Ansatz ist verschwunden

hallo,

ich hab ein riesen problem mit meinem ansatz.
ich spiele seit ca. 10 jahren Trompete.
Und bis gestern hatte ich einen super ansatz. ich kam ohne probleme bis zum C3.

Heute mittag habe ich routinemäßig geübt und musste feststellen, das ich nichteinmal mehr ein C2 geschafft habe.
ich hab die Luftsäule im Mundstück in den höheren lagen nicht mehr zum schwingen gebracht.

Was soll ich jetzt nur tun? wir haben bald konzert und ich muss 2mal Solo spielen.

hattest du sowas auch schon mal, und wenn ja, was kann man dagegen tun?

Hilf mir bitte

Gruß jens

Hallo Jens,

Danke für Deine Fragen, ich hoffe, dass ich Dir ein paar Tips geben kann:

  • werde Dir bewusst: wie bereitest Du Dich vor, bevor Du wirklich schwere Sachen spielst ?

  • einige tägliche Routinen sind notwendig, zu denen ganz sicher sehr viele Pedaltöne gehören und dann zum Aufbau auch viele chromatisch steigende und Intervall-Übungen.

Die geben mir auf die Dauer eine beständige Sicherheit !

  • ich war früher gar nicht so auf grosse Höhen spezialisiert, jedoch, seit ich ein paar happige Symphonien zu spielen hatte, reichte das, was ich vorher so machte, nicht mehr aus, da kam auch bei mir das Umdenken.

  • ich weiss gar nicht was Du jetzt, so von heute auf morgen „angestellt hast“ :smile: aber vermutlich bist Du jetzt zu viel und oft nur an Deinen hohen Passagen interessiert gewesen und hast Dir Deine Lippen verletzt/überangestrengt.

  • Mache bitte folgendes:

* werde Dir bewusst, dass Du zum steten Erholen der Lippen viele tiefe Töne im Program haben solltest, das kannst Du ab dem unteren C chromatisch nach unten versuchen - indem Du bindest c-hhhhhhhh dann c-bbbbbbb c-aaaaaaa, c-aaaaaas, (aaaaaaas = die Dauer :wink:) mit sehr viel Luft ausführen und so weiter … hinunter

—>(wisse, dass unter dem unteren fis auch noch Töne sind, die kaum je gespielt werden und sehr schlecht ansprechen (anfangs !). Aber die jetzt hier enorm wichtig werden.

—> Tip beispielsweise LOUIS-MAGGIO - Methode… Du brauchst hier aber nicht nur identische Übungen zu machen, spüre Deinen Körper, was der braucht.

Im Laufe der Wochen wirst Du diese sehr tiefen Töne langsam zum Ansprechen bringen.

* Die Höhen immer sehr vorsichtig und allmählich vorbereiten!

—> Tip: immer mit Intervallen arbeiten g-giiiiiiis, g-aaaaaaa, g-bbbbbbb, g-hhhhhh …

—> dann auch chromatische Tonleitern unmässig oft und sehr schwungvoll und leicht, klein anfangen (vielleicht 4 chromatische Töne und einen Zielton (chromatisch dahinter, laaaaaang), dies 6 oder 8 mal, dann um einen halben Ton versetzt wieder … usw.

—> auch hierbei immer wieder Pedaltöne pflegen (dies rüttelt Dir auch die Lippen weich, sie werden gut durchblutet und ermüden weit weniger)

—> auch hierbei immer wieder Pausen einlegen (lege Dir ein gutes Buch nebenan, das Du laut vorliest, oder Du machst Gesangsübungen…) dann wieder kurz an die Arbeit.

—> nie eine volle Stunde nur am Mundstück kleben, wenn Du auch noch so Stress vor Deinem Solo empfindest.

—> statt zu spielen, auch mental üben, innerlich singen, um sicher zu werden, dass Du auch die richtige Intonation und die richtige Vorbereitung hast (wie ist das Stück aufgebaut - wo kann ich atmen, wo sind Höhepunkte, was will der Komponist, welche Ziele hat er … alles nützliche Fragen - und das alles kannst Du auch im Bus oder ZUg machen, Dich an das Stück heranarbeiten, ganz ohne Deine Trompete …)

Du, es gäbe noch soviel zu sagen, …

Ich lass Dich mal,
frage einfach nach, wenn manches nicht klar ist, oder wenn Du keine Wirkung merkst.

Sicher ist: einige frühere Gewohnheiten sind sehr ermüdend

  • vielleicht gerät Dir auch Deine Zunge immer „tastend an die Lippen“ - das ist das häufigste Handycap bei Trompetern (man will das oft nicht wahrhaben als enormes Problem)

  • die Zunge hat immer nur daaa daaa zu sprechen oder taaa taaaa, nichts anderes (… nicht pfffoooo oder pfiiiii oder tfaaaaaaa …).

Also untersuche auch das bitte, ja ?

Ich wünsche Dir viel Erfolg - ich bin da, wenn Du was brauchst - alles Gute !

PAT

Hallo Jenshans,
kann es vielleicht sein, dass Du kurz vor dem Proben etwas gegessen oder getrunken hast, in dem viel Milch enthalten war? Dadurch verschwindet der Ansatz nämlich schonmal gerne.
Ansonsten hattest Du vielleicht auch einfach einen schlechten Tag, die gibts bei uns Bläsern schließlich auch mal.
Aber keine Bange: ein Ansatz verschwindet nicht so einfach und wenn doch—er kommt auf jeden Fall zurück!

Musikalische Grüße
noris