Hallo,
Ich studiere jetzt im zweiten Semester in England und bin, ich weiss, ein Ausnahmefall, da ich mein gesamtes Studium von Anfang bis zumindest Bachelor oder Master hier absolvieren werde.
Da mir die deutsche Vergleichsmoeglichkeiten anhand mangelnder Erfahrung fehlt moechte ich nun diejenigen von euch, die in beiden Laendern studiert haebn mir weiterzuhelfen.
Was ist anders?
Zu meiner Uni: Ich studiere Thai und Development Studies(deswegen England, weil es in Deutschland dieses Fach meines Wissens nach gar nicht gibt) and der Universitaet von London, geanauer geasgt an der School of Oriental and African Studies, die unter 5000 Studenten recht klein ist, ein ausgezeichnete Fachbibliotehk hat,…
Deutsche Erasmusstudneten meinten, es sei hier verschulter, aber durch Tutoren gaebe es bessere Betreung, das Kursangebots ei einzigartig,…
Wie aber sieht es mit dem System und dem Niveau aus, was funktioniert anders, wir danders gelehrt, gelernt, geprueft.
Danke fuer alle ernsthaften Antworten,
Anna
Ganz knapp und daher vielleicht etwas verallgemeinert sage ich mal folgendes:
Das deutsche System zeichnet sich durch das Prinzip „Abhärtung der Studenten durch permanentes Niedermachen und unverständliche Vorlesungen“ aus. Lernerfolg wird lediglich duch autodidaktisches Studium erreicht. Wenn man ganz viel Glück hat, wird man von den Professoren wenigstens zur Abschlussarbeit ernst genommen. Lediglich während der Promotion kann man sich über Betreuung und auch die Bezahlung (zumindest bei Natur- und Ingenieurwissenschaften) weniger beklagen.
Das angloamerikanische System zeichnet sich durch „Motivation der Studenten durch exquisite Lehre und möglichst persönliche Betreuung“ aus. So ist es wohl selbstverständlich, dass die Bibliotheken bis spät in die Nacht geöffnet sind, Professoren kennen sogar einige Erstsemester mit Namen und kümmern sich generell sehr um „feedback“ ihrer Schützlinge. Es gibt eine Vielzahl von engagierten Dozenten, die über das Pflichtprogramm hinaus interessante Angebote an die Studenten machen. Auch wird man dort schon sehr früh in die „echte“ Forschung mit kleinen Projekten eingebunden. In der Tat wirkt das System dadurch vielleicht eher „verschult“, ich würde das aber sehr im positiven Sinne sehen.
Ganz grob: In D kostet das Studium zwar (bisher) keine Gebühren, aber man kann sich die Veranstaltungen eigentlich auch gleich schenken. Betreuung nahe Null.
In den USA und GB kostet es zwar Gebühren, aber es gibt sehr viel mehr und abgestufte Stipendien und man bekommt auch echte Leistung für sein Geld.
Leider fürchte ich, dass demnächst in Deutschland auch Gebühren eingeführt werden, allerdings ohne dass sich an der Qualität der Ausbildung irgend etwas verbessern wird.
Feynman nannte das glaube ich „Cargo Cult“
Aber das ist ein anderes Thema
Gruß & sei Froh, dass Du in GB studieren darfst!
Fritze
Hi Fritze,
Das deutsche System zeichnet sich durch das Prinzip „Abhärtung
der Studenten durch permanentes Niedermachen und
unverständliche Vorlesungen“ aus. Lernerfolg wird lediglich
duch autodidaktisches Studium erreicht.
leider schreibst Du nicht, wo Du diese Erfahrungen gemacht hast, aber bei mir war es so (eine kleine Hochschule!), daß einige Profs uns auch schon im ersten Semester ihrer Veranstalltungen kannten und Wert auf Rückkopplung legten (keine festen Sprechstunden, wenn er da war, konnte man ihn ansprechen, zur Not auch mal in der Mensa oder auf dem Flur).
Das angloamerikanische System zeichnet sich durch „Motivation
der Studenten durch exquisite Lehre und möglichst persönliche
Betreuung“ aus. So ist es wohl selbstverständlich, dass die
Bibliotheken bis spät in die Nacht geöffnet sind, Professoren
kennen sogar einige Erstsemester mit Namen und kümmern sich
generell sehr um „feedback“ ihrer Schützlinge. Es gibt eine
Vielzahl von engagierten Dozenten, die über das
Pflichtprogramm hinaus interessante Angebote an die Studenten
machen. Auch wird man dort schon sehr früh in die „echte“
Forschung mit kleinen Projekten eingebunden. In der Tat wirkt
das System dadurch vielleicht eher „verschult“, ich würde das
aber sehr im positiven Sinne sehen.
