Österreich im Jahre 1938 hatte wophl mit Dr. Kurt Schuschnigg eine de jure unabhängige und „austrofaschistische“ (der österreichische Faschismus der 30er Jahre unterscheidet sich vom deutschen vor allem durch seine starke Anbindung an die katholische Kirche und das Bürgertum) Regierung, jedoch wird die Zahl der „Illegalen“ (die Anhänger Herrn Schicklgrubers und seiner NSDAP waren nach dem mißglückten Putschversuch, bzw. Attentat auf den Diktator des österreichischen Ständestaates, Engelbert Dollfuß 1934 in die Illegalität gedrängt worden) und ihrer Sympathisanten auf mindestens ein Drittel der wahlberechtigten österreichischen Bevölkerung geschätzt.
Hinzu kamen schwere wirtschaftliche Sanktionen von reichsdeutscher Seite, etwa die „Tausend-Mark-Sperre“ (die später zurückgenommen wurde, wofür im Gegenzug die inhaftierten NSDAP-Mitglieder freigelassen werden und zwei Mitglieder der illegalen NSDAP in die österreichische Regierung aufgenommen werden mußten)und ähnliche Maßnahmen, die die ohnehin von der Weltwirtschasftskrise der 20er und frühen 30er Jahre angeschlagene Wirtschaft weiter schwächten; auch der italienische Diktator Benito Mussolini, der 1934 noch als möglicher Verbündeter des faschistischen Österreich erschien und seine Truppen am Brenner aufmarschieren ließ, um Adolf Hitler von einer Intervention während des mißglückten Putschversuches von 1934 abzuhalten zog sich in den Jahren vor dem „Anschluß“ immer mehr von Österreich zugunsten Deutschlands zurück, womit Dr. Kurt Schuschnigg schließlich ziemlich alleine dastand, als er am 12. Februar 1938 auf Hitlers Berghof „zitiert“ wurde, wo ihn letzterer zwang, mit Arthur Seyß-Inquart einen weiteren Nationalsozialisten in die Regierung aufzunehmen (es gibt da unter anderem die Geschichte, daß Schuschnigg, der ein extrem starker Kettenraucher war während seines Aufenthaltes untersagt wurde, auf dem Berghof zu rauchen, um ihn „moralisch“ und auch körperlich zu zermürben, was offensichtlich auch erfolgreichgewesen sein dürfte); ein Angebot der (in Österreich trotz allem sehr starken) Sozialdemokratie an Schuschnigg, ihn zu unterstützen wurde von diesem abgelehnt, da es mit der Forderung nach Wiederzulaßung von Gewerkschaften gekoppelt war.
In der Folge versuchte Schuschnigg noch ein letztes Mal verzweifelt, die Unabhängigkeit Österreichs zu bewahren, und zwar mit Hilfe einer Volksabstimmung, welche, obwohl auch von Sozialdemokraten und Kommunisten freiwillig unterstützt, auf Druck Hitlers, der wohl einen Ausgang derselben zu seinen Ungunsten befürchtete, kurz vor ihrem Stattfinden wieder abgesagt werden mußte. Am 11. März wurde Dr. Kurt Schuschnigg von in Wien eingetroffenen deutschen Polizeikräften und den sich in vielen Teilen Österreichs aus der „Illegalität“ wiederaufgetauchten und die Macht übernehmenden Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen, an seiner Stelle wurde Arthur Seyß-Inquart Bundeskanzler. Am 12. März fand der sogenannte „Anschluß“ statt, also der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich; zu diesem Zeitpunkt hätte Schuschnigg den Truppen des österreichischen Bundesheeres gar keinen Befehl mehr geben können, da zu diesem Zeitpunkt bereits der Nationalsozialist Seyß-Inquart an seiner Stelle im Amt war, welcher auch, als Folge des „Anschlußes“ das Gesetz zur Abschaffung der Ämter des Bundeskanzlers und des Bundespräsidenten unterzeichnete, da sich auch der damalige österreichische Bundespräsident Miklas geweigert hatte, ebendieses zu unterschreiben.
Auch kommt weiters hinzu, daß ein großer Teil des österreichischen Volkes damals die Angliederung an Hitlerdeutschland insofern als positiv bewertete, als man sich davon wirtschaftlichen Aufschwung und Verbesserung der Lebensumstände versprach, also ist selbst bei einem Zustandekommen der ursprünglichen Volksabstimmung (diese wurde dann nach dem „Anschluß“, der „Gleichschaltung“ der Medien und Inhaftierung und Ausschaltung der Gegner und möglicher Opposition auf Geheiß Herrn Schicklgrubers durchgeführt, und zwar am 10. April und sowohl in Deutschland als auch in Österreich: daß das Ergebnis von 99% Zustimmung teil unter Zwang und nach Aufbietung aller propagandistischen Mittel zustandekam und bei weitem nicht die wirkliche Ansicht der gesamten österreichischen Bevölkerung widerspiegelt, versteht sich von selbst, wenngleich kaum abgestritten werden kann, daß es tatsächlich einen hohen Anteil von „Anschlußbefürwortern“ in Österreich gegeben haben dürfte…)nicht als gesichert anzusehen, daß diese das gewünschte „Bekenntnis zu einem freien und unabhängigen Österreich“ erbracht hätte.
Und auch mit einem militärischen Sieg Österreichs über das fünfzehnmal größere, bevölkerungsreichere und vor allem weitaus besser gerüstete Deutsche Reich kann wohl selbst bei kühnster Spekulation nicht gerechnet werden…