Hallo,
was ist die Appellstruktur des Textes im Sinne von W. Iser?
Ist es der Appell, dass ich - der Leser - die verschiedenen
Leerstellen im Text füllen und somit Bedeutungen erzeugen
soll?
Ganz genau! Lesen ist bei Iser gleich Handlung, also nicht bloß Rezeption. Der Text appeliert an den Leser aufgrund seiner Struktur (Leerstellen etc.), die Handlung („Aktualisierung von Sinn“) zu vollziehen.
Zudem die Frage: Habt ihr noch Ideen für Kritik an seiner
Rezeptionsästhetik? Mir ist spontan eingefallen, dass es eine
Entwertung des Autors zugunsten der Aufwertung des Lesers
gibt. Darüber hinaus habe ich gelesen, dass der literarische
Text dann nicht mehr die vom Autor intendierte Bedeutung
erhält, sondern die vom Leser…
Bei ersterem Argument würde ich zustimmen und die Aufwertung des Lesers zu Ungunsten des Werks (als Kunstwerk)hinzufügen.
Bei letzterem Argument ist jetzt halt die Frage, inwieweit es kritikwürdig ist. Die vom Autor intendierte Bedeutung kennt streng genommen nur der Autor selbst. Möchte er, dass seine Leser die Bedeutung in seinem Sinne erfassen, muss er jedem seiner Werke Erläuterungen beifügen. Einige Autoren haben dies im Nachhinein getan, andere nicht. Ist die Interpretation durch die Leser in letzterem Falle automatisch falsch? Was, wenn ein Leser dem Werk mehr Bedeutung beimessen kann, als eigentlich vom Autor intendiert? Dies scheint bei der Kafka-Interpretation immer wieder der Fall zu sein:wink:. Gibt es Bedeutung ohne Leser? Alles Fragen, die nicht so leicht zu beantworten sind, daher halte ich dein letztes Argument für nicht stark genug.
Vielen Dank und viele Grüße,
Julia
Ebenso
Dine