Angst und Panikattaken - Psychotherapie?

Hallo zusammen,

seit 6 Monaten werde ich immer mal wieder von Panikattaken heimgesucht. Ich habe das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können, fühle mich schwach, zittrig und gleichzeitig unheimlich Nervös. Ausgelöst werden diese Attaken da ich panische ANgst vor Herz- und Lungenkrankheiten habe. Mein Vater ist an einem Herzinfarkt und meine Mutte an einer Lungenimbolie gestorben, was ich beides mitbekommen war, da ich anwesend war.

Dazu kommt noch, dass man bei mir vor 3 Jahren ein Barrett-Syndrom mit chronischer Gastritis festgestellt hat. Daher habe ich immer wieder Sodnrennen und sehr oft Blähungen bzw. viel Luft im Bauch. Diese viele Luft sorgt zusätzlich dafür, dass ich immer mal wieder das Gefühl habe unter Atemnot zu leiden.

Nach zwei medizinischen Untersuchungen die letzten 6 Monate war EKG, Lungenfunktionstest und Blutbild völlig in Ordung. ALso keine Hinweise auf eine organische Erkrankung.

Mein Arzt glaubt das meine Symtome und die Panikattaken psychosomatisch sind und hat mir eine Psychotherapie empfohlen, um meine Ängste in den Griff zu bekommen.

Meine Frage ist, kenn hier jemand diese Problematik, wenn die Angst Panik auslöst und kann mir da eine Psychotherapie wirklich helfen? Was kann ich selber tun um diese Panikattaken zu vermeiden?

Danke schon mal für die Antworten

Hallo,

nach Ausschluss einer organischen Ursache (wie bei dir geschehen, nehme ich an), ist so eine Verhaltenstherapie vvmtl. hilfreich, um deine falsch erlernten Handlungsmuster wieder abzulegen.
Bedenke aber, dass Therapieplätze mitunter recht lange Wartezeiten haben (~ 1/2 Jahr wird häufig beschrieben, kommt aber drauf an).

Was du selbst machen könntest, wäre, dir Entspannungstechniken anzueignen, die du immer dann anwenden könntest, wenn du wieder mal eine Panikattacke aufkommen spürst. Außerdem hilft ein Stück weit vllt auch das Weglassen von Kaffee, schwarzem Tee, Nikotin.
Generell Stress meiden, wenn es geht (nicht noch ein Projekt, obwohl man eh schon auf dem Zahnfleisch geht, annehmen) und vielleicht auch regelmäßige Bewegung (möglichst im Freien, optimal in der Natur), um überschüssige Energien los zu werden.

Es gäbe auch psychiatrische Therapiekonzepte (ggf. mit angstlösenden Mitteln), aber das muss m.E. nicht sein, wenn es auch durch Verhaltenstherapie gut zu managen ist.

Das sind natürlich alles allgemeine Aussagen, die möglicherweise nicht optimal auf dich zugeschnitten sind.

Grüße
Liete

Vielleicht darf ich erzählen:
Sowas in der Art ist bei mir in einer stressigen (ich war illegaler Ausländer) Lebenslage aufgetreten und seither treu geblieben.
In den ersten Jahren hatte ich immer wieder so Panikattacken, man verschrieb mir Beruhigungsmittel, aber ich will ja nicht den ganzen Tag schlafen. Das mit der Panik war echt irrational, phobisch, ich konnte z.B. nicht mehr in die U-Bahn und bin deswegen die ganze Zeit mit dem Moped herumgebrettert, was ja objektiv viel gefährlicher ist. Die erste Zeit habe ich mich durchaus ein paarmal dem Arzt vorgestellt, aber psychisch krank erklärt hat mich keiner.
Ich lernte alle Mißempfindungen kennen, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, die häufigen und die seltenen.
Später entdeckte ich Rülpsin, nein „Lefax“, das hat mir an die zwanzig Jahre etwas geholfen, jetzt aber auch schon länger nicht mehr.
Abschließend zu Deinem Musikwunsch.

Huhu!

