Angst vorm Telefonieren

Hallo,

ich telefoniere unheimlich ungern. Dabei ist ‚angerufen werden’ noch nicht mal so schlimm (obwohl ich auch soweit wie möglich vermeide) aber selbst anrufen ist für mich der absolute Horror.

Ich benehme mich wie der letzte Trottel. Ich bin dann total aufgeregt und fange oft sogar an zu stottern. Ich stottere sonst nie, nicht mal, wenn ich vor 200 Leuten eine Rede halten soll. Aber telefonieren bringt mich an die meine Grenzen. Mir ist es sogar schon passiert, dass ich dabei vor Aufregung das Atmen vergessen habe. Ich weiß nicht, ob es etwas wie eine Telefonphobie gibt aber wenn ja dann hab ich eine. Und wenn nicht bin ich halt die erste, die sie hat :smile:

Nun muss ich also ein wichtiges Telefonat führen, das Ergebnis dieses Anrufes entscheidet über meinen weiteren Lebensweg. Genauer gesagt geht es um die Vereinbarung eines Prüfungstermins und diese Prüfung entscheidet eben über meinen weiteren Lebensweg. Wenn ich nun schon beim Telefonat einen schlechten Eindruck hinterlasse kann ich die Prüfung eigentlich gleich vergessen.

Ich hab schon verzweifelt versucht über diesen Menschen irgendetwas rauszubekommen, damit ich mich schriftlich (wenigstens per Email) an ihn wenden kann aber vergeblich. Es bleibt mir nichts übrig, als diesen mir völlig fremden Mann auf seine Privat nummer anzurufen. Wäre es eine Büronummer wäre es vielleicht sogar halb so wild, aber ich muss ihn eben zu Hause anrufen…
Schon allein, wenn ich daran denke werde ich total nervös.

Das Blöde ist: Jedes Mal, wenn ich ein schwieriges Telefonat hinter mir habe denke ich mir „Mein Gott, was war jetzt daran so schlimm?“ aber das hilft mir jetzt auch nicht wirklich weiter. Um einen Anruf überhaupt zu machen gibt es für mich auch nur die „Augen zu und durch“ – Methode. Also ich wähle die Nr, damit sie im Telefonspeicher ist. Und dann drück ich irgendwann den ‚Anrufknopf’, warte zwei Sekunden und nehme den Hörer erst dann ans Ohr. Wenns dann schon klingelt trau ich mich nicht mehr, wieder aufzulegen und dann klappt es halt auch – mit stottern usw.

Was kann ich tun, um nicht so nervös zu sein? Habt ihr Tipps, wie ich dieses – und zweifellos noch folgende Telefonate – gut überstehen könnte?

Ich bin wirklich dankbar für jeden Ratschlag.

Liebe Grüße
Timi

Hallo Timi,

es wird kaum ein Trost für Dich sein, aber mit dem Problem haben viele - sehr viele - Menschen zu kämpfen.

Ich benehme mich wie der letzte Trottel.

Wie kommst Du zu dieser Annahme? Hat es Dir jemand gesagt oder ist es lediglich Dein subjektiver Eindruck?

Ich bin dann total
aufgeregt und fange oft sogar an zu stottern.
Mir
ist es sogar schon passiert, dass ich dabei vor Aufregung das
Atmen vergessen habe.

Passiert manchmal selbst dem ausgemachtesten Kommunikationsprofi, wenn er schlecht drauf ist oder siebzigtausend andere Sachen im Kopf hat. Was glaubst Du, wie oft ich schon am Telefon den Faden verloren habe… Es ist nicht schlimm, solange Du es nicht als schlimm ansiehst. Sicher, niemand ruft gerne bei wildfremden Menschen an, aber das Ausschlaggebende ist, daß am anderen Ende der Leitung auch ‚nur‘ ein Mensch sitzt. Woher willst Du wissen, daß es ihm nicht genauso wie Dir geht?

Was kann ich tun, um nicht so nervös zu sein? Habt ihr Tipps,
wie ich dieses – und zweifellos noch folgende Telefonate – gut
überstehen könnte?

