Anwendung der Genomanalyse des Menschen

Ich sah vor Kurzem einen Beitrag im www.ted.com

Ein Wissenschaftler berichtete von der Genomanalyse des Menschen und dass man schon recht weit sei…

Was mir auffiel, war der riesige Aufwand für dieses Projekt weltweit. Alleine die Speicherung der Daten verschlingt riesige Summen.

Wo liegt da der Rückfluss der eingesetzten Mittel?
Enstehen neue Produkte?
Ich bin da etwas verwirrt, hinter der Datensammelwut z.B. von facebook, vermutet ja auch keiner mehr reine Menschenliebe.

Hallo Peter,
es stimmt schon, dass der Aufwand sehr hoch ist, aber viele Fragen lassen sich nicht so einfach beantworten.
Der erste offensichtliche Vorteil ist, dass man mehr Informationen über Gene speichert, die sich unter Umständen direkt nutzen lassen, oder die man zum Vergleich heranziehen kann. Der weitaus größere Nutzen liegt aber darin, dass man auch Informationen über nicht codierende DNA Abschnitte sammelt und diese Analysieren kann. Bis vor wenigen Jahren dachte man, diese Bereiche seien „Junk“ und würden keine Rolle spielen, aber dem ist nicht so. Einige Abschnitte besitzen regulatorische Funktionen, dass heißt sie steuern mit wie und wie oft ein Gen „übersetzt“ wird in ein Protein. Insgesamt können Forscher bei schätzungsweise 98% der DNA noch nicht sagen welche Funktion sie genau hat. Die Analyse und Speicherung der Sequenz ist dabei ein wichtiger Schritt um mehr über den genetischen Code zu lernen. Hat man die ganze Sequenz kann man zum Beispiel nach Ähnlichkeiten suchen und so nach weiteren Genen suchen. Außerdem kann man Vergleiche machen, wenn man zum Beispiel den Verdacht hätte, dass eine Krankheit durch Veränderungen in einem bestimmeten Gen hervorgerufen wird, hat man bereits Vergleichsdaten, die man zur Analyse heranziehen kann. Das Humangenomprojekt wurde 2008 auf 2500 Personen ausgeweitet, die den Forschern DNA-Sequenzen von verschiedenen Menschen als Referenz zur Verfügung stellt ( http://www.laborundmore.de/archive/394660/1000-Genom… ).
Sind diese Daten verfügbar, so kann man diese analysieren und neue Erkenntnisse daraus ableiten, siehe Projekt ENCODE:
http://de.wikipedia.org/wiki/ENCODE (englisch)
Der Vorteil der Analyse des gesamten Genoms ist auf jeden Fall, dass man neue Erkenntnisse daraus gewinnen kann. Und nicht nur um Genvariation deren Bedeutung für Krankheiten wie Diabetes, Herzleiden oder Krebs zu untersuchen. Obwohl sich Menschen untereinander nur durch etwa 0,1 % ihrer DNA unterscheiden, beeinflussen diese Variation Krankheitsrisiken und die Wirksamkeit von Medikamenten. Die Erforschung dieser Variation bietet daher eine Möglichkeit, die komplexen Ursachen menschlicher Krankheiten besser zu verstehen.

Aber der Vorteil beschränkt sich nicht nur auf die Analyse einzelner Gene. Mit diesen großen Projekten kann die Forschung neue Funktionen finden und lernen wie diese funktionieren. Gerade diese Möglichkeiten bieten Raum für Forschung, die vielleicht nicht nur beim Menschen angewendet werden kann, sondern die auch dazu genutzt werden kann um das Verständnis der Vorgänge in anderen Organismen zu verbessern und dadurch vielleicht auch Gentechnik neu zu evaluiren und/oder zu verbesern.

Ich hoffe das hilft etwas :wink:

LG, Mio.

Also nichts passiert auf der Welt ohne das jemand dran verdienen will.

Bei Facebook und anderen Internetgeschichen schon garnicht. Wird alles für Werbezwecke veräußert. Deshalb steht ja auch dieser gefälltmir Button so in der kritik weil keiner weiß was damit passiert.

Das mit dem Genom is etwas anders.
Dies nennt sich Grundlagenforschung, man will das Genom des Menschen vollständig entschlüseln um daraus z.b. Krankheitsfrüherkennung zu betreiben, um besser oder rechtzeitig handeln zu können. Interessant für Krankenkassen die viel geld sparen könnten.
Oder man kann für jedem Menschen Individuell Organe nachzüchten wie ne Leber oder Niere oder Herzen. Dies ermöglicht transplantationen ohne danach viele medikamente schlucken zu müssen aufgrund der Organabstoßung.
Auch hier erhofft man sich natürlich viel Geld mit zu verdienen.

