Anker fallen lassen

Hallo & sorry, dass ich schon wieder da bin :-/

Angenommen, olle Holk/Kogge/Nef - irgendwas dieses Kalibers eben - lässt in windstiller Bucht den Anker fallen:
1.) an Kette oder Trosse?
2.) wie fühlt sich das an? Schiff liegt doch nicht mit einem Ruck still, als hätte man die Handbremse angezogen, oder?

Danke euch!
Gruß,
Eva

Angenommen, olle Holk/Kogge/Nef - irgendwas dieses Kalibers eben

  • lässt in windstiller Bucht den Anker fallen:
    1.) an Kette oder Trosse?
    2.) wie fühlt sich das an? Schiff liegt doch nicht mit einem
    Ruck still, als hätte man die Handbremse angezogen, oder?

Hallo Eva !

In einem in Ladby (Dänemark) ausgegrabenen Wikingerschiff liegt im Vorschiff ein eiserner Anker, mit einem Stück eiserner Kette daran.
Zwar sind Anker und Kette sehr stark verrostet, dennoch sind beide Teile Beweis genug, daß die Wikinger bereits Ankerketten benutzt haben müssen.
Nun ist aber den Werken englischer Seeschriftsteller zu entnehmen, daß zur Zeit Nelsons (1758-1805) noch Hanftaue (hawser) in Gebrauch waren, um den/die Anker mit dem Schiff zu verbinden.
Ketten waren nach Chatterton erst seit 1812 in Gebrauch. Andere Quellen nennen sogar noch spätere Jahreszahlen. Im allgemeinen kann man nach diesen Quellen das erste Drittel des 19. Jahrhunderts als den Beginn des Gebrauchs von Ankerketten annehmen.
Hier nun klafft zwischen der Zeit der Wikinger (um 900 n. Chr. herum) und den jüngeren Forschungsergebnissen für das 19. Jahrhundert ein beträchtliches zeitliches Vakuum, das sich nur mit der Erkenntnis abtun läßt, daß im Altertum viele andere bedeutende Erfindungen gemacht worden sind, die später in Vergessenheit gerieten, um nach langer Zeit wieder aufzutauchen.

Um zunächst bei den Wikingern zu bleiben : Generell ist bekannt, daß diese im allgemeinen Taue, die um die Schiffsschnäbel gelegt wurden, zum Ankern benutzt haben. Nachzuweisen ist aber auch, daß Wikingerschiffe bereits anno 859 n. Chr. bis in das Mittelmeer vorgestoßen sind. Und auf diesen Schiffen wird man, so darf mit Sicherheit angenommen werden, hier und dort oder ganz allgemein den Gebrauch von Ketten an Stelle von Hanftauen übernommen haben, ohne daß zugleich die anderen, nicht im Mittelmeer operierende Wikinger zum Kettengebrauch übergingen.

Der Mittelmeerraum scheint überhaupt der Ursprungsort eiserner Ketten gewesen zu sein.
Die Geschichte der Kette ist also uralt. Jedoch ist eine zusammenhängende Literatur darüber nicht bekannt. Die ersten Ketten sind aus der Bronzezeit zu belegen. Die ersten eisernen Ketten lassen sich aus den Eisenfunden von Khorsabad nachweisen (1400-800 v. Chr.). Die Geschichtsforschung weist nach, daß es sich um Schiffsketten handelt und daß bereits die Assyrer mit dem Schweißen des Eisens vertraut waren.

Caesar (De bello gallico, III, 13) sowie Strabo (Geogrphica, IV, 4) berichten über Ankerketten.

1634 Philipp White führt auf den Schiffen Ankerketten anstatt der Ankertaue ein.

Ich glaube, es waren Ankertaue. Ketten hätten weniger Gewicht für Ladung gelassen.

  1. Frage. In einer windstillen Bucht liegt das Schiff still, es fährt nicht!!! Man merkt vom Fallen des Ankers nichts.

mfgConrad

2.) wie fühlt sich das an? Schiff liegt doch nicht mit einem
Ruck still, als hätte man die Handbremse angezogen, oder?

Hallo, Eva,
nachdem Conrad auf den erstenTeil Deiner Frage einging, will ich es mit dem zweiten Teil versuchen.

Der Anker wird ja nicht aus voller Fahrt geworfen, sondern zunächst wird man die #Fahrt aus dem Schiff nehmen (beidrehen). Dann wird der Anker ausgebracht und mit langsamer Fahrt Kette „gesteckt“.
Denn entgegen landläufiger(sic!) Meinung ist es ja nicht der Anker, der das Schiff auf der Stelle hält, sondern der Widerstand einer größeren Länge von Ankerkette, die auf dem Grund ausgelegt wird. Der Anker selbst dient dabei mehr oder weniger nur als Haken, der verhindert, dass die Kette über Grund geschleppt wird, er soll die Kette festhalten.

Gleiches gilt auch für die Ankerleine, die oft noch mit Gewichten beschwert wurde, damit sie auf dem Grund liegenbleibt.

Hier findest Du übrigens eine gute Beschreibung zum Ankern: http://www.sailornet.at/ankern.htm

Gruß
Eckard

nachdem Conrad auf den erstenTeil Deiner Frage einging, will
ich es mit dem zweiten Teil versuchen.

???

Was soll ich sagen…
…*Danke* wieder einmal :smile:

Moin, Eva & Conrad!