Gegen die Nervösität an sich kannst Du nichts tun, Du kannst das Telefonat aber sehr wohl mit Mama/Papa/Freund/Freundin/Hastenichgesehen sozusagen ‚trocken‘ üben und verschiedene mögliche Szenarien durchspielen:

• Achte dabei bewußt auf Deine Atmung.
• Rede bewußt langsam und deutlich, anstatt einen fleißig vorgefertigten Text runterzuspulen (schon allein dadurch kannst Du das Atmen nicht ‚vergessen‘).
• Wenn Du Dich schon mitten im Satz verhaspelt hast: halb so wild. Ein ehrliches ‚Sorry, ich fange am besten noch einmal an‘ oder ‚1, 2, 3 und das Ganze noch einmal von vorn‘ ist tausendmal besser (und macht Dich Deinem Gegenüber menschlich sympathischer), als der krampfhafte Versuch, den Satz auf Teufel komm raus zu retten. Letzteres kann nur in die Hose gehen. Der eingeschobene Satz verschafft Dir eine kurze Verschnaufpause und entspannt die Situation.
• Mach Dir vor dem Telefonat eine Liste mit den Punkten, die Du ansprechen willst und hake sie während des Gesprächs auch wirklich ab.
• Und schließlich (das ist meines Erachtens sehr wichtig!): telefoniere a) in einer Umgebung und b) in einer Position, in der Du Dich wohl fühlst. Einfach mal durchtesten… Ich persönlich führe extrem wichtige Telefonate ausschließlich im Stehen, weil ich gemerkt habe, daß ich am Schreibtisch sitzend dazu neige, kurzatmig zu werden und damit zu schnell zu plappern.

Beste Grüße & viel Erfolg

Renee

Hallo Timi,

Dein Problem mit dem Telefon kannst Du erheblich abschwächen, indem Du das Gespräch vorher mehrmals „trocken“ übst und dabei trainierst, Dich dabei möglichst wohl zu fühlen, locker und entspannt zu sein und langsam zu reden. Nimm den Hörer in die Hand und tue so, als ob Du die Nummer wählst, die Du wählen mußt. Dann stellst Du Dir vor, wie das Telefon bei Deinem Gesprächspartner klingelt, bis der den Hörer „abnimmt“. Du wirst merken, daß Du auch in diesem immaginären Gespräch schon (sehr) nervös sein wirst. Dann melde Dich und spreche in den Hörer, was Du sagen willst, obwohl Dich ja niemand hören kann. Dabei trainierst Du dreimal, fünfmal, 10mal nacheinander, locker, ruhig, selbstbewußt und sicher zu sein und das wichtigste: Du trainierst, Dich in Deiner Haut dabei so wohl wie möglich zu fühlen; bei jedem dieser immaginären Übungsgespräche fühlst Du Dich wohler, bis Du Dich im Idealfall rundherum sauwohl fühlst, und wenn Du dann soweit bist, daß Du glaubst, das eigentliche Gespräch führen zu können, dann führe es. Auf jeden Fall wird Dir Dein wichtiges Gespräch mit den Vorübungen besser gelingen als ohne. Beobachte Dich, wo Du Dich verkrampfst und lasse los: Bauchdecke locker, Schultern fallen lassen usw. Und nebenbei weißt Du, daß Du die Sicherheit und Dein Wohlbefinden und die Lockerheit, die Du ja in Deinen Vorübungen intensiv trainierst, aufbaust, speicherst und mitnimmst in Dein eigentliches Gespräch, das Dir ja so wichtig ist. Das ist keine Hexerei und ich weiß, daß das funktioniert, denn ähnliches habe ich selber schonmal ausprobiert, als ich vor 20 Jahren mit dem Studium anfing und jedesmal schweinenervös war, wenn ich wiedermal mit meinen Hauptfach-Lehrer zu tun haben mußte, obwohl der wirklich nett war. Viel Erfolg!

Gruß Rüdiger

Hallo,
was verunsichert Dich konkret am telefonieren i.allg. und im speziellen beim Part des Anrufers ? Hängt das evtl. mit den schlechteren Möglichkeiten zusammen, den Gesprächspartner und seine Reaktionen einschätzen zu können (z.B. kein Sichtkontakt, Gestik und Ausdruck der Augen fehlen als Feedback) und siehst Du Dich in der Rolle als Anrufer genötigt der aktive Part im Gespräch zu sein bzw. als jmd. der den Angerufenen belästigt ?

Gruss
Enno

Hallo,

der den
Angerufenen belästigt ?

vielleicht ist es gerade das „Belästigen“. Wenn mich jemand anruft hat er ja gerade die Zeit dafür, sonst würde ers ja lassen. Oft genug ist das aber für mich nicht der passende Moment (wollte gerade aus dem Haus, wollte dies oder jenes machen). Und vielleicht denk ich mir einfach, dass ich denjenigen, den ich anrufe genauso bei irgendwas störe oder von etwas abhalte.

Aber maßgeblich ist es wohl einfach das „blamieren“, indem man totalen Blödsinn erzählt, sich verhaspelt etc. Ich hab auch viel weniger ein Problem damit, wenn ich Leute anrufe, von denen ich weiß dass ich sie niemals treffen werde. Aber diesen Herrn werde ich definitiv treffen und er wird über mein Leben entscheiden.

