Angebot und Nachfrage (Diagramm)

Hallo ihr Experten,

im Rahmen meines Studiums muss ich für ein Semester VWL belegen. Leider habe ich keine Ahnung davon und tue mir damit auch sehr schwer.

Vorallendingen mit der Angebots- und Nachfragekurve bzw. dem Preis- Mengen- Diagramm.

Das Standartdiagramm http://www.vimentis.ch/d/bilder/docs/html_88.jpg

mit dem Marktgleichgewicht verstehe ich noch. Sobald sich da aber etwas verschiebt, hört mein Verständnis auf.

Also z.B. wenns um den Angebots- oder Nachfrageüberschuss geht.

Kennt jemand von euch eine Internetseite, wo die Grundlagen dazu gut und vorallendingen einfach erklärt werden?

Oder noch besser: Kann mir jemand dazu vielleicht gut und einfach erklären?

Hi,

also das wirkt am Anfang immer viel komplizierter als man denkt :wink:

Also du hast eine Angebots- und eine Nachfragekurve. In den Diagrammen sind diese meistens abhängig vom Preis und die einzelnen Kurven zeigen dann an, welche Menge desjenigen Artikels, um den es in dem Diagramm geht (z.B. Getreide), zu jedem einzelnen Preis angeboten bzw. nachgefragt wird.

Je höher der Preis ist, desto weniger wird logischerweise nachgefragt. Du würdest ja auch eher eine Zeitung kaufen, wenn sie 1 statt 4 Euro kostet. Daher ist die Nachfragekurve im Diagramm fallend. Je niedriger der Preis ist, desto größer ist ja die Menge, die nachgefragt wird. Also je weiter unten du an der y-Achse (diese gibt den Preis wieder) ansetzt, desto weiter rechts ist der entsprechende Punkt.

Das Angebot verhält sich genau andersherum, was auch logisch ist. Wenn ich für einen Artikel mehr Geld kriege, biete ich mehr davon an. Also steigt die Kurve.

Es gibt auch Sonderfälle, in denen eine Kurve senkrecht (wenn es eine Mengenrationierung gibt) oder waagerecht (im Falle einer Preisrationierung) verlaufen kann. Diese Fälle blenden wir aber erstmal aus. Normalfall ist: Nachfragekurve fallender Verlauf, Angebotskurve steigender Verlauf!

Dann muss es logischerweise irgendwo einen Schnittpunkt geben. An dem Punkt gilt: Zu dem Preis bieten die Anbieter genauso viele Produkte an wie die Nachfrager nachfragen. Also in einer Volkswirtschaft werden dann bei einem Preis von 5.000 Euro genau 90.000 VW-Käfer angeboten und auch 90.000 VW-Käfer nachgefragt.

Denkbar wäre jedoch auch, dass die Anbieter den markträumenden Preis (also der Preis, der im Gleichgewicht herrschen würde - in dem Fall 5.000 Euro) nicht richtig antizipieren/erkennen und die Anbieter wollen 6.000 Euro für ihre VW-Käfer. Zu dem Preis wollen sie eine größere Menge an VW-Käfer anbieten, da die Gewinnspanne natürlich größer ist. Größerer Preis = Ich produziere mehr.

Jetzt stellen die Anbieter also 100.000 VW-Käfer her und bieten diese an. Die Nachfrage ist bei 6.000 Euro natürlich kleiner als bei 5.000 Euro. Es werden nur noch 80.000 statt 90.000 VW-Käfer nachgefragt. Also herrscht ein Angebotsüberschuss von 20.000 VW-Käfer (100.000 werden bei einem Preis von 6.000 Euro angeboten, aber nur 80.000 werden nachgefragt).

Wenn du dir diese Situation in der Grafik/Diagramm ansehen willst: Bei allen Preisen oberhalb des Gleichgewichtspreises (also alles über 5.000 Euro in diesem Fall) kommt es zu einem Angebotsüberschuss. Also alles oberhalb des Schnittpunktes der beiden Geraden (Schnittpunkt ist bei 5.000 Euro) sind Angebotsüberschüsse, weil der Preis zu hoch ist. Das kann du auch anhand der Grafik ablesen: Bei Preis = 6.000 ist die Angebotskurve ja wesentlich weiter rechts als die Nachfragekurve. Je weiter rechts ein Punkt einer Kurve ist, desto höher ist die Nachfrage bzw. das Angebot (x-Achse gibt ja die Menge an, die zu einem gewissen Preis nachgefragt bzw. angeboten wird).

