Apokastasis

Hallo,

was genau ist darunter zu verstehen? Schon die alten Griechen
sollen so eine Wiederkunft beschrieben haben.
Heißt das einfach, dass alles genau so wiederkommt?
Und wie meint das Nietzsche?
Metaphorisch oder faktisch?
Besteht ein Unterschied zwischen seiner A. und dem der Griechen?

Gruß
Susi

Apo-kata-stasis
Hi Susi,

ich nehme an, es war ein Schreibfehler?

apokatastasis ist die Wiederherstellung eines vorherigen Zustandes (stasis). Das konnte sich in der altgriechischen Sprache auf alles mögliche beziehen: Die Wiederherstellung einer ursprünglichen Schlachtordnung z.B. oder einer bestimmten Sternkonstellation.

Ansonsten war der Begriff auch gebräuchlich in der Mythologie, wo er im Rahmen zyklischer Kosmologien die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Kosmos bezeichnete (Pythagoras, Heraklit, Stoa zB). Die Idee „zurück zum Ursprung“ ist von daher auch (z.B. bei Mircea Eliade) der religionswissenschaftliche Grundbegriff für den Zusammenhang zwischen religiösen Ritualen (im „hier und jetzt“) und dem „als zum ersten Mal“ der jeweiligen mythischen Kosmogonie.

Erst durch die Erwähnung dieses Begriffs im Neuen Testament (Apostelgeschichte 3.21) gewinnt der Begriff eine neue, erweiterte Konnotation. Von da aus entstand eine umfangreiche theologische Diskussion bis in die Gegenwart (Origenes usw.). Diese Diskussion ist recht kompliziert, daher hier ein Link zu einem Wikipedia-Artikel (zum Stichwort „All-Aussöhnung“, der mit „Apokatastasis“ zusammenhängt), der das ganz ordentlich auf die Reihe bringt (auch wenn ich nicht allen Details zustimme):
http://de.wikipedia.org/wiki/Apokatastasis

Dort steht auch das Zitat aus Apg. 3.21 (allerdings etwas schief übersetzt).

Zu der Weise, wie Nietzsche den Begriff aufgreift, findest du hier eine Zusammenfassung:

http://www.textlog.de/1387.html

Gruß

Metapher

Hallo,

Susi!

Zu Nietzsche von mir nichts, das überlasse ich Berufeneren.

Zu den Griechen:
Unter Apokatastasis versteht man in der Philologie für gewöhnlich einen „Umschwung“ des Kosmos, d. h. die Wiederkehr der Gestirne in die ursprüngliche Konstellation. Die Dauer bis dahin wird als aion/Äon bezeichnet (und im Lateinischen oft mit saeculum wiedergegeben).
Die allgemeinere Bedeutung: das Zurückversetzen in den alten, ursprünglichen Zustand.

Im NT (Apg 3,21, und nur da) ist die Rede von apokatastasis panton / restitutio omnium (Wiederbringung von allem / des Alls): ein altorientalisches Schema, gemäß dem die Endzeit wieder die Urzeit* ist.
In Apg geht es um die Predigt des Petrus vor den Juden, und er sagt ihnen also, dass die messianische Heilszeit (mit Frieden, Wiederherstellng des Paradieses, des Verheißungslandes …) anbrechen wird
[so wie die Heilungswunder Jesu, dass Blinde sehen, Lahme gehen usw., ja auch den Anbruch der Heilszeit verkünden].

Der Kirchenlehrer Origines ist für seine Ansicht, dass bei der a. p. alles neu beginnt und das zu diesem Zeitpunkt auch die Hölle leer sein wird, von der Kirche als Häretiker verurteilt worden.

* Ob die zur Zeit des Kaisers Augustus (u. a. von Vergil) vertretene Vorstellung von der Wiederkehr des Goldenen Zeitalters (mit der Geburt eines Kindes!) von solchen Vorstellungen beeinflusst ist, kann man wohl nicht klären.

Reicht s so für die Griechen?

Gruß
H.