Anfänger erbittet Tipps

Hallo allerseits,

wenn Standesämter (ab 1876) und Kirchenbücher (vor 1876) keine oder nur lückenhafte Daten zu Vorfahren (aus kleinen Spessart-Dörfern) enthalten, welche weiteren Möglichkeiten der Recherche gibt es noch?

Staatsarchiv? Enthält aber tendenziell wohl eher geschichtlich bedeutende Dokumente, oder?

Ich habe vor, meine Familie väterlicher- und mütterlicherseits so bis etwa 1750 zurück zu rekonstruieren.

Meint Ihr, dass das ein halbwegs realistisches Unterfangen ist?

Kann mir jemand von Euch weiterhelfen?

Hinweis: Habe den Artikel versehentlich auch im Geschichtsbrett gepostet, bis ich von Ulf eine Hinweis bekommen habe, dass es ja sogar ein spezielles Brett für meine Fragen gibt.

Vielen Dank!

LG Hilde

Hallo Hildegard,

na, in deinem Fall komme ich ja nach einer Sekunde Gugl-Suche auf jeden Fall schon mal locker so schlappe 778 Jährchen weiter zurück :smile:)

Aber mal Spaß beiseite, hast du schon die Mormonen befragt? Die haben die umfangreichste Ahnendatenbank weltweit:

http://www.familysearch.org/eng/default.asp

Bei meinen Recherchen (nicht meine Person betreffend) habe ich das auf diese Weise online vom Schreibtisch aus locker bis 1712 geschafft.

Übrigens in meinen Augen eigentlich doch ungewöhnlich, dass die Kirchenbücher dich nur bis 1876 backwards fündig werden lassen, in meinem Fall wurde ich explizit auf diese verwiesen, als ich bis vor 1712 nicht weiterkam. Allerdings bin ich auch nur Anfänger, zugegeben.

Viel Glück und beste Grüße

Annie

Hallo,

vielen Dank für Deine Reaktion auf meine Fragen und für Deine Hinweise.

Wie gesagt, ich stehe bezügl. Familienforschung erst ganz am Anfang und benötige einige technische, logistische Tipps, auf welchem Wege, bzw. über welche Quellen ich zu den von mir gesuchten Infos komme.

Ich habe mich da wohl mißverständlich ausgedrückt:

Ab dem Jahr 1876 verfügen die Standesämter über entsprechende Daten, z. B. Geburt, Heirat, Wohnort, Sterbedatum, etc.

Vor dem Jahr 1876 sind solche Daten über die Kirchenbücher weit zurück bis ins 16 Jhd. erhältlich.

Natürlich immer vorausgesetzt, dass der damalige Dorfpfarrer die Aufzeichnungen auch gewissenhaft geführt hat, sonst nutzen alle Kirchenbücher nichts.

Wenn ich nur die Daten (Geburt, Taufe, Heirat, Sterbedatum) will, komme ich wahrscheinlich ganz gut durch.

Das Problem wird sein, auch Urkunden zu bekommen, z. B. Erwerbsurkunden von Grundstücken, Heiratsurkunden, Sterbeurkunden, Totenscheine, Einberufungsbefehle, Zeugnisse, evtl. Gerichtsurteile, etc. praktisch alles, was man braucht um das Leben z. B. meines Ururgroßvaters halbwegs rekonstruieren zu können.

Für diesen Zweck reicht das Geburts- und Sterbedatum allein freilich nicht aus.

LG Hilde

Hallo Hilde,

Es gibt einen gemeinsamen Auftritt der Archive in München (den Ort entnahm ich deiner Vika) http://www.archive-muenchen.de/ . Schmökere doch dort mal, ob du etwas Vielversprechendes findest. Und kontaktiere diese bei Interesse, ich habe bislang nur nette und hilfsbereite Archivare kennengelernt.

