Anlauffarben und Schweißmuttern nach DIN 929

Hallo Experten,

in einer Zeichnung wurde angegeben, dass eine Schweißmutter nach DIN 929, M6 aus CrNi-Stahl auf einem 2mm dicken CrNi-Stahlblech aufgeschweißt werden soll.

Es sind Anlauffarben bis max „strohgelb“ gefordert.
Die angeschweißte Mutter muss ein Drehmoment von mindestens 12,8Nm übertragen können.

Die Firma, die das Teil herstellen soll, ist der Meinung, dass das nicht möglich sei. Entweder kann die Mutter bei strohgelber Anlauffarbe nur ein geringeres Drehmoment übertragen oder aber, wenn das Drehmoment eingehalten werden soll, würde mehr Energie benötigt, das zu einer blauen Anlauffarbe führen würde.

Stimmt die Aussage?

Wer weiß was ?

Hallo Jens

Man kann durchaus die erforderliche Festigkeit erzielen und die Anlauffarbe einhalten, wenn auch nicht strohgelb, aber blau muss es auch nicht werden.
Das Ganze steht und fällt mit der Weg/Zeit/Stromsteuerung.
Außerdem ist das gleichmäßige der Mutter von essentieller Bedeutung.
Mit Strom an und draufdrücken ist es jedenfalls nicht getan, so kann man vielleicht Isolierungskrampen anschweissen.
Der kritische Moment ist die Stellung „Schweißwarzen kurz vor Blechoberfläche“, dann muss der maximale Strom fließen. Die Erwärmung erfolgt hauptsächlich an der Mutter und es ergeben sich vier „Teiglinsen“ im Blech. Das Verschweißen erfolgt dann durch hohen Druck in kurzer Zeit.
Die Firmen, die sowas dauernd machen, haben da schon viele Versuche durch, bis es geklappt hat.
Vielleicht ist dein Anbieter doch nicht so erfahren?

Gruß
Rochus

Hallo Rochus,

vielen Dank für deine Antwort.

Also, wenn die Anlauffarben wischen blau und strohgelb liegen, wo liegen sie dann in realistischer und optimaler Weise?

Wir fordern Schweißnähte maximal strohgelb bzw. beizen, bzw. schleifen, falls es technisch nicht anders einzuhalten ist.

Bei Schweißmuttern ist beizen und schleifen jedoch nicht sinnvoll.

Es geht letztlich darum, ob unsere Forderung (strohgelb) bei Schweißmuttern überhaupt technisch einhaltbar ist (bei gefordertem Drehmoment). Falls nicht, müssen wir unsere Forderungen bezüglich Schweißmuttern relativieren.

Hallo Jens

Es kommt doch darauf an, was ihr wollt.
Die Anlauffarbe hat hier mit Interner Festgkeit nichts zu tun, das ist eher ein Fall für die Schweißnaht Fertigung. Da kann man bei blau eine örtliche Überhitzung mit Gaseinfluß vermuten, das wirkt sich auf die Festigkeit der Naht aus.
Wenn euer Hauptaugenmerk auf der Festigkeit der Mutter liegt, habt ihr bei „blau“ eine marginale Minderung der Korrosionsfestigkeit ( ich schätze 10%).
Viel wichtiger erscheint mir die Eingrenzung der Größe der Anlauffläche, das verrät mehr über eventuelle Arbeitsfehler. Ich würde die Größe des Anlaufflecks auf doppelten Radius der Mutter eingrenzen.
Und, ganz wichtig, no spatters, dann ist wirklich was schiefgegangen.

Gruß
Rochus

Uns kommt es in erster Linie auf die Korrosionsfestigkeit und die Übertragbarkeit des angegebenen Drehmoments.

Schweißspritzer sind generell unzulässig.

Der Tipp, die Größe des Anlaufbereichs zu begrenzen ist nicht schlecht.
Danke dafür.

Wir sind am überlegen, wie wir dem Schweißbetrieb die richtigen, einhaltbaren Mindestanforderungen mitgeben.

Deshalb nochmal, kann ich strohgelb und das angegebene Drehmoment überhaupt einfordern und erwarten, dass es eingehalten wird?
Oder beißt sich das?

Hallo Jens
Es ist eng, aber nicht unmöglich. Ein deutliches Dunkelgelb sollte im Bereich des Möglichen liegen.
Wie ich in der ersten Antwort schrieb, ist das eine Frage der Technologie und ihrer Beherrschung.
Ich gehe mal davon aus, dass die Mutter ebenfalls aus stainless steel ist, zweckmäßigerweise aus der gleichen Legierung.
Sonst besteht die Gefahr, dass dort geringere Passivität zu höherer Korrosionsanfälligkeit führt.
Ein Nachpassivieren ist nicht sehr aufwendig, kann aber hohe Wirkung zeigen.

Gruß
Rochus

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Hallo Rochus,

OK, dann ist soweit alles klar.
Vieen Dank, du hast mir sehr geholfen :smile: