Antezipieren - antizipieren

Hallo!

Was ist die korreke Schreibweise:
antezipieren oder antizipieren?
Verbreitet ist die Schreibung mit „i“, aber dass erscheint mir von der Herkunft des Wortes etwas widersinnig, wohingegen die Schreibweise mit „e“ (also die Vorsilbe „ante“) ja einen Sinn machen würde.

Gruß,
Jooge

antezipieren oder antizipieren?
Verbreitet ist die Schreibung mit „i“

Hallo, Jooge,
antizipieren ist richtig. Zwar erscheint auch ant e richtig, weil man ja etwas vorweg nimmt, aber bei antizipieren geht man wohl davon aus, das man dem zu Empfangenden entgegen geht.
Gruß
Eckard

Hallo Eckard, „antizipieren“ ist schlecht: „anti“ ist inhaltlich „gegen“. Örtlich „entgegen“ ist lateinisch aber „ob“. „obire“ ist „entgegengehen“. Nur „ante“ ist richtig für „vor“ oder „vorweg“. Somit ist nur „antezipieren“ richtig.
Der Duden ist mittlerweile sehr nachlässig. Man neigt zur Übernahme englischer Fremdwort-Ausdrucksweisen. Oder es fehlen dort schlicht Lateinkenntnisse.
Viele Grüße
Florian

So wird es sein, ist nur die Frage, wo „dort“ ist.

lat. anticipare - vorwegnehmen

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Hallo,

… und das gilt auch für alle anderen Wörterbücher, z. B. Wahrig und DWDS?

Oder es fehlen dort schlicht Lateinkenntnisse

https://www.navigium.de/latein-woerterbuch/Anticipare?nr=null
https://www.frag-caesar.de/lateinwoerterbuch/anticipare-uebersetzung-1.html

Gruß
Kreszenz

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  • habe genauer nachgeschaut. Alle hier außer leider mir haben recht. Auch Pons und Langenscheidt schreiben ein „i“. Es ist, wie es ist.
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Moin,

der Duden schreibt nicht vor, sondern notiert, was gesprochen resp. geschrieben wird. Dass dann die Kultusbürokraten kommen und den Duden an Schulen für verbindlich erklären, dafür kann die Redaktion nichts.

Gruß
Ralf

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Servus,

helfen hier nur zum Teil, nämlich was die Bildung des Verbs anticipare aus ante und capere betrifft.

Das von Dir ebenfalls angesprochene Wörtlein ἀντί, das übrigens nur in Verbindung mit anderen Wörtern die Bedeutung gegen- annimmt (auch in Namen, wie in dem Paar Ἀντίρριον und Ρίον) und für sich alleine angesichts, statt, anstelle von bedeutet, ist nicht im Lateinischen daheim.

Schöne Grüße

MM

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Hallo @meiner1,
man fragt sich sowieso, warum du einen 17 (siebzehn) Jahre alten Thread noch einmal aufwärmst…
Liebe Grüße
vom Namenlosen

Liebe Sprachkundigen,
ich liege schon zerknirscht am Boden, rühre mich aber nochmal:
Im Vergleich mit der zeitlichen Entfernung zur Antike sind 17 Jahre nicht viel. Und, anstatt ein (grich./lat.) Antidepressivum zu schlucken, freue ich mich über die unverhofften Sprachkenntnisse in Latein und Griechisch, die über den meinigen liegen, welche mit einem guten Befriedigend in Gr. Latinum und im Graecum gipfelten.
Diese Kenntnisse nutzt jetzt bitte, um Qualitätsmedien wie z.B. DLF in Gebrauch und Aussprache von Fremdwörtern weiterzuhelfen.
Viele Grüße
Florian T.

Daheim nicht, aber auch das lateinische ante hat ein anti als etymologischen Ahnen, Man erkennt es noch in anticus und antiquus. Beide griech. ἀντί und lat. anti/ante mit der Grundbedeutung „gegenüber“ (nicht „(ent)gegen“!) und „vor“ (lat. auch zeitlich). Dito auch vedisch/sanskrit antí = „vor sich, sich gegenüber, nahe“. Auch in manchen anderen indoeuropäischen Sprachen.

Ursprung ist übrigens idg. *ant-s = „Stirn, Vorderseite, Ende, Grenze“ aus dem vielfältig Adjektive und Adverbien abgeleitet sind. Nicht zuletzt auch - über einige Umwege - dt. „Ende“ und das Verbpräfix „ent-“.

Gruß
Metapher

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Servus,

das ist nicht gut. Es ist ein sehr schöner Zug der Sprachenkunde, dass sie fast gänzlich ohne friedhässige Clamantes (P. Melanchthon) auskommt und keine Gewinner und Verlierer kennt - und ferner wie kaum eine andere Wissenschaft menschen- und völkerverbindend wirkt.

Glück Auf!

MM

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