Wenn ich zB mit jemanden telefoniere, der sich dabei „dumm anstellt“ (etwa wie ich, wenn ich anrufe) und ich die Person hinterher treffe habe ich mir irgendwo schon ein Bild gemacht und die Person - ohne es wirklich zu wollen - ein Stück weit vorverurteilt. Vielleicht ist gerade das das, wovor ich Angst habe, eben selbst schon verurteilt / bewertet zu werden aufgrund eines miserabelen Telefonats.

Liebe Grüße
Timi

Hallo Renee,

es wird kaum ein Trost für Dich sein, aber mit dem Problem
haben viele - sehr viele - Menschen zu kämpfen.

ich kenne einige, die das gleiche Problem haben aber du hast recht - es hilft mir nicht wirklich.

Ich benehme mich wie der letzte Trottel.

Wie kommst Du zu dieser Annahme? Hat es Dir jemand gesagt oder
ist es lediglich Dein subjektiver Eindruck?

Das ist mein Eindruck. Gesagt hat es mir zum Glück noch niemand, ich glaube, das wäre das Telefon für mich endgültig mein größter Feind.
Man hat ja ein Bild von sich selbst und mein Bild, wenn ich telefoniere passt eben überhaupt nicht zu dem, wie ich mich sonst verhalte. Ich bin nicht dumm und kann mich eigentlich auch meist recht gut ausdrücken, aber dass ich am Telefon noch nicht meinen eigenen Namen vergessen habe grenzt an ein Wunder. Ich habe so das Gefühl, dass ich in die Babysjahre zurückfalle und nur noch das Sabbern fehlt. Von meinem Selbstbewusstsein, was ich ausstrahle, wenn ich jemandem persönlich gegenüberstehe ist nicht mehr übrig und ich fühle mich wie ein Häufchen Elend.

Was glaubst Du, wie
oft ich schon am Telefon den Faden verloren habe… Es ist
nicht schlimm, solange Du es nicht als schlimm ansiehst.

Es geht nicht so sehr um „den Faden“ verlieren sondern vielmehr „100 IQ - Punkte binnen 2 Sekunden verlieren“. Dass meine ganzen Telefonate nicht nur als „Ähhhh“ bestehen ist wirklich seltsam. Denn das scheint das einzige zu sein, was ich in diesen Momenten noch im Kopf habe.

Sicher, niemand ruft gerne bei wildfremden Menschen an, aber
das Ausschlaggebende ist, daß am anderen Ende der Leitung auch
‚nur‘ ein Mensch sitzt.

Seltsamerweise habe ich auch kein besonderes Problem damit, Anrufe für andere zu erledigen. Wenn mein Freund zB irgendwo anrufen soll (ihm geht es damit genau wie mir) und ich das genausogut erledigen kann ist es kein Problem für mich, das zu tun. Für andere kann ich wieder wunderbar sprechen, nur eben nicht für mich selbst.

• Achte dabei bewußt auf Deine Atmung.
• Rede bewußt langsam und deutlich, anstatt einen
fleißig vorgefertigten Text runterzuspulen (schon allein
dadurch kannst Du das Atmen nicht ‚vergessen‘).

Genau das gegenteil tue ich immer: Ich schreibe mir wortwörtlich auf, was ich sagen will und dann klappt es auch besser. Aber nur solange, bis vom gegenüber etwas ommt, womit ich nicht gerechnet habe.

• Wenn Du Dich schon mitten im Satz verhaspelt hast: halb so
wild. Ein ehrliches ‚Sorry, ich fange am besten noch einmal
an‘ oder ‚1, 2, 3 und das Ganze noch einmal von vorn‘ ist
tausendmal besser (und macht Dich Deinem Gegenüber menschlich
sympathischer), als der krampfhafte Versuch, den Satz auf
Teufel komm raus zu retten. Letzteres kann nur in die Hose
gehen. Der eingeschobene Satz verschafft Dir eine kurze
Verschnaufpause und entspannt die Situation.

Das werde ich mal versuchen. Wenn du das schreibst kommt mir das wirklich gar nicht schlimm vor.

• Mach Dir vor dem Telefonat eine Liste mit den Punkten, die
Du ansprechen willst und hake sie während des Gesprächs auch
wirklich ab.
• Und schließlich (das ist meines Erachtens sehr wichtig!):
telefoniere a) in einer Umgebung und b) in einer Position, in
der Du Dich wohl fühlst.

Naja, das sollte ich besser lassen, sonst telefoniere ich demnächst nur auf dem Klo :smile:

Beste Grüße & viel Erfolg

Dankeschön.