Wenn ich so in meinem Kollegenkreis rumhöre (bei denen mit US- oder GB- Abschluß), dann gibt es folgendes Bild:
Eine recht dünne Schiccht teurer Unis erfüllt das, was Du oben beschrieben hast. Ein Mittelfeld ist vergleichbar mit dem was in D vorkommt und ein großer Teil der (speziell in den USA) Unis würde hier in D wohl gar nicht so genannt werden dürfen. Dort kostet es zwar Geld zu studieren (allerdings deutlich weniger als in den wenigen renomierten), allerdings ist die Gegenleistung mehr als Mau. Es ist mir passiert, daß ich einem Master in Chemie Dinge erläutern mußte, die unsere Laboranten aus dem FF beherschen!
Ganz grob: In D kostet das Studium zwar (bisher) keine
Gebühren, aber man kann sich die Veranstaltungen eigentlich
auch gleich schenken. Betreuung nahe Null.
Mag in vielen Fällen so sein, generell gilt es aber sicher nicht.
In den USA und GB kostet es zwar Gebühren, aber es gibt sehr
viel mehr und abgestufte Stipendien und man bekommt auch echte
Leistung für sein Geld.
Mag in vielen Fällen so sein, generell gilt es aber sicher nicht.
Leider fürchte ich, dass demnächst in Deutschland auch
Gebühren eingeführt werden, allerdings ohne dass sich an der
Qualität der Ausbildung irgend etwas verbessern wird.
Das fürchte ich allerdings auch
Gandalf
hab ähnliche Erfahrungen gemacht. o.T.
Tschuess Marco.
Hi Fritze,
Das deutsche System zeichnet sich durch das Prinzip „Abhärtung
der Studenten durch permanentes Niedermachen und
unverständliche Vorlesungen“ aus. Lernerfolg wird lediglich
duch autodidaktisches Studium erreicht.leider schreibst Du nicht, wo Du diese Erfahrungen gemacht
hast, aber bei mir war es so (eine kleine Hochschule!), daß
einige Profs uns auch schon im ersten Semester ihrer
Veranstalltungen kannten und Wert auf Rückkopplung legten
(keine festen Sprechstunden, wenn er da war, konnte man ihn
ansprechen, zur Not auch mal in der Mensa oder auf dem Flur).
Das deckt sich mit meiner Standardempfehlung: Sich für den Studienstart die kleinst mögliche Uni aussuchen, die das gewünschte Fach anbietet. Dort sollte die Betreuung wesentlich besser und die Professoren wesentlich weniger eingebildet sein.
So bekommt man bis zum Vordiplom/Zwischenprüfung (oder wie heisst das bei den Magister-Studiengängen?) eine sehr gute, fundierte Ausbildung. Dann hat man einen guten Überblick über sein Fach und kann sich eine schöne Uni aussuchen, an der die Koryphäen für das gewünschte Spezialgebiet arbeiten. Dort geht man dann für das Diplom hin, evtl. auch eine Dissertation.
Meine Erfahrungen habe ich an der Uni Bonn im Fach Physik gemacht. Ich kann nur jedem raten, um diesen Fachbereich einen großen Bogen zu machen. Viele Freunde und Bekannte bestätigen mir ähnliche Erlebnisse von den folgenden Hochschulen:
TU-München (ganz schlimm)
TU-Hamburg/Harburg
Uni Frankfurt
FU Berlin
Gegenbeispiele (wie schön es sein kann) kenne ich auch
MIT
Princeton (ok, die waren jetzt unumstritten an der absoluten Spitze in der Welt)
Aber auch die University of Kent in Canterbury hat einen phantastischen Eindruck auf mich hinterlassen. Dort war ich mal eine Zeitlang auf dem Campus einquartiert. Ich habe nur aus Interesse mal den Fachbereich Physik (wohlgemerkt mitten in den Ferien) aufgesucht. Nach einer weile planlosen wanderns durch die Hallen (interessante Poster) hat mich eine Dame angesprochen, ob sie mir helfen könne. Kurze Erklärung meinerseits und sie hat mich direkt zu einem der Professoren ins Büro geführt. Der hat sofort seinen Griffel fallen lassen und mich erst einmal eine halbe Stunde durchs Institut geführt. Dann haben wir uns über einen möglichen Auslandsaufenthalt unterhalten. Leider hätten sie kein Programm mit der Uni Bonn, aber Professor XY wäre dort bestens informiert. Wir also zu XY, der auch augenblicklich alles stehen und liegen liess und sich abermals eine Stunde mit mir unterhalten hat.
Ich habe mich noch Tagelang wohlgefühlt, so ernst bin ich in Deutschland als Student niemals genommen worden. Was für ein Schock, als ich dann wieder in Deutschland war.
Das ist symptomatisch für die jeweiligen Systeme. Man kann sich übrigens bei den angelsächsichen Hochschulen sehr gut vorher informieren, wie gut oder schlecht die Hochschule im Vergleich zu anderen dasteht. Bei deutschen Unis ist das nur sehr eingeschränkt möglich.
[…]
Wenn ich so in meinem Kollegenkreis rumhöre (bei denen mit US-
oder GB- Abschluß), dann gibt es folgendes Bild:Eine recht dünne Schiccht teurer Unis erfüllt das, was Du oben
beschrieben hast. Ein Mittelfeld ist vergleichbar mit dem was
in D vorkommt und ein großer Teil der (speziell in den USA)
Unis würde hier in D wohl gar nicht so genannt werden dürfen.
