Anteil der Wortarten?

Mein kleiner Sohn fragt mich gerade, welche Wortart es (in der Deutschen Sprache) am häufigsten gibt - Substantive, Verben oder Adjektive. Ich bin mir zwar relativ sicher, dass sich im Duden weitaus am meisten Substantive finden, habe dafür aber leider keinen Beleg gefunden. Weiss jemand eine Quelle, der man entnehmen kann, wie sich das prozentual verhält? Interessant wäre auch, ob und wie stark das in anderen Sprachen davon abweicht.

Vielen Dank schon mal …

Daisy

Moin,

Substantive: 46%
Adjektive: 22,6%
Verben: 19,3%
http://books.google.de/books?id=6ebD44Q8VnkC&pg=PA55… (S.55/56)

Das dürfte in anderen Sprachen ähnlich sein.

Falls Dein Sohn die Wortarten schon unterscheiden kann, lass ihn ein Spiel machen, bevor Du ihm die Lösung verrätst:
Gib ihm einen Text, und er soll die Wortarten mit verschiedenen Farben markieren. Ihr könnt es natürlich auch gemeinsam machen.

Grüße
Pit

Hallo,

Das dürfte in anderen Sprachen ähnlich sein.

Das halte ich durchaus auch für möglich. Jedoch würde ich diesbezüglich in Frage stellen wollen, ob die Ausprägung in andern Sprachen ähnlich stark ist, wie in der deutschen Sprache. Schließlich ist Deutsch die Sprache der Komposita und damit sind der Kreativität bei der Wortbildung des Substantivs fast keine Grenzen gesetzt. Wofür das Deutsche lediglich ein Wort benötigt - dafür brauchen andere Sprachen ganze Sätze oder gar Absätze.

Geschirrabtropfvorrichtung
Winterschlussverkaufsprospektverteilung
Rhabarberkuchenbackzeitmessgerät
Mündungsfeuerdämpferstellschräubchen
Donaudampfschifffahrtskapitänsmützenbortenherstellungsprozess

MFG Cleaner

Hi,

Substantive: 46%
Adjektive: 22,6%
Verben: 19,3%

Das dürfte in anderen Sprachen ähnlich sein.

In den europäischen vermutlich ja, aber nicht weltweit. Es gibt unzählige Sprachen, die haben einfach keine Wortart „Adjektive“, weil sie dafür Substantive oder Verben verwenden.
Es gibt auch Sprachen, da ist’s schwer, die Wortarten zu bestimmen, weil die sich total überlappen oder ganz anders aufgebaut sind. So sind in einigen Sprachen die Wörter für Verwandtschaftsbeziehungen (Vater, Mutter, Schwester usw.) eben Verben.
In anderen Sprachen ist die Klasse der Verben geschlossen und da gibt’s dann halt nur 13 Verben.

Interessant fände ich, in einem Text den Anteil der Nomen, Verben, Adjektive, Artikel, Konjunktionen usw. zu testen, das wäre vllt. eher interessant. Ein Lexikon ist da eher nicht repräsentativ, da die Auswahl der Wörter da sehr arbiträr ist.

Gruß,

  • André

Hallo!

Das halte ich durchaus auch für möglich. Jedoch würde ich
diesbezüglich in Frage stellen wollen, ob die Ausprägung in
andern Sprachen ähnlich stark ist, wie in der deutschen
Sprache. Schließlich ist Deutsch die Sprache der Komposita und
damit sind der Kreativität bei der Wortbildung des Substantivs
fast keine Grenzen gesetzt.

Die Frage isrt, worauf sich die 46 % Beziehen. Laut dem verlinkten Text ist es der Anteil an den „Lexikoneinträgen“, nicht der Anteil an der Sprache allgemein. Wobei die Frage ist, was mit „Lexikoneinträgen“ gemeint ist - ein „Lexikon“ wie der Rechtschreibduden Duden enthält auch nicht-lexikalisierte Wörter, dafür fehlen eine ganze Menge Wörter, nämlich etwa 80 % dessen, was man zum „Lexikon“ einer Sprache rechnet.

Geschirrabtropfvorrichtung
Winterschlussverkaufsprospektverteilung
Rhabarberkuchenbackzeitmessgerät
Mündungsfeuerdämpferstellschräubchen
Donaudampfschifffahrtskapitänsmützenbortenherstellungsprozess

… sind allesamt nicht lexalistert und gehören deshalb weder zum einen noch zum anderen „Lexikon“ der Sprache. Bei den 46 % dürften sie also keine Rolle gespielt haben.

Gruß,
Max

Vielen Dank erst mal Euch allen.

Zu den Zahlen - ja, so hätte ich das auch in etwa erwartet. Wie die Quelle zu bewerten ist … hmm - auf jeden Fall würde ich ein Standardwerk wie den Duden als Maßstab ansehen. Die Redaktion des Duden hat ja sicher sinnvolle Kriterien für die Aufnahme/Nichtaufnahme in das Buch - dass Donaudampfschifffahrtsgesellschafts etc. … nicht drin ist, hat ja schon einen Sinn. Vielleicht gönne ich mir den Spaß und frage am Dienstag mal bei der Duden Sprachberatung an …

@Pit - ja, mein Sohn kann Wortarten schon unterscheiden - Übungen, wie die von Dir vorgeschlagene macht er in der Grundschule (2. Klasse) :smile:

Liebe Grüße

D.

