder nur in einzelnen? Es kann ja sein, dass jemand was das Party- und Nachtleben angeht, sehr aktiv ist, und hier gerne Superlativen leisten möchte oder einfach leistet, weil es ihm / ihr taugt, und jedoch z.B. im Privaten oder Beruflichen gar nicht zum Toppen neigt, eventuell hier sogar möglicherweise Mängel zu kompenieren sucht.

Selten sind Menschen so Tausendsassa bzw. haben soviel Energie, dass sie in allen Lebensbereichen mehr als andere bringen können, selbst wenn sie es wollten.

Möglicheweise hast Du mit Deiner Wahrnehmung mit dem „toppen wollen“ oder toppen müssen recht, doch es ist auch nicht auszuschließen, dass jemand einfach mehr Energie hat, die er / sie ausagieren möchte.

Ciao,
Romana