Apothekerprozess

Ja eben, dem bleibt ein niedriger sechstelliger Betrag, wovon er Krankenversicherung und Altersvorsorgeaufwand und seine Einkommensteuer bezahlt. Von dem Rest kann er dann seine Kinder füttern, einen gehobenen Mittelklassewagen kaufen, im Apothekerversorgungswerk eine priveligierte Altersvorsorge ansparen, sein Einfamilienhäuschen abbezahlen usw.

Natürlich verdient ein Facharbeiter bei Daimler-Benz mit Gewinnbeteiligung, Überstunden und Schichtzulagen auch bis zu 100.000 €, aber ist das der Maßstab?

Wenn du tatsächlich der Meinung bist, ein Gewinn im niedrigen sechstelligen Bereich sei unangemessen gering, dann sind meines Erachtens deine Maßstäbe etwas verrutscht, denn das ist obere Mittelschicht. Prekäre Selbständige, das sind z.B. Kurierfahrer, häufig Subunternehmer im Bau- und Baunebengewerbe (obwohl es denen im Moment vergleichsweise gut geht, aufgrund der brummenden Baukonjunktur), oftmals Gastronomen, kleine Einzelhändler, viele selbständige Dozenten, Künstler usw.

In meinem Beruf sehe ich das Einkommen sehr vieler unterschiedlicher sowohl Arbeitnehmer als auch Selbständiger, prekäre Verhältnisse sehen anders aus, und prekäre Apotheker sind mir noch nicht untergekommen.

Trotzdem würden viele selbständige Anwälte gerne das Einkommen mit dem nächstgelegenen Apotheker tauschen, darauf kannst du wetten.

Selbstverständlich sind auch die Zeiten vorbei, in denen man nur ein Kanzleischild an die Tür hängen musste, und ein gemachter Mann war. Ich kenne genug Kollegen, die diesen Weg mangels Alternativen gewählt haben, und sich damit nicht besser als jemand stellen, der eine anständige Ausbildung gemacht hat. Dummerweise tragen sie dafür allerdings dann auch noch das komplette unternehmerische Risiko, und da es ohne Personal in den seltensten Fällen geht, kommt es schon mal vor, dass die Sekretärin die einzige sichere Verdienerin im Hause ist.

Aber mit meinem Nachbarn möchte ich auch ganz sicher nicht tauschen, und der ist auch bei Weitem kein Einzelfall. Der Apotheker aus dem Nachbardorf hatte sicherlich auch den Verkauf fest mit einer gewissen Größenordnung in seine Altersvorsorge eingeplant. Der Kollege, der jetzt für einen zweiten Standort zugegriffen hat, wird sicherlich nicht der bestbietende gewesen sein, sondern eher der einzige, der hier billig zugegriffen haben dürfte. Und gerade was die Nachfolgeregelung angeht, erinnere ich mich an diverse Fälle der letzten Jahre, die keinen Nachfolger für ursprünglich mal gut laufende Apotheken gefunden haben.

Angesichts der reinen Masse durch die Anwaltsschwemme mag das Problem in Großstädten wir Hannover, die einen extremen „Überhang“ im juristischen Bereich haben, auf Seiten der Anwaltschaft deutlicher hervor treten. Aber ob sich der durchschnittliche Apotheker heute noch so viel besser stellt, als der durchschnittliche selbständige Anwalt???

Dann rechnen wir das doch mal:
9.000 Brutto
800 Krankenversicherung
1.200 Rentenversicherung

7.000

Nun fehlen da natürlich noch so Lappalien wie Arbeitslosen- bzw. Berufsunfähigkeitsversicherung sowie Pflegeversicherung. Ich denke, 500 Euro sind realistisch. Also:
7.000
500
2.500 Einkommensteuern

4.000 netto

Und das verteilen wir mal auf die rd. 200 monatlichen Arbeitsstunden. Macht also 20 Euro netto pro Stunde. Da fallen mir aber etliche Berufe ein, in denen besser verdient wird und zwar bei kürzerer Ausbildungsdauer und geringerer Verantwortung.

Mir ging es nur um die Behauptung, das Einkommen der Apotheker würde als viel zu niedrig dargestellt, was eben nicht der Fall ist bzw. man kann nur auf diesen Gedanken kommen, wenn man die von Dir genannten Zahlen nach kalkulatorischem Unternehmerlohn völlig falsch interpretiert, wie das bei Dir der Fall war.

Tatsache ist aber auch, daß sich das Einkommen von Apothekern im allgemeinen nicht so hoch darstellt, wie das auch immer wieder gerne behauptet wird - so auch von Dir. Es hat eben schon seine Gründe, warum jedes Jahr so viele Apotheker aufgeben.

