Angst vor dem eigenen Tod

Hallo,

mein Sohn (3,5 Jahre ) fragt gerade viel nach dem Tod und sterben…

Also muss ich mich damit auch beschäftigen und ich muss sagen, dass habe ich noch nie gemacht.

Er stellt so viele Fragen die ich nicht beantworten kann und so habe ich da gestern Abend noch ganz lange darüber nachgedacht.

Mir ist natürlich klar, dass ich irgendwann sterben werde und das der Tod mich mein ganzes Leben schon begleitet, aber mir ist das gestern erst richtig bewusst geworden.
Und dann saß ich auf meinem SOfa und musste weinen. Um mich selber, weil ich traurig bin ,dass ich irgendwann sterben werde. Klingt blöd, aber vielleicht brauch ich das auch um das verstehen zu können und meinen Tod irgendwann auch zufrieden willkommen heißen zu können?
Nach einer Weile bin ich dann richtig panisch geworden und hab große Angst bekommen. Ich hab mich dann so Sachen gefragt, warum es sich lohnt zu leben wenn ich doch sterben muss. Und ob es nicht weniger schmerzhaft ist einfach ganz schnell zu leben und nichts zu lieben. Dann muss ich auch nichts vermissen.
Und das ist es. Ich werde meine Kinder vermissen, weil sie doch noch so klein sind und mich brauchen. Ich werde meinen Mann vermissen, kommt er alleine denn überhaupt zurecht?
Mir ist gerstern klar geworden, dass ich keine Angst vor dem Tod und dem Sterben an sich haben, sondern dass ich meine Familie sehr vermissen werde.

Aber vielleicht wird das besser, wenn die Kinder mal größer sind und selber Partner haben? Wenn ich sie nicht „allein“ zurück lassen muss?
Es gibt doch immer wieder alte Menschen, die sagen sie freuen sich wenn sie bald sterben dürfen. Warum können diese Menschen einfach so gehen? Vielleicht sind diese Menschen nicht so traurig, weil ihre Angehörigen feste und sicher im Leben stehen. Meine Kinder sind ja noch so klein und könnten es gar nicht verstehen. Wenn mein Sohn und meine Tochter mal eigene Partner und vielleicht selber Kinder haben, dann brauchen sie mich ja nicht mehr unbedingt zum leben. Vielleicht kann ich dann sagen : ich kann euch jetzt allein lassen? Und mein Mann…ja ich weiß nicht. Er gibt mir immer seine EC Karten, weil er mit Geld nicht klar kommt. Ich kümmere mich um die Rechnungen und Versicherungen…
Vielleicht stirbt er ja vor mir. Allerdings habe ich ja noch viele Jahre Zeit ihm das zu erklären. Oder unsere Kinder helfen ihm.
Es wundert mich, dass ich vor dem sterben selbst gar keine Angst habe. Ich bin sehr gespannt auf den Moment wenn die Augen zu gehen, bin irgendwie sehr neugierig. Aber meine Familie zurück zu lassen, dass tut mir weh.

Wie fühlen sich andere Menschen damit? Warum haben manche Angst und andere nicht? Wie stribt es sich, wenn man sich damit nie auseinander setzt? Gibt es ein schönes Buch zum Thema Tod, was man als erwachsener Mensch lesen kann?

Liebe Grüße
Jenny

Leb Wohl, lieber Dachs
Hallo Jenny,

es ist zwar ein Kinderbuch, aber es hat mir sehr beim Umgang mit dem Thema „Tod“ geholfen als meine Oma vor ein paar Jahren gestorben ist.

Leb wohl, lieber Dachs von Susan Varley

Viele Grüße
Sarah

Ich habe noch so viel vor …
Servus Jenny !

