Moin Kuddel,
bei der Bezeichnung 50+ wird zu deutlich eine Grenze gezogen, die eigentlich polarisiert, da liegt der Hund begraben. Würde man Alter mit einem Reifungsprozess assoziieren, der ja im stetigen Wandel Teil der Entwicklung ist, die IMHO nicht mit 20 abgeschlossen ist, käme man aus dem Dilemma heraus.
Ich habe das Glück, einen 90-Jährigen zu kennen, der morgen vermutlich nach der vierten OP aus dem Krankenhaus entlassen wird und geistig so fit ist (surft im Netz, schneidet seine Videos, reist viel mit seiner Frau durch die Welt und redet absolut alzheimerfrei grammtisch intakte Sätze), dass sich hier manch einer eine Scheibe abschneiden könnte. Belustigend sind immer wieder seine Auftritte vor den Weißkitteln, die nach den ersten Sätzen stutzen und dann recht bald wissen wollen, was er früher von Beruf war. Ich werde ihn mal auf dieses Forum hetzen, damit Ihr mal lernt, biologisches Alter vom kalendarischen zu unterscheiden.
Freilich hat diese jugendverherrlichende Werbegesellschaft ein Problem mit dem Älterwerden, und ab der ersten Falte (wenn’s nicht gerade die Gesäßfalte ist) wird in die Sterbeversicherung eingezahlt, man gönnt sich ja sonst nix. Umgekehrt aber die Erfahrung und die Überlegenheit der reiferen Generation, die freilich unsere Entscheidungsträger stellt, zu erkennen muss schwer fallen, wenn ich im Konsumverhalten gelernt habe: alt = weg damit bzw neu = jung. Alt darf nur ein Wein oder ein Teppich sein, um im Wert zu steigen; aber nicht der Mensch. Der wird spätestens durch die leeren Rentenkassen zum Problem, hat aber dummerweise noch sein Stimmrecht. Also müssen die Politiker, die sich so schön in der Vergangenheit an den Kassen bedient hatten, sich was ausdenken: am besten aushungern, Bezüge kürzen, Krankenversorgung auch, dann wird’s der Herr schon richten.
Nun gehört das Löffelwegwerfen auch zum Leben, auch wenn es am Ende desselben steht. Dennoch sollte dieses Brett den reifen Jahrgängen insoweit gerecht werden, als dass deren Entwicklung und Erfahrungsschatz hier verbreitet werden kann, bevor Alzheimer und Parkinson zuschlagen. Wenn man abseits des Forums bei den FAQs noch was über Altersversorgung nachlesen kann, ist das nicht unbedingt ein Fehler.
So ein Brett „Alter“ zu nennen, selektiert zu stark und polarisiert damit genau wie 50+ auch. Deswegen meine ich, eher über „Reife“ einen Bezug zu diesem Brett ausmachen zu können. Und ab wann sich man/frau nun als reif einstuft, soll jedem selbst überlassen bleiben.
Ergo plädiere ich für keinen Grenzzaun zwischen Altersgruppen und Generationen, sondern für einen fließenden Übergang. Wenn es ein Sexbrett wäre, wüsste ich schon einen Namen: Je oller, je doller 
Gruß
Richard