Und ja: für das, was die Leute tun und die Zeit, die sich für die Ausbildung investiert haben und in ihre Arbeit investieren, halte ich das für vergleichsweise wenig.

Wäre ja noch schöner.

1 Like

Mitwisser gab es offenbar nicht. Zumindest nicht in dem Sinne, dass sie an den Taten aktiv mitgewirkt hätte, oder diese in diesem Umfang kannten und gedeckt hätten.

Herausgekommen ist die Sache gerade durch zwei Mitarbeiter, die Auffälligkeiten bemerkt, und bei passender Gelegenheit dann auch gleich mit den richtigen Beweismitteln zur Polizei gegangen sind. Einmal der kaufmännische Leiter der Apotheke, dem aufgefallen war, dass Einkaufsmengen in der Warenwirtschaft vom Chef manuell hochgesetzt worden waren, und andererseits eine Mitarbeiterin der der laxe Umgang des Chefs mit dem Thema an sich aufgefallen war (Chef verstieß gegen Vier-Augen-Prinzip, stellte die Präparate schneller her, als dies bei ordentlicher Arbeit möglich gewesen wäre, …). Man stimmte sich ab, und die Mitarbeiterin nahm bei erstbester passender Gelegenheit einen Infusionsbeutel, der dem Patienten nicht verabreicht werden konnte, und bei dem keine Einstichstelle von der Herstellung zu erkennen war, an sich, und brachte diesen zur Polizei. Also insoweit wird man hier wohl keinem Dritten große Vorwürfe machen können.

Dass ein Freiberufler „Herr im Hause“ ist, und ggf. Dinge „auf seine Weise“ macht, auch wenn dies nicht der offiziell vorgeschriebene Weg ist, kommt vor, und man kann von Mitarbeitern nicht erwarten, dass sie alles und jedes gleich zur Anzeige bringen, solange es um kleinere „Auffälligkeiten“ geht. Einen solch beispiellosen Fall von Skrupellosigkeit konnte sich sicherlich niemand vorstellen oder ahnen.

2 Like

Stellt sich nur die Frage, in Bezug auf genau welchen Patienten? Ein generalisierter Vorsatz ist immer dann eine feine Sache, wenn man zumindest irgendeinen Todesfall als adäquat kausal verursacht durch die Tat belegen kann. Die Bombe, die man ins Einkaufszentrum wirft, und x Menschen tötet, die sonst keinerlei Grund gehabt hätten, genau jetzt zu sterben, ist da ein gutes Beispiel.

Hunderten von Patienten, die ohnehin schon mit einem Bein im Grab standen und diverse Therapien genießen, im Einzelfall nicht konkret belegbare Mindermengen von Wirkstoffen gegeben zu haben, ist da eine ganz andere Geschichte. Unfassbar schlimm, aber wo nimmst Du da die Todesopfer her, bei denen Du mit Gewissheit sagen kannst, dass sie nur deshalb verstorben sind, weil sie von diesem Apotheker betreut wurden, der insgesamt viel zu wenig Wirkstoff eingekauft hat, um die verkauften Präparate herstellen zu können. Es hat ja niemand Buch über konkrete Unterdosierungen geführt. Die Präparate hat der Mann alleine im Labor hergestellt. Die sind alle zum zügigen Verbrauch bestimmt, und sind alle auch entsprechend verwendet worden. D.h. da gibt es keine Keller voll unterdosierter Präparate, die man jetzt untersuchen könnte, auf denen ein konkreter Patientenname steht.

Es war ein purer Glücksfall, dass die Mitarbeiterin einen Infusionsbeutel in die Hand bekam, der nicht verabreicht werden konnte, bei dem nicht mal ein Hinweis auf eine Bearbeitung zu finden war, und bei dem man dann feststellen konnte, dass überhaupt kein Wirkstoff enthalten war.

Der betroffene Patient wäre aber auch nicht sicher an genau dieser einen nutzlosen Infusion verstorben. Genauso wenig wie sicher ist, dass er genau am Fehlschlagen genau dieser einen Therapie gestorben wäre.

Das ist alles massiv unbefriedigend aus juristischer Sicht, dass man hier auf dieser Ebene große Schwierigkeiten haben wird, zu einer angemessenen Verurteilung zu kommen. Aber in einem Rechtsstaat muss man dies leider gelegentlich akzeptieren, und kann dann nur für die Zukunft Gesetze so anpassen, dass sie rechtsstaatlichen Prinzipien entsprechend, auch solche Taten dann angemessen ahnden können. Zum Glück gab es so einen Fall noch nie, und gab es daher bislang keine Notwendigkeit, hierfür passende Gesetze zu erlassen. Aber hier wurde jetzt die Grenze des Vorstellbaren so massiv überschritten, dass man sich künftig hierüber wird Gedanken machen müssen.