Nur ein paar Aspekte meinerseits. Im Titel stehts schon: Ich kann mir vorstellen, dass Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer - den nahen („sicheren“) Tod vor Augen haben und gleichzeitig ihr Leben als noch nicht erfüllt sehen, mit größerer Angst / Panik / Trauer etc. das Bevorstehende betrachten als Menschen, die - um es 'mal biblisch zu formulieren - sagen können :„Es ist vollbracht.“
Zwei Beispiele:
Eine Bekannte hatte - nach ihrer Aussage - eine Nahtoderfahrung. Das war so plötzlich, dass sie nicht mehr über die „Konsequenzen“ nachdenken konnte (sorry, weiß nicht, wie ich es anders formulieren soll). D.h. es war keine Zeit mehr, sich Gedanken zu machen, was ihr Tod für andere [sic] bedeutet.
Meine Mutter war sehr lange krank (Krebs)und wir gingen halt alle davon aus, dass über kurz oder lang das Leben zu Ende sein würde. Mein Vater war fit wie ein Turnschuh und wir dachten, er wird 120 Jahre. Plötzlich starb er völlig unerwartet. Kurz danach kam meine Mutter ins Krankenhaus und nach 5 Wochen war alles vorbei. Sie musste nicht mehr für ihren Mann da sein, die „Kinder“ standen ebenfalls auf eigenen Füßen, und so konnte sie ohne Angst und Groll auch gehen. Sie ist, wie man es so schön sagt, friedlich eingeschlafen.
Soll heißen: Lebe im hier und jetzt, versuche aus dem, was Dir als Leben zur Verfügung steht, das Beste zu machen, dann - glaube ich jedenfalls - werden zumindest einige Aspekte dieses Themas ihren Schrecken verlieren.
An Literatur kann ich Dir aus eigener Erfahrung nichts direkt empfehlen, allerdings habe ich mehrfach gehört, dass es von Elisabeth Kübler-Ross (u.a. „Über den Tod und das Leben danach“) manches gibt, was hilfreich sein soll.

Live well!
Grüße aus Wien
Helmut

Hallo,

mir scheint, da hat dich eine große Selbstmitleidswelle kalt erwischt :smile:. Die Ängste, in die du dich da hineingesteigert hast, sind bei Müttern junger Kinder gar nicht so selten. Man spürt die Verantwortung für das junge Leben auf sich ruhen, man zerplatzt beinahe vor Liebe, wenn man seinen Nachwuchs betrachtet und natürlich ist man neugierig auf das, was sich aus dem kleinen Wesen entwickeln mag.

Dieser Gefühlscocktail gerät gerne mal in Wallung, wenn man (in diesem Fall eher frau) das Lebensglück der eigenen Familie bedroht sieht. Der Tod, als das unausweichlichste und endgültigste aller Schicksale, wirkt da natürlich besonders bedrohlich.

Aber: Alles in diesem Zusammenhang ist pure Phantasie. Du weinst um etwas, von dem du überhaupt nicht weißt, ob es eintrifft. Und auch wenn es dir als erwachsener Frau durchaus gestattet ist, dich auch mal in deine Ängste fallen zu lassen, so solltest du doch deinen Verstand nicht ganz außen vor lassen, denn:

Was dein Sohn gerade tut, ist der Versuch, dem Begriff „Tod“ einen Sinn zu geben, den er verstehen kann. Er möchte ihn sich nutzbar machen können, wie jedes andere neue Wort, das er hört und dessen Sinn er nicht erfassen kann. Für ihn ist das im Augenblick noch ein ganz normaler Prozess, und mit der nötigen Gelassenheit deinerseits mit Sicherheit auch bald abgeschlossen.

Das Ganze kann aber durchaus kippen. Dann nämlich, wenn dein Sohn deine Ängste spürt. Das kann sehr leicht dazu führen, dass er selbst Angst bekommt. Angst davor, selbst zu sterben, aber auch Angst davor, dich zu verlieren und allein auf der Welt zu sein. Deswegen: Übe dich in Gelassenheit. Dein Schicksal hast du ohnehin nicht in der Hand, wohl aber die Art und Weise, mit der dein Kind das Leben betrachten lernt.

Anstatt über die MÖGLICHKEIT zu weinen, dass du deinen Sohn nicht aufwachsen sehen könntest, solltest du lieber jeden Augenblick mit ihm genießen und alles tun, damit er mutig, zuversichtlich und fröhlich in die Welt schauen kann.

