Liebe® Maxi,
ich habe da eine Frage, von der ich hoffe, dass sie hier
beantwortet werden kann:
Wir versuchen es. Wenngleich ich glaube, vielleicht wäre es im Geschichtsbrett mit mehr Erfolg gekrönt.
Nach dem Glauben an die Danielspropezeihung und
Vier-Reiche-Lehre hätte 1806 die Apokalypse einsetzen sollen.
(Aus diesem Gunde, der Fortführung des römischen Reiches
weggen, hatte man doch, einfach ausgedrückt, das Heilige
Römische Reich Deutscher Nation so benannt, oder?)
Jein. Der erste Kaiser des Reichs, Karl, hatte garantiert diesbezüglich keinerlei Befürchtung. Sein Reich war weiterhin das „Regnum Francorum“. Außerdem war das weströmische Kaisertum ja auch schon seit 300 Jahren untergegangen und es hatte in der ganzen Zeit keine Apokalypse gegeben.
Die nächsten Kaiserdynastien hatten nun das Kaiserreich nicht eigenhändig erobert und die realen Machtverhältnisse hatten sich auch verschoben, also erhöhte man das Kaisertum geistlich und schuf ein Römisches, bzw. Heiliges Römisches Reich. Die zuständigen Theologen hinterfütterten die Praxis theoretisch und da kam die Danielsprophezeiung gerade recht.
Der Hintergrund war also gerade umgekehrt: Zuerst war das Reich entstanden und erst eine ganze Zeitlang danach kam die theologische Rechtfertigung.
Wie war das dann 1806? Gab es eine Angst vor der Apokalypse?
Oder war man schon zu aufgeklärt, so dass das keine Rolle mehr
spielte? Was sagte die Kirche? Hatten die Gläubigen Angst?
Hatte man Daniel vergessen oder war die Vier-Reiche-Lehre
nicht mehr als gültig angesehen worden? Wie wurde das
Nichteintreten des jüngsten Gerichtes beurteilt?
Ich suche nach Antworten, Literatur oder Quellen aus dieser
Zeit, die ausdrücken, wie die Menschen damit umgingen.
Es wäre großartig, wenn mir jemand helfen könnte!
Gleich die Enttäuschung: Eine konkrete Quelle habe ich nicht. Allerdings deutet schon das darauf hin, dass eine Angst vor der Apokalypse keine verbreitete Erscheinung war. Die Leute hatten schlicht andere Probleme: Ein erheblicher Teil Deutschlands war französisch besetzt und wurde nach Napoleons Ideen gerade umgestaltet. Preußen und Österreich opponieren und es kommt zum Krieg. Preußen unterliegt bei Jena und Auerstädt und Berlin wird besetzt. Die Leute hatten andere Probleme als eine Apokalypse. Das Römische Reich war ja auch schon lange eine hohle Schale geworden, die Umtitulierung von Franz II zum Franz I von Österreich war wenig mehr als ein Verwaltungsakt.
Und, jetzt wird es wieder ein klein wenig theologisch, die Zuordnung von Daniels wilden Tieren zu historischen Weltreichen ist durchaus strittig. Steht der Leopard nun für das Alexanderreich oder für die Perser? Und das gehörnte Tier für die Römer oder die hellenistischen Diadochen? Wie jede vielversprechende Prophezeiung ist auch die Daniels sehr vieldeutig.
Gruß
Hardey