3 Like

Bestimmt.

Allerdings hast du Recht damit, dass Apotheken an schlechten Standorten häufig nicht mehr besonders profitabel sind. Das passiert im ländlichen Raum, wenn die Ärzte da weggehen, dann haben die Apotheken kein Geschäft mehr. Eine Apotheke lebt von Ärzten in Nachbarschaft der Apotheke, das ist das A und O der Apothekenbetriebswirtschaftslehre.

Das entspricht 40 € brutto bei einem Arbeitnehmer, das mal 167 Stunden sind 6.700 brutto, das mal 12 ergibt ein Jahresbrutto von 80.000 €. Das ist deutlich mehr als das Doppelte des Durchschnittseinkommens. Du hast irgendwie verschobene Maßstäbe, wenn du das als Hungerlohn bezeichnest.

P.S.: Ich hatte letzthin ein paar Einkommensteuerfälle, z.B. Facharzt der Chirurgie ohne Oberarztfunktion, 80.000 € Jahresbrutto, Dipl.-Ing. in der Luftfahrtindustrie (Statiker), großer internationaler Flugzeugkonzern, 5 Jahre Jobexperience, 70.000 € Jahresbrutto, ich könnte die Liste fortsetzen…

Die Zeiten sind weit schlimmer! Der Nachbar hatte seine Apotheke an einem der zentralen Plätze in Hannover. Ärzte rundum, Büros noch und nöcher, aus denen die Leute zwischendurch mal eben zum Einkauf hätten vorbei kommen können, klassische Laufkundschaft eher weniger. Die Apotheke im Nachbarort liegt im selben Gebäude wie die Hausarztpraxis mit drei Ärzten und ist die einzige in einem überalterten Ortsteil mit sicherlich nicht gerade wenigen Kranken, die auf dauerhafte Medikation angewiesen sind. Das war früher sicher auch keine Goldgrube, aber etwas wovon einer der Honoratioren im Dorf sich ein anständiges Eigenheim, ein paar Wohnungen für die Altersvorsorge, einen ordentlichen Mercedes und regelmäßige Fernreisen gönnen konnte. Zum Übergang in den Ruhestand hat man so etwas dann gut verpachtet oder verkauft.

Leseschwäche? Was ich meinte, steht doch in meinem vorherigen Artikel. Von Hungerlohn habe ich nie gesprochen - lediglich Du, wenn auch als Überspitzung dessen, was Du (fälschlicherweise) als Essenz der Darstellung eines Artikels eines Branchenverbandes aufgefaßt hast.

Ich weiß ja, dass du dich erheblich schwer tust, in einem Thread auch nur einen Millimeter zurückzuweichen, das haben wir in den vergangenen 15 Jahren ja tausend mal erlebt. Mach ruhig, aber schlag dabei nicht unfair um dich, wenn du in die Defensive gerätst. Also phantasier nicht rum, was ich gelesen habe und was ich verstanden habe, In deinem Bank-Backoffice kommen mittelständische Apotheken wohl eher selten vor, vermute ich mal. ich berichte dagegen aus meiner beruflichen Erfahrung und aus dem Austausch mit Fachkollegen. Das die Berufsverbände der Apotheker aus professionellen Gründen rumjammern, habe ich nicht falsch verstanden, sondern richtig gelesen. Also unterstell nicht irgendwas, sondern lies, was ich schreibe.

Ich brauche nicht zu phantasieren, sondern nur zu lesen, was Du zum kalkulatorischen Unternehmerlohn und zu den Statistiken der Apothekerkammer geschrieben hast. All deutet darauf hin, daß Du entweder mißgünstig bist oder nicht verstanden hast, was Du da gelesen hast.

Das habe ich - mit einem gewissen Bedauern - auch getan. Das läßt nur die Schlußfolgerung zu, daß Du Dich zwar hervorragend mit Steuern auskennst, aber nur einen sehr geringen Einblick in die Betriebswirtschaft hast. Ein Defizit, was Du mit vielen Deiner Kollegen teilst.

Die Zahl meiner Kunden, die in dem Geschäft tätig sind, ist überschaubar, nur hilft es ungemein, sich mit der Thematik und den Branchengegebenheiten auseinanderzusetzen, wenn man die ein oder andere Akquisitionsfinanzierung auf dem Tisch hat, die von diesen Kunden in Angriff genommen wird. Da beschäftigt man sich mit Cashflows, Branchenvergleichen und nicht zuletzt mit der korrekten Interpretation der veröffentlichten und nicht veröffentlichten Zahlen.

