Anekdote gesucht

Hallo!

Da ich im Kunstbrett keinen Erfolg hatte, versuche ich es hier noch mal.

Ich suche nach einer Anekdote die sinngemäß so lautet:
ein Maler wird beauftragt ein Bild anzufertigen. Der Auftraggeber erkundigt sich immer wieder danach, doch der Maler vertröstet ihn mehrfach. Irgendwann, als der Auftraggeber wieder nach dem Bild fragt beginnt der Maler es in kürzester Zeit zu erstellen. Der Auftraggeber beschwert sich, warum er so lange habe warten müssen. Daraufhin führt ihn der Maler in eine Raum um zeigt ihm dort hunderte von Studien. Er erklärt ihm, er habe erst lernen müssen, es so schnell zu malen.

Kennt jemand diese Anekdote und eine schönere Überlieferung dieser Geschichte, möglicherweise sogar den Originalzusammenhang, in dem sie entstand? Vielleicht bezieht sie sich sogar auf einen bekannten Künstler…? Ich wäre für jeden Hinweis dankbar

Greetings,
Marla

Hallo Marla,

leider kann ich die genaue Quelle auch nicht beisteuern, aber mir fiel bei dieser Geschichte eine Zitat Baudelaires über Eugène Delacroix ein, das sich auch um Zeitspanne bei der Entstehung eines Kunstwerks dreht:

„Einmal sagte er zu einem Manne meiner Bekanntschaft: ‚Wenn Sie nicht genug Flinkheit besitzen, die Skizze eines Mannes, der sich aus dem Fenster stürzt, in der Zeit anzufertigen, die er benötigt, um vom vierten Stock bis auf das Pflaster zu fallen, werden Sie nie große Werke schaffen können.‘ In dieser kolossalen Übertreibung finde ich die Besorgnis seines ganzen Lebens wieder, die, wie man weiß, darin bestand, nicht schnell genug und mit genügender Sicherheit arbeiten zu können, da sich sonst die Intensität der Handlung oder Idee verflüchtigen könnte.“

Viele Grüße
Diana

chinesisch?
Hallo Marla,

ich glaube mich an eine Version dieser Geschichte zu erinneren, in der der Auftraggeber ein Kaiser von China ist. Ob das allerdings die ursprüngliche Fassung dieser Anekdote ist, kann ich leider auch nicht sagen …

Grüße
Wolfgang

Hallo Marla,

Wolfgangs Antwort und sein Hinweis chinesisch brachte mich eben auf eine Idee. Die nachfolgende kleine Geschichte ist zwar etwas anders als das von Dir beschriebene Szenario, aber vielleicht hilft sie Dir trotzdem weiter:wink:

"…Die Tagträume vom besseren Leben kommen am Sterben nicht vorbei. Das große Tor zur Ewigkeit, so sagen die Religionen, habe noch kein Normaler lebend durchschritten. Jeder, der diesen Gang tue, verabschiede sich aus dem Geltungsbereich der Zeit. Ein chinesisches Märchen aus der Ära, als Weise noch etwas galten, erzählt von einem Maler, der lange, lange an einem Bilde saß. Er war über der Arbeit an diesem Hauptwerk alt geworden und einsam. Als er es schließlich vollendet hatte, bat er die Freunde, die ihm noch verblieben waren, zu sich.

Sie kamen, sahen, standen um das geheimnisvolle Gemälde und begutachteten es. Es zeigte einen Park, zwischen Wiesen führte ein schmaler Weg zu einem Haus auf einer Anhöhe. Als die Geladenen sich ein Urteil gebildet hatten und es dem Künstler eröffnen wollten, fanden sie ihn nicht mehr unter sich. Er war verschwunden. Sie entdeckten ihn schließlich auf seinem eigenen Bild, wie er den Weg die Anhöhe hinauf zum Haus ging, die Tür öffnete und sich noch einmal umwandte. Winkend nahm er Abschied von den Getreuen und schloß die kleine Pforte fest hinter sich zu…"

aus: http://www.haenchen.net/mahlerbulvde.html

Schönes Wochenende!

Gruß
Eve*

Anekdote gefunden!!!
Hallo!

Wolfgangs Hinweis hat mich noch mal über Google recherchieren lassen und siehe da - ich hab die Geschichte gefunden:

_In China lebte ein Kaiser, der Hähne über alles liebte. Für die exotischsten Exemplare hat er einen riesigen Zoo bauen lassen. Im ganzen Reich hielten Kuriere Ausschau nach seltenen Züchtungen. Diplomaten taten gut daran, Prachtexemplare mitzubringen.

Doch der Kaiser blieb unzufrieden. Niemand konnte ihm den wunderbaren Hahn zeigen, den er sich immer und immer wieder in seinen Träumen ausmalte. In seiner Verzweiflung beauftragte er eines Tages den besten Künstler seines Reiches, den denkbar schönsten Hahn zu malen.

Der Maler sagte zu, bedingte sich aber ausreichend Zeit dafür aus. Es vergingen Wochen und Monate. Sogar Jahre gingen ins Land. Immer wieder schickte der Kaiser Boten zu dem Maler, um das Ergebnis abzuholen. Ohne Erfolg.

Eines Tages platzte dem Herrscher der Kragen. Er suchte den Künstler in seinem Atelier auf und drohte ihm wegen seiner Säumigkeit in den Kerker werfen zu lassen.

Da nahm der Maler seelenruhig einen Pinsel und tuschte innerhalb von Minuten einen hinreißend schönen Hahn auf ein Papier.

Der Kaiser staunte! Das war genau das Federvieh, das er sich erträumt hatte. Überglücklich betrachtete er das Kunstwerk. Aber seine Freude schlug plötzlich in Wut um: »Wie kannst du mich solange warten lassen, wenn du diesen phantastischen Hahn so schnell malen kannst«, schrie er den erschrockenen Künstler an und befahl seiner Leibwache ihn in Ketten zu legen. Da sprang der Maler zur Seite, öffnete einen großen Schrank, riß dessen Türen auf und tausende Blätter von skizzierten Hähnen quollen heraus… Beschämt zog der Kaiser mit dem Kunstwerk von dannen._

Vielen Dank auch für die anderen Beiträge!!! :o)

Greetings,
Marla