Weiterentwicklung des Englischen
Hallo Christiane,
Was ist mit „weiter entwickelt“ gemeint? In welcher Hinsicht
und wie?
Dies ist ein sehr interessantes Thema. Die Weiterentwicklung der englischen Sprache in den letzten 1000 Jahren ist tatsächlich ein einzigartiges Phänomen.
Für den eiligen Leser mögen folgende Sätze zur Erklärung ausreichen:
_Das Englische entsprach vor etwa 1.000 Jahren strukturell ungefähr dem Deutschen. Es war insbesondere eine genauso stark flektierende Sprache wie das Deutsche und sämtliche weiteren indoeuropäischen Sprachen, wobei die indogermanische Grundsprache die komplexeste Flexion aufwies.
Das Englische hat jedoch in den letzten 1000 Jahren (seit der Invasion durch die Normannen im Jahr 1066) eine interessante, in der Welt einzigartige Entwicklung genommen: Es hat sich nämlich zwischen diesen beiden Extremen:
Indoeuropäisch als Musterbeispiel einer stark flektierende Sprache mit Hunderten von Flexionsendungen und überwiegend mehrsilbigen Wörtern einerseits, und
Chinesisch als typisches Paradebeispiel einer isolierenden Sprache ohne jede Flexion und ausschließlich einsilbigen Wörtern anderseits
von einem Extrem zum Anderen entwickelt. Es steht heute – vom Sprachtyp her gesehen – dem Chinesischen wesentlich näher als den europäischen Sprachen.
Inzwischen ist der Verlust der Flexion im Englischen weitgehend abgeschlossen. Heute ähnelt das Englische von seiner Struktur (nicht vom Wortschatz, usw.) her mehr dem Chinesischen – dem Musterbeispiel für eine nicht flektierende Sprache – als dem Deutschen und anderen germanischen und indogermanischen Sprachen, mit denen das Englische äußerst nah verwandt ist.
Der Flexionsverlust hatte natürlich (zwangsläufig) einen Verlust an Kompaktheit zur Folge, weil z.B. im Lateinischen eine Wortendung (Flexion) gleichzeitig 4 - 5 verschiedene Informationen enthalten kann. So weist die wörtliche englische Übersetzung von lateinischen Sätzen häufig 2 – 3 mal so viele Wörter auf wie das Original.
Andererseits – und dies war wohl entscheidend für die Entwicklung vom flektierenden zum isolierenden Stil – vereinfacht der Flexionsschwund die Grammatik einer Sprache ganz erheblich.
So sind die wenigen flektierten Formen eines englischen Verbs sehr schnell zu lernen, verglichen mit den bis zu 249 verschiedenen Formen eines griechischen Verbs._
Abgekupfert aus folgender Seite (wo es noch ausführlichere Infos gibt):
http://www.weikopf.de/Sprache/Englisch/englisch.html
Gruß
Roland