Liebe Grüße
Timi

Hallo Rüdiger,

Dein Problem mit dem Telefon kannst Du erheblich abschwächen,
indem Du das Gespräch vorher mehrmals „trocken“ übst und dabei
trainierst, Dich dabei möglichst wohl zu fühlen, locker und
entspannt zu sein und langsam zu reden. Nimm den Hörer in die
Hand und tue so, als ob Du die Nummer wählst, die Du wählen
mußt. Dann stellst Du Dir vor, wie das Telefon bei Deinem
Gesprächspartner klingelt, bis der den Hörer „abnimmt“. Du
wirst merken, daß Du auch in diesem immaginären Gespräch schon
(sehr) nervös sein wirst.

ja, das habe ich bereits mehrmal versucht und war schon in dem Moment zu nervös, das Gespräch überhaupt zu Ende zu führen. Aber wenn man sich dann in diesem Moment selbst 5 Minuten anschweigt (um sich wieder ein bisschen zu fassen) ist das ja kein Problem - ein wirklicher Gesprächspartner würde sich in der Zeit wahrscheinlich schon Gedanken machen, ob ich noch lebe.

Dann melde Dich und spreche in den
Hörer, was Du sagen willst, obwohl Dich ja niemand hören kann.
Dabei trainierst Du dreimal, fünfmal, 10mal nacheinander,
locker, ruhig, selbstbewußt und sicher zu sein und das
wichtigste: Du trainierst, Dich in Deiner Haut dabei so wohl
wie möglich zu fühlen; bei jedem dieser immaginären
Übungsgespräche fühlst Du Dich wohler, bis Du Dich im
Idealfall rundherum sauwohl fühlst, und wenn Du dann soweit
bist, daß Du glaubst, das eigentliche Gespräch führen zu
können, dann führe es. Auf jeden Fall wird Dir Dein wichtiges
Gespräch mit den Vorübungen besser gelingen als ohne.
Beobachte Dich, wo Du Dich verkrampfst und lasse los:
Bauchdecke locker, Schultern fallen lassen usw. Und nebenbei
weißt Du, daß Du die Sicherheit und Dein Wohlbefinden und die
Lockerheit, die Du ja in Deinen Vorübungen intensiv
trainierst, aufbaust, speicherst und mitnimmst in Dein
eigentliches Gespräch, das Dir ja so wichtig ist. Das ist
keine Hexerei und ich weiß, daß das funktioniert, denn
ähnliches habe ich selber schonmal ausprobiert, als ich vor 20
Jahren mit dem Studium anfing und jedesmal schweinenervös war,
wenn ich wiedermal mit meinen Hauptfach-Lehrer zu tun haben
mußte, obwohl der wirklich nett war. Viel Erfolg!

Ich werde es noch mal versuchen, vor allem mich dabei zu entspannen. Ich hoffe, dass es funktioniert und danke dir für den Tipp.

Liebe Grüße
Timi

Hallo nochmal,

vielleicht gibt es für meine Angst auch einen ganz anderen Grund. Und zwar wird mir immer wieder gesagt, dass ich eine sehr kindliche Stimme habe. Wenn ich mich mit einem Mikro aufnehme und das abspiele denke ich das gleiche und dass es irgendwie nicht meine Stimme ist, denn ich höre mich fast an, wie ein Kind.

Vielleicht schüchtert mich dieser Umstand sehr ein, weil ich dadurch eben keine Möglichkeit habe, mich wie ein Erwachsener zu benehmen - wenn eine 10jährige spricht wie eine 20jährige klingt das ja eher peinlich. Und vielleicht denke ich einfach, dass mein Gegenüber mich wegen meiner Stimme ohnehin nicht ernst nimmt.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, aber das ist mir gerade so in den Sinn gekommen.

Liebe Grüße
Timi

Hallo Timid,

mir geht es ähnlich. Für meinen Freund kann ich wunderbar telefonieren. Auch Telefonate mit Freunden etc. sind kein Problem.

Meine Probleme sind eher dann, wenn ich mit fremden Menschen einfach nett plaudern muss, um nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Oder wenn etwas unerwartetes passiert z.B. die gesuchte Person ist nicht da und eine andere, weniger bekannte Person nimmt ab, die man dann nicht so abwürgen darf.

Mir hilf es, bei wichtigen Gesprächen auch damit zu rechnen, dass auch ein Anrufbeantworter mein Gegenüber werden kann. Damit haben auch viele Menschen ein Problem.

Stell dir vor, was du von deinem Gegenüber willst. Mache dir Notizen. Vielleicht findest du auch ein „Opfer“, mit dem du vorher am Telefon üben kannst. Er übernimmt dann also die Position des Herren auf der anderen Seite.
Setze dich zum Telefonieren in ein ruhiges Zimmer. Mithörer machen nur unnötig nervös.

Du schaffst das!

Gruß
Tato

Hi Timi,
gegen das ‚Belästigen‘ gibt’s eigentlich ne einfache Methode:

‚Guten Tag, ich wollte mich gerne mal über xyz Prüfung informieren, hätten Sie einen Augenblick Zeit?‘

Wenn nicht, kannst Du nachfragen, wann denn eine günstige Zeit wäre, anzurufen. Wenn doch, kannst Du ja beruhigt sein.

Zu dem Rest… jeder verhaspelt sich mal am Telefon, verliert den Faden etc. Die Kunst ist, dabei weiterhin selbstsicher zu wirken, und das geht nur, wenn man weiss, dass man kein Trottel ist, sondern das ganz normal ist. ‚Äh, da war noch eine Sache, die ich sie noch fragen wollte - eh, kleinen Augenblick. Ach ja,…‘

Bei Bedenken bei Telefonaten ist es vielleicht ganz gut, sich Stichpunkte auf einen Zettel zu schreiben, was man denn fragen oder sagen will.

Klar ist auch ‚trockenüben‘, wie anderswo erwähnt, ganz gut, man kann sich dadurch aber auch unnötig nervös machen. Probe, Generalprobe, oh, scheisse, jetzt wird’s ernst…

Manchmal ist es leichter, es geübt zu haben, dann aber später sich einfach den Ruck zu geben, Telefonnummer wählen, zack, jetzt geht’s los. Ist sicher nicht bei jedem so, aber bei mir ist mein Hirn dann viel konzentrierter mit dabei.

Ne andere Sache ist natürlich Übung… wenn Du die gleiche Art von Anruf öfters machen musst, läuft’s irgendwann fast automatisch.

Viel Glück!
Isabel

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Hallo,

ich telefoniere selber auch ungern, als Nicht-Muttersprachlerin sowieso.

Irgendwann habe ich trotzdem einen Job als Telefonberaterin angenommen und das klappte auch, weil ich:

  • meinen Kollegen beim Telefonieren zuhörte und ihre Ausdrucksweise übernahm (nicht so sehr bewusst als aus der „Not“)
  • mir die ganze Zeit bewusst war, dass es bestimmt „Profi-Telefonierer“ gibt, aber dass ich noch üben muss, bis es so weit ist :smile:)
  • dadurch keine Vorstellung von mir als eine (zukünftige) vollkommene „Telefoniererin“ im Kopf hatte, sondern nur das eine Ziel vor den Augen: es läuft zwar ganz gut (habe ich ja abgeguckt), aber ich kann mich noch verbessern (noch ohne ein perfektes Telefongespräch vor den inneren Augen :smile: als Ziel zu haben)

Dadurch wurde ich gelassener und schäme mich nicht immer, wenn ich mich verhaspele. Die Leute, die bei mir im Job angerufen haben, konnten ja auch nicht alle so gut telefonieren und manche Dozenten können’s schon gar nicht…

Übrigens merke ich, dass meine Stimme beim Telefonieren so einen bittenden Beiklang hat („Bitte ärgern Sie sich nicht, ich bin nur eine arme Ausländerin, die Sie eben sprechen muss“ oder so, ziemlich albern) und natürlich hat das seine Folgen, denn nicht alle kriegen gleich Mitleid mit mir :smile: (isch ja logisch), aber die Folgen nehme ich einfach hin, schließlich bin ich diejenige, die die Stimmung bestimmt hat, durch den Ton, also kann ich auch die Folgen übernehmen, mindestens rational, wenn nicht immer gefühlsmäßig.

So, war da jetzt noch ein guter Tipp drin? Würde mich echt freuen…

Gruß, Melita

Hallo,
zunächst - Dein Vorschlag ist völlig ok. Der Satz

‚Guten Tag, ich wollte mich gerne mal über xyz Prüfung
informieren, hätten Sie einen Augenblick Zeit?‘

erinnert geringfügig geändert allerdings an die Gesprächsintros von Callcentern :wink:.

Gruss
Enno

PS: Die für mich bisher beste (im Sinne „Überraschung“) Masche war ein Typ, der auf meinen AB eine sagen wir „Jana Sandner“ suchte und von mir mit Bitte auf Rückruf wissen wollte, ob es sich ggf. um meine Schwester handle. Beim Rückruf wandelte sich, nach einer anfänglich normalen Konversation, der Gesprächcharakter, als er „zufällig“ erwähnte, daß die besagte Jana eine Versicherung abschließen wollte und ob nicht zufälligerweise meinerseits ebensfalls Interesse daran bestehen würde. Irgendwie will ich nicht so recht glauben, daß insbesondere im Kontext von Versicherungen diese Verkaufstrategie der Hit sein wird :wink:.