Ansonsten fand ich es ziemlich witzig, daß Du mir vorwirfst, von meinem Standpunkt nicht abrücken zu wollen, nachdem es mehr als deutlich wurde, daß Du die veröffentlichten Zahlen nicht richtig verstanden hast und trotzdem auf dem beharrst, was Du eingangs behauptet hast.

Du bist offensichtlich leseunkundig oder -unwillig. Ich sage: Der Branchenverband rechnet die Apotheker durch Ansatz eines Unternehmerlohnes scheinbar arm, indem er dann behauptet, ein Apotheker verdiene nur 33.000 €, da der Unternehmerlohn herauszurechnen sei. Du sagst, Gewinn und Unternehmerlohn stünden dem Apotheker ja beide zur Verfügung. Hm. Irgendwie ist da eigentlich kein Dissens erkennbar.

Aber du sagst, 20 € netto (die du unter Ansatz von 200 Monatsarbeitsstunden errechnest, wobei du die Monatsarbeitsstunden aus der Luft greifst) seien „wenig“, ich sage, das entspricht mindestens einem Facharzt- oder Ingenieurgehalt und sei der gehobenen Mittelschicht zuzurechnen. Hm. Nu überleg mal, wer näher am Leben ist.

Naja, das ist das bei dir mit dem Umsichschlagen in der Defensive. Da wird einfach mal gemutmaßt und wild unterstellt.

Genau das ist nicht der Fall. Zu dieser Interpretation kann man nur kommen, wenn man die Berechnung nicht versteht.

Die sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern am unteren Rand der Realität. Natürlich kannst Du behaupten, daß ein Apotheker nur 8 Stunden am Tag abreißt und das auch nur 5 Tage die Woche, aber das wäre schon ziemlich albern.

Ich sage nicht, daß das wenig ist, sondern in Relation zur Ausbildungsdauer und Verantwortung relativ wenig. Natürlich gibt es andere Berufsgruppen, Arbeitnehmer oder Selbständige, die bei gleicher Ausbildung oder Verantwortung weniger verdienen, aber das ist ja nicht das Thema.

Hm. Nu überleg mal, wer näher am Leben ist.

Wieso Unterstellung? Den Beweis hast Du doch mit Deiner Interpretation der von Dir angeführten Zahlen doch selbst geliefert.

Das ist doch Blödsinn, was du sagst. Hanebüchener Blödsinn. Ich habe gesagt. das Einkommen ist zu berechnen, ohne dass vorher der kalkulatorische Unternehmerlohn abzuziehen ist. Über Vergleichbarkeit von Rechtsformen sprechen wir hier nicht. Dasselbe hast auch du gesagt. Du bist entweder unfähig, zu lesen, oder du interpretierst bösartig fehl, ich vermute mal zweiteres (oder beides vielleicht?).

So, ich bin raus aus der Diskussion denn nun ist die Kindergartenstunde vorbei, du kannst dich jetzt alleine in deine Ecke setzen, mit dem Fuß auf den Boden stampfen und lauthals zur Kindergärtnerin brüllen „ICH HABE ABER RECHT!“

Wie ich sagte: Du hast denn Sinn der Rechnung nicht verstanden. An sich nicht schlimmer, aber darauf zu beharren, daß Du es verstanden hast, um gleichzeitig immer wieder zu beweisen, daß dem nicht so ist, ist schon lustig. Ein einfaches „ah, OK, so verhält sich das“ hätte vollkommen ausgereicht.

Ich zitiere noch einmal einen Artikel von oben:

Und genau das ist eben nicht die Aussage. Was sich eben auch erschließt, wenn man a) das Konzept hinter der Rechnung verstanden und b) den Rest des Artikels gelesen hätte (wobei a) und b) natürlich zusammenhängen). Der Witz ist nämlich, daß der Artikel nicht für das allgemeine Publikum gedacht war (das die Rechnung natürlich falsch verstehen könnte), sondern in einer Branchenzeitschrift erschien - also normalerweise von Leuten, die sich mit der (branchenspezifischen) Interpretation von betriebswirtschaftlichen Abrechnungen auskennen.

Aber natürlich kannst Du weiter rumrennen und behaupten, Apotheker würden ihre Einkommen künstlich runterrechnen, damit sie ganz doll arm aussehen, und in Wirklichkeit klotzig verdienen. Du wirst nur weiterhin damit rechnen müssen, daß ich Dich korrigiere - und wenn Du Dir noch hundertmal neue Benutzerkonten zulegst.