Gruß
Hardey

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Hallo das Problem wird die dörfliche Struktur sein, zu der du was suchst. („aus Dorf im Spessart“)
Du musst zu jedem, den du schon greifen kannst herausfinden, wo sein Dorf früher Verwaltungstechnisch hingehörte. Dann kannst du auch in Gemeindearchiven etc. fündig werden.
Wenn die Verwandtschaft nicht allzverstreut ist, ist das praktisch, wenn jeder woanders wohnte oder gar mehrfach umzog schon eher mühselig.

Suche also nach den Orten, welche Archive zu diesen Akten aufbewahren, nicht nur Standesamtsakten, sondern auch Verwaltungssachen.
In den Archiven ist kaum etwas nach Namen geordnet, sondern du solltest schon eine grobe Ahnung haben, was du genau suchst und kannst dann fragen, in welchen Behörden sich das niedergeschlagen haben dürfte.
Gebäude, Grundstücke und Geschäfte finden sich in Finanzamtsakten, in Grundbüchern und anderen Behördennachlässen.
Für gewisse Jahre ist es auch sinnvoll die regionalen Zeitungen zu durchsuchen.

Um auf die richtigen Spuren gesetzt zu werden ist es also erst einmal nötig, wirklich soviel wie möglich aus den Erinnerungen der noch Lebenden herauszuquetschen.
Das können auch Gerüchte sein (war jemand ein guter oder schlechter Mensch? Mal im Knast? Prozesse? Geschäft gehabt? Hauptsache man findet irgendwelche möglichen Verwaltungskontakte.)

Wenn man Lebensdaten hat, kann man militärisches aus dem 1. und 2. WK bei der WAST erfragen. Kostet aber und man muss nachweisen, dass man verwandt ist.
Wenn man dort etwas bekommt, dann kann man schauen, ob es dazu im Bundesarchiv Freiburg mehr gibt.

So läppert es sich Stück für Stück und eines kommt zum anderen.
Mal kommt man schnell voran, mal elendiglich langsam.

Vernetzung mit anderen Familienforschern zu den Namen und der Region hilft doppelte Arbeit zu vermeiden.

Beide Linien bis 17… zurückzuverfolgen ist ein hartes Stück Arbeit. Obs gelingt ist nicht vorherzusehen. Und dann auch noch mit Rekonstruktion des Lebens aller beteiligten…
Da würde ich mal grob von 10-20 Jahren Suche ausgehen, je nachdem was da für Fallstricke und Hindernisse auf einen warten.
Wenns gut läuft!
Gruß B

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Hi,

wie gesagt, ich bin Anfänger und kann/konnte nicht abschätzen, welche Daten es überhaupt (noch) gibt und wo es sie gibt.

Hab mir bis jetzt mal nen kleinen Eindruck verschafft:

Lebensdaten bekommt man sehr problemlos bei den Standesämtern bis 1876.

Vor diesem Zeitpunkt halten die Kirchenbücher der jeweiligen Pfarrgemeinde Daten bereit, vorausgesetzt, der damalige Seelsorger hat die Einträge immer schön brav vorgenommen, was leider nicht immer der Fall ist.

Nehmen wir mal an, die Einträge wären komplett. Dann könnte ich ohne Probleme die Daten meiner Familie bis ins Jahr 1526 zurückverfolgen.

Problem: Ich hätte dann zwar die Lebensdaten (Geburt, Taufe, Heirat, Beruf, Wohnort, Sterbedatum, Ruhestätte, etc.) aber ich wüßte von diesen Personen trotzdem nichts.

Andere Sachen, wie Grundstückskaufurkunden, Gerichtsurteile, Schulzeugnisse, Verträge, etc, etc, gibt es aber inzwischen nicht mehr, zumindest nicht von vor 200 Jahren oder so.

Das wird ein hartes Stück arbeit, falls es überhaupt gelingt.

Aber: Die Namen und Daten meiner Familie zurück bis ins Jahr 1526 erfahren zu können, ist ja auch schon allerhand.

Die Rückverfolgung in gerader Linie, wie oben beschrieben, also Eltern der Urgroßeltern und deren Eltern dann deren Eltern, usw. ist über die Kirchenbücher möglich.

Was aber wohl nicht geht, ist die Erstellung eines echten Stammbaumes, also auch jeweils immer mit Geschwistern, mit deren Kinder usw.