Hi Timi,

…wird mir immer wieder gesagt, dass ich eine sehr kindliche Stimme habe.

wenn ich mir so manche Kollegin ins Gedächtnis rufe, meine ich, dass es kaum kindliche Stimmen, sondern nur kindliche Sprechweisen gibt, dass also eher der Tonfall den kindlichen Eindruck erweckt. Das sollte man aber (ver-)lernen können, vielleicht unter Anleitung eines Sprachlehrers, der Schauspieler ausbildet. Der könnte auch besser erkären, was es da so alles gibt - Hebung am Satzende, wo gar keine Frage ist und ähnliches.

Ein Beispiel für eine Sprechweise, die wohl kaum der Wesensart entspricht, ist Antje Vollmer, unsere Bundestagspräsidentin. Wenn ich die reden höre, warte ich zwanghaft auf den Weinkrampf, der in der nächsten Sekunde kommen müsste. Kommt aber nie - was habe ich schon vergeblich gehofft…

Zu dem außer-Tritt-bringen, von dem Du in einem anderen Posting gespochen hast: Bist Du in der Lage, auch mal nicht sofort zu antworten, Dir also Zeit zum Nachdenken zu nehmen? Wenn nicht, versuch es mal im privaten Gespräch. Vor dem „Sind Sie noch dran?“ schützt Du Dich durch Grummeln oder Ähnliches, wenn es dennoch kommt, auch nicht schlimm - eine Bemerkung á la „Jetzt haben Sie mich auf dem falschen Fuß erwischt“ wirkt manchmal Wunder.

Gruß Ralf

Hallo Timid,

hmm - meine Tricks werden vielleicht trivial klingen, und zum größten Teil wurden sie auch schon erwähnt. Trotzdem erzähl ich Dir mal, wie ich „heikle“ Telfonate meistere:

  1. Ich rufe in ner Situation an, wo ich den Eindruck habe, daß es dem Angerufenen passt. Also zu einer „vernünftigen“ Uhrzeit, nicht frühmorgens um 6, nicht 5 vor 12 - in Deinem Fall wahrscheinlich so um 19:40 (Heute-Nachrichten vorbei, Tagesschau noch nicht angefangen, Abendessen üblicherweise auch vorbei, der Krimi um 20:12 noch nicht angefangen).
  2. Überlege ich mir, was passieren könnte:
  • es ist belegt (gut, probier ich’s halt später nochmal)
  • es geht keiner rein (siehe oben)
  • es ist nur der automatische Anrufbeantworter dran (ich lese meinen Text ab. Sowas wie „Guten Abend, hier spricht Vorname Nachname aus dem Semester xxx. Ich habe versucht Sie zu erreichen wegen eines Termins zur yyy-Prüfung. Ich melde mich morgen Abend nochmal (oder bin unter Meine-Tel zu erreichen. - falls Du das willst)“
  • es ist seine Frau/Tochter/Sohn dran. Standardsatz „Guten Abend, hier spricht Vorname Nachname aus dem Semester xxx. Könnte ich bitte Herrn Name sprechen?“ (Nicht fragen: „Ist der da?“ ein Cleverle könnte antworten „Ja.“ und dann schweigen *ggg*)
  • Du weißt nicht, ob er dran ist, weil er sich mit „Ja hallo?“ meldet. Dann würde ich auch den Standardsatz Guten Abend, hier spricht Vorname Nachname aus dem Semester xxx. Könnte ich bitte Herrn Name sprechen?" oder - „Spreche ich mit Herrn Name?“ wenn Du den Verdacht hast, daß er’s selber ist.
  • Er ist’s. Dann auch der Standardsatz. Achtung - sprich Deinen Namen recht deutlich aus, damit er ne Chance hat, Dich zuzuordnen, denn möglicherweise hat er ja mit nem Anruf der Schwiegermutter gerechnet *g*
    So - wie auch immer: irgendwann hast ihn an der Strippe. Dann schaust Du auf Deinen schlauen Zettel, wo zunächst mal sein Name und seine Telefonnummer draufsteht. Ferner steht auf diesem Zettel unten rechts der Anrufbeantworter-Satz und eventuell Dein Einleitungssatz. Außerdem stehen auf dem Zettel noch Deine Stichworte, wie etwa
  • xxx-Prüfung
  • Themen
  • Termin
  • Beisitzer
  • Ort
  • Unterlagen?
    Oder was Du halt auch wissen mußt. Dieser Zettel liegt mit zwei weiteren leeren (man weiß ja nie, nachher kriegst ne seitenlange Wegbeschreibung zum Prüfungszimmer oder er diktiert Dir die Prüfungsfragen *g*) auf Deinem Schreibtisch mit viel Platz drumrum, so daß nötigerweise alle drei Zettel locker nebeinenander Platz haben. Dann liegt da noch ein erprobt funktionierender Kugelschreiber und ein Glas Wasser steht :wink:
    Gut, dann ist natürlich Radio, Fernseher, Hund, Partner, Kinder, Eltern etc. abgeschaltet bzw. mit Schweigegelübde belegt, Du bist allein im Zimmer (nix schlimmer als ne gestikulierende Mutter im Hintergrund die immer halblaut „Termin, Termin“ schreit). Handy - so Du nicht von dort aus telefonierst ist natürlich auch auf stumm oder im Nebenzimmer.
    So, drittens ist wichtig, daß Du Dich wohl fühlst. Das heißt jetzt nicht, daß Du in voller Kampfbemalung im kleinen Schwarzen dort rumtelefonieren sollst, aber ich würde die uralte Jogginghose doch gegen eine gute Jeans eintauschen und auch die Haare nochmal kämmen. Einfach so, wie Du auch in normale Vorlesungen gehst und Dich wohl fühlst.
    Dann gibt’s noch den alten Spruch „lächle am Telefon“ - das funkioniert wirklich :wink: Allerdings kann das ein wenig schwer zu realisieren sein: vielleicht hilft Dir ein Maskottchen oder ein Smiley auf dem Zettel, Dich dran zu erinnern?
    Naja, und last aber ziemlich wichtig. Das Telefonat übst Du vorher. Entweder mit dem stummen Hörer in der Hand aber Du tust so als ob Du wählst, dann murmelst „tuuuuut-tuuuuut“ und probierst die oben erwähnten Varianten aus. Und vielleicht hast Du ja einen Menschen Deines Vertrauens, der Dir dabei hilft und den Part von Deinem Prof. (bzw. seiner Frau, dem Anrufbeantworter oder dem Sohn) übernimmt und Dich auch mal in dumme Situationen bringt :wink: Denn Training ist wohl in dieser Situation das einzige was hilft *tröst*
    Ach ja, wenn Du magst, darfst Du auch gerne bei mir anrufen, ich tu dann so, als ob ich Dein Prof wäre *fg* Mail einfach Bescheid, wenn Du das willst :smile:

Ich drück Dir sämtliche Daumen und berichtest dann, wie’s Dir ergangen ist?

*wink*

Petzi

Hallo Timi,

ich telefoniere unheimlich ungern.

Ich eigentlich auch, aber wat mut dat mut:wink:

Ein paar Gedanken meinerseits:
a) Weißt Du, dass Du Dich so verhälst oder glaubst Du, dass Du Dich so verhälst?
Warum ich das frage: Ich z.B. habe jahrelang geglaubt, dass ich bei Vorträgen stottere, den roten Faden verliere etc. Irgendwann habe ich mal ein Kommunikationsseminar gemacht mit einer Videoaufzeichnung und siehe da: Nichts davon:wink: D.h. Deine Eigenwahrnehmung kann sich gravierend(!) von der Fremdwahrnehmung anderer unterscheiden. Deshalb wäre es ggf. sinnvoll, tatsächlich ein Telefonat aufzuzeichnen, vielleicht ist es ja auch bei Dir lange nicht so schlimm, wie Du befürchtest. (Bedenke dabei, dass Du das Deinem gegenüber eigentlich sagen müsstest…)
b) Rosskur machen: Versuche einen Job in einem Callcenter zu bekommen. Wenn Du ersteinmal mit 200 wildfremden am Tag telefoniert hast, schreckt Dich nichts mehr. (Ich hatte einen rel. gutbezahlten Studenten-Job bei der Telefonauskunft. 8h bedeuteten ca. 500 Gespräche, da ist alles vom Flirt bis zum Pöbler dabei, das härtet ab:wink:)
c) Übung, Übung, Übung. Es frisst Dich niemand durchs Telefon. D.h. Augen zu und durch. Ängste bekämpft man durch Übung:wink:

Nebenbei: Du riskierst mit diesem Problem, Freundschaften zu verlieren. Ich z.B. habe schon manche Distanz-Beziehung abgebrochen, weil ich den Eindruck hatte, dass von der anderen Seite nichts kam. Bei der einen oder anderen Beziehung bin ich fast sicher, dass es an einer Telefonphobie zumindest mir gegenüber lag.
Die Ahnung allein half mir aber rel. wenig, ich blieb immer wieder enttäuscht, denn ein Email ist kein Ersatz für einen perönlichen Kontakt…

Grüße+Kopf hoch
Jürgen

Hallo drambeldier,

…wird mir immer wieder gesagt, dass ich eine sehr kindliche Stimme habe.

wenn ich mir so manche Kollegin ins Gedächtnis rufe, meine
ich, dass es kaum kindliche Stimmen, sondern nur kindliche
Sprechweisen gibt, dass also eher der Tonfall den kindlichen
Eindruck erweckt.

nein, es scheint mir wirklich eher die Stimme zu sein. Es mag durchaus sein, dass gerade durch diese Unsicherheit meine Stimme dann sehr dünn wird und dadurch noch kindlicher wirkt. Aber mir wird es auch oft genug von Freunden / Bekannten gesagt, wenn ich mit denen telefoniere. Obwohl ich da eigentlich keine Probleme habe, mich nicht unwohl fühle etc. Sogar mein Freund sagt es mir ab und an, wenn ich ihn anrufe und bei ihm hab ich nun wirklich keine Angst.