Schöner Artikel, Conrad! Ich möchte noch ergänzen, dass es seit
Einführung der Kette auch immer das Ankern an Leine mit
Kettenvorläufern gegeben hat, um einerseits die Haltekraft der Kette
auszunutzen (von der entsprechende viel mitgeführt werden muss), um
aber andererseits auch in großen Wassertiefen ankern zu können, ohne
entsprechend viel Kette mitführen zu müssen.

Nochwas zu dem „Ruck“:

Nach heutiger Lehrbuchmeinung sollen zwischen drei und fünf
Wassertiefen an Kette gesteckt werden. Der Anker wird fallen
gelassen, nachdem das Schiff zuvor in den Wind / Strom gedreht wurde
und nun anfängt, langsame Fahrt achteraus zu machen. Dabei ist darauf
zu achten, dass nicht die ganze Kette einfach auf den Anker geworfen
wird, sobald der den Grund erreicht hat, sondern das achteraus
sackende Schiff soll die Kette durch seine Fahrt selbst aus dem
Kasten ziehen. Wenn die entsprechende Länge gesteckt wurde, wird die
Bremse festgedreht. Dass das Schiff nun seine langsame Fahrt
verliert, merkt man nur daran, dass die Ankerkette „steif“ oder
„tight“ kommt und immer flacher ins Wasser zeigt.

Bei kleineren Schiffen in der von dir geschilderten Größe hat man
früher in diesem Moment die Hand auf die Kette oder Leine gelegt.
Wenn sie leicht vibrierte, war das das Zeichen, dass der Anker nicht
hält und über den Grund gezogen wird. Hält der Anker aber, gibt’s
keinen Ruck, sondern dass Schiff hebt sachte das Gewicht der Kette
vom Grund ab. Irgendwann sind beide Kräfte ausgeglichen, und das
Schiff steht still. Also nix Ruck.

Stell dir dazu vor, dass du ein Auto an einer 100 m langen sehr
schweren Leine ziehen willst. Bevor du das Auto überhaupt ziehst,
musst du den Reibungswiderstand der Leine überwinden. Einen Teil der
Leine wirst du vom Boden anheben können, aber ich schätze, nicht mehr
als 10 m. Und selbst wenn du losrennst, würdest du mit einer
federnden Bewegung gestoppt und durch die Schwerkraft, die auf die
Leine wirkt, zurückgezogen werden. Das Auto wirst du keinen cm weit
bekommen. Genau das ist das Grundprinzip des Ankerns…

Gruß,
Marinero

Hallo !

Klasse!! Nur, was hat das mit der Frage zu tun?

Ich habe einige tausend Ankermanöver mitgemacht und keines verlief, wie das andere.
Ankern nach Lehrbuch ist schon witzig.

mfgConrad

Hallo Conrad,

Ich habe einige tausend Ankermanöver mitgemacht und keines
verlief, wie das andere.

Einige tausend? Nicht dass ich Dir nicht glaube, aber das muss, auch bei einer langen Fahrenszeit, schon ein sehr spezieller Bereich der Seefahrt gewesen sein, bei dem so oft geankert wird. Magst Du darüber ein bisschen mehr verraten, klingt interessant.

Ankern nach Lehrbuch ist schon witzig.

Jo, da hast Du allerdings recht.

Gruß
Werner

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Moin.

Also, wir haben’s im Studium noch so als Faustregel gelernt, aber die
meisten Kapitäne, mit denen ich gefahren bin, haben fast immer mehr
gesteckt - oft unnötigerweise, wie ich fand.

Abgesehen davon: Ich kann da jetzt nicht so den Witz erkennen.
Lehrbuchmeinungen (und ganz besonders in so einem Fall) basieren
günstistenfalls auf Erfahrungen (wenn es ein gutes Buch ist), falls
das Eure Anspielung gewesen sein sollte.

Und einige 1000 Ankermanöver? Kommt mir auch n bisschen viel vor. Mit
was für Fahrzeugen bist du die gefahren?

Nautischer Gruß,
Marinero

@conrad: Meintest du das mit den 3 bis 5 Wassertiefen? Ich bin so
angefangen, um dann das Fehlen des Rucks zu erklären. War vielleicht
n bisschen umständlich. :smile: Aber vielleicht hat es ja doch zum
Verständnis beitragen können…

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

35 Jahre Seefahrt.

Davon ein Großteil in den 60ern nach Westafrika. Dort waren die Häfen fast alles Reedehäfen oder man lag im Fluß. Pro Reise (2 Monate) wurde dann mindestens 20 mal geankert.
Sehr viel durch den Panama- und Suezkanal. Also viel Wartezeit am Anker.
Es waren so viele!! Glaubt mir!

Noch ein Beispiel :

In den 80ern, vier Monate Santos/Brasilien.
80 000 to Zement gelöscht.
Tagsüber an der Pier, nachts am Anker.

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Noch ein Beispiel :

In den 80ern, vier Monate Santos/Brasilien.
80 000 to Zement gelöscht.
Tagsüber an der Pier, nachts am Anker.

OK, OK! *weiße Fahne schwenk*

War ja bloß eine harmlose kleine Frage…

)

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War ja bloß eine harmlose kleine Frage…

)

Oh nein, Du wolltest mich festnageln.
Und denk immer dran, „Seefahrt“ am Simulator hat mit der richtigen Seefahrt fast nichts zu tun.

mfgConrad

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