Mein Therapeut ist der Meinung (und ich finde, es klingt plausibel): Eine Panikattacke ist wie eine Grippe. Wenn der Körper (bzw. hier di Psyche) ein bischen geschwächt ist, kann man sich diese Grippe einfangen, wird sie aber auch genauso schnell ohne Rückstände wieder los. Und bei manchen bleibt leider was sitzen/setzt sich fest und dann hat man regelmäßig Attacken. Das hat dann oft mehr mit Pech zu tun als mit einer ganz schlimmen Erkrankung der Seele. Trotzdem ist sie nun mal da und ein fachmann kann da vermutlich einfach besser helfen als Mutters Hausmittel.

Ich habe seit knapp 8 Jahren Panikattacken, allerdings „einfach so“. Also keinen Hintergrund, an dem ich den Grund für die Attacken festmachen könnte. Ich habe auch keine Angst vor Krankheiten oder vor dem Tod.
Aber das was du sagst - dass erst die Sorge/Angst kommt und dann der Körper mit ner Reaktion in Form von einer Panikattacke nachzieht, kenne ich gut. Ich nehme an, dass das bei den meisten Panikattacklern ähnlich ist.

Mir hilft meine aktuelle Therapie sehr. ich hab schon zwei hinte rmir, aber das waren glaube ich, einfach die falschen für mich. Der Letzte suchte immer nach Ursachen und Gründen, also sehr vergangenheitsorientiert. Der Jetzige schaut da mehr auf die Gegenwart und Zukunft. Bei mir ist das eine Kombination aus immer wieder Wiederholen, wie die körperlichen mchanismen ablaufen und einer Art Übungsplan oder Hausaufgaben, wo ich mich in Situationen begebe, die meine Angst auslösen.

Ich kann mir vorstellen, dass für dich, so wie du es schilderst, auch was sinnvoll wäre, wo die Vergangenheit aufgearbeitet wird, aber da bin ich kein Fachmann. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass Panikattacken nicht weggehen, nur weil man den Grund kennt, versteht und aufgearbeitet hat.

Aber lange Rede kurzer Sinn: Wenn du irgendwie die Möglichkeit hast, nen Therapeuten zu finden - mach das. Selbst rumdoktorn, mit Entspannungsübungen oder den vorher genannten „Medikamenten“ kann man durchaus unterstützend machen, aber ein Fachmann kann da genau sehen und abschätzen, was DU brauchst. Denn wenn ich dir nun meine Techniken sagen würde, würde dir das nichts helfen, weil unsere Attacken so unterschiedlich sind.

Liebe Grüße
Lockenlicht

PS: Das ist ein bischen halb Off Topic - Ich bin für mich zu der Erkenntnis gekommen, dass die Attacken nie ganz weggehen werden und ich übe nun, den Schrecken vor diesen kurzen Schüben zu verlieren. Ich versetz mich also aktuell immer wieder in solche Situationen und versuche eben möglichst keine Hilfsmittel, Ablenkungen oder Entspannungsmethoden anzuwenden, sondern „einfach“ die Panik voll auf mich prallen zu lassen. Hoffentlich irgendwann mit der starken Gewissheit, dass die mir nichts tut und in 5 Minuten wieder weg ist.
Aber das ist nun mein persönlicher Weg damit umzugehen, auf dem ich mich zusammen mit meinem Therapeuten geeinigt habe. Dein Weg könnte ein anderer sein und das sollte ein Fachmann mit dir zusammen rauskriegen.

Ursachen und Auslöser von Panikattacken können vielfältig sein.
Wenn organische Gründe ausgeschlossen sind, geht es darum, verstehen zu lernen, was da passiert, damit herausgefunden werden kann, was verändern helfen könnte.

Lebensgewohnheiten/aktuelle Belastungen und verursachende Umstände können sich gegenseitig beeinflussen.

Psychotherapeutisch gibt es verschiedene wirksame Behandlungsansätze.
Hilfreich kann auch eine Kombination von Psychotherapie mit Physiotherapie, Selbsthilfegruppe, Ernährungsumstellung, Achtsamkeits-/Entspannungsübungen, Sport, Hobby u.v.m. sein.

Welche Art von Unterstützung gebraucht wird, kann im Einzelfall sehr unterschiedlich sein.
Um herauszufinden, welche Art von Unterstützung bzw. auch welches Psychotherapieverfahren individuell passt, braucht es Hilfe von Fachleuten. Ein Gespräch darüber mit dem behandelnden Arzt oder in einer Beratungsstelle könnte die Frage klären helfen, in welche Richtung es aktuell gehen sollte.