Die
Redaktion des Duden hat ja sicher sinnvolle Kriterien für die
Aufnahme/Nichtaufnahme in das Buch

Ja. Eines dieser sinnvollen Kriterien lautet aber auch: Platz sparen.

Der aktuelle Rechtschreibduden hat 135.000 Stichwörter,

Das Duden Universalwörterbuch 150.000 Stichwörter .

Der „große Duden“ mehr als 200.000 Stichwörter.

Das Wahrig Wörterbuch enthalt 260.000 Stichwörter.

Das Wörterbuch von Grimm um die 350.000 Stichwörter

Der Gesamtwortschaft dürfte geschätzt bei 500.000 liegen.

Und selbst bei diesen 500.000 ist „Donaudampfschiffuswusf…“ nicht dabei, weil es eben eine spontane Adhoc-Bildung ist und keine lexikalisierte Wendung.

Gruß,
Max

Och, jetzt seid doch mal nicht so böse mit mir!
Ich wollte lediglich auf eine etwas humorige Weise darlegen, dass die Morphologie der deutsche Sprache insbesondere hinsichtlich der Wortbildungsprozesse der Substantive mehr Möglichkeiten bietet, als dies in anderen Sprachen der Fall ist.
Sobald ich morgen etwas mehr Zeit habe, recherchiere ich gerne tiefgründiger - zur Zeit habe ich lediglich Linke/ Nussbaumer/Portmann greifbar.

MFG Cleaner

Hallo!

Och, jetzt seid doch mal nicht so böse mit mir!

Mitnichten! :smile:

Ich wollte lediglich auf eine etwas humorige Weise darlegen,
dass die Morphologie der deutsche Sprache insbesondere
hinsichtlich der Wortbildungsprozesse der Substantive mehr
Möglichkeiten bietet, als dies in anderen Sprachen der Fall
ist.

Du hast ja auch recht. Ich habe den Gedanken ledioglich noch etwas weiter und tiefer gesponnen.

Ich denke mir oft, auf viele Fragen könnte man hier zwei Antworten schreiben - die eine für den Hausgebrauch und die andere für die wissenschaftlich Interessierten. :smile:

Gruß,
Max

Chinesisch
Moin, André,

beim Gegugel nach einer Antwort auf Daisys Frage ist mir eine Wortklassenfrequenzuntersuchung (geil!) zum Chinesischen untergekommen.
Es wurde nur ein einziger literarischer Text von ca. 1.000 Wörtern untersucht - das hat mit Wissenschaftlichkeit kaum was zu tun. Aber da ich den Link schon mal habe, hier das Ergebnis:
Nomen: 24,1% - Verben: 20,6% - Adjektive: 7,2%

Im Link findest Du auch die %ualen Anteile der anderen Wortarten sowie die Ergebnisse der Wortartenzählung in einem juristischen Text
http://books.google.de/books?id=ODC4ZTwn81wC&pg=PA95…

Grüße
Pit

Verständnisfrage
Hallo, Max,

erklär mir doch bitte, was Du mit dieser Bemerkung meinst:

(…) was mit „Lexikoneinträgen“ gemeint ist - ein „Lexikon“
wie der Rechtschreibduden Duden enthält auch
nicht-lexikalisierte Wörter, dafür fehlen eine ganze Menge
Wörter, nämlich etwa 80 % dessen, was man zum „Lexikon“ einer
Sprache rechnet.

Um meine Frage, die sich auf zwei Aussagen bezieht, zu präzisieren:

  1. nach meinem Verständnis bedeutet lexikalisiert, dass ein Wort in die gängigen Wörterbücher aufgenommen wurde.
    Welche Wörter enthält der Rechtschreibduden, die nicht in einem Sprachwörterbuch enthalten wären?
  2. zum nicht-lexikalisierten Wortbestand einer Sprache kann man natürlich auch Wörter zählen, die z.B. nur in der gesprochenen Sprache vorkommen, oder Regionalismen, Fachtermini usw.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Wörter 80% des Sprachbestands ausmachen. Oder verstehe ich Dich völlig miss?

Grüße
Pit

Hallo,

wir haben es hier mit zwei Nedeutungen von Lexikon zu tun:

Lexikon (1): Synoym für Wörterbuch
Lexikon (2): der Gesamtwortschatz der Sprache

  1. nach meinem Verständnis bedeutet lexikalisiert, dass
    ein Wort in die gängigen Wörterbücher aufgenommen wurde.

Nein, Bedeutet es nicht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Lexikalisierung

Lexikalisierung bedeutet sozusagen, daß ein Wort in „Lexikon (2)“ aufgenommen wurde, weil sich seine Bedeutung nicht mehr aus den Bestandteilen erschließen lässt oder sich nur noch auf eine mögliche Lesart der Bestandteile beschränkt. Das ist ein fließender Prozeß.

Ist das Wort sehr gebräuchlich, taucht es auch in „Lexikon (1)“ auf. Lexikalisierung ist jedoch weder notwendig, noch zwingend gegeben, wenn ein Wort in „Lexikon (1)“ steht.

  1. zum nicht-lexikalisierten Wortbestand einer Sprache kann
    man natürlich auch Wörter zählen, die z.B. nur in der
    gesprochenen Sprache vorkommen, oder Regionalismen,
    Fachtermini usw.

… oder veraltet sind oder zu neu oder zu ungebnrächlic … oderoderoder. Auch diese Worte können „lexikalisiert“ sein, ohne im Lexikon (1) zu stehen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Wörter 80% des
Sprachbestands ausmachen.

Doch, genau so ist es.

Gruß,
Max