Nachfrageüberschüsse gibt es entsprechend dann bei einem zu niedrigen Preis. Wenn ein Porsche nur noch 10 Euro kostet, würden sich fast alle einen holen wollen. Aber für 10 Euro produziert natürlich keiner einen Porsche. Dann wäre der Nachfrageüberschuss z.B. gewaltig.

Also alles unterhalb des Gleichgewichtspreises (im Diagramm unterhalb des Schnittpunktes) sind Nachfrageüberschüsse.

Jetzt kann es auch zu Verschiebungen kommen. Verschiebt sich die Angebotskurve nach oben bzw. links, bedeutet das ja: Bei jedem Preis wird weniger angeboten.

In dem Diagramm, dessen Link du gepostet hast, gilt ja: Bei einem Preis von 2 wird 1 Brot angeboten. Verschiebt sich diese Kurve nun nach oben bzw. links, wird bei einem Preis von 2 nur noch 0,5 Brot angeboten. Also bei jedem Preis wird weniger angeboten. Der naheliegendste Grund wäre, dass die Produtionskosten gestiegen sind. Zum Beispiel kostet Mehl das Doppelte. Dann werden die Bäcker ihren eigentlichen Preis nicht aufrechterhalten können, weil die Herstellung mehr kostet. Also müssen sie für ihre Brote mehr Geld fordern. Das bewirkt eine Verschiebung der Angebotskurve nach links bzw. oben.

Die Nachfragekurve bleibt hingegen unverändert (den Nachfragen sind die gestiegenen Kosten der Bäcker ja erstmal egal. Die Nachfrager interessiert ja nur der Endpreis des Produkts, das sie erwerben wollen).

Dadurch dass sich jedoch die Angebotskurve verschoben hat, erhält man einen neuen Gleichgewichtsschnittpunkt. Zeichne am besten selbst ein Diagramm. Und danach ein Diagramm mit derselben Nachfragekurve und einer nach links parallel verschobenen Angebotskurve.

Es müsste sich ein Schnittpunkt ergeben, der links oberhalb des vorherigen Schnittpunktes liegt. Demnach: Höherer Gleichgewichtspreis bei geringerer Absatzmenge.

Dadurch dass die Kosten für die Bäcker gestiegen sind, wird jeder einzelne Bäcker einen höheren Preis verlangen (=> Angebotskurve wandert nach links bzw. oben). Das führt dazu, dass die Gleichgewichtsmenge (in dem Diagramm Menge 2) bei einem Preis von 4 nicht mehr erreicht werden kann, weil einfach nicht mehr genug Bäcker zu einem Preis von 4 anbieten würden, um die gesamte Nachfragemenge, die beim Preis von 4 herrscht, zu bedienen.

Der gleichgewichtige Preis, bei dem alle Brote verkauft werden, ist also nach der Verschiebung höher als der vorherige Gleichgewichtspreis, die Gleichgewichtsmenge sinkt zudem, weil natürlich weniger Nachfrager den höheren Preis mitmachen können. Einige würden weiterhin das Brot für Preis 4 kaufen, können den neuen Gleichgewichtspreis (z.B. Preis 5) aber nicht mehr bedienen und kriegen daher kein Brot. Der Preis steigt also, die Menge sinkt.

Ich hoffe, ich konnte die weiterhelfen :smile:

Hallo kauser,

vielen, vielen Dank! Das hat mir wirklich sehr geholfen! Ich habs mir ein paar Mal durchgelesen und glaube, es jetzt verstanden zu haben.

MfG.
Elizabeth

Prima!

Und nicht verzagen, aller Anfang ist schwer! :wink: Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Diagramme. Wenn man das Grundprinzip der Diagramme verstanden hat, ist alles, was darauf aufbaut, auch halb so schlimm.