Aber das hattest du ja sowieso vor :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

vielen Dank für deine Antwort.
Soweit ich das beurteilen kann, sterbe ich ja nicht in den nächsten paar Jahren. Wenn mir der Tod nicht dazwischen kommt, dann lebe ich schon noch eine Weile :smile:
Ich hoffe einfach für mich, dass ich meine Familie irgendwann so gut versorgt weiß, dass sie mich nicht mehr brauchen.
Das heißt ja nicht, dass ich nicht mehr geliebt werde, aber irgedwann bin ich als Mensch „nutzlos“ und verbraucht. Und dann kann ich gehen.

Und ich versuchen natürlich meinem Sohn einen ganz offenen Umgang mit dem Tod zu vermitteln.
Bisher hatten wir noch keinen Todesfall in der Familie den er mitbekommen hat. Aber natürlich wird er mich dann auch mal weinen sehen. Das ist aber etwas anderes, weil es zum aktiven Trauern dazu gehört. Aber ich würde nie so einfach vor ihm weinen. Ich war ja gestern alleine :smile:

Ich hab mich heute auch noch mit meinem Mann darüber unterhalten und der meinte nur " du wirst halt erwachsen :smile:"
Mir stellt sich die Frage ob es denn in der Natur liegt Angst vor dem Tod zu haben?
Wäre ja sehr doof. Sonst hätte ich ja mein Leben lang Angst. Vor dem Tod selber fürchte ich mich nicht. Entweder geht es weiter, oder ich bin einfach tot. Im ersten Fall, muss ich sowieso keine Angst haben und im zweiten Fall, merke ich es eh nicht :smile:
Aber ich hab Angst, dass ich sterbe und vielleicht noch gebraucht worden wäre. Das ich meine Aufgabe noch nicht erfüllt habe.

Schönen Abend noch…

Hallo,

ich bin sehr erlecihtert, das jemand anderer genauso fühlt wie ich.

Und auch erst , seit unser Sohn in einem ähnlichen Alter anfing zu fragen. Wir als Familie haben danach einiges besprochen für den Sterbefall, aber trotzdem geht es mir auf der Gefühlsebene wie Dir .
Ist für Eltern normal, und die Art der Beschäftigung mit dem Tod ist auch eine Sache des Alters.

Lg

Brenna

Servus,

zu dem Thema kann ich Dir so ziemlich alles Erhaltene Freund Epikur wärmstens ans Herz legen.

Wenn Dus nicht so mit dem Lesen hast, hier eine kleine Einführung dazu, die Otto Reutter vor gut achtzig Jahren gemacht hat, und die gar nicht so oberflächlich ist, wie sie vielleicht scheinen mag - ab min. 2:30 behandelt Reutter Dein Thema, aber die Strophen vorher sind auch schon interessant:

http://www.youtube.com/watch?v=b-39nl5v4Jo

In diesem Sinne

Dä Blumepeder

Hallo Jenny,

ich empfehle Dir: „Ente, Tod und Tulpe“ von Wolf Erlbruch. Darin ist eine Szene, die so großartig, so wunderschön, auf den Punkt bringt, was wohl am Unfassbarsten am eigenen Tod ist: Die Ente sitzt mit dem Tod auf einem Baum und schaut auf ihren Teich. Dann sagt sie: „So also sieht mein Teich ohne mich aus.“.
Ja, Du wirst sterben. Und Du wirst Menschen und Dinge zurücklassen und vielleicht werden diese Menschen darüber staunen und trauern, dass die Welt auch ohne Dich weitergeht. Und dennoch bist Du Teil. Dein Leben und auch Dein Sterben setzen eine Geschichte fort, die nicht mit Dir begonnen hat und nicht mit Dir enden wird. Ohne Dich wäre es eine andere Geschichte. Ist das nicht auch irgendwie schön? Es befreit davon, sich selber so wichtig zu nehmen.

Ich glaube, es gehört zu unseren härtesten aber auch wichtigsten Aufgaben als Menschen, unseren Tod zu akzeptieren. Aber es hilft, finde ich, zu leben.

Viele liebe Grüße

Hallo das ist echt schön. Habe noch das hier dazu gefunden: http://www.youtube.com/watch?v=K0MiU3jmXbk&feature=p…

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