Klar, bis ins Jahr 1876 zurück, also über das Standesamt, wäre auch das wohl irgendwie machbar, weiter zurück dürfte aber kaum möglich sein.

LG Hilde

Hallo, glaub mir, es gibt neben den reinen Lebensdaten noch mehr Infos zu finden, aber dazu musst du dich mit der Regionalgeschichte auseinandersetzen. So findest du Qurverweise. Vielleicht war ein Vorfahr mal Bürgermeister oder der Dorfdepp. Vielleicht gibt es auch einfach Namensvettern, deren Verwandschaft dann in die andere Richtung nachvollzogen werden muss.
Ein Stammbaum mit Geschwistern ist ebenso möglich, allerdings nicht mehr bis Opas 100. Geburtstag Ende nächsten Jahres, sondern erst in vielleicht 20 Jahren oder mehr.
Besorg dir ein Ahnenforschungsprogramm, schau in die FAQ zu diesem Brett, konsultiere die Webseiten des Vereins Computergenealogie und arbeite dich durch alle passenden Fundstellen von dort. Dann befasse dich mit der Geschichte der endsprechenden Dörfer und konsultiere ein regionales Archiv. Die können dir weiterhelfen.
Auch in vielen VHSen und Vereinen gibt es bezahlbare Einführungskurse.
Das Bundesarchiv hat auf seinen Seiten auch irgendwo Hinweise für Familienforscher.
Wer nicht sucht wird auch nichts finden. Nur wer nichts findet obwohl er gesucht hat kann sicher sein, dass es nichts mehr gibt.
Schau mal nach Einführungsliteratur für Geschichtsstudenten und nach Franz: Einführung in die Archivkunde.
Gruß B

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Hallo Hilde,

wenn Standesämter (ab 1876) und Kirchenbücher (vor 1876) keine
oder nur lückenhafte Daten zu Vorfahren (aus kleinen
Spessart-Dörfern) enthalten, welche weiteren Möglichkeiten der
Recherche gibt es noch? …

Genial wäre es, wenn Du jemanden finden könntest, der schon einmal in dieselbe Richtung geforscht hat.

  1. Einige Forscher veröffentlichen -aus verschiedenen Gründen- ihre Ergebnisse nicht im Internet. Aber wenn Du die zuständigen Archive besuchst oder anschreibst, kannst Du vielleicht den einen oder anderen Hinweis bekommen.

Schöne Grüße!
Zerni

Hallo Hildegard von Bingen,

prinzipiell bist Du da in den Staatsarchiven / Hauptstaatsarchiven völlig richtig. Die Urkundenart heißt „Briefprotokolle“ und enthält genau das, was Du aufzählst: Kaufverträge, Eheverträge, Quittungen, Kreditaufnahmen, Gesellenbriefe, Bettelbriefe und vieles mehr.

Um die richtigen Bestände zu erhalten, musst Du zuerst den Gerichtsherrn des jeweiligen Hauses ausfindig machen, in dem Dein Vorfahre gewohnt hat. Das kann ein Landgericht, eine Hofmark oder ein Amt sein. Dann erfolgt im zuständigen Archiv die Ermittlung der Bestände, von wann bis wann die entsprechenden Bände vorhanden sind. Nachdem Du die Bände bestellt hast und sie Dir vorgelegt werden, folgt die nächste Hürde: die Entzifferung der handgeschriebenen Texte und diese zu verstehen, was damit gemeint ist. Die Sprache war damals ziemlich unterschiedlich zu heute.

Ansonsten würde ich mich an Deiner Stelle als konkrete Hilfestellung an die Regionallisten für Heimat- und Familienforscher wenden. Man muss sich zwar anmelden, aber es ist kostenlos. Für jede deutschsprachige Region gibt es eine Liste, dabei kommt es nicht auf den heutigen Wohnort an, sondern auf die Region, wo man selbst sucht.
http://list.genealogy.net/mm/listinfo
Ich hoffe, ich konnte Dir damit ein wenig helfen.

Viele Grüße

Alexander