Sehr naiv! (zu: Echolon & Co.)Vorsicht, viel Text!
Dass die Amis mit Echelon (und ich will nicht wissen wieviel
anderen) Maßnahmen spionieren, ist doch nun wirklich bekannt.
Ich Frage mich nur, wieviel Datenverkehr sie tatsächlich
halbwegs effizient filtern können. Wahrscheinlich nur ein
relativ kleines Fenster. Und sobald auch nur die schwächsten
Kryptographieverfahren Verwendung finden, wird sich selbst
dieses Fenster ziemlich schnell gegen Null bewegen.
ciao
ralf
Hi Ralf, Deine Einschätzung ist etwas naiv: Glaubst Du tatsächlich, die größte Wirtschafts- und Militärmacht der Welt, die USA, würden einen Militärhaushalt von vielen Hundert Milliarden Dollar pro Jahr!, der auch einige Milliarden Budget für Geheimdienste einschließt, nicht so effizient einsetzen, wie es eben derzeit technisch machbar ist? Die NSA (ECHOLON) ist vielleicht nicht allwissend, aber sie sind (leider) gut, sehr gut! Experten schätzen, daß von einigen Tausend herausgefilterten Packeten pro Tag und weltweit (Kommunikation), etwa 800 pro Tag in die nähere Auswahl kommen, genauer untersucht zu werden. Davon wiederum bleiben letztendlich etwa 50 Pakete pro Tag übrig, die als „brisant“ eingestuft werden. Deine oder meine E-Mail - Kinkerlitzchen interessieren die NASA dabei nicht. Man geht weiter davon aus, daß viele Industriepatente durch Industriespionage so für die USA „gewonnen“ werden konnten und daß auch viele Großaufträge für die US Wirtschaft so an Land gezogen werden konnten, da man mittels Industriespionage über ECHOLON frühzeitig die Angebote der Konkurrenten kannte. Es lohnt sich also sehr, für die USA!
Übrigens, wir sind „moralisch“ auch nicht viel besser! Siehe Artikel aus der Berliner Morgenpost vom 11.04.2001:
Erfolgreiches Joint-Venture der Schlapphüte: BND betreibt mit China Abhöranlage im Pamir.
Berlin - Totgesagte leben länger - zumal im Dschungel der Geheimdienste. So erweist sich in diesen Tagen die fortdauernde Existenz von mysteriösen Aufklärungsposten, die selbst Spionageexperten bereits Anfang der neunziger Jahre abgeschrieben hatten: Radarstationen der Operation «Pamir» auf dem zentralasiatischen Dach der Welt.
Im Zuge von Enthüllungen über den politisch strittigen Informationsaustausch zwischen Bundesnachrichtendienst (BND) und russischem Föderalen Sicherheitsdienst (FSB) zur Lage in Tschetschenien berichtete das ARD-Magazin «Monitor» von diesen Schnüffelposten. Dem Report zufolge sagte der frühere FSB-Chef Nikolaj Kowaljow, der BND habe schon im ersten Tschetschenien-Krieg (1994 - 96) Aufklärungsergebnisse seines gemeinsam mit den Chinesen im Pamir betriebenen Stützpunktes an Moskau geliefert.
Die Operation «Pamir» gründete auf einer Anfang der achtziger Jahre vom chinesischen Geheimdienst gegenüber den Deutschen geäußerten Bitte um Technologiehilfe beim Ausspähen der UdSSR. Dies veranlasste die BND-Zentrale in Pullach bei München zu einem Deal: Mit den an Peking gelieferten Stationen sollte zum einen im chinesisch-sowjetischen Grenzgebiet Radaraufklärung betrieben, zum anderen die vom israelischen Geheimdienst Mossad für die Bundeswehr konspirativ beschafften Stör- und Täuschsender «Cerberus» im Einsatz gegen die Sowjets getestet werden.
Ab 1985 lieferte der BND dann elektronisches Horchgerät der AEG im Wert von 50 Millionen Mark nach China. Mindestens 20 Millionen flossen dabei aus dem Haushaltstitel «Systemzuschlag Tornado» (d. h. für das neue Kampfflugzeug) des Wehretats. Nach «Monitor»-Angaben kostete allein der Aufbau der Stationen 26 Millionen Mark.
Eigens für diese auch außenpolitisch brisante Geheimaktion wurde ein verwirrendes Geflecht von Scheinunternehmen installiert. Zum Beispiel nannte eine der Briefkastenfirmen als Sitz die Adresse von Norbert Gilles, Regierungsdirektor auf der Bonner Hardthöhe. «Das Pamir-Geschäft war ein illegaler Technologietransfer, eingefädelt vom deutschen Geheimdienst und bezahlt aus der Kasse des Verteidigungsministeriums», urteilte das Hamburger Wochenblatt Die Zeit im Juli 1990.
Welche Gegenleistungen der neue Partnerdienst in Peking für die High-Tech-Aufklärungsanlagen im zentralasiatischen Hochgebirge erbracht hat, «blieb vorläufig im dunkeln», schrieb Erich Schmidt-Eeenboom in seinem Buch «Schnüffler ohne Nase» (Econ, 1993). Hingegen sind die Kontroll-Leuchten der Anlagen auf der «kahlen Steppenweide» - so heißt der Pamir im Türkischen - offenbar nie ausgegangen.
Zuerst gegen Moskau gerichtet, nutzen die von den Stationen im Dreiländereck China - Pakistan - Afghanistan gewonnenen Erkenntnisse seit dem Ende des Kalten Krieges den Russen selbst. Sie sollen u. a. über Ausbildungscamps islamischer Freischärler, Militäroperationen tschetschenischer Rebellen und Routen asiatischer Drogenschmuggler informiert worden sein. Das alles geschieht unter dem Stichwort Terrorismusbekämpfung, unter dem auch die CIA sowie die britischen Dienste MI-5 und MI-6 den FSB mit Informationen beliefern.
Im Übrigen ist die Operation «Pamir» nicht die erste Fernaufklärung des BND für Partnerdienste in außereuropäischen Regionen. So versorgten die Pullacher Schlapphüte im Falkland-Konflikt zwischen Großbritannien und Argentinien 1982 die US-amerikanischen und britischen Dienste für elektronische Spionage, NSA und GHCQ, mit kompletten Texten der argentinischen Militärkommunikation zwischen den Südatlantik-Inseln und Buenos Aires.
Die Signale wurden von der Prüfstelle der Bundesstelle für Fernmeldestatistik in Husum, dem BND-Objekt «Kastagnette», erfasst und von den Pullacher Dechiffrierspezialisten entschlüsselt. Dass dies den Deutschen - im Gegensatz zu Amerikanern und Briten - gelang, ist eher einem Zufall zu verdanken. Die Argentinier benutzten nämlich einen Codierungsschlüssel, den die deutsche Abwehr im Zweiten Weltkrieg von den Franzosen erbeutet hatte.
In einem Punkt unterscheidet sich die «Kastagnette»-Lauschaktion freilich von der Operation «Pamir»: Während sich der BND seines Erfolges im Falkland-Konflikt rühmt, hält er sich über den zentralasiatischen Stützpunkt weiterhin bedeckt. «Es muss nicht alles zutreffen, was in einem Bericht steht», hieß es nach der «Monitor»-Sendung aus Pullach.