Möglicherweise sind die „Bachelor“ und auch manche „Master“ Studiengänge nicht ganz auf unserem Diplom-Niveau. Spätestens beim Ph.D. hört das aber auf.
Ich sage übrigens nicht, das Niveau an deutschen Hochschulen sei niedrig. Nein, ganz im Gegenteil. Aber die Studenten werden einfach nicht ernst genommen und vernünftig gefördert. Im Gegenteil, sie sind in den Augen der meisten Profs so eine Art Einzeller, der erst nach dem Diplom als potentieller Doktoranden-Nachwuchs eine komplexere Lebensform annimmt.
Bevor ich also meine Kinder dem Psychoterror an deutschen Hochschulen aussetze, lasse ich sie lieber mit etwas geringerem akademischen Nutzen, aber sehr viel mehr Förderung und einer gesunden Psyche im befreundeten Ausland studieren.
Es lässt sich, wenn man die Sprache nicht scheut, auch in anderen EU-Ländern hervorragend studieren. Die belgischen Unis in Leuven und Ghent sind spitze! Auch die Franzosen haben einiges zu bieten, wobei dort der „Terror“ nicht unbedingt weniger ist, als bei uns. Irland soll stark im kommen sein. Fast überall ist es besser, als bei uns.
[…]
Leider fürchte ich, dass demnächst in Deutschland auch
Gebühren eingeführt werden, allerdings ohne dass sich an der
Qualität der Ausbildung irgend etwas verbessern wird.Das fürchte ich allerdings auch
Hihi, da sind wir uns ganz einig. Warum die blosse Einführung von Gebühren ohne sonstige Konzepte als Wundermittel gehandelt wird, ist mir schleierhaft. Allerdings angesichts leerer Kassen überall nicht weiter verwunderlich.
Gruß
Fritze
Möglicherweise sind die „Bachelor“ und auch manche „Master“
Studiengänge nicht ganz auf unserem Diplom-Niveau. Spätestens
beim Ph.D. hört das aber auf.
Hi Fritze,
der Typ, dem ich die Grundlagen der orgaischen Chemie erklären mußte (auf einem Niveau, das ich normalerweise für einen Auszubildenden im 2. Ausbildungsjahr nutze), war Ph.D. allerdings war er Anorganiker, aber das ist in etwa so als wenn einem Teilchenphysiker die Ohmschen Gesetze erklärt werden müßten.
Gandalf
Hi Fritze,
der Typ, dem ich die Grundlagen der orgaischen Chemie erklären
mußte (auf einem Niveau, das ich normalerweise für einen
Auszubildenden im 2. Ausbildungsjahr nutze), war Ph.D.
allerdings war er Anorganiker, aber das ist in etwa so als
wenn einem Teilchenphysiker die Ohmschen Gesetze erklärt
werden müßten.
Sei’s drum. Ich halte das für eine absolute Ausnahme. Ich meine, es gibt bestimmt auch einen großen Haufen planloser deutscher Doktores in der Welt.
Wenn ich die Wahl hätte, ich würde einfach stets eine gute englische oder amerikanische Hochschule jeder deutschen Uni vorziehen.
Gruß
Fritze
Hi Fritze!
Wenn ich die Wahl hätte, ich würde einfach stets eine gute
englische oder amerikanische Hochschule jeder deutschen Uni
vorziehen.
Ich studiere momentan an einer kleinen Uni… in Bruchsal ;o) und zwar Business Administration (Bachelor, auf Englisch).
Danach möchte ich gerne einen Master + dann PhD machen, allerdings auf jeden Fall im Ausland. Ich kann mich nur noch nicht so recht zwischen England und USA entscheiden, wozu würdest Du mir denn raten?
Danke!
Dennis =o)
[…]
Danach möchte ich gerne einen Master + dann PhD machen,
allerdings auf jeden Fall im Ausland. Ich kann mich nur noch
nicht so recht zwischen England und USA entscheiden, wozu
würdest Du mir denn raten?
Hallo Dennis,
zunächst einmal Danke für Dein Vertrauen Ich scheine mich ja hier zu einer art persona non grata zu entwickeln.
Was Deinen Auslandsaufenthalt betrifft, so kommt das auf die Hochschule an. Besser eine gute Uni in England, als eine mittelprächtige in den USA. Ausserdem kenne ich mich im Bereich Wirtschaft gar nicht gut aus. Eher bei den Naturwissenschaften.
Wohin hattest Du denn genauer gedacht?
England ist ein sehr teures Land, dafür ist es aber noch in Europa, es gibt keinen Stress mit Visa und Arbeitserlaubnis etc. Das Problem sollte nicht unterschätzt werden, da man in den USA ja auch irgendwie seinen Lebensunterhalt finanzieren muss. Glücklich ist der, der wohlhabende Eltern hat – Ich übrigens nicht, nur damit das gleich klar ist. Leider.
Gruß
Fritze