Anpassung notwendig?!

Hallo Gemeinde,

Ist die Anpassung eine notwendige Fähigkeit, die man haben muss, um einen Job zu bekommen; und ist es richtig, dass das aktuelle Schulsystem nur die Anpassung fördert, aber die Eigeninitiative unterdrückt?

Ich komme gerade von einem interessanten Gespräch mit einem Berufsberater, wo es auch darum ging. Er meinte es sei heutzutage eher gefragt, dass man sich anpassen kann, als dass man „konstruktive Kritik“ ausübt und diese dann etwas bewirken kann. Er hat schon mehr Erfahrung als ich und ich frage hiermit euch, ob das wirklich so ist.

Ich dachte immer, dass ein kritisches hinterfragen schon sehr wichtig sei, gerade da man auch dann nur moralisch handeln kann.

Ok in der Schule ist es klar, dass man sich anpassen „MUSS“ , aber im Beruf? Z.B. Politik… Kommt man da überhaupt weiter, wenn man „aus der Reihe fällt“ und etwas neues einführen will?, war die Antwort.

Da ich den Wehrdienst abgeleistet habe und es dort sehr extrem war (kann sich ja jeder vorstellen, dass dort alles genau so ausgeführt werden muss, wie es befohlen wird) mit der eigenen Meinung und Kritik.

Engagiert Ihr euch für eure Meinungen/Vorschläge, oder lasst ihr es meist, da es sowieso nichts bringt, was angemerkt wird.

Liebe Grüße
der denkende MiND :wink:

Hallo MiND

Ist die Anpassung eine notwendige Fähigkeit, die man haben
muss, um einen Job zu bekommen.

Also ich glaub schon dass Anpassungsfähigkeit mit ein Grund ist um einen Job zu bekommen bzw. in einer Firma akzeptiert zu werden, allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen Anpassen und Unterordnen.

Ich dachte immer, dass ein kritisches hinterfragen schon sehr
wichtig sei, gerade da man auch dann nur moralisch handeln
kann.

Des ist eher eine diplomatische Frage, kritisches Hinterfragen kann auch schnell nach hinten losgehen und als stäkern oder rumnörgeln verstanden werden. Es kommt also immer darauf an wie man „hinterfragt“

Unter Anpassen verstehe ich dass man sich in ein Firmenleben eingliedert, dass sollte man sich bevor man irgendwo anfängt schon etwas genauer überlegen ob man in diese Firma „passt“ und ob man auch mit so einer Arbeitsweise leben kann. Dann sollte man eine gewisse Zeit in einem Unternehmen arbeiten um die ganzen zusammenhänge zu kapieren und zu wissen warum man etwas tut. Wenn das der Fall ist, steht konstruktiver Kritik eingentlich nix mehr im Wege ( ist zumindest meine Erfahrung ). Allerding reicht es nicht nur zu sagen „Naja so wirklich toll es des nicht“ um was zu erreichen musst du schon Lösungen präsentieren können.

Kurz gesagt, man darf schon seinen eigenen Kopf haben.

Hoffe des hilft dir was

Gruß Andi

Hallo MiND,

die Frage, die Du aufwirfst, ist natürlich hochphilosophisch. Musst Du angepasst sein, um Dich im Leben zurecht zu finden? Musst Du angepasst sein, um Freunde zu haben? Musst Du angepasst sein, um gemeinsam Musik zu machen?, um nur ein paar Fragen zu nennen.

Für mich liegt vor allem das Geheimnis darin, den Beruf so zu wählen, dass ich ich selbst bleibe und mich nicht verbiegen muss. Bedeutet, für einen extrem kreativen und möglichst spontanen Menschen ist die Arbeit in der Rechnungsprüfung nicht ganz das Richtige, sondern irgendwas, wo Spontaneität geschätzt wird (Event-Management, PR, aber auch fachbezogen Jugendthemen etc.). Und wenn jemand eher geordnete Bahnen und klare Strukturen braucht, sollte es nicht gerade die Arbeit in einem Jugendzentrum sein.

Ich war schon immer und bin noch heute Freifliegerin und hab extreme Schwierigkeiten, mich Hierarchien unterzuordnen. Deshalb tu ich das in aller Regel nicht, bin aber sehr charmant dabei :smile:
Dafür habe ich in meinem ca. 18-jährigen Berufsleben oft die Schnauze voll gekriegt, aber genauso oft habe ich genau dafür die größten Lorbeeren geerntet, weil meine Freiheit des Denkens und Handelns Räume geöffnet hat. Das bedeutete allerdings zu lernen unbedingt die Menschen anderer Meinung in deren anderer Meinung zu respektieren. Das ist auch die einzige Form von Angepasstheit, die ich jedem und jeder im Berufsleben bzw. auch in anderen Formen des Zusammenlebens abverlange.

Auf der anderen Seite - ich gehöre inzwischen zu den Entscheidern - finde ich es ausgesprochen prickelnd, wenn ich von jungen Menschen kritisch hinterfragt werde und ich merke, die haben sich nicht wirklich mit der Materie beschäftigt, sondern wollen genau eins: kritisch hinterfragen und das um jeden Preis. Da hab ich dann meinen Spaß. Ich kann, da mich die Erfahrung stärkt, hübsch langsam die Argumentation des Kollegen in Einzelteile zerlegen. Und ich finde auch, ich muss das tun, damit die Leute lernen, sich dann kritisch zu äußern, wenn sie verstanden haben, um was es eigentlich geht.

Manchmal gibt es jedoch wirklich Perlen unter den Menschen: Sie machen die diesen Diskurs mit und kommen aufrecht stehend wieder raus, weil sie mich mit ihrer Argumentation überzeugt haben. Dann schlagen wir den neuen Weg gemeinsam ein und ich trinke abends einen feinen Wein darauf, dass es Menschen gibt, die den Dingen auf den Grund gehen wollen und dabei eine andere Tauchroute wählen als ich.

Andererseits ist dieses auf Teufel komm raus die Dinge anders machen wollen eine Pflicht und Aufgabe junger Menschen (auch wenns manchmal heftig nervt!), sonst gibts keine Innovation. Deshalb würde ich niemals jemand in den Sack hauen, der sich deutlich äußert. Ich mags einfach fundiert, das ist alles.

Übrigens gibt es inzwischen viele Leute in Firmen, die eben nicht mehr die stromlinienförmige Normausgabe des Standardmitarbeiters wollen, sondern quer und eigenständig denkende Menschen. Insofern ist Angepasstheit vermutlich nur noch in bestimmten Sparten gefragt - siehe oben.

All the best
Nanika