Hoffe das deine frage darauf abzielte

Hallo Herr Schmid,
also man muss dazu zwei Punkte unterscheiden:

den wirtschaftlichen Nutzen bzw. der gesellschafliche Nutzen bzw. der Nutzen für den einzelnen Menschen:

Der wirtschaftliche Nutzen für Unternehmen soll/wird darin liegen, dass aus der Forschung neue Produkte entstehen werden/sollen!!
Zum einen Medikamente oder „Ersatzteile“ für einzelne Organe oder Industrieprodukte (Bionik, oder Nahrung). Hierzu wollen sich die Unternehmen Patente sichern. Wer zuerst dran ist, hat die besten Chancen, große Geweinne zu machen.
Dies hat nichts, wie sie bereits vermuten, mit Menschenleibe zu tun, sondern mit Profit.
Aus meiner Sicht spricht zunächste einmal nichts dagegen, wenn dies nicht zu Monpolstellungen einzelner Unternehmen führt. Grundsätzlich bedarf es dafür sinnvoller Gesetze, die zum Teil heute noch nicht exisitieren.

  1. Die Forschung und Datensammlung für den einzelnen bzw. die Gesellschaft ist durchaus auch sehr sinnvoll, da hiermit Wissen gewonnen, gespeichert und möglichst vielen zugänglich gemacht werden „kann/könnte“, was die Situation weiter Teile der Erdbevölkerung entscheidend beeinflussen (verbessern) kann. Auch Umweltprobleme könnten gelöst werden.

Also aus meiner Sicht, ist es grundsätzliche eine gute Sache, die Frage ist nur wie es gehandbart wird. Kommen nur wenige in der Genuss der Früchte wäre das sehr schlecht, haben „alle“ Vorteile, ist das aus meiner Sicht sehr zu begrüßen.

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen und habe Ihre Frage richtig verstanden. Den Artikel habe ich leider nicht gefunden.

Beste Grüße
sisko

Hallo Peter,
sorry, war schon lange nicht mehr auf der www-Seite und dachte mir heute: besser spät als nie antworten :wink:
Die Genomanalyse ist in erster Linie Grundlagenforschung. Welche Gene/Genkombinationen sind für was verantwortlich (Aussehen/Charakter etc) und welche Krankheiten entstehen dabei (=riesiges Interesse der Pharmaindustrie!!!) Zum anderen ist es auch für das Gesundheitssystem interessant zu wissen, wer welche Gene (und damit Erbanlagen bzw. Krankheiten) mit sich herumträgt. Und wiederherum für die Grundlagenforschung ist natürlich spannend, welche Unterschiede es zwischen den Menschen gibt, da unser Gene ja fast zu 100 % identisch sind.
Also kurz zusammenfassend: Ja, es gibt durchaus kommerzielle Ziele bei den Genomanalysen
ABER es steckt auch ganz viel wissenschaftlichen Interesse dahinter!
Das zumindest ist meine Meinung dazu.
Bei weiteren Fragen/Diskussionswünschen bitte einfach melden
Gruß Lena

Danke für die rege Resonanz auf meine Frage,
das sieht man wirklich gerne.
Ich sehe das Genomprojekt jetzt in einem etwas freundlicheren Licht. Meine Befürchtungen nach zu starker Kommerzialisierung haben sich zertreut.

Noch ein Aspekt: Anscheinend hat die Labortechnik rasante Fortschritte gemacht. Man kann nun viel einfacher sehr grosse Probenmengen automatisiert analysieren und automatisiert auswerten, als vor dem Genomprojekt. Erst dadurch ließen sich die Kosten begrenzen und auch den Zeitaufwand auf ein erträgliches Maß herunter drücken.
Davon profitiert die zukünftige Forschung und auch ein ganz normales Labor, das im Auftrag eines Krankenhauses oder Arztes arbeitet.

Ich bin gespannt, wenn wir die ersten Alleebäume sehen, die im dunkeln leuchten oder Joghurt das den Stuhlgang farbig macht, wenn man Krebs oder Zuckerkrankheit hat (Bakterien, die Insulin erzeugen und in einem Bioreaktor leben, sind ja schon etwas Altgewohntes). So Firmen wie GENEART Regensburg (siehe Podukte & Dienstleistungen) machen einen sprachlos. Da ahnt man schon was in den nächsten zehn Jahren möglich ist. Da müssen aber noch eine Menge Technologiefolgenabschätzungs-Exceltabellen durchgerechnet werden.

Diese Schritte unter leuchtenden Alleebäumen kann man gleichsetzen mit der Erfindung der Dampfmaschine oder der Elektronik in den 50ern!! Das wird unsere Wirtschafts- u. Sozialordnung umkrempeln. Das alles basiert auf know how, das wir mit dem Genomprojekt gesammelt haben.

Ok, auf der anderen Seite haben wir auch genügend Probleme wie Energiewende, Bevölkerunswachstum usw. usw. usw.
Ich hoffe nicht, daß die Probleme so schnell wachsen, daß man auf das Gerechne wieder verzichtet, weil es eh keine Alternative gibt.