Ich sage es mal so: Ich könnte gerade Telefonsex machen und trotzdem würde ich klingen wie eine 10jährige :wink:

Zu dem außer-Tritt-bringen, von dem Du in einem anderen
Posting gespochen hast: Bist Du in der Lage, auch mal nicht
sofort zu antworten, Dir also Zeit zum Nachdenken zu nehmen?

Ja. Die Zeit nehme ich mir meist sogar weniger, um nachzudenken sondern es ist schon eine Sache der Höflichkeit, nicht sofort loszuplappern. Schließlich könnte der andere noch etwas sagen wollen und es ist unhöflich, ins Wort zu fallen. Schon allein daher immer eine kleine Pause.
Aber wirklich nachdenken tue ich ehrlich gesagt dabei nicht. Mir fällt da gerade ein telefonisches Bewerbungsgespräch ein, was bestimmt schon mehrere Jahre zurückliegt. Ich sollte also einen Termin vereinbaren. Der Herr hat mir einen Termin vorgeschlagen und ich hab schneller zugesagt als ich überhaupt realisiert hatte, wann der Termin überhaupt ist. War in dem Moment nicht schlimm, aber dieses vorschnelle Zusagen kam mir gerade in den Sinn. Vielleicht sollte ich wirklich verstärkt auf Denkpausen achten.

Wenn nicht, versuch es mal im privaten Gespräch.

Im Privaten tue ich es. Bei den Gesprächen, mit denen ich solche Probleme habe ist es vielleicht einfach dieses „ich will es jetzt hinter mir haben, so schnell fertig werden wie möglich“.

Liebe Grüße
Timi

Schwarzmalerei?

Hallo,

Zu allem was schon gesagt wurde, kommt es mir auch so vor, als würdest Du die Folgen des Telefonats viel zu wichtig und viel zu schwarz einstufen. Sicher hatte jeder schon mal Herzklopfen vor einem telefonat mit einer „wichtigen“ Person, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, ass ein Telefongespräch über den weiteren Lebensweg entscheiden soll. Hier:

Nun muss ich also ein wichtiges Telefonat führen, das Ergebnis
dieses Anrufes entscheidet über meinen weiteren Lebensweg.
Genauer gesagt geht es um die Vereinbarung eines
Prüfungstermins und diese Prüfung entscheidet eben über meinen
weiteren Lebensweg. Wenn ich nun schon beim Telefonat einen
schlechten Eindruck hinterlasse kann ich die Prüfung
eigentlich gleich vergessen.

Das telefonat entscheidet höchstens über den Termin der Prüfung, nicht aber über das Ergebnis. [Nebenbei: Hast Du eigentlich auch Prüfungsangst?] Viele sagten Dir schon, dass Du vermutlich längst keinen so schlechten Eindruck machst, wie Du befürchtest. Ich sage Dir noch: selbst wenn! Über das Prüfungsergebnis entscheidet die prüfung selbst. Vermutlich erinnert sich der Prof (?) während der Prüfung nicht einmal mehr an das Gespräch.

Ich hab schon verzweifelt versucht über diesen Menschen
irgendetwas rauszubekommen, damit ich mich schriftlich
(wenigstens per Email) an ihn wenden kann aber vergeblich. Es
bleibt mir nichts übrig, als diesen mir völlig fremden Mann
auf seine Privat nummer anzurufen. Wäre es eine
Büronummer wäre es vielleicht sogar halb so wild, aber ich
muss ihn eben zu Hause anrufen…
Schon allein, wenn ich daran denke werde ich total nervös.

Ist klar, man stört nicht die Leute gerne zuhause. Schon gar nicht, wenn sie Respektpersonen sind. Aber sag’ Dir vorher: Wenn er nur eine Privatnummer angibt, dann kann er eben auch nur privat angerufen werden. Wenn ihm das nicht passt, muss er sich anders organisieren. Schliesslich läßt Du Dich doch nicht zum Spass prüfen, oder? Zudem wirst Du nicht die erste und nicht die letzte sein, die ihn zuhause stört…

Viel Glück, Peter